Reisen mit Endometriose – Wie du entspannt in den Urlaub fahren kannst

Abgedroschene Phrasen wie „die schönste Zeit des Jahres“ oder „Jedes Abenteuer beginnt mit einem Ja“ treffen möglicherweise nicht immer zu, wenn es ums Reisen geht und man an einer chronischen Krankheit leidet. Auch viele Symptome der Endometriose hindern Betroffene daran, unbeschwert in den nächsten Urlaub zu starten.

Wie vielleicht manche von euch wissen, bin ich nun schon seit einer ganzen Zeit auf Reisen und hatte die Gelegenheit, den ein oder anderen nützlichen Hinweis zu sammeln. Diese und die Ratschläge meiner ebenfalls reisefreudigen Kolleginnen und unserer Instagram Community habe ich hier einmal für euch zusammengefasst. Und ganz egal, ob in den Pauschalurlaub nach Griechenland, auf den Backpacking-Trip nach Südostasien oder einfach übers Wochenende zu Oma, egal ob Reiseneuling oder Profi – sicherlich ist hier auch für dich etwas Interessantes dabei.

Vorbereitung ist alles

Klar, wenn man nicht übermäßig abenteuerlustig ist, bedarf jede Reise zumindest eines kleinen Bisschens an Vorbereitung. Vorbereitung ist aber nicht nur ein notwendiges Übel, sondern kann auch wunderbar dabei helfen, Unsicherheiten und Bedenken aus dem Weg zu räumen.

Informationen sammeln

Mithilfe von Reiseführern oder Reiseblogs kannst du dir einen ersten guten Überblick verschaffen. Besonders zu folgenden Themen kannst du hier schon meist gute Informationen finden: Wie sieht die medizinische Versorgung im Land aus? Wo könnte ich im Notfall hingehen? Wie weit komme ich mit meinen Sprachkenntnissen? Wäre es sinnvoll, vorab schon ein paar Vokabeln rauszusuchen? Falls ich eine bestimmte Ernährungsweise verfolge, wie gut ist das vor Ort möglich? Schreibe dir die wichtigsten Punkte wie Notfallnummern auf und packe sie irgendwo hin, wo du sie immer griffbereit hast.

Zusammen ist man weniger allein

Die Aussicht, im Urlaub oder auf längeren Reisen nicht jede Situation allein meistern zu müssen, nimmt eine Menge Druck. Für die meisten ist das Reisen nicht alltäglich und unvorhergesehene ungewohnte Situationen machen zwar häufig genau den Reiz aus, können aber auch sehr belastend und anstrengend sein. Wie wäre es also mit einer Reisebegleitung? Die beste Freundin, der/die Partner:in sind bei vielen natürlich Anlaufstelle Nummer 1.

Eine andere Möglichkeit wäre aber auch in einer Endo-Selbsthilfegruppe oder in speziellen Endo-Gruppen im Internet zu fragen. Vielleicht findet sich hier jemand, der auch vom Fernweh geplagt ist und mit dem du dich gut verstehst. In allen Fällen solltest du aber vor Abreise ganz genau den Umfang klären und abstecken. Dabei sollte vor allem eine Frage genau geklärt sein: Wollt ihr immer alles zusammen machen oder zieht ihr auch mal allein los?

Bei einer organisierten Gruppenreise stellt sich diese Frage natürlich gar nicht. Zum einen wurde hierbei die Planung für dich schon übernommen, zum anderen bist du nicht allein unterwegs. Es gibt sogar Anbieter, die ärztlich begleitete Gruppenreisen anbieten, was dir eine zusätzliche Sicherheit geben kann.

Super-Tipp für Langzeitreisen

Für jede Person, die regelmäßig Medikamente einnimmt, stellt sich auf Reisen ganz unweigerlich diese Frage: Wie komme ich an Nachschub? Erste Anlaufstelle wäre hier auf jeden Fall deine behandelnde Ärztin. Erkläre ihr deine Pläne und frage, ob es möglich wäre (zur Not auch auf Privatrezept), eine größere Ration zu verordnen. Dabei solltest du natürlich wissen, dass du das Medikament dann aber komplett selbst bezahlen musst. Eine ausführliche Erklärung, dass ich im nächsten Jahr dafür kein Dienogest-Rezept mehr brauche, hat in meinem Fall die Krankenkasse leider nicht sonderlich interessiert. Dennoch würde ich es in jedem Fall einmal probieren, ob die Krankenkasse sich nicht doch beteiligt oder sogar die Kosten übernimmt.

