Endometriose & Kinderwunsch: Ein Interview mit Dr. Ibrahim

Heute spreche ich mit Dr. Mohamed Ibrahim, dem Experten für Kinderwunsch aus Oldenburg. Es geht um Endometriose und Kinderwunsch und Themen, die damit zusammenhängen.

Dr. Nadine Rohloff: Herzlich willkommen an Dr. Ibrahim oder Mohamed vom Team Kinderwunsch. Du sagst gleich noch ein, zwei Worte zu dir selbst. Aber ich freue mich sehr, dass du heute hier bist, dass wir heute über das Thema Endometriose und Kinderwunsch sprechen. Das ist ein riesiges Thema und ich freue mich immer, einen Experten da zu haben, weil das natürlich ein sehr weites und spezielles Feld ist. Ich freue mich auch sehr, dass du hier bist, weil wir auch schon einmal zusammen in der Uniklinik Münster gearbeitet haben. Aber vielleicht stellst du dich kurz selbst vor.

Dr. Mohamed Ibrahim: Erst einmal vielen Dank für die Einladung, Nadine. Ich freue mich auf dieses Interview, dass wir uns einmal austauschen und die Zuhörenden über das wichtige Thema Endometriose aufklären. Klar, ich kenne dich auch schon sehr lange. Aus der Zeit in der Uniklinik Münster, in dem Endometriosezentrum, wo ich auch tätig war, auch im Kinderwunschzentrum. Das Thema Kinderwunsch mit Endometriose finde ich ganz wichtig. Zu meiner Person, ich bin Mohamed Gamal Ibrahim und ich komme ursprünglich aus Ägypten. Ich habe dort auch meine Facharztausbildung gemacht. Seit knapp elf Jahren bin ich hier in Deutschland. Mein Start war an der Charité im Endometriosezentrum unter der Betreuung von Frau Professor Sylvia Mechsner, eine sehr bekannte Expertin auch für Endometriose. Dort habe ich meine Doktorarbeit über Endometriose und Adenomyose gemacht und bin dann nach Münster umgezogen, wo ich die Weiterbildung in Evolutionsmedizin, also in dem Kinderwunschbereich, gemacht habe. Ich habe für vier Jahre an der Uniklinik Münster gearbeitet. Nach dem Abschluss der Facharztausbildung bin ich zurück nach Berlin gezogen und habe mich dann im Kinderwunschzentrum Magdeburg niedergelassen, wo ich als Kinderwunscharzt gearbeitet habe. Jetzt, seit gut zwei Monaten, bin ich der ärztliche Leiter des Team Kinderwunsch Oldenburg. Mein erster Auftritt hier in der Region Niedersachsen. Ich beschäftige mich seit sieben Jahren sowohl klinisch als auch wissenschaftlich mit dem Thema Endometriose. Ich bin Referent auf internationalen und nationalen Veranstaltungen und Kongressen zum Thema Kinderwunsch und Endometriose.

Über Dr. Ibrahim

Dr. Ibrahim kommt aus Ägypten und hat dort seine Facharztausbildung gemacht. Seit knapp 11 Jahren lebt er in Deutschland. Zuerst hat er im Endometriosezentrum der Charité in Berlin unter der Betreuung von Sylvia Mechsner gearbeitet, wo er auch seine Doktorarbeit zum Thema Endometriose und Adenomyose verfasst hat. Im Anschluss ist er nach Münster gezogen und hat dort eine Weiterbildung in Evolutionsmedizin, d.h. im Bereich Kinderwunsch, gemacht und war vier Jahre an der Uniklinik tätig. Nach Abschluss der Facharztausbildung ist er wieder nach Berlin gegangen und hat im Kinderwunschzentrum Magdeburg als Kinderwunscharzt gearbeitet. Mittlerweile lebt Dr. Ibrahim in Niedersachsen und ist ärztlicher Leiter des Teams Kinderwunsch Oldenburg. Neben seiner Arbeit als Arzt ist er Referent auf nationalen und internationalen Kongressen zum Thema Kinderwunsch und Endometriose.

Dr. Nadine Rohloff: Ja, wunderbar. Geballte Erfahrung sozusagen. Wir fangen einmal ganz allgemein mit dem Thema an. Endometriose und Kinderwunsch, da geht es viel darum, warum es mit Endometriose schwerer ist, schwanger zu werden. Vielleicht kannst du das einmal erklären. Wo liegt überhaupt das große Problem?

