Was Endometriose mit der Darmflora zu tun hat
Eine gesunde Darmflora stärkt die Gesundheit und Körperfunktionen mehr, als man ahnt. Und so ist es logisch, dass eine veränderte Darmflora auch ungeahnte negative Auswirkungen hat. Auch oder gerade bei Endometriose ist es wichtig, auf eine gesunde Darmflora zu achten, denn auch das Mikrobiom, die Gesamtheit aller im Darm befindlichen Mikroorganismen, ist am Hormonhaushalt nicht unbeteiligt.
Die Darmflora ist Teil des Immunsystems
Eine gesunde Darmflora trägt zu einem gesunden Allgemeinzustand wesentlich bei. Der Darm ist der größte Teil des menschlichen Immunsystems. Im menschlichen Darm „wohnen“ mehr als 10 hoch 14 (eine Eins mit 15 Nullen) Mikroorganismen. Nicht jeder Mensch hat dieselbe Darmflora, jeder hat seinen eigenen „Darmflora – Fingerabdruck“, der sich aus ca. 800 bis 1000 verschiedenen Mikroorganismen zusammensetzt.
Je mehr man sich mit seinem Darm und dessen Funktionen beschäftigt, desto klarer wird, dass man das natürliche „Ökosystem“ unseres Körpers im Darm so wenig wie möglich stören sollte. Ernährungsumstellung, Stress, Präbiotika oder Antibiotika verändern im Alltag auch bei gesunden Menschen die Darmflora. Forscher konnten darüber hinaus bei vielen Erkrankungen, auch Endometriose, eine veränderte Darmflora feststellen.
Folgen gestörter Darmflora
Ist die Darmflora verändert oder geschädigt, so kann der Darm seine Aufgaben nicht mehr so effektiv wie ursprünglich ausüben. Die Verdauung kann gestört sein und es kann zu einer gestörten Aufnahme von Vitaminen, Kohlehydraten, Aminosäuren und Mineralstoffen kommen, was weitere Folgen hat, zum Beispiel:
- Gestörte Wundheilung
- Haarausfall
- Stimmungsschwankungen
- Eingerissene Mundwinkel und andere Hautprobleme
- Anämie
In Tierversuchen fand man heraus, dass die Darmflora sogar Stimmungen beeinflussen kann. Dazu wurden Mäusen mit keimfreiem Darm die Darmflora von besonders ängstlichen Tieren eingepflanzt – und aus den einstigen „Normalmäusen“ wurden „Angstmäuse“! Umgekehrt funktionierte es auch: Man konnte durch Verpflanzung entsprechender Darmflora ängstliche Mäuse mutig machen! Inwieweit solche Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, ist noch nicht ganz klar. Erste Ergebnisse sprechen aber stark dafür, dass auch beim Menschen eine gestörte Darmflora zu z.B. Depressionen führen kann.
Endometriose und Darmflora
In einer Metastudie wurden die Ergebnisse zum Thema „Endometriose und Darmflora“ aus 18 verschiedenen wissenschaftlichen Studien analysiert. Dabei konnte festgestellt werden, dass Endometriose-Patientinnen eine im Vergleich zu gesunden Frauen veränderte Darmflora haben.
Dabei gilt zu beachten, dass Endometriose durch eine veränderte Darmflora verstärkt werden kann, aber auch die Darmflora selbst durch mögliche Veränderungen der Darmschleimhaut durch die Endometriose verändert werden kann. Das Verhältnis von Darmflora und Endometriose ist also bidirektional: Die Darmflora beeinflusst Endometriose und Endometriose beeinflusst die Darmflora. Doch wie?
Das Mikrobiom ist auch an der Bildung verschiedenster Hormone beteiligt, unter anderem Östrogen. Ist die Darmflora verändert, wirkt sich das auch auf die Hormone aus. Im Fall von Endometriose führt das veränderte Mikrobiom zu erhöhten Östrogenspiegeln. Ein hoher Östrogenspiegel wirkt wie eine Art Wachstumsreiz für Endometrioseherde und somit kann eine gestörte Darmflora Endometriose fördern.
