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Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS)





09.05.2024

Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS)


8 Min. Lesezeit

Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) ist eine eigenständige Erkrankung, die oftmals als besonders schwere Variante vom Prämenstruellen Syndrom (PMS) gesehen wird. PMDS kann die Lebensqualität von Betroffenen stark beeinträchtigen und ist leider nicht sehr bekannt. Aber die Aufmerksamkeit für PMDS steigt in der Gesellschaft, unter Ärztinnen und Ärzten und auch unter Forschenden.  

In diesem Blogbeitrag haben auch wir uns einmal PMDS gewidmet. Hier erfährst du die wichtigsten Keyfacts zu PMDS: Was ist das eigentlich? Welche Symptome gehören zu PMDS? Und wie wird es eigentlich behandelt?


Inhalt:

Was ist PMDS?

Welche PMDS-Symptome gibt es?

Ursachen von PMDS

Diagnose

Was hilft?



Inhalt:

        1. Was ist PMDS?
        2. Welche PMDS-Symptome gibt es?
        3. Ursachen von PMDS
        4. Diagnose
        5. Was hilft?



Was ist PMDS?

Was ist PMDS?


Vielleicht hast du schon einmal vom Prämenstruellen Syndrom (PMS) gehört. PMS kommt ziemlich häufig vor – es betrifft bis zu 30 % aller menstruierenden Menschen [1]. Dabei kommt es zyklusabhängig zu verschiedenen psychischen oder körperlichen Symptomen. Typische PMS-Symptome sind zum Beispiel Reizbarkeit, Kopfweh, Brustschmerzen, depressive Verstimmungen, Blähbauch, Ängstlichkeit oder verstärkte Selbstzweifel [1, 2]. Diese Symptome treten in der sogenannten Lutealphase, also in der zweiten Zyklushälfte, auf und enden mit dem Einsetzen der Menstruation. Oft haben die Symptome ungefähr zwei bis vier Tage vor dem ersten Menstruationstag ihren Höhepunkt [1]. 

PMDS ist eine besonders schwere Form von PMS und steht für Prämenstruelle Dysphorische Störung. Studien zufolge sind 3 – 8 % aller Menstruierenden von PMDS betroffen [3]. Bei PMDS stehen die psychischen Symptome ganz klar im Vordergrund und können mitunter so stark sein, dass sie die Lebensqualität massiv beeinflussen. Genau wie bei PMS treten die Symptome zyklusabhängig in der zweiten Zyklushälfte auf und klingen mit dem Einsetzen der Menstruation wieder ab [4]. 

Auch wenn PMS und PMDS ähnlich sein können, ist PMDS als eigenständige Erkrankung definiert und nicht „nur“ besonders schlimmes PMS. Die Symptome und ihre Schwere sind zwischen verschiedenen Menschen oft sehr unterschiedlich, was eine Diagnose unter Umständen erschweren kann. Mehr zur Diagnose kannst du weiter unten lesen. 



Welche PMDS-Symptome gibt es?

Welche PMDS-Symptome gibt es?


Bei PMDS können ganz verschiedene Symptome auftreten, bei denen aber wie erwähnt die psychischen Symptome meist im Vordergrund stehen und besonders stark ausgeprägt sind. Da die Symptome von Person zu Person oft recht unterschiedlich sind, ist es schwierig, allgemeingültige Aussagen zu treffen. 

Zu den psychischen Symptomen bei PMDS gehören Reizbarkeit, Wut, Stimmungsschwankungen oder erhöhte Sensibilität und Depressionen oder deutliche depressive Verstimmungen [1, 4]. Auch Angstzustände, ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, verstärkte Selbstkritik sowie Anspannungsgefühle und Nervosität können auftreten [1, 4]. Außerdem kommt es häufig zu einem Interessenverlust an gewöhnlichen oder alltäglichen Dingen und Aktivitäten, zu Energiemangel, verändertem Schlaf, Appetitlosigkeit oder auch Heißhungerattacken auf bestimmte Nahrungsmittel [4, 5]. Zu diesen eher psychischen und verhaltensbezogenen Symptomen können auch körperliche Symptome wie Brustschmerzen, Blähungen oder Unterbauchschmerzen kommen [1, 3]. 