Dr. Mohamed Ibrahim: Ich finde die Frage ganz toll, denn das ist das allererste, was ich dem Paar erkläre, welches sich in meiner Sprechstunde vorstellt. Wie funktioniert es überhaupt, auf natürlichem Weg schwanger zu werden? Da spricht man über mehrere Baustellen bei beiden Personen. Die erste Baustelle ist die Scheide, wo die ganzen Spermien beim Sex landen. Dann müssen die Spermien natürlich auch hochschwimmen in die Gebärmutterhöhle. Dann gelangen sie zum Eileiter, wo die Eizelle zum Zeitpunkt des Eisprungs empfangen wird. Ich stelle mir den Eileiter vor wie ein Hotelzimmer. Das muss schon gemütlich sein für die Spermien und für die Eizellen, damit am Ende die Eizelle von einem schönen, hübschen Spermium befruchtet werden kann.  Die muss sich auch wohlfühlen, sich auch teilen für ein paar Tage in dem Eileiter. Dann schwimmt der Embryo, die fortgeschrittene Eizelle zurück und landet in der Gebärmutterhöhle, wo sich der Embryo einnistet. So tritt eine Schwangerschaft normalerweise ein, auf natürlichem Weg. Jetzt im Zusammenhang mit Endometriose. Endometriose heißt, dass sich das Schleimhautgewebe außerhalb der Gebärmutter befindet. Zum Beispiel am Eileiter. Dort sind aktive Herde oder Läsionen, die jeden Monat bluten. Aber das mag der Eileiter nicht, denn das verursacht einen Reiz, Verwachsungen und chronischen Entzündungen. Dann ist das Hotelzimmer nicht mehr gemütlich für die Eizellen und Spermien. Wenn Verwachsungen auftreten, bleibt der Eileiter auch verschlossen. Verschlossene Eileiter können eine Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit sein. Außerdem kann sich die Endometriose an den Eierstöcken einnisten. Dort ist die ganze Eizelle selbst von der Frau vorhanden. Wenn der Eierstock besetzt ist durch eine große Endometriose Zyste, hat die Frau quasi weniger Eizellen. Dann spricht man von weniger Chancen, mehrere Kinder zu haben. Die Endometriose kann man auch an der Scheidenwand finden. Diese ist eine wichtige Baustelle beim Geschlechtsverkehr. Das heißt, es wird auch schmerzhaft beim Sex. Manchmal verzichten die Frauen komplett auf Sex. Dann haben sie auch keinen regelmäßigen Sex. Von daher kann das auch ein Hindernis sein zur Erfüllung des Kinderwunsches.

Dr. Nadine Rohloff: Genau. Wie ist das, wenn andere Stellen außerhalb des Eileiters betroffen sind, zum Beispiel von Adenomyose, oder aber eine Bauchfell-Endometriose vorliegt? Wie sind da die Mechanismen? Ist das auch ein Problem?

Dr. Mohamed Ibrahim: Das sind besondere Arten von Endometriose, vor allem die sogenannte Adenomyose. Adenomyose bedeutet, dass sich die Herde in der Muskelschicht der Gebärmutter befinden. Normalerweise gehören sie aber zu der Gebärmutterhöhle, wo sich die befruchtete Eizelle einnistet. Das Problem mit der verdickten Muskelschicht ist, dass die Gebärmutter davon gereizt wird. Das macht die Stelle nicht so gemütlich für den Embryo. Es gibt mehrere aktuelle Studien, die belegt haben, dass Adenomyose im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für eine Fehlgeburt steht. Ob es da auch einen Zusammenhang mit der verhinderten Einnistung des Embryos in der Gebärmutterhöhle gibt, bleibt weiterhin unklar. So viel einmal zur Adenomyose. Zur Bauchfell-Endometriose – da gibt es mehrere Theorien, dass jeden Monat die Endometrioseherde im Bauch bluten. Dann merkst du, dass der Bauch schneller gereizt wird, was zu Verwachsungen und Schmerzen führt. Wenn die Frau ständig Schmerzen hat, die Regelschmerzen und ein paar Tage vor der Regelblutung, ein paar Tage nach der Regelblutung oder mit dem Zeitpunkt des Eisprungs, ist sie schlecht darauf, vielleicht hat sie auch depressive Verstimmungen. Dann verzichtet sie auch auf Sex, was die Regelmäßigkeit stört. Verwachsungen in der Bauchhöhle können auch zu einem Schnitt und Verschluss der Eileiter führen. Es gibt aber auch andere molekularbiologische Mechanismen in diesen Endometrioseherden. Da sind zunächst viele Faktoren wie Proteine, die die Qualität sowohl der Eizellen als auch der Spermien beeinträchtigen können. Wie ich das jetzt alles erzähle, das sind nur Theorien, eine Hypothese. Es gibt so einen großen Zusammenhang zwischen Endometriose und Kinderwunsch. Aber die Endometriose ist nicht die direkte Ursache des unerfüllten Kinderwunsches. Aber es gibt es einen Zusammenhang, eine Assoziation, aber nicht direkt.

Dr. Nadine Rohloff: Bei der Bauchfell Endometriose meinst du?

Dr. Mohamed Ibrahim: Bei der Bauchfell Endometriose, genau.

Dr. Nadine Rohloff: Jetzt haben wir eine Frage aus der Community bekommen. Ganz allgemein: Gibt es Besonderheiten, die man bei Kinderwunsch mit Endometriose beachten sollte? Ich verstehe das so, dass es auch um unerfüllten Kinderwunsch geht. Aber auch wenn man jetzt gerade den Kinderwunsch hat und man es jetzt versuchen möchte.