Endometriose führt zu Entzündungen und auch da spielt die Darmflora eine Rolle: ist das Mikrobiom verändert, können durch die „falschen“ Darmbakterien auch Entzündungsprozesse gefördert werden. Eine gesunde Darmflora hilft demnach gegen Entzündungsprozesse.
Da der Darm der größte Teil des menschlichen Immunsystems darstellt, ist es auch in dieser Hinsicht wichtig, für eine gesunde Darmflora zu sorgen. Ein geschwächtes Immunsystem kann Endometriose verstärken.
Wie bereits eingangs erwähnt, sorgt eine gesunde Darmflora zu guter Letzt auch für eine starke Psyche und natürlich auch für eine gute Verdauung. Zusammengefasst bedeutet das für Endometriose, dass eine gesunde, ausgewogene Darmflora
- den Östrogenspiegel harmonisieren
- Entzündungen lindern
- die Psyche stärken
- die Verdauung regulieren und
- das Immunsystem verbessern kann.
Da sich Endometriose und Darmflora gegenseitig bedingen können, ist es wichtig, mit der Ernährung dafür zu sorgen, dass das natürliche Mikrobiom so vielfältig und gesund wie möglich ist.
Darmflora mit Ernährung stärken
Eine darmgesunde Ernährung stärkt die Darmflora und kann dadurch bei vielerlei Beschwerden helfen oder diesen vorbeugen. Eine Ernährung, die eine gesunde Darmflora fördert, ist somit nicht nur für den Darm gesund, sondern für den gesamten Organismus, insbesondere auch bei Endometriose.
Dazu musst du keine Präbiotika in Tabletten schlucken und auch keine teuren Spezialprodukte mit links- oder rechtsdrehenden Milchsäurebakterien verzehren. Darmgesunde Ernährung hat nichts mit „functional food“ zu tun, sondern mit allgemein gesunder Ernährung. Folgende Bestandteile sind dabei wichtig, um den Aufbau einer gesunden, starken Darmflora zu fördern und diese zu erhalten:
Ballaststoffe
Ballaststoffe „füttern“ die gesunde Darmflora und sind ein absoluter Grundbaustein von darmgesunder Ernährung. Ballaststoffe sind in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten enthalten. Doch Achtung:
Wenn du bisher mit deiner täglichen Ernährung wenig Ballaststoffe aufgenommen, also hauptsächlich Weißmehlprodukte und wenig Obst und Gemüse gegessen hast, erhöhe bitte die Ballaststoffmenge nur langsam, da eine plötzliche hohe Aufnahme von Ballaststoffen von der „verarmten“ Darmflora nicht richtig verarbeitet werden kann und zu Verdauungsbeschwerden führen kann. Im schlimmsten Fall wird der „Endobelly“ noch verstärkt und das ist sicherlich nicht Sinn der Sache. Erhöhe daher nur schrittweise die Ballaststoffzufuhr, damit sich dein Darm langsam daran gewöhnen kann und nicht überfordert wird. Die gesunde Darmflora braucht Zeit, um sich zu bilden!
Um mehr Ballaststoffe, aber auch Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe aufzunehmen, solltest du grundsätzlich darauf achten, dass deine Getreideprodukte aus Vollkornmehl hergestellt sind. Das umfasst alle Backwaren wie Brot, Kekse und Kuchen, aber auch Nudeln oder Cerealien. Bevorzuge auch Vollkornreis statt poliertem, weißen Reis.
Vollkornprodukte haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie für eine lange anhaltende Sättigung sorgen und daher auch Heißhungerattacken vorbeugen. Eine darmgesunde Ernährung könnte schon morgens mit Haferflocken oder einem Vollkornbrötchen beginnen.