Wenn du planst, länger unterwegs zu sein, kannst du auch das Pharmaunternehmen anschreiben, das dein Medikament vertreibt. Hier ist die Endo endlich mal im Vorteil: Anders als einige andere Krankheiten gibt es sie nämlich weltweit. Das heißt, dass auch die entsprechende Arznei weltweit vertrieben wird. Ich habe z. B. eine sehr ausführliche Antwort des Pharmaunternehmens erhalten und weiß jetzt ganz genau, in welchen Ländern und unter welchen Namen sie ihr Dienogest-Präparat vertreiben.

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Wer kennt nicht dieses alte Kinderspiel? Und lasst euch gesagt sein, dass bei Endo-Betroffenen da sicherlich die ein oder andere Kuriosität zu finden ist. Immerhin hat diese Krankheit so viele unterschiedliche Facetten, denen jede Betroffene individuell begegnet. Bei mir ganz oben auf der Liste steht zum Beispiel immer: mein Heizkissen! Aber auch das TENS-Gerät, die Wärmflasche, Wärmepflaster oder das Kühlpack könnten Platz in deinem Koffer bekommen, sofern sie zu deinen liebsten und effektivsten Hilfsmitteln zählen. Achte jedoch darauf, dass alles gut verpackt ist und nicht kaputt oder auf gehen kann. Ein Kühlpack oder auch dein liebstes ätherisches Öl also lieber immer nochmal extra in eine Tüte stecken. Bei elektrischen Geräten solltest du dich zudem darüber informieren, ob es in deinem Reiseland andere Steckdosen gibt. Falls ja, gehört auch ein entsprechender Adapter ins Gepäck.

Ebenfalls immer gut zu wissen ist: Welche Produkte finde ich im Ausland und nehme ich mir vielleicht doch lieber einen kleinen Vorrat mit? Meiner Erfahrung nach betrifft das vor allem Hygieneprodukte, wie zum Beispiel Tampons oder Menstruationstassen. Während du Binden und Slip-Einlagen in jedem Land der Welt findest, wird es mit Tampons und erst recht mit anderen Monatshygieneprodukten deutlich schwieriger. Sogar in Europa kann es sein, dass du Tampons nur noch in Apotheken und/oder zu stattlichen Preisen findest. Falls du also eine Monatsblutung hast und diese in die Zeit deines Urlaubs fällt, solltest du hier auf jeden Fall entsprechend vorsorgen.

Ein anderer absoluter Lieblingstipp von mir ist, immer ein kleines Notfallpack zur Hand zur haben. Packe in ein Döschen oder eine kleine Tasche alles, was du im Notfall gut gebrauchen kannst und was dich erstmal über eine gewisse Zeit bringt, bis du dich anderweitig versorgen kannst. In meinem Notfall-Döschen sind beispielsweise immer Schmerztabletten, Tabletten gegen einen aufgeblähten Bauch und gegen Durchfall sowie ein Antiallergikum. So bin ich noch immer gut durch jede Busfahrt oder jeden Ausflug gekommen, den ich mir nicht vermiesen lassen wollte. Denkbar wären zum Beispiel auch ein ätherisches Öl, das beruhigend auf dich wirkt, Tampons oder Snacks – einfach alles, was dir hilft!

Achja, apropos helfen: Ein Tipp aus unserer Instagram Community war noch, immer in bequemen Hosen zu verreisen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: auf jeden Fall! Und das gilt nicht nur für die Zugfahrt oder den Flug, sondern so ganz generell. Wenn nicht im Urlaub, wann sonst sollte auch der Endo-Belly mal ein bisschen Luft zum Atmen haben? Knappe Jeans oder enge Shirts können ruhig zu Hause bleiben.

