Therapie von Hypermenorrhoe bei Adenomyose

In dem folgenden Artikel erklären wir dir, worum es sich bei Adenomyose handelt und was hinter dem Symptom Hypermenorrhoe steckt. Außerdem erfährst du, welche Therapiemöglichkeiten es nach aktuellem Wissensstand für Betroffene gibt.

Was ist Adenomyose?

Adenomyose ist eine gutartige, gynäkologische Erkrankung und geht für viele betroffene Frauen mit schmerzhaften Symptomen einher. Was genau passiert bei Adenomyose? Bei Frauen mit Adenomyose befindet sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe (Endometriumgewebe) in der Muskelschicht der Gebärmutter (Myometrium). Diese Einbettung von Endometriumzellen kann in einigen Fällen zu einer Vergrößerung der Gebärmutter um das zwei- oder dreifache führen. Problematisch ist außerdem, dass sich das Gewebe, ähnlich wie die normale Gebärmutterschleimhaut, zyklusabhängig verändert. Dadurch wächst das Gewebe innerhalb der Muskelschicht, blutet und löst sich ab. Dies kann Schmerzen und stärkere Menstruationsblutungen als gewöhnlich auslösen und für eine Verdickung der Gebärmutterwand sorgen. Die Erkrankung tritt überwiegend zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr auf und Frauen, die bereits ein Kind geboren haben, sind mit einem höheren Adenoymose-Risiko belastet. Weiterhin spielen hormonelle Einflussfaktoren und Entzündungen oder Veränderungen im Gewebe der Gebärmutter eine Rolle. [1], [2], [3], [4]

Menstruationstasse

Was ist Hypermenorrhoe?

Adenomyose äußert sich von Frau zu Frau auf verschiedene Art und Weise und die Symptome sind individuell. Charakteristisch ist jedoch vor allem eine starke Menstruation. Eine zu starke Regelblutung  wird auch als Hypermenorrhoe bezeichnet. Diese Form der Zyklusstörung kann oft auch mit Blutarmut (Anämie) einhergehen. In der Regel spricht man von Hypermenorrhoe, wenn eine Frau während einer Menstruation über 80 Milliliter Blut verliert. Zusätzlich können bei Hypermenorrhoe Blutgerinnsel im Menstruationsblut vorkommen, diese sind auch unter dem Begriff „Koagel“ bekannt. Weitere Symptome bei Adenomyose sind lange und unregelmäßige Menstruationsphasen, Schmerzen, die in den Unterbauch und das Becken ausstrahlen, sowie Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs. [5], [6], [7]

Welche Therapie Möglichkeiten gibt es für Hypermenorrhoe bei Adenomyose?

Ähnlich wie bei Endometriose, ist auch die Diagnosestellung von Adenomyose nicht ganz einfach. Meist ist eine Kombination aus körperlicher Untersuchung, Ultraschalluntersuchung und Magnetresonanztomographie (MRT) notwendig. Ist die Diagnose Adenomyose gestellt, stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Auswahl. Auch die Beschwerden der Hypermenorrhoe sind behandelbar und sollten auf keinen Fall einfach hingenommen werden. Wir schauen uns im Folgenden speziell die Therapiemöglichkeiten für das Symptom Hypermenorrhoe an. Dafür konzentrieren wir uns auf die in den Leitlinien empfohlenen Therapiemöglichkeiten. „Leitlinien“ basieren auf dem aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft und werden unter anderem von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. veröffentlicht. Sie sollen medizinisches Personal dabei unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Patienten und Patientinnen angemessen zu versorgen. [8]

Die Behandlung von Hypermenorrhoe bei Adenomyose zielt in erster Linie darauf ab, die starke und schmerzhafte Menstruationsblutung zu lindern. Wenn betroffene Frauen während ihrer Menstruation größere Mengen an Blut verlieren, kann dies einen Eisenmangel hervorrufen. Infolgedessen kann sich zudem eine Blutarmut (Anämie) entwickeln. Mithilfe einer Behandlung soll dies verhindert und der eisenabhängige Hämoglobinspiegel im Blut konstant gehalten werden. Die Therapie kann je nach Schweregrad, Alter der betroffenen Frau und den individuellen Symptomen variieren. Zudem sollte ein eventueller Kinderwunsch in die Überlegungen einer geeigneten Therapie einbezogen werden. Am häufigsten werden bei Hypermenorrhoe im Zusammenhang mit Adenomyose Schmerzmittel (NSAR), Tranexamsäure oder eine hormonelle Therapie angewandt. Letztlich besteht auch die Möglichkeit einer operativen Therapie. [6]

Hormonelle Therapie

Bei Frauen, die verhüten oder sich in der Perimenopause befinden, ist ein häufigerTherapieansatz bei Hypermenorrhoe im Zusammengang mit Adenomyose eine hormonelle Behandlung. In der Regel wird die Therapie so lange fortgesetzt, bis sich eine regelmäßige Blutung von normaler Stärke über mehrere Monate eingependelt hat. Zu den empfohlenen hormonellen Therapien zählen: [5], [6], [7]

  • Kombinierte orale Kontrazeptiva mit den Wirkstoffen Östrogen und Gestagen. Diese können die Blutungsmenge deutlich verringern und haben in mehreren Studien ihre Wirkung bestätigt.
  • Gestagene können auch als alleinige orale Kontrazeptiva verabreicht werden und stellen ebenfalls eine etablierte Therapieform dar.
  • GnRH-Agonisten schränken die Produktion von Östrogen ein, können die Blutungsstärke dadurch reduzieren und Hypermenorrhoe-Beschwerden lindern. Sie werden normalerweise nur kurzfristig eingesetzt und gehen nach der Therapie mit einer erhöhten Schwangerschafts-Wahrscheinlichkeit einher.
  • Das Levonorgestrel-Intrauterinsystem (LNG-IUS) ist eine Hormonspirale, die in den Uterus eingesetzt wird und dort kontinuierlich ein Gestagen freisetzt. Neben einer Verminderung der Blutungsmenge kann sie eine Schmerzlinderung hervorrufen.

