Endometriose und Nickelallergie – gibt es Zusammenhänge?

Viele kennen es: Einige Zeit nach dem Anziehen eines neuen Schmuckstücks rötet sich die Haut, juckt, brennt und schwillt möglicherweise sogar an. Ein klares Anzeichen dafür, dass das Accessoire Nickel enthält.

Doch wusstest du, dass eine solche Allergie auch mit der Endometriose in Zusammenhang gesetzt werden kann und dass eine Nickelallergie noch ganz andere Symptome auslösen kann? In den letzten Jahren gab es zu dem Thema einige Studien, deren Inhalt ich dir hier einmal zusammengefasst habe.

Typisch Nickelallergie

Es gibt zwei Wege, auf die sich eine Nickelallergie äußern kann. Zum einen kann es zu allergischen Reaktionen bei direktem Hautkontakt mit dem Metall kommen. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Kontaktallergie. Zu den Symptomen auf der Haut zählen:

  • Rötung der Haut
  • Brennen oder Jucken
  • Schwellung
  • Verkrustung oder Schuppenbildung
  • Nässende Bläschen oder Quaddeln

All diese Reaktionen treten in der Regel jedoch nicht sofort auf. Beim Erstkontakt wird dein Immunsystem erst einmal auf den vermeintlich schädlichen Stoff aufmerksam. Bei wiederholtem oder längerem Kontakt mit Nickel erinnert sich dein Körper daran und reagiert. Deshalb kann es sein, dass die Symptome erst nach einem bis drei Tagen auftreten.

Weitaus weniger bekannt ist, dass Nickel nicht nur äußere, sondern auch zahlreiche innere Reaktionen hervorrufen kann. Dies ist der Fall, wenn Nickel beispielsweise mit der Nahrung aufgenommen oder eingeatmet wird. Grob kann man mögliche Symptome in zwei Kategorien einteilen. Zum einen zeigen sie sich im Magen-Darm-Trakt und dürften für viele Endometriosepatientinnen sicherlich alte Bekannte sein. Es kann zu folgenden reizdarmähnlichen Beschwerden kommen:

Andere Bereiche jedoch können ebenso betroffen sein. Asthma, Entzündung der Nasenschleimhaut, Kopfschmerzen, Entzündungen im Genitalbereich, Blasenentzündung, Gelenkschmerzen, Kraftlosigkeit und Fatigue können bei nickelsensitiven Personen ebenfalls Teil der allergischen Reaktion sein.

Nickel, Ernährung und Endometriose

Dieses Dreiergespann wurde nun in einer Studie in Zusammenhang gesetzt. [1] Dafür wurde bei 83 Patientinnen mit Endometriose zunächst ein Allergietest auf Nickel durchgeführt. Mithilfe eines Fragebogens wurde dann abgeklärt, ob die Patientinnen nicht an einer anderen Unverträglichkeit (z.B. Zöliakie) leiden und ob sie mindestens drei endometriosebedingte Magen-Darm-Beschwerden aufweisen konnten. 31 Frauen waren schließlich noch Teil der Untersuchung. Sie unterzogen sich einer dreimonatigen, nickelarmen Diät. Im Anschluss daran berichteten die Probandinnen erneut von ihren Endometriosebeschwerden. Das Ergebnis: Alle 15 abgefragten Magen-Darm-Beschwerden konnten in ihrer Intensität verringert werden. Ebenso alle anderen Beschwerdebilder, die entweder mit der Endometriose und/oder der Nickelallergie in Zusammenhang gebracht werden konnten, wurden signifikant verbessert.

Doch sogar die Forschenden selbst sind trotz ihrer Ergebnisse noch zurückhaltend. Immerhin war die Gruppe der untersuchten Frauen recht klein und es gab keinerlei Kontrollgruppe, um die Resultate zu verifizieren. Zukünftige Studien müssen diese Entdeckung nun erst einmal weiter untermauern.

Gut zu wissen!

