Endoherde finden – Wieso ist die Bauchspiegelung das Mittel der Wahl?

Endometriose kann sich durch verschiedene und individuelle Symptome äußern. Häufig führen die Beschwerden auch zu erheblichen Einschnitten in der Lebensgestaltung der Betroffenen und schränken den Alltag ein.  Eine gesicherte und frühzeitige Diagnose ist daher unbedingt notwendig, um schnellstmöglich eine angemessene Behandlung und eine Linderung zu erreichen. Hast du Beschwerden, die auf Endometriose hinweisen könnten oder bereits eine vorläufige Diagnose erhalten? Dann hast du in diesem Zusammenhang vielleicht auch schon von der Bauchspiegelung (Laparoskopie) gehört. Die Bauchspiegelung ist das bewährteste Verfahren, wenn es um die Suche nach Endometrioseherden geht. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine minimalinvasive Operation, mithilfe derer eine Endometriose Erkrankung diagnostiziert und auch behandelt werden kann.

In diesem Artikel erfährst du, wann eine Bauchspiegelung bei Endometriose hilfreich ist, wie die Endometrioseherde mithilfe der Untersuchung gefunden werden können und warum das Verfahren als Mittel der Wahl gilt.

Wann wird eine Bauchspiegelung durchgeführt?

Auf dem Weg zu einer gesicherten Diagnose sind einige Untersuchungen notwendig. Bei Beschwerden, die auf Endometriose hinweisen, sollte der erste Weg zur niedergelassenen Frauenarztpraxis führen, die eine gute, erste Anlaufstelle bildet. In einem ausführlichen Anamnesegespräch mit einem/einer einfühlsamen Arzt/Ärztin sollten die Beschwerden und Symptome besprochen und andere Ursachen ausgeschlossen werden. Sollte die Anamnese auf Endometriose hindeuten, führt der/die Gynäkologe/Gynäkologin üblicherweise klinische Untersuchungen durch. Dazu zählen die vaginale Untersuchung und das Abtasten von Vagina, Gebärmutter und Enddarm. Sollten diese Untersuchungen den Verdacht ebenfalls bestätigen, sind weiterführende Ultraschalluntersuchungen sinnvoll. Zudem kann auch eine Überweisung an ein zertifiziertes Endometriosezentrum angemessen sein, besonders wenn sich dein/deine Arzt/Ärztin nicht sehr gut mit der Erkrankung auskennt. Endometriosezentren sind auf die Endometriose spezialisiert und bieten neben umfangreichen Therapien auch Beratungen an. Je nach Symptomen können dort weitere Untersuchungen Aufschluss über das Ausmaß und die betroffenen Organe geben. Idealerweise erfolgt eine erneute Anamnese. Weiterführende Untersuchungen können bildgebende Verfahren wie das MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) sein. Diese sind bei der Lokalisation von tiefinfiltrierenden Endometrioseherden, z.B. an Blase oder Darm, hilfreich. Bei konkreten Hinweisen auf Darm- und Blasenbeteiligung sollte zudem eine Darmspiegelung (Koloskopie)/Blasenspiegelung (Zystoskopie) durchgeführt werden, um andere Ursachen ausschließen zu können und die Diagnose abzusichern. Diese Verfahren ermöglichen die genaue Bestimmung von Lage und Tiefe der Endometriose Herde. [1], [2], [3]

All diese Untersuchungen gehen einer Bauchspiegelung zunächst voraus. Sind die Beschwerden weiterhin anhaltend und der Verdacht auf Endometriose erhärtetet sich im Zuge der genannten Untersuchungen, ist die Bauchspiegelung in den meisten Fällen leider nicht vermeidbar. Um dir etwas die Sorge vor einer Bauchspiegelung zu nehmen: Bei der Bauchspiegelung handelt es sich zwar um eine kleine Operation, diese wird jedoch minimalinvasiv durchgeführt, verläuft meist sehr schonend und dauert in der Regel nur 20-30 Minuten. [4]

Wie werden Endometrioseherde mittels Bauchspiegelung gefunden und entfernt?

