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Endometriose, Eizellenqualität und ovarielle Reserve




16.04.2024


Endometriose, Eizellenqualität und ovarielle Reserve


7 min. Lesezeit


Endometriose ist ein schweres Schicksal und kann belasten. Auch oder gerade wenn du den Wunsch hast, schwanger zu werden, kann Endometriose dir viele Steine in den Weg legen. Es stimmt aber nicht, dass es unmöglich ist, mit Endometriose ein Kind zu bekommen! 

Ganz im Gegenteil: Es ist grundsätzlich auf jeden Fall möglich. Lediglich die Wahrscheinlichkeit kann im Einzelfall verringert sein. In diesem Artikel erfährst du, was es eigentlich mit der Eizellqualität und der ovariellen Reserve auf sich hat, wie sie durch Endometriose beeinflusst werden, und was das mit der Chance schwanger zu werden macht. 


Inhalt:

Endometriose und Unfruchtbarkeit

Eizellqualität und ovarielle Reserve – was ist das?

Endo und Eizellqualität

Endo und unerfüllter Kinderwunsch – was tun?

Und jetzt?



Inhalt:

        1. Endometriose und Unfruchtbarkeit
        2. Eizellqualität und ovarielle Reserve – was ist das?
        3. Endo und Eizellqualität
        4. Endo und unerfüllter Kinderwunsch – was tun?
        5. Und jetzt?



Endometriose und Unfruchtbarkeit

Endometriose und Unfruchtbarkeit


Endometriose wirkt sich auf viele Bereiche des Lebens aus. Die regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen können den Alltag, Freundschaften, Partnerschaften, den Beruf und eigentlich die ganze Lebensqualität beeinträchtigen.

Es gibt aber auf der anderen Seite auch viele Dinge, die du tun kannst, um dir die Lebensqualität zurückzuholen und dein Leben nach deinen eigenen Wünschen zu gestalten. Eine multimodale Schmerztherapie, die verschiedene Ansätze in sich vereint, ist oft ein wichtiger Teil davon. 

Neben Schmerzen bringt Endometriose aber oft noch andere Schwierigkeiten mit sich. Auch die Fähigkeit, schwanger zu werden, ist manchmal von ihr beeinflusst. Allerdings, und das ist uns ganz wichtig zu betonen, ist es grundsätzlich auf jeden Fall möglich, mit Endometriose schwanger zu werden. 

Nichtsdestotrotz gibt es aber einen Zusammenhang zwischen Endometriose und Unfruchtbarkeit. Ungefähr 50 % aller Frauen, die keine Kinder bekommen können, haben Endometriose [1]. Umgekehrt ist auch die Empfängnisrate – also die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden – bei Endometriose-Betroffenen im Durchschnitt verringert [1].

Wie genau sich die Wahrscheinlichkeit verändert, ist schwierig zu sagen und im Einzelfall immer unterschiedlich. Sie wird von verschiedenen Dingen beeinflusst, zum Beispiel vom Schweregrad der Endometriose, davon, welche Bereiche oder Organe im Körper betroffen sind, und auch, welche Therapieoptionen gewählt werden.

Mehr dazu erfährst du zum Beispiel in diesem Interview mit Dr. Ibrahim 


Die oft gehörte Behauptung „Mit Endometriose kannst du doch gar nicht schwanger werden“ ist falsch.

Es ist möglich, auch mit Endometriose schwanger zu werden. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen das leider nicht möglich ist, aber je nachdem, welche Organe von Endometriose betroffen sind, verändert sich oft nur die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft.

Manchmal führt der Weg zu einer Schwangerschaft mit Endometriose auch über unterstützende Kinderwunschbehandlungen.



Eizellqualität und ovarielle Reserve – was ist das?

Eizellqualität und ovarielle Reserve – was ist das?


Der Erfolg von Kinderwunschbehandlungen und auch die Wahrscheinlichkeit natürlich schwanger zu werden ist maßgeblich von zwei Faktoren abhängig: Die Qualität der Eizellen und ihre Anzahl [4, 5]. Die ovarielle Reserve ist der Vorrat an befruchtungsfähigen Follikeln (also Eizellen) im Eierstock. Sie kann über verschiedene Blutwerte bestimmt werden, von denen das sogenannte Anti-Müller-Hormon das wichtigste ist [4]. 

