Dass viele Menschen unter einer verzerrten Körperwahrnehmung leiden und sich selbst in einem schlechteren Licht sehen als andere, weißt du bestimmt. Vielleicht bist du selbst auch davon betroffen. Oft sehen sich diese Personen als unförmig oder missgestaltet an, obwohl sie es gar nicht sind. Diese Problematik geht oft mit Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie her [1]. Insbesondere der Einfluss der sozialen Medien ist immens, da die dort dargestellten Schönheitsideale viele Menschen unter Druck setzen. Viele Menschen streben danach, diesen Idealen zu entsprechen und manche probieren besonders für den Gewichtsverlust teils gefährliche Methoden aus. Personen, die viel Zeit auf den sozialen Medien verbringen, sind gefährdeter für eine verzerrte Körperwahrnehmung als andere [2].
Menschen mit chronischen Erkrankungen neigen eher dazu, ein negatives Bild ihres eigenen Körpers zu haben als gesunde Personen [4]. Das haben Forscher:innen anhand einer Metaanalyse herausgefunden, in welche insgesamt 330 Studien zum Thema einbezogen wurden [5]. Personen mit Krankheiten wie Skoliose, Übergewicht, Diabetes und Asthma haben eine weniger positive Wahrnehmung ihres eigenen Körpers als gleichaltrige, gesunde Menschen. Auch das Selbstbewusstsein ist bei chronisch Kranken geringer ausgeprägt, wobei Frauen* häufiger davon betroffen sind als Männer*.
Wie du weißt, ist auch die Endometriose eine chronische Erkrankung und kann einige Einschränkungen mit sich bringen. Dass Betroffene oft unzufrieden mit ihren Körpern sind, war in der Medizin bereits bekannt [6]. Es wurde jedoch noch nicht untersucht, inwiefern sich die Körperwahrnehmung von Erkrankten von der gesunder Menschen unterscheidet. Dies hat eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2022 untersucht [7]. Durchgeführt wurde sie in Australien mit zwei Gruppen, den Betroffenen und den Gesunden. Die Teilnehmenden füllten einen Fragebogen zu den Themen Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und Einfluss der Schmerzen darauf aus. Es zeigte sich, dass die Personen mit Endometriose eine deutlich negativere Körperwahrnehmung hatten. Außerdem korrelierte die Stärke der Schmerzen mit der Zufriedenheit: Je stärker der Schmerz, desto unzufriedener war die Person mit ihrem Körper. Darüber hinaus leiden von Endometriose Betroffene häufiger an Depressionen als Gesunde [8]. Das wird besonders dann deutlich, wenn eine weitere chronische Erkrankung hinzukommt. Die Endometriose bringt häufig Begleiterkrankungen mit sich, welche entweder aus der Endometriose resultieren oder aus anderen Gründen auftreten. Gerade Darm- und autoimmune Schilddrüsenerkrankungen (zum Beispiel Hashimoto-Thyreoiditis) treten oft auf [9]. Besonders, wenn die zusätzliche Erkrankung unangenehme Beschwerden wie Durchfall oder Blähungen mit sich bringt, kann sie Betroffene im Alltag schnell einschränken. Auch Sterilität und ungewollte Kinderlosigkeit sind enorm belastend und tragen zusätzlich zu dem Gefühl bei, nicht gut genug zu sein oder führen zu einer Wut auf den eigenen Körper. Schließlich funktioniert er dann nicht so, wie man es sich wünschen würde.
