Endometriose am Dickdarm/Enddarm

Die Endometriose am Dickdarm ist die häufigste Form der Endometriose am Darm. Der Dickdarm, genauer gesagt der letzte Teil des Dickdarms, der sogenannte Enddarm bzw. das Rektum, ist auch häufig auch bei der rektovaginalen Endometriose beteiligt, wenn sich Endometrioseherde zwischen Scheide und Darm ansiedeln. Wie bei vielen Formen der Endometriose besteht hier oft kein direkter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Endometriose und den Schmerzen und Beschwerden. Das heißt auch kleine Befunde können starke Schmerzen verursachen und auch große Befunde müssen nicht zwingend stärkere Schmerzen mit sich bringen.  Dringt die Endometriose jedoch über 5 mm in das Gewebe ein, ist ein auftretender Schmerz laut Studien meist durch diese hervorgerufen. Besonders schwere Schmerzen treten demnach bei einer Infiltrationstiefe über 10 mm auf [1]. Dann spricht man auch von einer tief-infiltrierenden Endometriose.

Der Enddarm und die Übergangsstelle zwischen dem letzten Teil des Dickdarms, dem Sigmadarm und dem Enddarm sind am häufigsten betroffen. Eine Endometriose des Blinddarms oder des Dünndarms treten hingegen seltener auf [2]. Durch Endometriose Darmprobleme zu haben, kann also durchaus der Fall sein. Dazu gehört auch, durch Endometriose Darmschmerzen zu haben, wie du gleich noch erfahren wirst.

Symptome der Endometriose am Enddarm

Sehr charakteristisch für Endometriose am Enddarm sind Blutungen aus dem Darm die mit dem Zyklus der Patientin auftreten [4]. Dies kann jedoch nur in etwa 30 % der Fälle  beobachtet werden [3].

Durch die Beschwerden, die anderen Magen-Darm-Erkrankungen ähneln, ist es manchmal schwierig, diese direkt einer Endometriose zuzuordnen.  Es gibt jedoch ein paar Symptome, über die sich Patientinnen häufig beklagen [4]:

  • chronische Verstopfungen, die entstehen, weil der Enddarm durch die Endometriose verengt ist. 
  • kleiner und fester Stuhlgang, ähnlich dem “Kaninchenstuhl”
  • verstärkte Verstopfungen während der Periode, die durch ein zusätzliches Anschwellen des Enddarms hervorgerufen werden
  • wenige Tage nach der Periode wird der Stuhlgang flüssig und Patientinnen haben kurzzeitig keine Verstopfung mehr 

Viele Symptome können mit einem Befall des Dickdarms oder Enddarms zusammenhängen, treten aber auch völlig unabhängig davon auf.

  •     Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Durch die starken Schmerzen, die Patientinnen erleiden, verlieren sie häufig auch die Libido.
  •     Der “Endobelly”, also ein stark aufgeblähter Bauch führt zu starken Schmerzen
  •     Übelkeit
  •     Schmerzen besonders im unteren Rückenbereich
  •     andere Darmentleerungsstörungen wie Durchfall

Ist der Blinddarm von Endometriose betroffen, können Symptome, die einer Blinddarmentzündung ähnlich sind, auftreten. 

Diagnose

Eine Diagnose der Darmendometriose ist sehr schwierig zu stellen. Grund dafür sind die zahlreichen Symptome, die bereits erwähnt wurden und auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Im ersten Schritt werden diese deshalb erst einmal beobachtet und die Patientin ordnet ihre Schmerzen auf einer Schmerzskala ein. Auf dieser Grundlage kann jedoch erstmal nur eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. 

Wie bei der rektovaginalen Endometriose ist auch die sogenannte rektovaginale Tastuntersuchung bei der Diagnose von Bedeutung. Hierbei tastet der Arzt gleichzeitig mit jeweils einem Finger in Scheide und Enddarm. So kann möglicherweise auch festgestellt werden, wie weit der Enddarm bereits von Endometrioseherden befallen ist. Da der Enddarm der häufigste Ort der Endometriose ist, ist die Untersuchung sehr wichtig. Endometrioseherde an anderen Teilen des Dickdarms können so nicht festgestellt werden, sind aber deutlich seltener.

Auch eine Endosonografie des Rektums kann Aufschluss bieten. Weitere Informationen über das Ausmaß der Verwachsungen kann auch ein MRT bieten, insbesondere um herauszufinden, ob die Herde bereits durch die Darmwand gedrungen ist und ob eventuell eine Darmresektion durchgeführt werden muss [3]. 

Meist wird auch eine Darmspiegelung durchgeführt. Endometriose die aber außen auf dem Darm aufsitzt kann so nicht festgestellt werden, sondern nur Endometriose die die Innenseite des Darms befällt. Eine unauffällige Darmspiegelung heißt also nicht automatisch, dass keine Darmbeteiligung vorhanden ist.

Wirklich verlässlich für eine genaue Diagnose ist jedoch nur durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) möglich [3]. So kann genau festgestellt werden, wo die Endometriose am Dickdarm und Enddarm sitzt und wie sehr der Abschnitt wirklich betroffen ist. Es ist möglich, dass Herde nicht im Ultraschall und in der Endosonografie sichtbar waren und das Ausmaß des Befalls erst jetzt zu erfassen ist [3]. Vor einer Operation werden Patientinnen deshalb  auf alle möglichen Vorgehen im Falle einer Enddarmendometriose aufgeklärt, da mit einer Darmresektion beispielsweise auch die Möglichkeit besteht, dass sie mit einem Stoma aufwacht, das für einige Wochen bis zur Rückverlegung des Darms getragen werden muss. 

