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Pflege und Adoption mit chronischer Erkrankung





25.04.2024


Pflege und Adoption mit chronischer Erkrankung


3 Min. Lesezeit


In vielen Lebensbereichen stellt eine chronische Erkrankung wie Endometriose eine Herausforderung dar. Vor allem dann, wenn es darum geht eine Familie mit Kind zu gründen. Ganz egal, auf welche Weise dies auch passiert. Auch die Entscheidung, ein Pflege- oder Adoptivkind aufzunehmen, ist da keine Ausnahme. Dabei spielen zahlreiche Überlegungen eine Rolle: Angefangen von den rechtlichen Vorgaben der Behörden bis hin zu den persönlichen Fragen, die man sich selbst stellen sollte. In diesem Beitrag möchten wir uns näher damit befassen, welche Aspekte bei der Aufnahme eines Pflege- oder Adoptivkindes zu beachten sind – persönlich wie bürokratisch. 


Inhalt:

Rechtliche und behördliche Vorgaben

Fragen, die man sich selbst stellen sollte 

Fazit



Inhalt:

        1. Rechtliche und behördliche Vorgaben
        2. Fragen, die man sich selbst stellen sollte
        3. Fazit


Rechtliche und behördliche Vorgaben

Rechtliche und behördliche Vorgaben


Eine Familie mit Kind zu gründen ist eine große Verantwortung. Kein Wunder also, gibt es hier Regeln und Vorgaben, die es einzuhalten gilt. Dabei geht es ganz sicher nicht darum potenziellen Pflege- oder Adoptiveltern das Leben schwer zu machen. Vielmehr steht hier das Wohl des Kindes im Vordergrund.  Bevor du dich für die Aufnahme eines Pflege- oder Adoptivkindes entscheidest, ist es wichtig, diese rechtlichen Vorgaben und behördlichen Richtlinien zu kennen.  

Diese können je nach Bundesland und Kommune unterschiedlich sein. Daher ist es ratsam, dass du dich im Vorfeld eingehend darüber zu informierst. In vielen Fällen müssen potenzielle Pflege- oder Adoptiveltern bestimmte Kriterien erfüllen, um als geeignet angesehen zu werden. Dazu gehören unter anderem: 

  1. Gesundheitszustand: Einige Behörden verlangen von den potenziellen Eltern, dass sie körperlich und geistig gesund sind, um für das Wohl des Kindes sorgen zu können. Dabei kann der Gesundheitszustand im Rahmen einer medizinischen Untersuchung oder einer ärztlichen Bescheinigung überprüft werden. Hauptsächlich geht es hier darum, dass die potenziellen Eltern keine lebensverkürzende Erkrankung haben. Also hier schon einmal Entwarnung: Endometriose, PMS, Adenomyose, Dysmenorrhoe und Co. zählen dazu nicht!
  2. Finanzielle Stabilität: Pflege- oder Adoptiveltern müssen oft nachweisen, dass sie über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um für das Kind zu sorgen. Dies kann unter anderem durch Einkommensnachweise oder Vermögensaufstellungen erfolgen. Zwar bekommt man bei der Aufnahme eines Pflegekindes das sogenannte Pflegegeld, aber es muss natürlich sichergestellt sein, dass die potenziellen Eltern das Kind nicht aus finanziellen Anreizen bei sich aufnehmen.
  3. Stabilität des familiären Umfelds: Die Behörden prüfen auch die Stabilität des familiären Umfelds, einschließlich der Wohnverhältnisse und der Beziehung der potenziellen Eltern zueinander. Ist genug Platz da für ein Kind im Haushalt? Wie ist die Beziehung der möglichen Eltern zueinander? Pflege- und Adoptivkinder haben in ihrem Leben mindestens schon einen schweren Verlust hinnehmen müssen. Daher möchte man von behördlicher Seite möglichst sicherstellen, dass das neue Umfeld so stabil wie möglich ist. Es geht dabei aber nicht darum, ob du schon ein voll ausgestattetes Kinderzimmer hast oder ob du und dein Beziehungsmensch euch nie streitet. Es geht vielmehr darum, zu schauen, ob der Platz ausreicht und ob ihr eine gesunde Beziehung führt.
  4. Erziehungsfähigkeit: Es wird erwartet, dass Pflege- oder Adoptiveltern in der Lage sind, für die Erziehung und Entwicklung des Kindes angemessen zu sorgen. Hierbei kann es auch eine Rolle spielen, ob die Eltern über Erfahrungen im Umgang mit Kindern verfügen. Überlege dir also: Gibt es Kinder in deinem Umfeld? Wie nahe stehst du diesen? Kann man davon ausgehen, dass du eine Vorstellung hast ein Kind zu erziehen?

Ganz wichtig zu betonen ist an dieser Stelle: Das Wohl des Kindes sollte die oberste Priorität aller beteiligten Personen sein. Es geht nicht darum, dass die Behörden mögliche Eltern schikanieren möchten oder gar abschrecken. Es ist eben der Prozess, mit dem versucht wird, das Wohl des Kindes an erste Stelle zu rücken. Wie genau das Ganze in deiner Kommune aussieht, suchst du am besten auf der Webseite des zuständigen Jugendamts. 

Hast du schon in unseren Podcast “Endometriose verstehen” reingehört? In diesem Monat sprechen wir über das Thema “Pflege und Adoption mit chronischer Erkrankung” mit Laura, die diesen Weg gerade gemeinsam mit ihrem Partner geht.