Die auftretenden Symptome können sich stark auf den Alltag der Betroffenen auswirken. Dass eine betroffene Person unter den Symptomen leidet und sie ihren Alltag stark beeinträchtigen, ist auch ein wichtiges Kriterium für eine Diagnosestellung durch einen Arzt oder eine Ärztin.


Die Symptome von PMDS können zum Teil den Symptomen von z.B. Depressionen recht ähnlich sein. PMDS lässt sich von anderen (psychischen) Erkrankungen vor allem dadurch abgrenzen, dass die Symptome zyklusabhängig auftreten. Sie treten bei PMDS fast ausschließlich in der zweiten Zyklushälfte auf und klingen mit dem Einsetzen der Periodenblutung meist wieder ab [1]. In manchen Fällen bleiben sie aber auch bis zum dritten Zyklustag bestehen [4].



Ursachen von PMDS

Ursachen von PMDS


Wenngleich es nur wenige Studien gibt, erfährt PMDS zunehmendes Interesse in der Forschung, wodurch immer mehr Erkenntnisse gewonnen werden. Die Ursachen sind komplex und multifaktoriell. Es existieren verschiedene Theorien und Hypothesen, die jedoch weiter erforscht werden müssen. Was jedoch klar ist: Es gibt nie die „eine“ Ursache und insbesondere ist niemand selbst am Auftreten von PMDS oder auch PMS schuld! Oft sind die Faktoren, die zum PMDS führen, nicht beeinflussbar.


Es gibt nicht die „eine“ Ursache von PMDS, oft ist es ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zum Auftreten der Symptome führen. Niemand ist selbst am Auftreten von PMDS schuld, denn die Gründe, die dazu führen, sind oft gar nicht beeinflussbar.


Einige Studien weisen darauf hin, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Zum Beispiel haben Forschende herausgefunden, dass Menschen mit PMDS aufgrund einer Genvariante stärker auf Sexualhormone und ihre Schwankungen reagieren [6].

Diese Schwankungen sind bei allen Menschen normal, aber PMDS-Betroffene reagieren besonders stark darauf. Es gibt auch Studien, die darauf hinweisen, dass genetische Ursachen zu Veränderungen an einem Serotonin-Rezeptor bei PMDS-Betroffenen führen könnten [7]. Es ist jedoch noch unklar, wie genau diese Veränderungen zu PMDS-Symptomen führen.

Ein Mangel an Serotonin kann jedoch grundsätzlich zu Angstzuständen, depressionsähnlichen Symptomen und Konzentrationsschwierigkeiten führen [1]. Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte zudem, dass sich die Symptome von PMDS-Betroffenen durch eine Erhöhung des Serotoninspiegels verbessern ließen [7]. 

Des Weiteren wird vermutet, dass eine Störung der Regulation der Sexualhormone und ihrer Stoffwechselprodukte eine Ursache für PMDS sein könnte. Insbesondere Progesteron und das aus ihm im Körper natürlicherweise gebildete Allopregnanolon (ALLO) scheinen daran beteiligt zu sein. ALLO reguliert im Gehirn den sogenannten GABA-Rezeptor, der normalerweise eine beruhigende Wirkung hat [4]. Bei PMDS-Betroffenen scheint jedoch diese Regulation gestört zu sein, was zu PMDS-Symptomen führen kann [4]. Es ist jedoch noch unklar, wie genau die Regulation durch ALLO verändert ist. 

Du merkst also beim Lesen bestimmt schon: Auch wenn es einige Hinweise gibt, die genauen Ursachen für PMDS sind noch nicht abschließend geklärt. Die Theorien und Hinweise der Forschenden können dir jedoch dabei helfen, PMDS besser zu verstehen. Und: Dass sich viel bewegt und PMDS immer mehr Aufmerksamkeit bekommt, darf dir Hoffnung machen!

