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Endo-Medikamente und Verhütung





23.04.2024


Endo-Medikamente und Verhütung


5 Min. Lesezeit


In diesem Blogbeitrag dreht sich alles um die verschiedenen hormonellen Endometriose-Medikamente und Verhütung. Hier erfährst du in Kürze die wichtigsten Infos zu den gängigsten hormonellen Behandlungsmethoden bei Endometriose und der Frage, ob und wie diese verhütend wirken.

Egal ob du schwanger werden möchtest oder nicht: Es ist fast immer sinnvoll, sich zumindest einmal damit auseinanderzusetzen, welche verhütende Wirkung verschiedene Medikamente haben. So kannst du die Endo-Behandlung finden, die am besten zu dir, deinen Wünschen und deiner momentanen Lebensplanung passt. 

Disclaimer: Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann und möchte keine medizinische Beratung ersetzen. Er kann dich aber dabei unterstützen, dich zu informieren und das Gespräch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu suchen.

Mehr Informationen zu hormonellen Behandlungsmethoden bei Endometriose findest du auch im Blogbeitrag Hormonelle Therapie bei Endometriose. 


Inhalt:

Reine Gestagene (Dienogest)

Gestagenhaltige Intrauterinpessare (Spirale)

Kombinierte orale Kontrazeptiva (Pille)

GnRH-Analoga

Und jetzt?



Inhalt:

        1. Reine Gestagene (Dienogest)
        2. Gestagenhaltige Intrauterinpessare (Spirale)
        3. Kombinierte orale Kontrazeptiva (Pille)
        4. GnRH-Analoga
        5. Und jetzt?



Reine Gestagene (Dienogest)

Reine Gestagene (Dienogest)


Gestagene werden bei Endometriose oft zur medikamentösen Behandlung eingesetzt. Sie führen oft zu einer Verbesserung von Schmerzen und anderen Symptomen. Das geläufigste Beispiel für ein Gestagen-basiertes Medikament bei Endometriose ist Dienogest. Dienogest ist ein künstliches Hormon, das bei Endometriose und Adenomyose verwendet wird, da es die Ausschüttung von bestimmten anderen Hormonen verringert.

Mehr dazu kannst du auch im Blogbeitrag Dienogest bei Endometriose: Ein Überblick nachlesen. Die Einnahme von Dienogest kann unter Umständen auch zu veränderten Periodenblutungen, sogenannten Blutungsstörungen, führen. Weiteres zu diesem Thema kannst du hier finden. 

Dienogest ist in Deutschland nur zur Behandlung von Endometriose und Adenomyose zugelassen, nicht aber zur Verhütung. Das heißt, dein Arzt oder deine Ärztin darf dir dieses Medikament in aller Regel nur verschreiben, wenn du Endometriose oder Adenomyose hast.

Trotzdem ist Dienogest, wenn es oral als Tablette mit 2 mg / Tag eingenommen wird, empfängnisverhütend. Es hat dann einen Pearl-Index von ungefähr 0,2 [1]. Das heißt, dass bei korrekter Einnahme 2 von 1.000 Frauen trotzdem schwanger werden. Zum Vergleich: Ein Kondom hat einen Pearl-Index von 2 – 12 [2]. Damit Dienogest verhütend wirkt, scheint es sehr wichtig zu sein, dass die Tablette immer zur gleichen Tageszeit eingenommen wird (z.B. immer morgens um 8.00 Uhr oder immer abends um 21.00 Uhr). 


Der Pearl-Index ist eine Kennzahl zur Wirksamkeit von Verhütungsmethoden. Je kleiner die Zahl ist, desto besser wirkt ein Verhütungsmittel, also desto geringer die Wahrscheinlichkeit bei korrekter Anwendung schwanger zu werden. Ein PearlIndex von 0,1 besagt, dass eine von 1000 Frauen, die ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel ohne Fehler anwenden, schwanger wird [2].



Gestagenhaltige Intrauterinpessare (Spirale)

Gestagenhaltige
Intrauterin-
pessare
(
Spirale)


Manchmal kommt als Alternative zur systemischen, also auf den ganzen Körper abzielenden, Gestagen-Behandlung auch eine gezieltere Anwendung in Frage [3]. Dann kann der betroffenen Person ein sogenanntes Intrauterinpessar – besser als Spirale bekannt – eingesetzt werden [4]. Diese Spirale enthält dann oft den Wirkstoff Levonorgestrel, ein künstliches Gestagen, welcher auch bei Endometriose-Symptomen helfen kann[5]. 

Die Hormonspirale wurde ursprünglich als Verhütungsmittel entwickelt und ist auch als solches in Deutschland zugelassen. Sie hat den Vorteil, dass sie ein recht sicheres Verhütungsmittel ist (Pearl-Index etwa 0,2), für das nicht täglich Tabletten eingenommen werden müssen [5]. Auf der anderen Seite kann sie aber auch Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Herzrasen oder vermehrte Ängstlichkeit mit sich bringen [5].  


Kombinierte orale Kontrazeptiva (Pille)

Kombinierte orale
Kontrazeptiva
(
Pille)


Durch die regelmäßige Einnahme einer kombinierten Antibabypille, die sowohl Östrogen als auch Gestagen enthält, wird der Einfluss der körpereigenen Östrogene reduziert, was sich positiv auf die Symptome von Endometriose auswirken kann [6]. Ein kontinuierlicher Gebrauch der Antibabypille – also ohne Pause – kann diese Wirkung noch verstärken. Die durchgehende Einnahme wird auch Langzyklus genannt. 