Behandlung

Bei der Behandlung und Therapie der Endometriose an Dickdarm und Enddarm müssen mehrere Faktoren, wie das Alter der Patientin, ein möglicher Kinderwunsch, das Ausmaß des Endometriosebefalls, die Beeinträchtigung weiterer Organe und Beschwerden wie Schmerzen beachtet werden [5].

Laut Leitlinie muss die Endometriose am Darm nicht zwingend operativ behandelt werden, wenn es sich um einen Zufallsbefund handelt und es keine Symptome gibt. Beschwerden wie starke Schmerzen und Magen-Darm-Probleme sind jedoch sehr häufig bei dieser Art von Endometriose. Deshalb sollte die Behandlung in einem Endometriosezentrum stattfinden, das auch eng mit anderen Abteilungen, wie Darmchirurgen und Urologen, zusammenarbeitet. Medikamente können die Schmerzen zwar lindern und auch die Einnahme von Hormon-Präparaten, wie Gestagene, Kombi-Pillen, GnRH-Agonisten/Antagonisten oder Levenorgestrel-freisetzende IUD [5] kann sich positiv auf die Beschwerden auswirken, jedoch ist eine Operation bei einer Endometriose mit Darmbefall häufig die bevorzugte Therapie, da die chirurgische Therapie die beste Möglichkeit ist, Schmerzen und Fruchtbarkeit langfristig zu verbessern [6]. Letzlich bleibt dies aber immer eine individuelle Entscheidung, die gemeinsam mit dem Endometriosezentrum getroffen werden sollte.

Nach der Bauchspiegelung

Wenn die Darmwand noch nicht durchbrochen wurde und die Endometrioseherde von der Darmwand abgetragen werden kann, muss eine Patientin keine Teilresektion des Darms fürchten. Musste jedoch ein Stück des Darms entfernt werden, muss sie ggf. für ein paar Wochen oder Monate mit einem Stoma, einem künstlichen Darmausgang leben, damit die operierten Stellen besser heilen können. Danach kann der Darm wieder zurückverlegt werden. Leider ist es nicht wirklich möglich, mit Sicherheit vor der OP zu wissen, welche Option der Fall ist, sodass immer auch über ein Stoma aufgeklärt werden wird.

Vielen Patientinnen graut es vor dem Gedanken eines künstlichen Darmausgangs, jedoch konnten laut einer Studie 44,6 % der Frauen mit Kinderwunsch nach einer Darmresektion, problemlos schwanger werden. Die Entfernung des befallenen Darmabschnitts erhöht also bei vielen Patientinnen die Fruchtbarkeit. Außerdem verbessern sich auch die Symptome spürbar, sodass die Patientinnen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erfahren [1]. Nach der Operation wird mit den behandelnden Ärzten über die fortlaufende Behandlung gesprochen. Für viele Patientinnen kommt z.B. eine medikamentöse Therapie, z.B. mit einem Gestagen infrage. Zusätzlich kann die Patientin durch ihre Ernährung und Sportarten wie Yoga zu einem besseren Wohlbefinden beitragen. 

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Referenzen

  1. Johann, Silke; Eberhard, Markus: Chirurgie bei Endometriose-assoziierten Schmerzen und tief infiltrierender Endometriose. Klinische Bilder, Operationsplanung, Techniken. (=Gynäkologie 3/2012), PDF: https://www.rosenfluh.ch/gynaekologie-2012-03/chirurgie-bei-endometrioseassoziierten-schmerzen-und-tief-infiltrierender-endometrie
  2. Ruffo G, Rossini R. The outcomes of laparoscopic resection of bowel endometriosis. Curr Opin Obstet Gynecol. 2013 Aug;25(4):302-7. doi: 10.1097/GCO.0b013e3283630e26. PMID: 23817230.
  3. Keckstein, J. Endometriose im Intestinaltrakt. coloproctology 39, 121–133 (2017). https://doi.org/10.1007/s00053-017-0144-5
  4. Possover, Marc Prof. Dr. med.: Die Endometriose – Klinik und Therapie. Abrufdatum: 14. Mai 2021, von (PDF): https://www.hirslanden.ch/content/dam/klinik-hirslanden/downloads/de/centers/zentrum-für-neuropelveologie/neuropalveologie-endometriose-klinik-und-therapie-de.pdf 
  5. Tiringer, D, Husslein, H, Küssel, L, Wenzl, R. Diagnose und Therapie der „rektovaginalen“ bzw. tief infiltrierenden „Darmendometriose“. 37. Jahrgang. 1/2019. Available from: https://www.kup.at/kup/pdf/14384.pdf 
  6. Mangler, M., Loddenkemper, C., Lanowska, M., Bartley, J., Schneider, A., Köhler, C. Ein kombinierter Operationsansatz zur Therapie der rektovaginalen Endometriose auf der Basis histologischer Befunde. Journal für Gynäkologische Endokrinologie 2008; 2 (2) (Ausgabe für Österreich). Gablitz. Available from: https://www.kup.at/kup/pdf/7119.pdf 

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Mona Briese