Dr. Mohamed Ibrahim: Ich finde das Allerwichtigste in einer Sprechstunde, in dem Kinderwunschzentrum, ist, dass der Kinderwunscharzt oder die Kinderwunschärztin, immer gut zuhört, welche Beschwerden die Patientin schildert. Dass man sie auch auf bestimmte Beschwerden anspricht. Zum Beispiel muss man immer fragen, ob die Betroffenen starke Schmerzen haben, ob sie Schmerzen beim Sex haben, Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen beim Stuhlgang oder es kann auch sein, dass sie auch atypische Schmerzen haben. Unabhängig von der Regelblutung, die immer wieder im Unterbauch auftauchen. Dann denkt man sich automatisch: „Okay, das könnte ein Endometriose Fall sein.“ Dann kommt man zu dem nächsten Schritt und macht die Ultraschalluntersuchungen. Bei dem Ultraschall kann man die Endometriose schnell erkennen. Zum Beispiel eine Endometriose Zyste oder eine Adenomyose. Es gibt heutzutage auch andere Merkmale für die Endometriose, ob die Organe aufeinander verschiebbar sind oder nicht. Dann hat man noch ein zweites zusätzliches Mittel. Somit kann man die Endometriose auch feststellen. Jetzt geht man aber schon in die Kinderwunschbehandlung. Allgemein würde ich sagen, für die individuelle Patientin gibt es keine Besonderheiten, was die Kinderwunschbehandlung angeht. Sondern der Faktor Endometriose muss mitbetrachtet werden für die Festlegung des Fahrplans, wie man in dieser besonderen Situation den Kinderwunsch erfüllen kann.

Dr. Nadine Rohloff: Ja, einfach im Hinterkopf behalten, während man plant. Wie lange sollte ein Kinderwunsch schon bestehen, bevor man sich an ein Kinderwunschzentrum wendet? Und ist die Dauer kürzer oder länger, wenn man Endometriose hat?

Dr. Mohamed Ibrahim: Laut der neuesten Leitlinie, der ESHRE-Leitlinie von der weltweit größten Gesellschaft für Revolutionsmedizin 2020, eigentlich nicht. Wir haben keine besonderen Empfehlungen herausgegeben für Personen mit Endometriose, dass sie sich früher vorstellen sollten als die anderen Frauen in dem Kinderwunschzentrum. Aber man muss immer das Alter betrachten. Zum Beispiel bei einer Frau unter 35, die vor einem Jahr die Pille abgesetzt hat und ihre Regelblutung regelmäßig bekommt, sollte es erst einmal etwa ein Jahr versuchen, bevor sie zu uns kommt. Weil nach einem Jahr geht man davon aus, dass 80 bis 85 Prozent aller Frauen auf natürlichem Weg schwanger werden können. Wenn nach Ablauf dieser zwölf Monate alle Versuche erfolglos geblieben sind, wäre das der richtige Zeitpunkt für das Kinderwunschzentrum. Allerdings gibt es schon eine Ausnahme. Ich würde nicht ein Jahr lang warten, wenn die Frau über 35 ist oder wenn eine bekannte Endometriose oder eine Zyste vorliegt. Besonders bei drei, vier, fünf Zentimeter großen Zysten oder wenn die Zyste auf beiden Seiten auftritt. Oder wenn aufgrund der Endometriose bereits eine Operation an den Eierstöcken erfolgt ist. Da muss man ganz genau beurteilen, wie es mit der Eizellreserve aussieht.  In diesen besonderen Fällen würde ich aber eher nicht ein Jahr warten, sondern es vielleicht nur drei bis sechs Monate versuchen. Danach ist es Zeit, sich im Kinderwunschzentrum vorzustellen und das sollte auch gut kommuniziert werden mit den Gynäkolog:innen. Diese sind ja immer die erste Anlaufstelle.

Dr. Nadine Rohloff: Ja, auf jeden Fall. Jetzt hast du gerade die Eierstock Endometriose angesprochen. Wenn man jetzt größere Zysten hat, zum Beispiel. Wie ist denn das Verhältnis von Endometriose Schweregrad zu Fruchtbarkeit und Chancen, schwanger zu werden? Auch eine Frage aus der Community.

