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Psychoneuroimmunologie: Immunsystem im Dauerstress





07.05.2024

Psychoneuroimmunologie: Immunsystem im Dauerstress

Psychoneuro-immunologie: Immunsystem im Dauerstress


5 Min. Lesezeit

Dass eine gesunde Ernährung sowie ausreichend Schlaf und Bewegung unserem Körper und auch unserem Immunsystem guttun, ist mittlerweile wohl den meisten bekannt. Wusstest du jedoch, dass auch unsere Gefühle und Emotionen einen großen Einfluss auf unser Immunsystem haben können?

Die sogenannte Psychoneuroimmunologie (PNI) bildet hierfür die Grundlage. Was genau dahintersteckt und was das Ganze mit Endometriose zu tun hat, haben wir hier einmal für dich zusammengetragen.


Inhalt:

Psychoneuroimmunologie kurz erklärt

Was hat das jetzt mit Endometriose zu tun?

Den Teufelskreis durchbrechen

Kurz und knapp



Inhalt:

        1. Psychoneuroimmunologie kurz erklärt
        2. Was hat das jetzt mit Endometriose zu tun?
        3. Den Teufelskreis durchbrechen
        4. Kurz und knapp





Psychoneuroimmunologie kurz erklärt

Psychoneuroimmuno-logie kurz erklärt


Das Prinzip hinter diesem Zungenbrecher ist im Grunde recht simpel: Körper und Geist sind sehr eng miteinander verknüpft und Emotionen wie Stress oder Angst können einen ganz direkten, negativen Einfluss auch auf unser Immunsystem haben. Lange herrschte die Annahme, dass unser Immunsystem völlig eigenständig und ohne Einfluss von außen funktioniert. Diese Ansicht ist jedoch mittlerweile überholt. Vielmehr sind Nerven-, Hormon- und Immunsystem untrennbar miteinander verbunden und kommunizieren sozusagen über ein biochemisches Netzwerk sogar in derselben Sprache. [1]

Dabei gibt es zwei Arten von Stress. Zum einen psychischen, wie beispielsweise Beziehungsprobleme oder Ärger auf der Arbeit. Zum anderen körperlichen Stress, wie Wunden, Verbrennungen oder generell Krankheiten. In Studien konnte gezeigt werden, dass bei Personen, die psychischem Stress ausgesetzt sind, auch gleichzeitig die Entzündungsmarker im Körper ansteigen. Körperliche Stressoren rufen ganz ähnliche Reaktionen im Körper hervor.

Ebenfalls wichtig zu unterscheiden ist akuter und dauerhafter Stress – egal ob seelisch oder körperlich. Bei akutem Stress nämlich läuft das Immunsystem kurzzeitig auf Hochtouren. Die natürlichen Zellen zur Abwehr werden jetzt aktiv. Auch die Entzündungsaktivität erhöht sich kurzzeitig, um so eindringende Erreger effektiver bekämpfen zu können. Hält dieser Zustand jedoch zu lange an oder wiederholt sich regelmäßig, kommt der Organismus nicht wieder zurück in seinen Ruhemodus, die Entzündung schwelt (man spricht von einer stillen Entzündung) und der Stress (psychisch und körperlich) wird chronisch. Ist der Körper bereits in Alarmbereitschaft, zum Beispiel aufgrund einer Krankheit, ist das ebenso der Fall. Jetzt spricht man von einem Crash des Immunsystems. [2] In diesem Zustand ist unser Körper nun deutlich anfälliger für Infekte, wie zum Beispiel Atemwegserkrankungen. [3] Auch die Entstehung und Ausbreitung von Tumoren wird dadurch begünstigt. [1]



Was hat das jetzt mit Endometriose zu tun?

Was hat das jetzt mit Endometriose zu tun?


Hormone, Stress, Entzündungen – all diese Begriffe fallen natürlich auch immer wieder im Zusammenhang mit Endometriose. Klar ist, dass Endometriosesymptome, wie andauernde Schmerzen oder sogar Unfruchtbarkeit, sowohl mit körperlichem als auch mit psychischem Stress eng einhergehen. Eine Studie, die sich mit dem Zusammenhang von Endometriose und PNI beschäftigte, konnte unter anderem feststellen, dass Endometriosepatientinnen ein deutlich erhöhtes Level an Entzündungswerten und körpereigenen Abwehrzellen aufweisen. Beides klare deutliche Anzeichen einer psychoneuroimmunologischen Reaktion. [4]

Ein anderer interessanter Aspekt ist die Verbindung zwischen PNI und Autoimmunerkrankungen. Auch wenn die Endometriose selbst keine Autoimmunerkrankung ist, so hängt sie doch nachweislich mit mehreren autoimmunen Krankheitsbildern zusammen. [5] In der PNI geht man der Frage nach, wie Stress sich auf die Entstehung solcher Krankheiten auswirkt. Die erhöhte und andauernde Entzündungsaktivität aufgrund von psychischem/körperlichem Stress könnte hierfür eine Erklärung sein.