Bisher wurde nur ein Zusammenhang zwischen Endometriose und Nickelallergie festgestellt. Allergische Nasenschleimhautentzündung, Neurodermitis und andere Kontaktallergien stehen nach aktuellem Kenntnisstand in keinem Bezug zur Endometriose. [3]

Unvermeidbarer Nickel

Na klar fragst du dich jetzt bestimmt, wo Nickel denn überall enthalten ist. Die einfache und vielleicht ernüchternde Antwort: Fast überall! Eine nickelfreie Ernährung ist also unmöglich. Nickelarm hingegen ist durchaus machbar. Wie so oft kommt es nämlich auch hier darauf an, wie hoch die Konzentration im jeweiligen Lebensmittel ist. Nickel kommt dabei übrigens auf ganz unterschiedlichen Wegen in unser Essen. Zum einen ist in den meisten frischen Produkten von Natur aus Nickel enthalten, da Nickel in der Erde oder im Gießwasser vorkommen kann. Dünger und Pestizide, mit denen Obst und Gemüse behandelt werden, können zudem für einen erhöhten Nickelgehalt sorgen. Verarbeitete Lebensmittel können ebenfalls viel Nickel enthalten, was teilweise am Verarbeitungsprozess liegt.

Welche Lebensmittel und Produkte einen besonders hohen Nickelanteil enthalten, kannst du in dieser Tabelle nachlesen:

Gemüse Erbsen, Erdnüsse, grünblättriges Gemüse (z.B. Spinat), Kichererbsen, Kidneybohnen, Knoblauch, Linsen, rohe Karotten, Sojaprodukte, Tomaten, Zwiebeln
Obst Haselnuss, Mandel, Walnuss
Fisch Hering, Lachs, Makrele, Schalentiere, Thunfisch
Getreide Buchweizen, Hafer, Hirse, Mais, Roggen, Vollkornprodukte
Getränke Bier, Kaffee, Leitungswasser (besonders beim ersten Aufdrehen am Morgen), Rotwein, Tee
Anderes Backpulver, Gelatine, Kakao, Konserven, Lakritze, Leinsamen, Marzipan, nickelhaltige Nahrungsergänzungsmittel, Schokolade, Sonnenblumenkerne

Ähnlich wie mit Leitungswasser, das hauptsächlich durch nickelhaltige Armaturen mit dem Metall versetzt wird, ist auch die Wahl des richtigen Kochgeschirrs bei einer nickelarmen Ernährung wichtig. Töpfe und Pfannen aus Edelstahl setzen vor allem im Kontakt mit säurehaltigen Produkten (z.B. Tomaten) das Allergen frei.

Endometriose und Nickel generell

Um einiges besser zu vermeiden sind hingegen nickelhaltige Gegenstände auf der Haut. Die meisten kennen es: Kaum trägt man den neuen Ring oder die gerade erstandenen Ohrringe eine Weile, fängt die Haut an zu jucken und wird rot. Doch besteht etwa auch ein Zusammenhang zwischen der Endometriose und einer Kontaktallergie mit Nickel? Die Antwort lautet: Jein. Ja, denn der Allergietest auf Nickel wird in der Regel auf der Haut durchgeführt. Zeigt sich hier eine Reaktion, so ist man allergisch gegen das Metall. Und wie in teils großen Studien belegt werden konnte, wurde bei Endometriosebetroffenen überdurchschnittlich häufig auf diesem Wege eine Nickelallergie festgestellt. [2,3] Innere Symptome, wie reizdarmähnlichen Beschwerden, sind hingegen nur eine Art Fortsetzung der äußeren Symptome. Das kann der Fall sein, wenn der Kontakt mit Nickel länger besteht. Da also nickelsensitive Personen sowohl äußerliche als auch innerliche Symptome zeigen können und letztere mit der Endometriose in Zusammenhang stehen, ist auch die Kontaktallergie indirekt mit der Endometriose verknüpft.

Eine andere Frage ist jedoch weitaus spannender: Kann die Nickelallergie eine Endometriose auslösen? In dieser Frage sind sich die Forschenden noch nicht ganz einig. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass Frauen mit Endometriose deutlich höhere Nickelwerte im Blut aufwiesen als Frauen ohne Endometriose. [4] Eine Vermutung der Forschenden ist, dass Nickel eine östrogenartige Struktur besitzt, was sich wiederum positiv auf die Bildung von Endometrioseherden auswirkt. Darüber hinaus ist die Entstehung beider Krankheitsbilder ähnlich. In beiden Fällen handelt es sich um autoimmune Reaktionen des Körpers. Allerdings können diese zwei Ansätze den Zusammenhang von Nickelallergie und Endometriose nicht vollständig erklären und es gibt immer noch große Fragezeichen, die es weiter zu erforschen gilt.