Dr. Mohamed Ibrahim: Wir haben momentan drei Klassifikationen für die Endometriose. Die erste Klassifikation ist die rASRM-Klassifikation oder Beweis. Da gibt es diese sehr bekannten Einstufungen der Endometriose in Stadium eins, Stadium zwei, drei und vier. Man sagt grob, dass eins und zwei milde sind. Drei und vier sind schwere Grade der Endometriose. Bei Grad drei und vier spricht man von einer anatomischen Beschreibung. Die Operierenden beschreiben damit das Ausmaß und die Ausprägung der Endometriose bei der Bauchspiegelung. Wenn man eine Endometriose Zyste hat und die Endometriose weitläufig verbreitet ist, spricht man von einer schwergradigen Endometriose. Da landet man schnell auch bei dieser Stufe drei oder vier. Allerdings muss man dazu sagen, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Stadium und dem Kinderwunsch gibt. Wir sehen auch manchmal vor allem in Stadium drei und vier Frauen, die trotzdem auf natürlichem Weg schwanger geworden sind. Oder sie waren schwanger und haben die Schwangerschaft nach ein paar Wochen verloren. Aber es klappt auch auf natürlichem Weg, klar. Die Chancen mit Endometriose sind aber geringer. Das ist die erste Klassifikation. Es gibt auch noch eine zweite Klassifikation. Das ist auch eine anatomische Beschreibung, die sogenannte ENZIAN-Klassifikation. Dabei beschreibt man auch die betroffenen Organe. Es gibt aber eine ganz wichtige dritte Klassifikation, und das spreche ich immer an in der Sprechstunde. Diese nennt sich Endometriose Fertility Index. Dabei wird nicht nur das Ausmaß der Endometriose betrachtet, sondern auch das Alter der Frau. Ob die Frau bereits schwanger war. Auch, wie lange der Kinderwunsch schon besteht und den Zustand der Eileiter. War der Eileiter bei der Operation entzündet, verdickt, verschlossen oder war er sogar weg auf einer Seite? Wie die Eierstöcke aussehen, wie die Fimbrien der Eileiter aussehen. Auch die Ausprägung der Endometriose wird betrachtet. Am Ende bekommt man einen Score. Die Patientinnen mit den besten Chancen haben einen Score von neun bis zehn.  Das sind junge Frauen, die einmal schwanger gewesen sind und seit ein, zwei Jahren einen Kinderwunsch hegen. Die haben minimale Endometriose und die Eileiter, Fimbrien und Eierstöcke sehen alle tiptop aus. Dann haben sie innerhalb von zwölf Monaten nach der Bauchspiegelung eine Chance von 60 bis 70 Prozent, schwanger zu werden. Andersrum gesagt, es gibt so manche Frauen, die leider eine ungünstige Prognose haben mit sehr geringen Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft. Das sind meistens Personen über 40 sind, die noch nie schwanger waren und seit über drei Jahren einen Kinderwunsch haben. Die haben eine schwergradige Endometriose und vielleicht ist der Eileiter auf einer Seite oder beidseitig befallen. Dann sagt man: „Okay, die haben kaum Chancen auf natürlichem Weg schwanger zu werden, statistisch gesehen.“ Mit dieser besonderen Gruppe von Patientinnen wird man aber eher über künstliche Befruchtung sprechen und diese auch empfehlen.

Dr. Nadine Rohloff: Ganz spannend, dieser Schweregrad, der hier wahrscheinlich gemeint ist, kann eher vernachlässigt werden. Wichtiger ist der Endometriose Fertility Index, der auch andere Sachen mit einbezieht. Das ist glaube ich eine wichtige Information. Bevor wir jetzt zur Kinderwunschtherapie kommen – es stellt sich ja die wichtige Frage, welche unterstützenden Maßnahmen es denn gibt, um auf natürlichem Wege schwanger zu werden?

Dr. Mohamed Ibrahim: Wenn wir jetzt über eine junge Frau sprechen, unter 35 Jahre alt, die gesund ist, kein Übergewicht hat. Der Mann ist auch gesund, wurde nicht operiert an den Hoden und hat keine bekannten Einschränkungen der Spermien. Dann sagt man: „Okay, erst einmal die Pille absetzen, erst einmal auf die Regelblutung warten und dann jeden Monat wieder versuchen.“ Hier kommt meine Empfehlung an alle Zuhörenden: Bitte nicht auf die Uhr schauen, wann man Sex haben sollte. Die Spermien können in der Frau bis zu drei, vier Tage überleben. Die Eizelle kann 12 bis 24 Stunden überleben. Viele Frauen sind immer sehr fokussiert auf die Ovulation, auf den Eisprung. Man kann einen Test machen, um den Eisprung zu verfolgen. Da sammelt man den Urin vom Morgen und schaut, ob der LH-Anstieg nachgewiesen ist und dann hat man erst Sex, vielleicht an dem Tag, oder am Abend oder am nächsten Tag dann. Das könnte schon zu spät für die Eizelle sein, weil sie nur ein paar Stunden lang fruchtbar bleibt. Deswegen werden manche schwanger, aber die anderen eben nicht. Deswegen empfehle ich, nicht mit dem Sex zu warten. Besser ist, es alle zwei bis drei Tage zu versuchen. Unabhängig vom Eisprung. Auch ohne, dass der Partner das wie ein Kommando empfindet. Denn wenn er sich unter Druck gesetzt fühlt, kann das zu Problemen mit der Erektion führen.

Dr. Nadine Rohloff: Die Frau auch, man setzt sich ja dann auch selbst unter Stress.

Dr. Mohamed Ibrahim: Genau. Dann ist die Frau auch unzufrieden, weil es dann schon wieder nicht geklappt hat. Deswegen ich würde sagen, dass man bei diesem Thema einfach entspannt vorgehen sollte. Nicht so wichtig ist, ob der Ovulationstest positiv geworden ist oder nicht. Aber man könnte den Ovulationstest auch als zusätzliche Maßnahmen hernehmen. Temperaturmessungen kann man auch machen, obwohl das keine sehr genaue Methode ist. Wenn Fieber auftritt, ist die Messung natürlich nicht verlässlich. Ich finde es als Methode etwas aufwendig und in meinen Augen würde ich sagen, immer Sex haben. Nach Liebe und Zeit. Man muss die Zeit und Lust darauf haben und nicht nur einen Test oder so etwas machen. So würde ich das empfehlen und für zwölf Monate versuchen, regelmäßig Sex zu haben. Vorher aber natürlich die Pille absetzen.