Auch Obst und Gemüse sowie insbesondere Hülsenfrüchte enthalten gesunde Ballaststoffe. Warum Obst und Gemüse bei Endometriose grundsätzlich wichtig sind, erfährst du hier: Obst und Gemüse bei Endometriose
Milchsäurebakterien
Milchsäurebakterien unterstützen eine gesunde Darmflora. Dazu musst du nicht die teuren probiotischen Milchprodukte kaufen, die in der Werbung als gesundheitsfördernd angepriesen werden. Auch Kapseln oder Tabletten mit Hefe, Milchsäurebakterien und anderen Zusätzen sind unnötig, denn darmgesunde Ernährung geht ganz ohne Nahrungsergänzungsmittel! Grundsätzlich sind Nahrungsergänzungsmittel kritisch zu sehen: Nahrungsergänzungsmittel bei Endometriose
Eine abwechslungsreiche Zufuhr von Milchsäurebakterien aus verschiedenen Lebensmitteln tut es genauso gut und ist wesentlich billiger: fettarmer Naturjoghurt verschiedener Joghurtkulturen („mild“ oder „Griechisch“…), Sauerrahm, Dickmilch, aber auch (rohes) Sauerkraut, saure Gurken und Kimchi enthalten Milchsäurebakterien. Getränke mit solch verdauungsfördernden Milchsäurebakterien sind zum Beispiel Brottrunk, Sauerkrautsaft und andere milchsauer vergorene Gemüsesäfte, Kefir, Ayran und Trinkjoghurt, aber bitte aber immer ohne Zucker! Wenn du dir unsicher bist, ob dir Milchprodukte bei Endometriose guttun, erfährst du hier mehr: Milchprodukte bei Endometriose
Auch vegane Milchprodukte enthalten gesunde, pflanzliche Milchsäurebakterien!
Kein Alkohol
Schon geringe Mengen Alkohol können die Darmzellen und auch die Darmflora negativ beeinflussen. Es gibt einige Studien, die zeigen konnten, dass das Risiko, an Endometriose zu erkranken, mit dem Alkoholkonsum steigt. Allerdings sahen drei Studien auch keinen Zusammenhang zwischen Alkohol und Endometriose, sodass noch weiter geforscht werden muss, um eine belastbare Aussage treffen zu können. Grundsätzlich ist Alkohol jedoch ein Zellgift und sollte daher nur in geringen Mengen konsumiert werden, ganz unabhängig von Endometriose und gesunder Darmflora.
Wenig Zucker
Studienergebnisse haben gezeigt, dass ein hoher Zuckerkonsum solche Bakterien der Darmflora vermehrt, welche Entzündungsprozesse im Körper fördern. Da Endometriose zu Entzündungen führt, solltest du darauf achten, genau diese Darmbakterien nicht zu unterstützen und durch weitgehenden Zuckerverzicht deren Anzahl zu reduzieren. Bisher wird noch geforscht, ob es einen Zusammenhang von Zucker in der Ernährung und dessen Auswirkungen auf Endometriose gibt oder nicht. Grundsätzlich hat Zucker jedoch, völlig unabhängig von deinen Beschwerden, nichts in einer gesunden Ernährung zu suchen, denn er fördert unter anderem die „falschen“ Darmbakterien.
Eine Ernährung, die eine gesunde Darmflora fördert, ist
- hauptsächlich pflanzlich und somit
- ballaststoffreich durch
- viel Obst und Gemüse und
- viele Vollkornprodukte.
Sie ist auch
- zuckerfrei,
- reich an diversen Milchsäurebakterien und
- alkoholfrei.
Mit einer gesunden Ernährung, die eine gesunde, starke Darmflora bildet, fördert und erhält, kannst du dafür sorgen, dass das Wachstum von Endometrioseherden gehemmt, Entzündungen gelindert und das Immunsystem und deine Psyche gestärkt werden. Und so ganz nebenbei kann sich auch die Verdauung regulieren.
Referenzen
- The Gut Microbiota and Inflammation: An Overview – PubMed (nih.gov)
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5564533/
- High Intake of Sugar and the Balance between Pro- and Anti-Inflammatory Gut Bacteria (nih.gov)
- Potential involvement of the immune system in the development of endometriosis (nih.gov)
- Was Endometriose mit der Darmflora zu tun hat - 12. Mai 2022
- Mandelmilch selbst herstellen - 9. Oktober 2021
- Milchreis: kreativ, vegan und glutenfrei - 7. Oktober 2021