Die Schmerzen sind, wie schon erwähnt, ein zentraler Aspekt der Endometriose. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass von Endometriose Betroffene besonders unter Schmerzen im Beckenbereich leiden und diese die Körperwahrnehmung maßgeblich negativ beeinflussen [11]. Daher ist es wichtig, diese Schmerzen so weit wie möglich zu lindern. Zunächst einmal helfen Schmerzmittel sehr gut dagegen. Es konnte gezeigt werden, dass die Medikamentengruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika eine sehr gute Wirkung dagegen haben können. Dazu gehören zum Beispiel Ibuprofen und Diclofenac [12]. Auch Akupunktur, eine Methode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, scheint einen positiven Effekt zu haben. Zu diesem Schluss kommt eine Metaanalyse von insgesamt 10 Studien zu dem Thema [13]. Das ist allerdings nicht das Einzige, was die Endometriose so mit sich bringen kann. Eines der für viele besonders unangenehmen Symptome ist der sogenannte „Endo-Belly“, also ein Endometriose-Bauch. Dabei sorgt eine Ansammlung von Gas in Kombination mit der Entzündung in der Bauchhöhle für einen aufgeblähten Bauch. Dieser taucht insbesondere kurz vor und während der Periode auf. Das ist nicht nur unangenehm und teilweise auch schmerzhaft, sondern stört viele zusätzlich deswegen, weil der Bauch dicker aussieht als er eigentlich ist. In den letzten Monaten gab es dazu auf Social Mediaeine regelrechte Bewegung, bei welcher viele Betroffene Fotos ihrer Endo-Bellys posteten. Zu sehen, dass viele andere das gleiche Problem haben wie man selbst, ist tröstend und hilft auch dabei, selbstbewusster damit umzugehen. Es ist gut, sich in Erinnerung zu rufen, dass sehr schlanke Bäuche generell die Ausnahme sind und dass man bei Endometriose oft nicht viel gegen einen geblähten Bauch tun kann. Er gehört einfach dazu. Um den Endo-Belly ein wenig zu reduzieren, kann eine Ernährungsumstellung helfen [10]. Da viele Personen neben der Endometriose auch andere Beschwerden wie das Reizdarmsyndrom haben, ist es hilfreich, verschiedene Ernährungsweisen auszuprobieren, beispielsweise die FODMAP-Diät. Diese soll dabei helfen, herauszufinden, welche Lebensmittel man gut verträgt und welche für Blähungen und andere Verdauungsbeschwerden sorgen. Während der Periode ist der Darm zudem oft besonders anfällig, sodass Betroffenen eher eine leichte Kost guttun könnte. Am besten ist es, auszuprobieren, was für einen selbst am besten funktioniert. Und wenn nichts gegen den Endo-Belly hilft: die Betroffenen sind damit nicht alleine, und nobody’s perfect. Auch, wenn die Medien uns das gerne so vermitteln.
Da der Darm eng mit dem Gehirn zusammenarbeitet und sich ein Ungleichgewicht in der Darmflora oder eine mangelhafte Darmgesundheit auf die Ausgeglichenheit auswirken und sogar Depressionen verschlechtern kann, ist eine gesunde Ernährung enorm wichtig [14]. Auch regelmäßige Bewegung hilft dir dabei, dich wohl in deiner Haut zu fühlen und ist nebenbei sehr gesund für deinen Körper. Das gleiche gilt für ausreichenden Schlaf. Am besten probierst du es aus und findest heraus, was für dich funktioniert und wie du dich am wohlsten fühlst – denn das ist am Ende das, worauf es ankommt.
Viele Faktoren können deine Körperwahrnehmung beeinflussen. Seien es die Medien mit ihren unrealistischen Schönheitsidealen oder die Schmerzen, welche dich für ein paar Tage ans Bett binden. Es ist nicht einfach, über diesen Dingen zu stehen. Mach dir immer wieder bewusst, dass es keine perfekten Menschen gibt und dass die meisten Fotos bearbeitet wurden. Jeder hat schlechte Tage, und jeder hat mal einen Blähbauch oder einen Pickel im Gesicht. Und wenn es wieder so ein Tag ist und du dich über deinen Endo-Belly ärgerst, schau dir doch einmal die Posts und Fotos zu dem Thema an. Es wird dir sicher besser gehen, wenn du merkst, dass es sehr vielen Betroffenen so geht. Davon abgesehen solltest du dir viel Zeit für dich und dein Wohlergehen nehmen und ausprobieren, was dir guttut. Ob du dir ein entspannendes Bad einlässt oder dich beim Sport auspowerst – die Hauptsache ist, dass es dir hilft, dich selbst in einem positiven Licht zu sehen. Am Ende des Tages bist du nicht die Endometriose, sie ist nur ein Teil von dir. Daher: Kopf hoch! Sei stolz auf dich und das, was du leistest. Und sei nicht so streng mit dir selbst. Du darfst und sollst dich selbst und deinen Körper gernhaben.
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