Endometriose und Coenzym Q10

Das Coenzym Q10 ist den meisten Menschen vermutlich am ehesten in Verbindung mit Hautcreme ein Begriff. Diese solle verjüngend wirken und Alterserscheinungen wie Hautfalten entgegenwirken. Tatsächlich hat das Coenzym jedoch noch andere interessante Effekte auf den Körper. Worum es sich bei Q10 genau handelt und ob es sogar gegen Endometriose helfen kann, klären wir dir in diesem Artikel.

Was ist das Coenzym Q10?

Glasflasche mit Serum vor einem hellen Hintergrund.

Q10 ist unter anderem in Pflanzenölen enthalten.

Das Coenzym Q10 gehört zur chemischen Gruppe der Ubichinonen und ist strukturell mit den Vitaminen E und K verwandt. Aufgrund seiner chemischen Struktur kann es sich innerhalb von Zellmembranen bewegen [1]. Grundsätzlich kommt es in allen Zellen vor und ist an der Bereitstellung von Energie in den Körperzellen beteiligt. Diese wird in Form von ATP in den Mitochondrien, also Bestandteilen jeder Zelle, gewonnen. Besonders in der Bauchspeicheldrüse, der Leber und dem Herzen ist es zahlreich vorhanden, da diese Organe besonders viel Energie benötigen.

Hergestellt wird Q10 vom Körper in der Regel selbst in ausreichender Menge, jedoch ist es auch in verschiedenen Lebensmitteln zu finden. Dazu gehören neben Geflügel auch Soja, Hülsenfrüchte, Nüsse und Pflanzenöle [2,3]. Zu beachten ist, dass die körpereigene Produktion im Alter abnimmt oder auch durch Erkrankungen beeinträchtigt werden kann. In diesen Fällen kann es nötig sein, es mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln zuzuführen. Dies sollte vorher immer ärztlich oder im Rahmen einer Ernährungsberatung abgesprochen werden.

Wofür wird Coenzym Q10 verwendet?

Neben seiner Beteiligung an den Prozessen zur Bereitstellung von Energie hat das Coenzym Q10 auch antioxidative Eigenschaften. Das bedeutet, dass es Schutz vor den sogenannten freien Radikalen im Körper bietet. Diese werden als normales Nebenprodukt des Zellstoffwechsels vom Körper selber gebildet, entstehen allerdings auch durch äußere Umwelteinflüsse. Dazu gehört beispielsweise Zigarettenrauch oder Strahlung. Eine erhöhte Anzahl freier Radikale kann zu oxidativem Stress führen und das Gewebe dauerhaft schädigen. Antioxidantien wirken dem entgegen, indem sie diese binden und neutralisieren [4,5].

Verschiedene Studien haben überprüft, welche Erkrankungen Coenzym Q10 positiv beeinflussen kann. Eine recht gute Datenlage liegt beispielsweise für die Behandlung von chronischem Herzversagen vor. Hierbei ist das Herz nicht mehr dazu in der Lage, den Körper mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen, da seine Pumpleistung beeinträchtigt ist. Ein möglicher Marker für die Überlebenschance bei Herzversagen ist oxidativer Stress. Ist dieser hoch, so verschlechtert sich die Prognose der Betroffenen [6]. Häufig kann bei Herzversagen festgestellt werden, dass ein Mangel an Coenzym Q10 vorliegt. Je gravierender der Mangel ist, desto schlechter scheint die Pumpleistung des Herzens zu sein [7]. Obwohl die Datenlage noch nicht ausreichend für eine flächendeckende Behandlung mit Coenzym Q10 ist, spricht einiges dafür, dass es die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Herzversagen steigern kann [8]. Auch bei anderen Erkrankungen, die durch oxidativen Stress entstehen, könnte es helfen. Dies wurde jedoch ebenfalls noch nicht hinreichend untersucht.

Sind Präparate mit Coenzym Q10 unbedenklich?

Nahaufnahme von Fischöl-Kapseln.

Q10 kann sowohl aus pflanzlicher als auch aus tierischer Quelle gewonnen werden.