Den Teufelskreis durchbrechen

Den Teufelskreis durchbrechen


Die gute Nachricht ist, dass man aktiv etwas gegen Dauerstress und seine Folgen unternehmen kann. Angriffspunkt ist dabei in erster Linie die psychische Komponente der PNI, da wir auf sie noch den größten Einfluss üben können. Eine Möglichkeit hierzu sind Entspannungstechniken. Sie bedürfen zwar teilweise ein wenig Übung, aber können bei regelmäßiger Anwendung einen großen Effekt haben. Darüber hinaus sind sie ein wichtiger Teil der multimodalen Schmerztherapie. Mit ihrer Hilfe kannst du also nicht nur dem chronischen Stress, sondern auch deinen endometriosebedingten Schmerzen den Kampf ansagen.

Besonders, wenn du den Grund für deinen Stress etwas tiefer vermutest, wäre möglicherweise auch eine psychosomatische Psychotherapie sinnvoll. Hier lernst du, mit tiefgreifenden und langanhaltenden Belastungen besser zurechtzukommen und aus dem Teufelskreis des chronischen Stresses auszubrechen.

Schlaufuchs to go


Die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol helfen uns dabei, Stresssituationen gut zu meistern. Sie haben also tatsächlich einen Sinn! Und der reicht bereits Jahrtausende zurück: Schon als unsere Urahnen auf den berüchtigten Säbelzahntiger trafen, unterstützten Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol sie bei ihrem Überlebenskampf. Evolution machts möglich, haben wir also auch heute noch etwas davon.


Das Risiko einen Immunsystem-Crash zu erleiden und eine stille Entzündung zu entwickeln, ist höher, wenn die Person in Kindheit oder Jugend ein belastendes Erlebnis hatte. Eine gestörte Stressverarbeitung kann die langfristige Folge sein, die mithilfe von psychosomatischer Psychotherapie allerdings auch wieder verbessert werden kann. [2]



Kurz und knapp

Kurz und knapp


Die PNI beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Stress auf das Immunsystem. Und wie bereits in einigen Studien festgestellt werden konnte, ist dieser keinesfalls zu vernachlässigen. Langanhaltender psychischer Stress erhöht Entzündungsmarker, die auf Dauer wiederum Auslöser für andere Krankheitsbilder sein können. Unser Immunsystem wird geschwächt und die Infektanfälligkeit erhöht sich.

Die Folgen, wie beispielsweise mehr Krankheitstage, wirken sich wiederum auf die Psyche aus – ein Teufelskreis entsteht. Das alles kann auch im Zusammenspiel mit der Endometriose passieren. Das regelmäßige Praktizieren von Entspannungstechniken oder eine ganz gezielte Psychotherapie können jedoch ein Ausweg sein und langfristig helfen.




  1. Schmoll et al. 1996 „Psychoneuroimmunologie.“ Kompendium Internistische Onkologie.
  2. Planet Wissen. 2020. „Psychoneuroimmunologie: Wie Gefühle das Immunsystem beeinflussen.“ https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/psychosomatik/psychoneuroimmunologie-100.html (Zugriff 18.04.2022)
  3. Schubert, C. 2013. „Psychoneuroimmunologie und Infektanfälligkeit.“ Zeitschrift für Komplementärmedizin 5: 17-23.
  4. Nadja Tariverdian. 2011. Peripherer Immunstatus, psychosozialer Stress und neuroendokrinimmunologische Kreisläufe bei Endometriose. Dissertation vorgelegt an der Medizinischen Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin.
  5. Shigesi, N. et al. 2019. „The association between endometriosis and autoimmune diseases: a systematic review and meta-analysis.“ Human Reproduction Update 25 (4): 486-503.



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Meike Fischer

Medizinjournalistin

Meike ist wissenschaftliche Redakteurin im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Gesundheitsförderung für Personen mit Endometriose, Adenomyose und Regelschmerzen ist ihr Herzensthema. Für sie bedeutet das nämlich auch Empowerment.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



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Meike Fischer

Bereits seit einigen Jahren bin ich nun als freiberufliche Autorin tätig. Mittlerweile habe ich schon Texte für die unterschiedlichsten und verrücktesten Bereiche geschrieben. Das Thema Endometriose jedoch nimmt einen ganz besonderen Platz bei mir ein. Zum einen habe ich seit einiger Zeit den Verdacht, selbst Endometriose zu haben. Zum anderen bedeutet Gesundheitsförderung, vor allem bei Personen mit Endometriose, für mich auch Empowerment – ein Thema, was mir ebenfalls sehr am Herzen liegt.

veröffentlicht von
Meike Fischer

 

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