Dr. Nadine Rohloff: Ja, das wäre gut, die Pille vorher abzusetzen. Genau. Wenn es jetzt nicht klappt, für zwölf Monate oder kürzer. Je nachdem, wie die individuelle Situation ist und man geht jetzt zum Kinderwunschzentrum. Was passiert dann? Was kann man da erwarten und vielleicht auch ganz wichtig – geht man dort alleine hin oder zu zweit? Was erwartet einen dort? Was gibt es dort für Möglichkeiten?

Dr. Mohamed Ibrahim: Genau. Dann ist die Frau auch unzufrieden, weil es dann schon wieder nicht geklappt hat. Deswegen ich würde sagen, dass man bei diesem Thema einfach entspannt vorgehen sollte. Nicht so wichtig ist, ob der Ovulationstest positiv geworden ist oder nicht. Aber man könnte den Ovulationstest auch als zusätzliche Maßnahmen hernehmen. Temperaturmessungen kann man auch machen, obwohl das keine sehr genaue Methode ist. Wenn Fieber auftritt, ist die Messung natürlich nicht verlässlich. Ich finde es als Methode etwas aufwendig und in meinen Augen würde ich sagen, immer Sex haben. Nach Liebe und Zeit. Man muss die Zeit und Lust darauf haben und nicht nur einen Test oder so etwas machen. So würde ich das empfehlen und für zwölf Monate versuchen, regelmäßig Sex zu haben. Vorher aber natürlich die Pille absetzen.

Dr. Nadine Rohloff: Ja, das wäre gut, die Pille vorher abzusetzen. Genau. Wenn es jetzt nicht klappt, für zwölf Monate oder kürzer. Je nachdem, wie die individuelle Situation ist und man geht jetzt zum Kinderwunschzentrum. Was passiert dann? Was kann man da erwarten und vielleicht auch ganz wichtig – geht man dort alleine hin oder zu zweit? Was erwartet einen dort? Was gibt es dort für Möglichkeiten?

Dr. Mohamed Ibrahim: Bei uns im Kinderwunschzentrum oder in meiner Sprechstunde empfange immer das Paar für das erste Gespräch. Dann gehen wir einmal die Anamnese, die Vorgeschichte zusammen durch. Ich frage auch schon einmal ein paar Sachen ab, vor allem zu den endometriosetypischen Beschwerden. Zum Beispiel nach der Stärke der Schmerzen. Muss sie immer Schmerztabletten einnehmen? Gibt es eine Lebenseinschränkung, wenn sie die Regelblutung hat? Da kann sie nicht feiern gehen, oder zum Geburtstag gehen oder so was. Das sind so Hinweise auf Endometriose. Ist der Sex schmerzhaft? Ist der Stuhlgang schmerzhaft? Man fragt so einfache Sachen ab. Zweitens fragt man, ob schon Operationen gemacht worden sind. Gab es eine Bauchspiegelung, wurden die Eileiter geprüft. Einfach die Anamnese zu dritt durchgehen. Danach geht man aber so in eine Diagnostik, man nimmt das als Basisdiagnostik. Dann sage ich zu beiden, dass wir sie jetzt biologisch näher kennenlernen müssen. Das heißt, dass für den Mann ein Termin für die Samenuntersuchung ansteht. Denn in 30 Prozent der Fälle liegt die Ursache bei den Spermien. Die Frau bekommt normalerweise drei Termine, bei denen Blut abgenommen und der Hormonspiegel analysiert wird. Der erste Termin ist zu Beginn der Regelblutung zwischen dem dritten und fünften Zyklustag. Da werden zum Beispiel die Eierstockhormone und die Antihormone für die Eizellreserve geprüft. Eine Woche bis zehn Tage später ist der nächste Termin, also in der Mitte des Zyklus zum Zeitpunkt des Eisprungs, für einen Ultraschall. Dann zeige ich der Frau, wie die Gebärmutter aussieht, wie die Schleimhaut auch schön aufgebaut ist, wie die Eierstöcke aussehen. Ich finde das immer ganz gut, damit die Frau das auch versteht, was man hier als grau und weiß oder schwarz und weiß auf dem Bildschirm sieht. Natürlich sieht man hierbei auch Zysten und andere Merkmale für Endometriose oder auch Fehlbildungen an der Gebärmutter. Wieder eine Woche bis zehn Tage später kommt die Frau wieder zu einer Blutabnahme. Anhand dieser Befunde kann man sehen, ob der Eisprung stattgefunden hat in diesem Zyklus. Drei Termine für die Frau, ein Termin für den Mann und dann setzen wir uns noch einmal zu dritt zusammen für ein Auswertungsgespräch. Da können wir die Befunde auswerten und sagen: „Okay, es ist alles unauffällig, alles tiptop.“ Oder es gibt Probleme. Bei wem gibt es das Problem? Sind die Spermien eingeschränkt? Ist die Eizellreserve gering oder eingeschränkt? Gibt es Hinweise auf Endometriose? Dann lege ich in Absprache mit dem Paar einen Fahrplan fest, was wir machen können, um den Kinderwunsch zeitnah zu erfüllen.

Dr. Nadine Rohloff: Ja. Vielleicht möchtest du einmal ganz kurz sagen, auch wenn wir jetzt hier hauptsächlich über die Endometriose sprechen, welche anderen Probleme den unerfüllten Kinderwunsch verursachen können?