Momentan gibt es auf dem Markt bereits ein breites Angebot an Präparaten, welche gegen alle möglichen Probleme helfen sollen. Insbesondere die Behauptungen, Coenzym Q10 könnte eine Stärkung des Immunsystems oder eine Steigerung der Leistungsfähigkeit bewirken, basieren auf einer dünnen und nicht aussagekräftigen Datenlage. An dieser Stelle sei gesagt, dass es sich nicht um ein Wundermittel handelt – dieses existiert leider noch nicht. Ob und wie die verfügbaren Präparate das Wohlbefinden oder den Körper stärken, sei dahingestellt und kann derzeit nicht abschließend beantwortet werden. Nichtsdestotrotz kann man natürlich für sich selbst ausprobieren, ob solche Nahrungsergänzungsmittel etwas bringen. Hierbei sollte man darauf achten, dass die Dosis nicht zu hoch ist. Mit der Nahrung nehmen wir täglich etwa zwei bis 20 Milligramm Coenzym Q10 auf.

Laut der aktuellen Studienlage ist die Einnahme von zehn bis maximal 30 Milligramm täglich unbedenklich. Es ist jedoch nicht empfehlenswert, diese Mengen zu überschreiten, da eine höhere Dosis nicht die Wirkung verstärkt, sondern ab über hundert Milligramm pro Tag zu Nebenwirkungen wie Durchfall oder Hautausschlag führen kann. Eine deutliche Überschreitung von bis zu 300 Milligramm pro Tag kann sogar zu Zellschäden führen, wobei das genaue Ausmaß nicht beurteilbar ist [9,10]. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass es zu Wechselwirkungen von Coenzym Q10 mit einigen Medikamenten kommen kann. Vor allem bei der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (vor allem Warfarin), Cholesterinsenkern (Statine) sowie einigen blutdrucksenkenden Medikamenten sollte die Einnahme nicht ohne Rücksprache mit einer Arztperson oder einem Apotheker beziehungsweise einer Apothekerin erfolgen [10,16,17].

Coenzym Q10 bei Endometriose?

Auch bei der Entstehung von Endometriose spielt oxidativer Stress eine Rolle [11,12]. Normalerweise ist das Verhältnis zwischen freien Radikalen und Antioxidantien ausgewogen, sodass keine Gewebeschäden entstehen. Wird dieses Gleichgewicht durch äußere Einflüsse wie beispielsweise einer zu hohen Produktion von freien Radikalen gestört, so entsteht oxidativer Stress. Dieser kann nicht nur die Reifung von Eizellen und somit die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen, sondern auch die Einnistung einer bereits befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut verhindern [13]. Aufgrund dieser Erkenntnisse liegt die Annahme nicht weit, dass auch eine Endometriose durch die Gabe von Coenzym Q10 verbessert werden könnte.

Dieser Frage nahm sich eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2022 an. Hierbei wurde an Ratten untersucht, ob und welchen Effekt Coenzym Q10 auf das Ausmaß der Endometrioseherde haben kann. Insgesamt 27 Ratten wurden in vier Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bekam keine Behandlung gegen die Endometriose. Die zweite Gruppe erhielt einen hormonellen Wirkstoff, welcher zu den Standardpräparaten für die Behandlung von Endometriose gilt. Gruppe drei und vier erhielten jeweils Coenzym Q10 in unterschiedlichen Dosierungen, einmal 50 Milligramm und einmal hundert Milligramm pro Tag. Am Ende der Studie wurde überprüft, bei welcher Gruppe die größten und ausgeprägtesten Herde gefunden werden konnten. Es stellte sich heraus, dass die Behandlung mit Coenzym Q10 nicht nur die Menge an Herden verringert hatte, sondern dass auch die Anzahl an körpereigenen Immunzellen und entzündungsfördernden Zellen deutlich geringer war. Auch Verwachsungen und Verklebungen innerhalb des Bauchraums waren signifikant weniger präsent.

Daraus lässt sich schließen, dass Coenzym Q10 in Zukunft eventuell als Behandlungsmethode gegen Endometriose in Frage kommen könnte. Um dies schlussendlich festzustellen, bedarf es allerdings noch weiterer Forschung [14].

Fazit

Coenzym Q10 zeigt wirksame antioxidative Eigenschaften, welche oxidativem Stress und den damit verbundenen Gewebeschäden entgegenwirken können. Bereits bei der Anwendung gegen andere Erkrankungen wie Herzversagen konnte es vielversprechende Resultate erzielen. Ob und in welcher Form es in der Behandlung gegen Endometriose in Zukunft eingesetzt werden kann, muss noch eingehend erforscht werden. Wenn du dennoch einmal ausprobieren möchtest, welche Wirkung es auf deinen eigenen Körper hat, spricht nichts dagegen, solange du keine Medikamente einnimmst, bei denen es zu einer Wechselwirkung mit Coenzym Q10 kommen kann. Du solltest beim Kauf eines Präparats lediglich darauf achten, dass es die empfohlene tägliche Höchstdosis von maximal 30 Milligramm nicht überschreitet. Bei Unsicherheiten oder falls du gerade schwanger bist, solltest du ärztlichen Rat in Anspruch nehmen oder von der Einnahme lieber absehen.