Risikofaktoren


Zurzeit sind nur zwei Risikofaktoren für das Auftreten von PMDS bekannt: 

  1. Eine familiäre Häufung [8]
  1. Depressionen, postpartale Depressionen (auch Wochenbettdepression genannt), oder andere psychische Störungen bei Betroffenen selbst oder eine Häufung dieser in der Familiengeschichte [8]

Du merkst also vielleicht auch beim Lesen der Risikofaktoren schon: Diese liegen nicht in deinem eigenen Handlungsbereich. Auch hier zeigt sich, dass du an PMDS nicht selbst schuld bist, vielleicht können dich mit diesen Infos auch Angehörige etwas besser verstehen.



Diagnose

Diagnose


Die Diagnose von PMDS ist nicht ganz leicht, da es sich um eine Ausschlussdiagnose handelt. Es gibt also keinen Bluttest oder Ähnliches, sondern die Diagnose wird von einer Ärztin oder einem Arzt im Ausschlussverfahren nach einer ausführlichen Anamnese (Patient:innengespräch) gestellt [1]. Für die Diagnose ist es für Ärztinnen und Ärzte besonders wichtig, zu wissen, welche Symptome wann auftreten. Dafür ziehen sie in der Regel den Symptomverlauf über mindestens zwei Zyklen heran. Dabei ist es wichtig, dass Betroffene ihre Symptome über den gesamten Zyklus und für mindestens zwei aufeinanderfolgende Zyklen dokumentieren [1]. 

Falls du den Verdacht hast, dass du an PMDS leidest, solltest du darüber mit deinem Arzt oder deiner Ärztin sprechen. Außerdem kann es für eine schnellere Diagnosestellung hilfreich sein, wenn du deine Symptome gut und über einen längeren Zeitraum dokumentiert hast. Falls deine Symptome auch außerhalb der zweiten Zyklushälfte auftreten, sollten bei der Diagnose auch andere Ursachen, wie zum Beispiel Depressionen, in Betracht gezogen werden.



Was hilft?

Was hilft?

Bei PMDS gibt es einige Dinge, die helfen. Allerdings sind alle Therapieansätze auf die Symptome konzentriert und setzen nicht an der Ursache an. Mit der immer besseren Erforschung von PMDS wird sich das aber in Zukunft hoffentlich auch verändern! Im Folgenden haben wir dir einmal eine Übersicht über verschiedene Behandlungsmethoden zusammengestellt. 

Hierbei ist es uns wichtig zu betonen, dass es nicht die eine richtige Lösung für alle gibt. So verschieden wie die Symptome bei PMDS sind, können auch die Dinge sein, die helfen. Sprich am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt darüber, was für dich am besten geeignet sein kann.

Nichtmedikamentöse Ansätze

Die Basis der Behandlung ist oftmals eine Umstellung des Lebensstils. Wie bei manchen anderen Erkrankungen auch, haben übermäßiger Konsum von Zucker, Fastfood und Koffein negative Auswirkungen auf PMDS [1]. Daher kann es helfen, seine Ernährung umzustellen.

Es ist natürlich nicht schlimm und manchmal sogar ausgesprochen gut, ab und zu mal zu naschen oder einen Kaffee zu trinken. Auf die Menge kommt es an, denn „die Dosis macht das Gift“. Außerdem kann es helfen, Sport zu treiben oder sich im Alltag zumindest viel zu bewegen [1]. Welche Art von Sport oder Bewegung genau das ist, ist dabei erstmal nicht so wichtig. Es kommt auch hierbei mehr darauf an, für sich selbst das Richtige zu finden. 

Neben einer Umstellung des Lebensstils hilft manchen Betroffenen eine kognitive Verhaltenstherapie [1]. Das ist eine Methode aus der Psychologie, bei der Betroffene lernen können, ihre eigenen negativen Gedanken und Verhalten zu erkennen und unter professioneller Anleitung Bewältigungsstrategien zu entwickeln. 

Daneben kann eine sogenannte Phytotherapie mit natürlichen Heilmitteln positive Effekte auf PMDS-Symptome haben. Insbesondere Mönchspfeffer, Johanniskraut und Ginkgo können dabei helfen. Auch die Einnahme von Kalzium, Magnesium oder Vitamin B6 ist manchmal von Nutzen.