Wie der Name schon sagt, dient die Antibabypille der Empfängnisverhütung und ist in Deutschland als Verhütungsmittel zugelassen. Vor allem bei der Verwendung im Langzeitzyklus ist die Pille wirksam in der Schwangerschaftsverhütung; der Pearl-Index der Pille liegt je nach Präparat bei ungefähr 0,1 – 0,2 [7].



GnRH-Analoga

GnRH-Analoga


Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH)-Analoga sind Medikamente, die das Wachstum von Endometriose verlangsamen können, indem sie die Produktion von Östrogenen im Gehirn reduzieren. Sie werden in der Endometriose-Behandlung verwendet, haben aber manchmal starke Nebenwirkungen, ähnlich den Symptomen der Wechseljahre (z.B. Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen). 

Es gibt verschiedene Arten von Medikamenten, die auf GnRH-Analoga basieren, und für jedes können leicht unterschiedliche Dinge gelten. Normalerweise ist es während einer Behandlung aber sehr unwahrscheinlich, schwanger zu werden. Zu dem gerade neu auf den Markt gekommenen Medikament Ryeqo schreibt die Europäische Arzneimittelagentur [9]: 

“Nach mindestens einmonatiger Anwendung hemmt Ryeqo bei Frauen, die die empfohlene Dosis einnehmen, den Eisprung und gewährleistet eine ausreichende Empfängnisverhütung” 

Genaue Daten zum Pearl-Index von GnRH-Analoga konnten wir leider nicht finden. GnRH-Analoga sind außerdem nicht speziell als Verhütungsmittel zugelassen, der verhütende Effekt ist eher eine “Nebenwirkung” der Behandlung. 



Und jetzt?

Und jetzt?


Alle hormonellen Endo-Medikamente, die wir uns hier angeschaut haben, wirken auf ihre eigene Art und Weise verhütend. Manche sind ursprünglich als Verhütungsmittel entwickelt worden, bei anderen ist die verhütende Wirkung eher eine Art Nebeneffekt. Wenn du nicht schwanger werden möchtest und über eine hormonelle Behandlung deiner Endometriose nachdenkst, solltest du dich nochmal genau informieren, ob es gegebenenfalls Sinn macht, ein weiteres, nicht-hormonelles, Verhütungsmittel einzusetzen.

Sprich dazu am besten auch nochmal mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Wenn du einen Kinderwunsch hast, kann es sinnvoll sein, dich einmal über Alternativen zu hormonellen Medikamenten zu informieren. Das kannst du zum Beispiel im Gespräch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin tun. Auch auf unserem Blog gibt es mehr Informationen dazu, lies dir zum Beispiel einmal diesen Beitrag durch oder höre in das Interview mit Dr. Ibrahim.



  1. Foster, R. H., & Wilde, M. I. (1998). Dienogest. Drugs, 56, 825-833.
  2. ProFamilia (n.d.). Pearl-Index. https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index (Zugriff 22.03.2024)
  3. S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Endometriose  AWMF-Registernummer 015/405, Stand: 01.09.2020, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-045 (Zugriff 22.03.2024)
  4. Frauenärzte im Netz (n.d.). Endometriose: Therapie.  https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/therapie/ (Zugriff 22.03.2024)
  5. Zeiss, R., Graf, H., Schönfeldt-Lecuona, C. (2020). Intrauterin-Pessare mit Levonorgestrel: Depressionen unter der Hormonspirale. Dtsch Arztebl 2020; 117(40): A-1858 / B-1588
  6. Universitätsspital Zürich (2023). Endometriose-Behandlung. USZ. https://www.usz.ch/fachbereich/gynaekologie/angebot/endometriose/ (Zugriff 22.03.2024)
  7. Mansour, D., Inki, P., & Gemzell-Danielsson, K. (2010). Efficacy of contraceptive methods: a review of the literature. The European Journal of Contraception & Reproductive Health Care, 15(1), 4-16.
  8. Gesundheitsinformationen.de (n.d.). Myome der Gebärmutter. https://www.gesundheitsinformation.de/wann-kommt-eine-hormonbehandlung-infrage.html (Zugriff 22.03.2024)
  9. Europäische Arzneimittelagentur (n.d.). Anhang 1: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2021/20210716152087/anx_152087_de.pdf (Zugriff 22.03.2024)



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Tom Lühmann

Medizinjournalist

Tom ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Global Health Experte und über Freund:innen und Bekannte wurde er auf die Themen Endometriose und Co. aufmerksam. Sein Ziel ist es, Betroffene aufzuklären und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



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Tom Lühmann

Ich bin Tom und arbeite neben meinem Studium gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen im Marketing-Team der Endo-App. Ich bin über Freundinnen, Bekannte und auch mein Studium auf Endometriose aufmerksam geworden und finde es erschreckend, wie wenig bisher dagegen getan und daran geforscht wurde. Ich hoffe sehr mit meiner Arbeit bei der Endo-App einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Betroffene über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden und ihr Leben so leben können, wie sie es möchten.

 

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