Schlaufuchs to go

Eine Allergie gegen Nickel ist die häufigste Art der Kontaktallergie. Dabei lösen Nickelionen, die eigentlich total harmlos sind, eine heftige Reaktion des Immunsystems aus, die sich dann auf der Haut niederschlägt. Bleibt der Kontakt mit dem Metall länger bestehen, so kann es sogar zu einem chronischen Ekzem kommen oder sich auf dem gesamten Körper ausbreiten.

Wie stellt man eine Nickelallergie überhaupt fest?

Wenn du bei dir eine Nickelallergie vermutest und es schwarz auf weiß haben willst, kannst du beispielsweise deinen Hautarzt aufsuchen. Nach einem Anamnesegespräch wird dann ein einfacher Pflastertest durchgeführt. Dabei wird, neben anderen häufig allergieauslösenden Stoffen, auch eine Nickelprobe auf deinen Rücken aufgetragen und mit einem Pflaster abgedeckt. Nach ein bis zwei Tagen werden diese entfernt. Hat sich eine Rötung und/oder Quaddeln an der Stelle gebildet, so ist das ein klares Anzeichen für eine Nickelallergie.

Weißt du allerdings schon, dass du empfindlich auf Nickel reagierst, kannst du natürlich einfach mal einen Selbsttest starten. Denn die einzig bislang bekannte Behandlungsmethode ist Vermeidung. Schmuck oder Knöpfe, die regelmäßig einen Hautausschlag auslösen, sind schnell umgangen. Möchtest du jedoch zusätzlich eine nickelarme Ernährung ausprobieren, solltest du darauf achten, dass es nicht zu Mangelerscheinungen kommt. Besonders wenn aufgrund deiner Endometriose oder anderer Unverträglichkeiten bereits einige Lebensmittel nicht mehr auf deinem Speiseplan stehen, solltest du die nickelarme Diät nur in Begleitung einer Ärztin oder einer Ernährungsberaterin angehen. Stellst du nach einigen Monaten nun fest, dass sich deine endometriosebedingten Beschwerden gebessert haben, kannst du versuchen diese Art der Ernährung beizubehalten.

Kurz und knapp zusammengefasst

Ja, es besteht ein Zusammenhang zwischen Nickelallergie und Endometriose. Und das sowohl von Nickel in Lebensmitteln als auch in Form der weitaus bekannteren Kontaktallergie. In welche Richtung, was also was bedingt, ist allerdings noch nicht wirklich klar und muss weiter untersucht werden.

Das einfachste und bislang einzige Mittel, um einer Nickelallergie entgegenzuwirken, ist Vermeidung. Bei Accessoires und Co. ist das noch relativ einfach. Knifflig hingegen wird es in Sachen Lebensmittel, denn Nickel ist fast in allem enthalten. Wie eine Studie jedoch zeigte, kann schon eine nickelarme Ernährung endometriosebedingte Magen-Darmbeschwerden verbessern. Geht es dir damit besser ist das toll und du kannst diese Diät weiterverfolgen. Gerade, wenn du noch auf andere Lebensmittel verzichtest, solltest du dabei aber stets deinen Nähstoffhaushalt im Blick behalten.

Referenzen

  1. Borghini, R. et al. 2020. „Irritable Bowel Syndrome-Like Disorders in Endometriosis: Prevalence of Nickel Sensitivity and Effects of a Low-Nickel Diet. An Open-Label Pilot Study.“ Nutrients 12 (2): 341.
  2. Yuk, J. et al. 2015. „Nickel Allergy Is a Risk Factor for Endometriosis: An 11-Year Population-Based Nested Case-Control Study.“ PLOS ONE. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0139388 (Zugriff am 14.03.2022).
  3. Yuk, J. et al. „High rate of nickel allergy in women with endometriosis: A 3-year population-based study.“ The Journal of Obstetrics and Gynecological Research 41 (8): 1255-1259.
  4. Silva, N. et al. 2013. „Elevated levels of whole blood nickel in a group of Sri Lankan women with endometriosis: a case control study.“ BMC Research Notes 6: 13.

Hast du auch eine Nickelallergie und schon mal eine nickelarme Ernährung ausprobiert?

Erzähle uns von deinen Erfahrungen gerne in den Kommentaren.

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Meike Fischer