Wie erklär ichs? – Informationen über Endometriose für Freund(innen) von Betroffenen

Für Freunde, die selbst nicht unter Endometriose leiden, ist es oft schwierig Betroffene verstehen zu können. Leider ist die Erkrankung wenig bekannt, viele Menschen haben das Wort noch nie gehört. Dabei kann die Unterstützung und das Verständnis deiner Freunde sehr hilfreich sein.

Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten für deine Freunde findest du hier.

Oder bist du vielleicht als Freund oder Freundin einer Betroffenen auf diese Seite gekommen, weil du dich fragst, was genau passiert und wie du helfen kannst? Dann bist du hier genau richtig!

1. Was ist Endometriose?

Schätzungsweise leiden etwa 10 bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter an Endometriose, das sind ca. 2 Millionen Frauen allein in Deutschland. Bei der Endometriose wächst Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter und verursacht Beschwerden. Die Zellen dieser Gewebe verhalten sich wie die Gebärmutterschleimhaut im Inneren der Gebärmutter. Sie wachsen also mit dem monatlichen Zyklus und bluten während der Periode. Dadurch können Entzündungen, Zysten und Verwachsungen an den befallenen Stellen auftreten, die mitunter sehr schmerzhaft sind. Endometrioseherde können z.B. am Bauchfell, an den Eierstöcken, den Beckenwänden oder an der Blase vorkommen und sehr unterschiedliche Beschwerden auslösen. Daher variieren die Beschwerden von Frau zu Frau stark. Endometriose kann auch zu einer verminderten Fruchtbarkeit führen.

2. Haben Endometrioseschmerzen etwas mit normalen Regelschmerzen zu tun?

Während der normalen monatlichen Regelblutung zieht sich die Gebärmutter zusammen. Das ist oftmals unangenehm, tut krampfartig etwas weh – und ist normal. Man kann deswegen in der Regel trotzdem einkaufen, arbeiten oder auf eine Party gehen. Wenn Frauen wegen Regelschmerzen in die Notaufnahme kommen, ohnmächtig werden, im Bett bleiben oder gekrümmt auf dem Boden sitzen, dann steckt da mehr dahinter. Oftmals ist es Endometriose.

3. Welchen Einfluss hat Endometriose?

Endometriose beeinflusst das Leben der Betroffenen auf vielen Ebenen. Frauen mit stärksten Periodenschmerzen können in der Zeit nur gequält am Alltag teilnehmen und stellen oft ihr ganzes Leben auf diese Schmerzen ein. Was zudem wichtig zu wissen ist – viele Betroffene haben auch Schmerzen außerhalb der Periode, manche jeden Tag. Weitere Symptome können z.B. eine starke Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden oder auch Beschwerden beim Wasserlassen sein. Daher solltest Du es nicht persönlich nehmen, wenn Deine Freundin Treffen absagt oder an manchen Abenden früher nach Hause geht. Die Endometriose macht ihr wahrscheinlich wieder einen Strich durch die Rechnung. Was sie in so einer Situation braucht ist dein Verständnis – sie freut sich beim nächsten Mal umso mehr, wenn die Schmerzen ihr ein Treffen mit dir erlauben!

4. Ist Endometriose eine psychische Erkrankung?

Viele Menschen halten Endometriose für eine psychische oder psychosomatische Erkrankung. Das ist falsch! Die medizinischen Grundlagen konntest du in Abschnitt 1 nachlesen. Aufgrund der Endometrioseherde, wiederholter Operationen, Verwachsungen, Nervenbeteiligung und langem Krankheitsverlauf entwickeln viele Frauen chronische Schmerzen. Wir Menschen lernen schnell, und auch diese Schmerzen werden gelernt. Das Gehirn produziert sie nun auch unabhängig vom Schmerzreiz. Ein viel erforschter und erklärter Prozess, bei dem Frauen auch von psychologischer Betreuung profitieren. Das macht Endometriose aber nicht zu einer psychischen Erkrankung. Die lange Leidensdauer, die oben genannten gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen sowie die schlechte Therapieaussicht begünstigen zudem leider psychische Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Ängste.

5. Wie kann ich meine Freundin mit Endometriose unterstützen?

Im Gehirn sind das Zentrum, in dem Schmerzen empfunden werden, und das Gefühlszentrum eng miteinander verbunden. Sie benutzen häufig sogar dieselben Nervenbahnen. Deshalb können negative Gefühle wie Traurigkeit, Angst, Wut und Stress auch Schmerzen verschlimmern. Sie sind aber nicht die Ursache von Schmerzen. Der Schmerz ist real und nicht eingebildet. Andererseits weiß man, dass positive Gefühle schmerzlindernd wirken können. Daher tut Deiner Freundin jede gemeinsame Unternehmung gut, jedes Treffen und jedes unterhaltsame Gespräch. Ermutige und unterstütze daher Deine Freundin, selbst aktiv etwas gegen die Schmerzen zu unternehmen, z.B. durch moderaten Sport, gesunde Ernährung oder positive Aktivitäten wie Hobbys. Außerdem wird Schmerz schlimmer, wenn man sich darauf konzentriert, und er wird besser, wenn man abgelenkt ist. Deshalb solltest Du versuchen, Deine Freundin bei der Ablenkung zu unterstützen, anstatt sie auf die Schmerzen anzusprechen. Natürlich ist es vollkommen in Ordnung, wenn Deine Freundin von sich aus über Schmerzen klagt, und ihr darüber redet. Manchmal kann allein Deine Anwesenheit hilfreich sein. Wenn man allein ist, konzentriert man sich eher noch mehr auf die Schmerzen.

Nicht hilfreich ist es, Endometriose als „einfache Erkrankung“ darzustellen, die mit den richtigen einfachen Maßnahmen schon längst kein Problem mehr darstellen sollte. Meditation, Ernährung und gute Emotionen sind wichtige Faktoren in der Behandlung von chronischem Schmerz und Teil der multimodalen Schmerztherapie, die gute Ergebnisse erzielt. Und trotzdem ist das alles andere als einfach und jede Frau braucht eine individuelle Therapie. Die beste Unterstützung im Umfeld ist also Verständnis, Geduld und ernst gemeinte Anteilnahme.

Hier findest du Fragen und Antworten für Angehörige und Arbeitskollegen sowie sieben Dinge, die ALLE über Endometriose wissen sollten.

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Teresa Götz