Dr. Mohamed Ibrahim: Wenn die Spermien zu wenig oder zu langsam sind, dann spricht man von einem eingeschränkten Spermienprogramm. Manchmal findet man auch gar keine Spermien. Da muss man auch schon ein bisschen invasiv herangehen und aus dem Hoden eine Biopsie entnehmen und dort nach Spermien suchen. Wenn man welche findet, kann man diese Gewebe einfrieren und auch später eine Kinderwunschbehandlung durchführen. Bei Frauen gibt es manchmal schon das Problem, dass sie erhöhte volatile Hormone haben. Diese Milchbildungshormone sind wichtig für jede Frau während der Schwangerschaft. Wir bereiten immer beide Brüste vor für die Milchproduktion. Die Hormone dürfen allerdings vor der Schwangerschaft eigentlich nicht erhöht sein. Wenn die volatilen Hormone erhöht sind, dann führt das schnell zu einer Störung des Eisprungs oder zu einer Verkürzung. Das häufigere Problem ist manchmal die Schilddrüsenfunktion. Manche Frauen haben eine Unterfunktion oder eine Überfunktion. Das hat einen Zusammenhang mit den volatilen und anderen Hormonen. Dadurch kann der Eisprung ausbleiben, zu früh oder zu spät kommen. Auch führt das dazu, dass die Regelblutung ausbleibt. Andere Gründe sind Fehlbildungen wie eine große Trennwand in der Gebärmutter oder ein fehlender Eierstock. Seltener kann es vorkommen, dass ein gutartiger Tumor der Auslöser ist, zum Beispiel ein Teratom. Oder dass ein Muskelknoten in der Gebärmutter ganz nah an der Einnistungsstelle liegt. Da könnte man sich überlegen, ob man das Medium operativ entfernen muss. Das sind häufige andere Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch.

Dr. Nadine Rohloff: Ja. Vielleicht möchtest du einmal ganz kurz sagen, auch wenn wir jetzt hier hauptsächlich über die Endometriose sprechen, welche anderen Probleme den unerfüllten Kinderwunsch verursachen können?

Dr. Mohamed Ibrahim: Wenn die Spermien zu wenig oder zu langsam sind, dann spricht man von einem eingeschränkten Spermienprogramm. Manchmal findet man auch gar keine Spermien. Da muss man auch schon ein bisschen invasiv herangehen und aus dem Hoden eine Biopsie entnehmen und dort nach Spermien suchen. Wenn man welche findet, kann man diese Gewebe einfrieren und auch später eine Kinderwunschbehandlung durchführen. Bei Frauen gibt es manchmal schon das Problem, dass sie erhöhte volatile Hormone haben. Diese Milchbildungshormone sind wichtig für jede Frau während der Schwangerschaft. Wir bereiten immer beide Brüste vor für die Milchproduktion. Die Hormone dürfen allerdings vor der Schwangerschaft eigentlich nicht erhöht sein. Wenn die volatilen Hormone erhöht sind, dann führt das schnell zu einer Störung des Eisprungs oder zu einer Verkürzung. Das häufigere Problem ist manchmal die Schilddrüsenfunktion. Manche Frauen haben eine Unterfunktion oder eine Überfunktion. Das hat einen Zusammenhang mit den volatilen und anderen Hormonen. Dadurch kann der Eisprung ausbleiben, zu früh oder zu spät kommen. Auch führt das dazu, dass die Regelblutung ausbleibt. Andere Gründe sind Fehlbildungen wie eine große Trennwand in der Gebärmutter oder ein fehlender Eierstock. Seltener kann es vorkommen, dass ein gutartiger Tumor der Auslöser ist, zum Beispiel ein Teratom. Oder dass ein Muskelknoten in der Gebärmutter ganz nah an der Einnistungsstelle liegt. Da könnte man sich überlegen, ob man das Medium operativ entfernen muss. Das sind häufige andere Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch.

Dr. Nadine Rohloff: Welche Therapieoptionen gibt es, wenn man die Ursache festgestellt hat?