Die Eizellqualität beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, die Überlebensrate eines ungeborenen Kindes und sogar das Auftreten von Erkrankungen nach der Geburt bis ins Erwachsenenalter [5]. Sie wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, zum Beispiel von den Genen, vom Alter der Mutter, vom Lebensstil oder auch von Erkrankungen wie Endometriose [6].


Endo und Eizellqualität

Endo und Eizellqualität


Endometriose kann sich – muss sich aber nicht – negativ auf die Qualität von Eizellen und damit auf die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, auswirken. Das kann über verschiedene Wege passieren: 

  • Endometriome sind Zysten, die sich in den Eierstöcken bilden können. Diese Zysten können das umliegende Eierstockgewebe beeinträchtigen und die Eierstockreserve verringern, was sich negativ auf die Qualität der produzierten Eizellen auswirken kann. [7]
  • Endometriose kann zu einer chronischen Entzündung im Beckenbereich führen, die die Eierstöcke und die umliegenden Gewebe schädigen kann. Diese Entzündung kann die Eizellreifung beeinträchtigen und die Eizellqualität negativ beeinflussen. [7]
  • Endometriose kann zu Veränderungen im Eierstockgewebe führen, die die Eizellreifung und -qualität beeinträchtigen können. [7]

Bestimmung der Eizellqualität


Wenn die Vermutung vorliegt, dass die Eizellqualität beeinträchtigt ist, dann gibt es mehrere Wege, sie zu messen. Das kann zum Beispiel per Ultraschall geschehen, über die Messung des Anti-Müller-Hormons oder über Gentests. Solche Tests können oft in Zentren durchgeführt werden, die sich auf Kinderwunschtherapien spezialisiert haben.  

Falls die Qualität der Eizellen wirklich durch Endometriose beeinträchtigt ist, dann gibt es oft die Option, die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden, mit einer Kinderwunschtherapie zu erhöhen. 


Wenn du mit Endometriose und schlechter Eizellqualität kämpfst und dir ein Baby wünschst, gibt es Schritte, die du unternehmen kannst, um deine Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern:  

  • Suche dir eine spezialisierte Ärztin oder Arzt, die/der sich auf Reproduktionsmedizin konzentriert hat. Er oder sie kann dir helfen, die beste Behandlungsoption für deine Situation zu finden.
  • Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über die Behandlung deiner Endometriose. Das kann Medikamente, Hormontherapien oder sogar chirurgische Eingriffe umfassen.
  • Überlege, Fruchtbarkeitsbehandlungen wie IVF oder ICSI in Betracht zu ziehen. Diese Techniken können dir helfen, trotz der Herausforderungen durch Endometriose schwanger zu werden.
  • Achte auf eine gesunde Ernährung, bewege dich regelmäßig und finde Wege, Stress abzubauen. Dies kann deine allgemeine Gesundheit und deine Fruchtbarkeit verbessern.
  • Ergänzende Therapien wie Akupunktur, Yoga oder Meditation können dir ebenfalls helfen, dich zu entspannen und deine Fruchtbarkeit zu unterstützen.
  • Suche nach Unterstützung bei Freunden, Familie oder in Selbsthilfegruppen. Es ist wichtig, nicht allein zu sein, während du mit diesen Herausforderungen umgehst.



Endo und unerfüllter Kinderwunsch – was tun?

Endo und unerfüllter Kinderwunsch – was tun?


Wenn du einen Kinderwunsch hast, der unerfüllt ist und du an Endometriose erkrankt bist, gibt es verschiedene Optionen. Zum einen kannst du bei der Wahl deiner Endometriose-Behandlung, sofern dies möglich ist, auf eine Behandlungsoption setzen, die grundsätzlich mit einem Kinderwunsch vereinbar ist.

Dazu haben wir auch einen eigenen Blogbeitrag geschrieben, in dem du dich dazu informieren kannst. Außerdem ist es ratsam, dich auch von deiner Ärztin oder deinem Arzt dazu beraten zu lassen. Insbesondere auf Endometriose spezialisierte Mediziner:innen kennen sich mit der Vereinbarkeit von Endometriose und Kinderwunsch oft gut aus. 