Referenzen

  1. Chemie.de: Ubichinon https://www.chemie.de/lexikon/Ubichinon.html (abgerufen am 10.07.2023)
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung: Coenzym Q 10 https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/coenzym_q_10-5118.html (abgerufen am 10.07.2023)
  3. National Center for Complementary and Integrative Health: Coenzyme Q 10 https://www.nccih.nih.gov/health/coenzyme-q10 (abgerufen am 10.07.2023)
  4. Bhagavan HN, Chopra RK. Coenzyme Q10: absorption, tissue uptake, metabolism and pharmacokinetics. Free Radic Res. 2006 May;40(5):445-53. doi: 10.1080/10715760600617843. PMID: 16551570.
  5. Forman HJ, Zhang H. Targeting oxidative stress in disease: promise and limitations of antioxidant therapy. Nature Reviews. Drug Discovery. 2021;20(9):689-709
  6. Tsutsui T, Tsutamoto T, Wada A, Maeda K, Mabuchi N, Hayashi M, Ohnishi M, Kinoshita M. Plasma oxidized low-density lipoprotein as a prognostic predictor in patients with chronic congestive heart failure. J Am Coll Cardiol. 2002 Mar 20;39(6):957-62. doi: 10.1016/s0735-1097(02)01721-7. PMID: 11897436.
  7. Langsjoen PH, Langsjoen AM. Overview of the use of CoQ10 in cardiovascular disease. 1999;9(2-4):273-84. doi: 10.1002/biof.5520090224. PMID: 10416041.
  8. Raizner AE. Coenzyme Q10. Methodist Debakey Cardiovasc J. 2019 Jul-Sep;15(3):185-191. doi: 10.14797/mdcj-15-3-185. PMID: 31687097; PMCID: PMC6822644.
  9. Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin: Ernährungsmedizinische Beurteilung von Werbeaussagen zu Coenzym Q 10 https://www.bfr.bund.de/cm/343/ernaehrungsmedizinische_beurteilung_von_werbeaussagen_zu_coenzym_q_10.pdf (abgerufen am 10.07.2023
  10. Verbraucherzentrale: Coenzym Q10-Produkte – ist ein Nutzen wirklich bewiesen? https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/coenzym-q10produkte-ist-ein-nutzen-wirklich-bewiesen-21067#:~:text=Laut%20Bundesinstitut%20f%C3%BCr%20gesundheitlichen%20Verbraucherschutz,angeboten%20und%20gelten%20als%20sicher. (abgerufen am 10.07.2023)
  11. Agarwal A, Gupta S, Sharma RK. Role of oxidative stress in female reproduction. Reprod Biol Endocrinol. 2005 Jul 14;3:28. doi: 10.1186/1477-7827-3-28. PMID: 16018814; PMCID: PMC1215514.
  12. Van Langendonckt A, Casanas-Roux F, Donnez J. Oxidative stress and peritoneal endometriosis. Fertil Steril. 2002 May;77(5):861-70. doi: 10.1016/s0015-0282(02)02959-x. PMID: 12009336.
  13. Augoulea A., Mastorakos G., Lambrinoudaki I., Christodoulakos G., Creatsas G. The role of the oxidative-stress in the endometriosis-related infertility. Gynecological Endocrinology. 2009;25(2):75–81. doi: 10.1080/09513590802485012.
  14. Akarca-Dizakar SÖ, Demirel MA, Coşkun Akçay N, Sipahi M, Karakoç Sökmensüer L, Boyunaga H, Köylü A, Ömeroğlu S. The therapeutic effects of coenzyme Q10 on surgically induced endometriosis in Sprague Dawley rats. J Obstet Gynaecol. 2022 Oct;42(7):3290-3298. doi: 10.1080/01443615.2022.2114322. Epub 2022 Sep 1. PMID: 36048875.

Hast du bereits Erfahrungen mit der Einnahme von Q10-Präparaten gemacht? Oder gibt es andere Nahrungsergänzungsmittel, die dir bei Endometriose- oder Adenomyose-Beschwerden geholfen haben?

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