Wichtig bei der Auswahl der geeigneten Therapieform ist immer die Einbeziehung individueller Faktoren wie beispielsweise Begleiterkrankungen, besonderer Kontraindikationen, Alter oder bestehender Kinderwunsch.

Nicht-hormonelle Therapie

Bei Frauen mit bestehendem Kinderwunsch ist meist eine nicht-hormonelle Therapie das Mittel der Wahl. Nicht-hormonelle Therapien bergen geringere Risiken im Vergleich zu hormonellen Behandlungen und können bei Bedarf auch kurzfristig und für einen begrenzten Zeitraum angewandt werden. Häufig eingesetzte Medikamente sind:. [5], [6], [7]

  • Schmerzmittel (Nichtsteroidale Antirheumatika = NSAR) können die Blutungsstärke senken.
  • Tranexamsäure hemmt die Auflösung von Blutgerinnseln und reduziert ebenfalls den Blutverlust.

Operative Therapie

In einigen Fällen kann auch eine Operation empfohlen werden. Dies ist insbesondere der Fall, wenn mit konservativen Behandlungen keine ausreichende Linderung erreicht werden konnte. Neben der vollständigen Entfernung der Gebärmutter kann je nach Form der Adenomyose auch eine organerhaltende Operation möglich sein, bei der nur betroffene Teile entfernt werden. Besonders bei noch bestehendem Kinderwunsch kann dies eine Option sein. Eine alternative Methode besteht in der Embolisation der Adenomyose-Herde. Dabei wird die Blutversorgung dieser Bereiche unterbunden. Dieses Verfahren soll laut der aktuellen Leitlinie jedoch nur im Rahmen von Studien in Betracht gezogen werden. [5], [6], [7]

Fazit

Adenomyose ist eine gynäkologische Erkrankung, bei der Endometriumzellen innerhalb der Gebärmuttermuskulatur wachsen. Dies kann unter anderem starke Menstruationsblutungen verursachen, die auch als Hypermenorrhoe bezeichnet werden. Eine Therapie von Hypermenorrhoe-Beschwerden kann medikamentös sowohl hormonell als auch nicht-hormonell durchgeführt werden. Alternativ stehen auch operative Verfahren zur Verfügung. Therapieziel ist immer eine Verminderung des Blutverlusts sowie eine Linderung der Schmerzen. Auf diese Weise kann die Lebensqualität der betroffenen Frauen verbessert werden. Solltest du Symptome von Adenomyose wahrnehmen oder bereits eine Diagnose haben, ist die Behandlung durch einen qualifizierten Gynäkologen oder einer Gynäkologin wichtig, um eine optimale Behandlung für dich zu finden!

Referenzen

  1. Kilpatrick MD. Baylor College of Medicine. MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise. Uterine Adenomyose. https://www.msdmanuals.com/de/profi/gynäkologie-und-geburtshilfe/diverse-gynäkologische-erkrankungen/uterine-adenomyose. Accessed 20 May, 2023.
  2. Antwerpes F, Walter F, van den Höfel N et el. Flexikon Doc Check. https://flexikon.doccheck.com/de/Endometriose. Accessed 20 May, 2023.
  3. Hutmacher J, Imesch P, Fink D. Gynäkologie 1/2018; Die Adenomyose, Update 2018. https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2018/01/Die-Adenomyose.pdf. Accessed 20 May, 2023.
  4. Farquhar C, Brosens I. Medical and surgical management of adenomyosis. Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol. 2006 Aug;20(4):603-16. doi: 10.1016/j.bpobgyn.2006.01.012. Epub 2006 Mar 24. PMID: 16563872. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16563872/, Accessed 20 May, 2023.
  5. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Leitlinienprogramm. Hormonelle Empfängnissverhütung. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-015l_S3_Hormonelle_Empfaengnisverhuetung_2020-09.pdf. Accessed 21 May, 2023.
  6. Pinkerton JV. University of Virginia Health System. MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise. Anomale uterine Blutung aufgrund einer Ovulationsstörung (AUB-O). https://www.msdmanuals.com/de/profi/gynäkologie-und-geburtshilfe/menstruationsstörungen/abnormale-gebärmutterblutung-aufgrund-von-ovulatorischer-dysfunktion-aub-o?query=hypermenorrhoe. Accessed 21 May, 2023.
  7. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Leitlinienprogramm. Diagnostik und Therapie der Endometriose. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-045l_S2k_Diagnostik_Therapie_Endometriose_2020-09.pdf. Accessed 21 May, 2023.
  8. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. Leitlinien. https://www.dggg.de/leitlinien. Accessed 21 May, 2023.

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