Die Bauchspiegelung beginnt mit einer Narkose und wird anschließend mithilfe von zwei bis drei sehr kleinen Schnitten in die Bauchdecke oder den Bauchnabel durchgeführt. Diese sind meist 1cm lang. Durch die Schnitte werden Instrumente, sowie eine Kamera mit Lichtquelle (Laparoskop) in den Bauchraum eingeführt. Somit ist es möglich, Bilder von Organen des Bauchraums und des Beckens zu machen. Die Einfuhr von Kohlenstoffdioxid in den Bauchraum erleichtert dabei die Sichtbarkeit der Strukturen und bietet mehr Freiraum zwischen den Organen für die Behandlung. Zunächst orientieren sich Operateure/Operateurinnen mithilfe des Laparoskops in der Bauchhöhle und untersuchen Beckenorgane (Gebärmutter, Eileiter, Eierstöcke) und Oberbauchorgane (Magen, Leber und Milz). Damit die Beckenorgane vollständig beurteilt werden können, wird der Operationstisch auf der Kopfseite nach unten gekippt, damit die Därme in Richtung Oberbauch rutschen und einen besseren Blick bieten. Die Einschätzung vorhandener, potenzieller Endometrioseherde durch den/die Operateur/Operateurin nennt sich Staging und gibt Aufschluss über das Ausmaß der Endometriose. Werden auffällige Gewebe gefunden, können Operteure/Operateurinnen gegebenenfalls in der gleichen Bauchspiegelung die sichtbaren und erreichbaren Endometrioseherde, Zysten oder Verwachsungen entfernen. Dies erfolgt zumeist mithilfe eines Lasers, Skalpells, oder Hochfrequenzchirurgie, bei der Wechselstrom für Gewebeschnitte genutzt wird. Wie viel Gewebe letztendlich entfernt werden kann, beziehungsweise muss, wird grundsätzlich erst im Laufe der Operation entschieden werden. Werden im Zuge der Operation potenzielle Endometrioseherde entdeckt, zum Beispiel Auffälligkeiten an den Eierstöcken oder Knoten im kleinen Becken, ist es zudem möglich, Gewebeproben zu entnehmen (Biopsie). Die anschließende histologische Untersuchung des Feingebewes im Labor dient der Feststellung der Lage, des Schweregrades und des Wachstumstyps der Endometrioseherde. Außerdem können auf diese Weise andere Erkrankungen oder seltene Tumore ausgeschlossen werden. Die Methode der Bauchspiegelung ist weiterhin zuverlässig, um Endometriose ausschließen zu können: Werden im Rahmen der Operation keine Endometriose Auffälligkeiten gefunden, ist dies ein weitgehend sicheres Zeichen, dass keine Endometriose vorliegt. [4], [5], [6], [7]

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Warum gilt die Bauchspiegelung als Mittel der Wahl?

In der Medizin gibt es sogenannte Leitlinienprogramme. Dabei handelt es sich um evidenzbasierte Empfehlungen für Ärztinnen und Ärzte, die als Entscheidungshilfe für eine angemessene Therapie und Diagnostik von Erkrankungen dienen.

Im Endometriose Leitlinienprogramm der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wird die Bauchspiegelung mit intraoperativer Gewebeentnahme als „Goldstandard“ zur Sicherung der Verdachtsdiagnose von Endometriose bezeichnet. Dies bedeutet, dass die Bauchspiegelung die beste und bewährteste Lösung bei Endometriose darstellt und eine akkurate und valide Therapie und Diagnose ermöglicht. Daher gilt die Bauchspiegelung als das Mittel der Wahl in den medizinischen Fachkreisen. [1], [8], [9]

Die Vorteile der Bauchspiegelung bei der Endometriose Behandlung sind insbesondere:

  • Derzeit einzige, zweifelsfreie Erkennung von Endometrioseherden,
  • Entfernung von Endometrioseherden möglich,
  • Geringe Belastung des Organismus durch minimalinvasive Technik,
  • Schnelle Erholung der Patientinnen nach der Operation,
  • Weitgehend sicherer Ausschluss von Endometriose möglich.