Mit Endo on tour

Die ganze Vorbereitung und der Packstress sind vorüber, jetzt heißt es endlich ab in den Urlaub! Eine neue Umgebung, ungewohntes Klima und Essen und ganz viele neue Eindrücke wirken auf jede Person unterschiedlich. In jedem Fall bedeuten sie aber eine Art Stress – sei er nun positiv oder negativ. Und der kann natürlich Einfluss auf deine Symptome haben.

Also, auch wenn vieles anders ist auf Reisen, ist es superwichtig, ein paar Routinen beizubehalten. Wenn du zum Beispiel jeden Tag mit einer Runde Yoga oder Laufen beginnst, solltest du auch im Urlaub versuchen, das größtenteils beizubehalten. Vielleicht fällt das morgendliche Sportprogramm dann etwas kürzer aus als normal, aber das spielt keine Rolle. Routinen verringern Stress und weniger Stress bedeutet in der Regel, dass man auch besser mit körperlichen Schmerzen umgehen kann. Mit regelmäßigen Mahlzeiten kannst du deinem Tag ebenfalls eine kleine Struktur geben. Denn wer kennt es nicht: Mit leerem Magen geht ganz schnell mal auch die Reizbarkeit in die Höhe.

Diese fixen Tagesordnungspunkte bedeuten meist auch eine Art Pause. Denn die sind ebenfalls sehr wichtig, wenn du und deine Endo on tour sind. Ein Nickerchen am Mittag oder einfach mal auf einer Parkbank verweilen, sind vor allem dann empfehlenswert, wenn du viel Sightseeing oder eine Rundreise machst. Du kannst aber auch versuchen, beides zu kombinieren. Anstatt den ganzen Tag alles zu Fuß zu machen und von einer Sehenswürdigkeit zur anderen zu laufen, könntest du das Ganze auch im Rahmen einer Tour machen. Am einfachsten ist das in den meisten größeren oder touristischen Orten zum Beispiel mit einem Hop-on-hop-off Bus. Mit etwas mehr Planungsaufwand geht das natürlich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln und in vielen Städten kann das auch richtig Spaß machen – beispielsweise, wenn Fähren im Tagesticketpreis enthalten sind.

Und dann wäre da immer noch das Thema Unterkunft. Ich persönlich finde es immer wichtig, eine Unterkunft zu haben, in der ich mich wohlfühle. Gerade wenn es dir nicht so gut geht, kann eine schöne Ferienwohnung, ein tolles Hotel oder ein entspanntes Hostel dir als Rückzugsort dienen. Ich stelle mir dann meistens diese Frage: Könnte ich hier zur Not den ganzen Tag verbringen? Das geht auch manchmal schief, weil man natürlich nicht immer alles vorab weiß (z.B. ob der Abfluss fürchterlich stinkt). Aber im Großen und Ganzen gibt es immer ein paar Eckdaten, an denen man sich bei der Buchung entlanghangeln kann. Wenn du dir ein paar Gedanken machst, dann kommen dir sicherlich ein paar Ideen, was dir an einer Unterkunft wichtig ist und was du brauchst, um dich wohlzufühlen. Das heißt also Bewertungen lesen und sie vielleicht sogar nach bestimmten Gesichtspunkten durchsuchen oder filtern.

Kurz und knapp zusammengefasst

Wie auch immer und wohin auch immer es dich verschlägt, kann ich dir nur ans Herz legen, deine Art zu Reisen anzupassen. Mit einer chronischen Krankheit unterwegs zu sein, ist anders als ohne und das ist auch vollkommen okay und normal. Messe dich nicht daran, was andere machen oder wie du vielleicht früher einmal gereist bist. Wenn du es schaffst, dich davon zu lösen, bist du schon einen Schritt näher dran an einem entspannten und wundervollen Trip.

Gute Reise!

Mit der Endo-App kannst du täglich dein Wohlbefinden dokumentieren – egal, wo du bist.

Mit einem Klick auf den nachfolgenden Button gelangst du zur Endo-App, welche jetzt kostenlos für Betroffene verfügbar ist.

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Meike Fischer