Bei Nahrungsergänzungsmitteln und pflanzlichen Heilmitteln ist aber wichtig zu beachten, dass auch diese Nebenwirkungen haben können und sich unter Umständen nicht mit bestimmten Medikamenten vertragen. Insbesondere Johanniskraut hat viele Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und kann zum Beispiel die Wirkung der Pille beeinträchtigen. Sprich dazu am besten vor der Einnahme mit deinem Arzt oder Ärztin und frage in deiner Apotheke. 

Medikamentöse Ansätze


Es gibt auch Therapieansätze, die auf verschreibungspflichtigen Medikamenten beruhen. Sogenannte selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) können den Serotoninspiegel erhöhen und so Symptome lindern [1]. Bei PMDS werden dabei meist eher niedrige Dosierungen verwendet und die SSRI können in verschiedenen Strategien eingesetzt werden (z.B. durchgehend, mit Pausen oder nur bei Bedarf) [1]. Diese Behandlungsmethoden haben sich als Wirkungsvoll erwiesen und werden vor allem dann häufig eingesetzt, wenn Lebensstilveränderungen allein nicht ausreichend Besserung bringen. Auch hierzu sprichst du am besten mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. 

In manchen Fällen können die Symptome auch durch eine Verhinderung des Eisprungs verbessert werden. Dazu werden verschiedene Varianten der Verhütungs-Pille eingesetzt. In besonders schweren Fällen werden manchmal auch sogenannte GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) Analoga verwendet. Diese führen zwar in vielen Fällen zu einer Besserung, haben aber oft recht starke Nebenwirkungen, die den Wechseljahren ähneln. 

Sind alle Therapieoptionen ausgeschöpft und der Leidensdruck sehr hoch, kann in Extremfällen auch eine chirurgische Entfernung der Eierstöcke oder des Uterus erfolgen. Das ist allerdings sehr selten und wird auch nur als letzte Option in Betracht gezogen.




  1. Nuriyeva, Bachmann: Prämenstruelles Syndrom und prämenstruelle dysphorische Störung, CME Fortbildung
  2. Dorsch: Die prämenstruellen Syndrome PMS und PMDS
  3. Stute, P., Bodmer, C., Ehlert, U., Eltbogen, R., Ging, A., Streuli, I., & von Wolff, M. (2017). Interdisciplinary consensus on management of premenstrual disorders in Switzerland. Gynecological Endocrinology, 33(5), 342-348.
  4. Hantsoo, L., & Epperson, C. N. (2015). Premenstrual dysphoric disorder: epidemiology and treatment. Current psychiatry reports, 17(11), 87.
  5. Tiranini, L., & Nappi, R. E. (2022). Recent advances in understanding/management of premenstrual dysphoric disorder/premenstrual syndrome. Faculty reviews, 11.
  6. Dubey, N., Hoffman, J. F., Schuebel, K., Yuan, Q., Martinez, P. E., Nieman, L. K., … & Goldman, D. (2017). The ESC/E (Z) complex, an effector of response to ovarian steroids, manifests an intrinsic difference in cells from women with premenstrual dysphoric disorder. Molecular psychiatry, 22(8), 1172-1184.
  7. Rapkin, A. J., & Akopians, A. L. (2012). Pathophysiology of premenstrual syndrome and premenstrual dysphoric disorder. Menopause international, 18(2), 52-59.
  8. McEvoy, K., Osborne, L. M., Nanavati, J., & Payne, J. L. (2017). Reproductive affective disorders: a review of the genetic evidence for premenstrual dysphoric disorder and postpartum depression. Current psychiatry reports, 19, 1-12.



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Tom Lühmann

Medizinjournalist

Tom ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Global Health Experte und über Freund:innen und Bekannte wurde er auf die Themen Endometriose und Co. aufmerksam. Sein Ziel ist es, Betroffene aufzuklären und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



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Tom Lühmann

Ich bin Tom und arbeite neben meinem Studium gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen im Marketing-Team der Endo-App. Ich bin über Freundinnen, Bekannte und auch mein Studium auf Endometriose aufmerksam geworden und finde es erschreckend, wie wenig bisher dagegen getan und daran geforscht wurde. Ich hoffe sehr mit meiner Arbeit bei der Endo-App einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Betroffene über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden und ihr Leben so leben können, wie sie es möchten.

 

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