Dennoch sollte beachtet werden, dass eine Bauchspiegelung, wie andere Operationen auch, Risiken birgt. Deshalb sollte eine Bauchspiegelung erst durchgeführt werden, wenn eine sichere Diagnose notwendig ist. Dies ist der Fall, wenn starke Schmerzen und Beschwerden die Lebensqualität der Betroffenen schwer belasten, andere Organe in ihrer Funktion beeinträchtigt werden und die alternativen Untersuchungen bereits eine Endometriose vermuten lassen. [7]

Eine gesicherte Diagnose mittels Bauchspiegelung ermöglicht also eine effektive Behandlung von Endometriose und ist daher wichtig, um die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern und die Alltagseinschränkungen langfristig minimieren zu können. Die schonende operative Technik und die zuverlässige Diagnostik zeichnen die Bauchspiegelung als Goldstandard und Mittel der Wahl aus.

Ende 2022 haben Forschende einen Speicheltest präsentiert, der mithilfe einer Speichelprobe und auf Basis von molekularen Biomarkern das Vorliegen von Endometriose bestimmen soll. Da die Bauchspiegelung bisher als einzige, endgültig zuverlässige Diagnosemöglichkeit gilt, bleibt es spannend, ob der Speicheltest geeignet ist, um die Operation in Zukunft zu ersetzen. Der entscheidende Vorteil der Bauchspiegelung besteht jedoch darin, dass Diagnostik und Therapie innerhalb einer Operation durchgeführt werden können. Bei einem positiven Speicheltest bleibt somit eine anschließende Bauchspiegelung eventuell nicht erspart. Möchtest du mehr über den Speicheltest erfahren? Dann lies dir hier gerne unseren Artikel dazu durch. [10]

 

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Referenzen

  1. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Leitlinienprogramm Endometriose. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-045l_S2k_Diagnostik_Therapie_Endometriose_2020-09.pdf. Accessed January 15, 2023.
  2. Deutsche Röntgengesellschaft. Schonende Diagnose der Endometriose. https://www.drg.de/de-DE/1487/schonende-diagnose-der-endometriose-ndash-mrt-spuert-schleimhautinseln-auf/.html/. Accessed January 15, 2023.
  3. Gynaecology and Fertility Group. Bildgebunsverfahren zur nichtinvasiven Diagnose von Endometriose. https://www.cochrane.org/de/CD009591/MENSTR_bildgebungsverfahren-zur-nichtinvasiven-diagnose-von-endometriose. Accessed January 15, 2023.
  4. Endometriosevereinigung. Laparoskopie. https://www.endometriose-vereinigung.de/laparoskopie.html. Accessed January 16, 2023.
  5. Bundesverband für Ambulantes Operieren. Endometriose-Operation. https://www.operieren.de/e3224/e10/e886/e898/e3149/. Accessed January 16, 2023.
  6. Universitätsklinikum Heidelberg. Endometriose. https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/erkrankungen/endometriose-200320. Accessed January 16, 2023.
  7. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Untersuchungen bei Endometriose. https://www.gesundheitsinformation.de/untersuchungen-bei-endometriose.html. Accessed January 16, 2023.
  8. Springermedizin. Goldstandard. https://www.springermedizin.de/emedpedia/lexikon-der-medizinischen-laboratoriumsdiagnostik/goldstandard?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-49054-9_1310. Accessed January 16, 2023.
  9. Portal der wissenschaftlichen Medizin. Leitlinienprogramm. https://www.awmf.org/leitlinien. Accessed January 16, 2023.
  10. Endometriosevereinigung. Endometriose mittels Speicheltest diagnostizieren? https://www.endometriose-vereinigung.de/aktuell.html. Accessed January 15, 2023.

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Josefine Maxara
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