Manchmal kann es auch empfehlenswert sein, eine Kinderwunschtherapie in Erwägung zu ziehen; dazu zählen zum Beispiel die in-vitroFertilisation (IVF) oder die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI).

Bei der IVF wird eine entnommene Eizelle außerhalb des Körpers im Labor mit Samenzellen in einem Reagenzglas zusammengebracht. Wenn die Eizelle erfolgreich befruchtet wurde, wird sie anschließend wieder in die Gebärmutter eingesetzt [2].

Bei der ICSI hingegen wird eine einzelne Samenzelle mit einer sehr feinen Nadel direkt in die entnommene Eizelle eingeführt [3]. Die dann befruchtete Eizelle wird anschließend auch wieder in die Gebärmutter eingesetzt. 


Und jetzt?

Und jetzt?


Endometriose ist kein leichtes Schicksal und kann sich auch auf die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, auswirken. Es ist grundsätzlich möglich, mit Endometriose schwanger zu werden, aber oft ist die Chance dafür geringer.

Wichtig sind unter anderem die Eizellqualität und die ovarielle Reserve. Wenn du einen Kinderwunsch hast, kann es ratsam sein, unterstützende Methoden wie IVF oder ICSI in Erwägung zu ziehen. 

Bleibe aber in jedem Fall optimistisch und lass dir von anderen nichts einreden. Es gibt auch mit Endometriose viele Optionen, die dir offenstehen! Wir wollen unser Bestes dabei tun, dich zu informieren und zu unterstützen, damit du den Weg findest, der zu einem Leben nach deinen ganz eigenen Vorstellungen führt! 



  1. Centini, G., Afors, K., Murtada, R., Argay, I. M., Lazzeri, L., Akladios, C. Y., … & Wattiez, A. (2016). Impact of laparoscopic surgical management of deep endometriosis on pregnancy rate. Journal of minimally invasive gynecology, 23(1), 113-119.
  2. Yale Medicine (n.d.). In Vitro Fertilization. https://www.yalemedicine.org/conditions/ivf#:~:text=•A%20fertility%20procedure%20that,to%20be%20done%20several%20times (aufgerufen am 27.03.2024)
  3. Familienplanung.de (2017). Die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), https://www.familienplanung.de/icsi/ (aufgerufen am 27.03.2024)
  4. Cedars, M. I. (2022). Evaluation of female fertility—AMH and ovarian reserve testing. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 107(6), 1510-1519.
  5. Krisher, R. L. (2004). The effect of oocyte quality on development. Journal of animal science, 82(suppl_13), E14-E23.
  6. Mermillod, P., DalbièsTran, R., Uzbekova, S., Thélie, A., Traverso, J. M., Perreau, C., … & Monget, P. (2008). Factors affecting oocyte quality: who is driving the follicle?. Reproduction in Domestic Animals, 43, 393-400.
  7. C. Zeng, R. Lu, X. Li, Y. Kuai, S. Wang, und Q. Xue, „The presence of ovarian endometrioma adversely affect ovarian reserve and response to stimulation but not oocyte quality or IVF/ICSI outcomes: a retrospective cohort study“, J. Ovarian Res., Bd. 15, Nr. 1, S. 116, Okt. 2022, doi: 10.1186/s13048-022-01042-9.



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Tom Lühmann

Medizinjournalist

Tom ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Global Health Experte und über Freund:innen und Bekannte wurde er auf die Themen Endometriose und Co. aufmerksam. Sein Ziel ist es, Betroffene aufzuklären und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



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Tom Lühmann

Ich bin Tom und arbeite neben meinem Studium gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen im Marketing-Team der Endo-App. Ich bin über Freundinnen, Bekannte und auch mein Studium auf Endometriose aufmerksam geworden und finde es erschreckend, wie wenig bisher dagegen getan und daran geforscht wurde. Ich hoffe sehr mit meiner Arbeit bei der Endo-App einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Betroffene über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden und ihr Leben so leben können, wie sie es möchten.

 

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