Dr. Mohamed Ibrahim: Das kommt darauf an. Im Auswertungsgespräch schaut man schon mehrere Faktoren an und sagt: „Okay, eine junge Frau hat eine sehr gute Eizellreserve.“ Das kann man anhand der Hormonwerte und des Ultraschalls feststellen.  Bei dem Mann sind die Spermien tip top. Dann könnte man sagen: „Okay, wir können schon was einfaches versuchen.“ Das wäre zum Beispiel ein bis zu zwei Monate langes Zyklusmonitoring. Dann macht man zwei, drei Ultraschallkontrollen, bis sich auf einer Seite ein Eibläschen gebildet hat. Dann löst man mit speziellen Spritzen den Eisprung aus. Dann sagst du dem Paar, dass sie jetzt einen schönen romantischen Abend haben können. Sollte das nach einem bis zwei Monaten nicht funktioniert haben, kann man zur Insemination wechseln. Das ist auch eine Art Entwicklungsmonitoring. Man macht zwei bis drei Ultraschallkontrollen, die den Eisprung anschließend auslösen. Nach einem oder zwei Tagen muss der Mann seine Probe abgeben. Die Spermien werden in einem Labor aufbereitet und die besten Spermien aus dem gesamten Kollektiv werden herausgefiltert, um sie für die Insemination zu verwenden. Wir übertragen die Spermien in die Gebärmutterhöhle. Das ist ein sehr kleiner Eingriff, erfordert keine Narkose und ist auch nicht schmerzhaft. Das Ganze dauert nur so zwei bis drei Minuten. Normalerweise macht man das im Sprechzimmer oder einem kleinen Eingriffraum. Nach zwei Wochen macht man einen Schwangerschaftstest. In einer anderen Konstellation: Die Frau ist 38, 39, 40 Jahre alt mit einer schwergradigen Endometriose. Die Hormone sind sehr niedrig. Gegebenenfalls bei der Bauchspiegelung damals wurde festgestellt, dass die Eileiter verschlossen sind. Die Spermien sind aber normal. Dann können die Spermien auf natürlichem Weg die Eizelle nicht erreichen, weil die Eileiter eben verschlossen sind. Dann macht man so eine künstliche Befruchtungsmethode, die sogenannte In-vitro-Fertilisation. Das heißt, wir richten das Hotelzimmer außerhalb des Körpers ein. Das heißt, wir müssen erst einmal die Frau für ein paar Tage hormonell behandeln, etwa sieben bis zehn Tage. Anschließend entnehmen wir der Frau ihre Eizellen aus diesen großen Eibläschen, das ist auch ein kleiner Eingriff. Manchmal macht man das auch unter Narkose, was etwa zehn Minuten dauert. Am selben Tag muss der Mann eine Probe abgeben. Dann hat man die Spermien und die Eizellen gewonnen. Dann bringt man beides zusammen in den Kühlschrank – Tür zu, Licht aus, romantische Musik an. Am nächsten Tag holt man die heraus und schaut, wie viele haben sich befruchten lassen? Nach drei oder fünf Tagen kriegt die Frau ein oder zwei Embryonen zurück und zwei Wochen später macht man einen Schwangerschaftstest. Das sind so die Varianten, die unterschiedlichen Kinderwunschbehandlungsmöglichkeiten, die man den Paaren anbieten kann.

Dr. Nadine Rohloff: Genau, je nach Situation. Wenn jetzt jemand auf der Suche nach einem Kinderwunschzentrum ist, wie sollte man das auswählen? Wie findet man das richtige Kinderwunschzentrum? Ich meine, es gibt natürlich bestimmt so ein paar Faktoren.

Dr. Mohamed Ibrahim: Alle Kollegen sind kompetent und auch alle erfahren. Ja klar, es gibt schon die Möglichkeit, auf Google nachzuschauen. Wie sind so die Bewertungen? Aber manchmal gibt es doofe Bewertungen, auch wenn die gar nicht auf das Zentrum zutreffen. Dann kann man sich auch umhören bei Freunden, Bekannten, vielleicht im Internet, in Foren oder auch Instagram. Ich finde die Community für die Endometriose und Kinderwunsch gut, die Frauen tauschen sich sehr häufig auf Instagram aus. Man kann auch auf die Webseite des Kinderwunschzentrum in der Nähe schauen und schauen, was es so anbietet. Ich finde, dass am Ende der allererste Kontakt mit dem Arzt oder mit der Ärztin dort wichtig ist. Dann kann man sich einfach selbst einen Eindruck verschaffen, wie der Kontakt dort ist. Wie werden die Termine eingehalten, wie hat sich der Arzt oder die Ärztin bei dem ersten Gespräch verhalten? Waren sie sympathisch? Haben sie zugehört, was die Frau alles erzählt hat? Fühlt man sich gut aufgehoben und ernst genommen bei dem ersten Gespräch? Man merkt schnell, ob die Arztperson, die vor dir sitzt, kompetent, empathisch und sympathisch ist. Hat sie Mitgefühl für die Paare? Man muss es probieren.

Dr. Nadine Rohloff: Das ist ein guter Punkt. Ich meine es gibt ja auch Listen und alles, aber es ist ja häufig nicht mit nur einem Termin getan, sondern man sieht sich ja dann häufig. Es ist ja auch ein sehr intimes Thema. Deswegen ist es wichtig, sich ein eigenes Bild zu machen und wirklich danach zu entscheiden, wie wohl man sich fühlt und nicht nur nach Empfehlungen. Was für den einen gut war, muss mir nicht unbedingt gefallen und andersherum. Von daher sollte man sich auf das eigene Gefühl verlassen. Jetzt eine Frage zur Kostenübernahme. Wie ist das denn bei der Kinderwunschtherapie? Wie ist das bei den Krankenkassen? Kann man da pauschal etwas zu sagen?