Fragen, die man sich selbst stellen sollte

Fragen, die man sich selbst stellen sollte


Neben den behördlichen Vorgaben gibt es auch eine Reihe von Fragen, die du dir selbst stellen solltest, wenn du mit dem Gedanken spielst ein Pflege- oder Adoptivkind aufzunehmen. Diese Fragen können dir dabei helfen, deine eigene Situation realistisch einzuschätzen und mögliche Herausforderungen zu erkennen: 

  1. Wie beeinflusst meine Erkrankung meinen Alltag? Es ist wichtig, ehrlich zu reflektieren, wie sich z.B. die Endometriose auf dein tägliches Leben auswirkt, einschließlich der körperlichen und emotionalen Belastungen. Sei ehrlich zu dir selbst und sprich auch mit deinem Beziehungsmenschen, so du einen hast. Eine solche Überlegung kann verschiedene Ausgänge nehmen. Entweder der Kinderwunsch bleibt bestehen. Dann frage dich, wo und in welcher Form du Unterstützung brauchen könntest. Oder du kommst zu dem Schluss, dass du auch ohne Kind ein erfülltes Leben führen kannst und du deine ganze Energie für dich selbst aufbringen möchtest. Auch das ist vollkommen ok.
  2. Bin ich in der Lage, für ein Kind zu sorgen? Dies umfasst nicht nur die physische, sondern auch die emotionale und finanzielle Belastung, die mit der Kindererziehung einhergeht. Vielleicht kennst du es schon von Eltern in deinem Umfeld. Schlaflose Nächte lassen die Nerven blank liegen und es sind vielleicht auch nicht mehr so viele Urlaube drin wie zuvor. Bist du bereit dich diesen Dingen zu stellen?
  3. Habe ich ausreichend Unterstützung? Es kann hilfreich sein, ein unterstützendes Netzwerk aus Familie, Freunden und gegebenenfalls professionellen Helfern aufzubauen, um in schwierigen Situationen Unterstützung zu erhalten. In den meisten Fällen gibt es für zukünftige Pflege- oder Adoptiveltern vorbereitende Veranstaltungen. Diese sind extrem wichtig, um über die vielen unterschiedlichen Aspekte dieser besonderen Form der Familienwerdung gut informiert zu sein. Im Falle von Pflegefamilien steht das Jugendamt auch noch im weiteren Verlauf unterstützend zur Seite und kann gegebenenfalls an Expert:innen weitervermitteln. Hier ist ganz wichtig zu sagen: Sich Hilfe zu suchen, ist kein Zeichen der Schwäche. Im Gegenteil es zeigt, dass du reflektiert und mutig bist.
  4. Für was bin ich alles offen und bereit? Das ist eine ganz essentielle Frage, wenn man sich dazu entscheidet Pflege- oder Adoptiveltern zu werden. Aber was ist damit überhaupt gemeint? Vor der Aufnahme eines Kindes, egal ob zur Adoption oder Pflege, wird das Jugendamt folgende Fragen stellen: Können sie sich vorstellen ein Kind mit (leichter oder auch mehrfacher) Behinderung bei sich aufzunehmen? Können sie sich vorstellen Geschwisterkinder aufzunehmen? Können sie sich vorstellen ein Kind aufzunehmen, das ganz eindeutig nicht wie sie aussieht? Sei bei der Beantwortung dieser Fragen zu 100 Prozent ehrlich. Zum einen zu dir selbst, zum anderen natürlich gegenüber dem Jugendamt. Du musst dich hier für nichts schämen.


Wusstest du, dass es auch in Sachen Pflegekinder einen Pflegenotstand gibt? Leider fehlen in den meisten Kommunen massiv Pflegeeltern, weshalb viele Kinder in Einrichtungen verbleiben müssen.


Fazit

Fazit


Die Entscheidung, ein Pflege- oder Adoptivkind aufzunehmen, ist eine bedeutende und persönliche Wahl, die gut überlegt sein sollte. Insbesondere wenn man an einer chronischen Erkrankung wie Endometriose leidet. Es ist wichtig, die rechtlichen Vorgaben und behördlichen Richtlinien zu kennen und sich selbst kritisch zu hinterfragen, um sicherzustellen, dass man für die Verantwortung als Elternteil bereit ist. Am besten informierst du dich ganz unverbindlich bei den zuständigen Behörden in deiner Stadt und gehst einen Schritt nach dem anderen. 



  1. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 2024. “Adoption.” https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/kinderwunsch-adoption/adoption (Zugriff am 24.04.2024)
  2. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 2024. “Pflegefamilien.” https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/pflegefamilien (Zugriff am 24.04.2024)



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Meike Fischer

Medizinjournalistin

Meike ist wissenschaftliche Redakteurin im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Gesundheitsförderung für Personen mit Endometriose, Adenomyose und Regelschmerzen ist ihr Herzensthema. Für sie bedeutet das nämlich auch Empowerment.



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Meike Fischer

Seit 2021 arbeite ich nun schon für die Endo-App und es ist einfach mein Herzensthema! Zum einen habe ich seit einiger Zeit den Verdacht, selbst Endometriose zu haben. Zum anderen bedeutet Gesundheitsförderung, vor allem bei Personen mit Endometriose, für mich auch Empowerment – ein Thema, was mir ebenfalls sehr am Herzen liegt.

veröffentlicht von
Meike Fischer

 

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