Dr. Mohamed Ibrahim: Ich würde es versuchen. Wir haben ein Paar, beide sind gesetzlich krankenversichert. Dann müssen sie verheiratet und über 25 Jahre alt sein, die Frau aber unter 40. Man muss unter 50 Jahre alt sein, damit die Krankenkasse sich an der Hälfte der anfallenden Kosten für eine Kinderwunschbehandlung beteiligen kann. Das sind so die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen. Es gibt auch andere Krankenkassen, die bis zu 70 Prozent der Kosten übernehmen. Selten kommt es vor, 100 Prozent der Kosten übernommen werden. Die Kostenübernahme ist meistens begrenzt auf drei Versuche, drei große Behandlungen. Dreimal IVF oder dreimal ICSI. Aber nicht dreimal IVF und dreimal ICSI, sondern dreimal insgesamt. Das ist, wenn die beiden gesetzlich krankenversichert sind. Wenn die beiden privat versichert sind, rechnet die private Kasse das nach dem Verursacherprinzip ab. Das heißt, man muss ganz genau schauen, woran es liegt. Liegt es daran, dass die Spermien eingeschränkt und langsam sind und man macht einen ICSI, dann wird die Privatkasse des Mannes die Kosten meist zu 100 Prozent übernehmen. Egal, ob das Paar verheiratet ist oder nicht. Manche haben auch keine Altersgrenze. Auch bei über 40-jährigen können die Kosten übernommen werden. Oder wenn zum Beispiel eine schwergradige Endometriose oder verschlossene Eileiter vorliegen. Das Problem ist, wenn wir einen gemischten Fall haben. Die Frau ist gesetzlich und der Mann ist privat und wir machen eine IVF. Die Spermien wären bei dem Mann aber gut. Auch so andersrum. Als ein Beispiel, der Mann ist gesetzlich krankenversichert, die Frau ist privat und bei der Frau ist alles unauffällig. Sie hat keine Endometriose, sie ist jung, Hormone sind tiptop. Dann sagt die Kasse: ja, unser Versicherter ist gesund. Dann haben wir das Problem, dass wir aber eine IVF machen oder ein ICSI machen wegen des eingeschränkten Spermienbefund. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt aber nicht die Kosten für die IVF oder für die ICSI. Vielleicht einen Anteil für die Kosten der Spermienaufbereitung bei der Behandlung. Aber wir reden von ein paar Tausend Euro, die werden nicht übernommen. Bei der privaten Krankenkasse muss man immer individuell schauen und auch hier gibt es eine extra Beratung im Kinderwunschzentrum, weil da muss man ganz genau schauen, wie die beiden krankenversichert sind und welche Behandlung man ihnen empfiehlt.

Dr. Nadine Rohloff: Das ist komplex. Dann ist es sicher gut, sich vorher beraten zu lassen.  Jetzt hast du gerade die ICSI angesprochen, das hatten wir gerade nicht besprochen. Vielleicht magst du noch einmal ganz kurz sagen, was das ist, nur damit da keine Fragen offenbleiben.

Dr. Mohamed Ibrahim: Wir haben so einen großen Begriff, der heißt künstliche Befruchtungsmethode. Darunter gibt es zwei Varianten. Die erste ist die IVF, die In-vitro-Fertilisation. Die zweite Variante ist die ICSI. Die ICSI machen wir, wenn die Spermien zu wenig oder zu langsam oder beides sind, denn dann können sie die Eizelle auf natürlichem Weg nicht erreichen. Deswegen müssen wir selbst die Spermien in die Eizelle einbringen. Das machen wir unter dem Mikroskop, daher kommst du auch die Abkürzung ICSI, intransitoplasmatisch. Das ist die Injektion der Spermien in die Eizelle. Das erfordert als ersten Schritt erst einmal eine hormonelle Behandlung für die Frau. Genauso wie bei der IVF für sieben bis zehn Tage. Anschließend entwickelt die Frau die Eizellen. An dem Tag muss man eine Spermaprobe abgeben und dann sitzt man am Mikroskop. Die Embryonen werden im Labor mithilfe der ICSI hergestellt. Das ist eine aufwendige Methode, weil man vorher schon die Umgebung der Eizelle präparieren und dann ein Spermium auswählen und es in die Eizelle hineinbringen. Dann werden alle behandelten Eizellen für ein paar Tage im Brutschrank versorgt und im Anschluss bekommt die Frau einen oder zwei Embryonen zurück. Den Unterschied zwischen IVF und ICSI merkt das Paar aber gar nicht, denn die Schritte sind ähnlich. Der Unterschied liegt nur in der Art, wie man die Eizelle mit den Spermien behandelt. Bringt man nur die Spermien zusammen mit der Eizelle, dann spricht man von einem IVF und das macht man, wenn die Spermien gut sind. Muss man Spermien einzeln in die Eizelle hineinbringen, dann spricht man von einer ICSI Behandlung.

Dr. Nadine Rohloff: Ja, danke sehr. Das waren die Fragen aus der Community. Wir haben einen sehr guten Überblick bekommen, auch über die Kinderwunschbehandlung und was einen da erwarten kann und wann es sinnvoll ist. Von daher ganz lieben Dank, Mohamed. Fragen gerne einsenden, für alle, die gerade zuhören, dann können wir das auch noch im Nachgang beantworten. Allen Leuten mit Kinderwunsch wünschen wir das Allerbeste und dann noch einen ganz schönen Tag heute.

Dr. Mohamed Ibrahim: Ich wünsche euch auch alles Gute und viel Erfolg auf dem Weg zur Erfüllung des Kinderwunsches. Vielen Dank an Nadine für das Interview.

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Dr. med. Nadine Rohloff