PCOS – Definition, Symptome, Diagnose, Therapie und Verhältnis zur Endometriose

PCOS steht für „polyzystisches Ovarialsyndrom“ und ist die häufigste endokrinologische Erkrankung bei Frauen und Menschen mit Zyklus im reproduktionsfähigen Alter. Es handelt sich um eine Multisystemerkrankung, die vor allem die Eierstöcke und die Gebärmutterschleimhaut betrifft, aber auch Auswirkungen auf den Insulinhaushalt hat.

Außerdem führt die PCOS zu einer verminderten Fruchtbarkeit und einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftskomplikationen. Trotz der vielen Gemeinsamkeiten mit den Symptomen der Endometriose handelt es sich um eine eigenständige Erkrankung.

Hintergrund: Was ist das PCOS?

Das polyzystische Ovarialsyndrom betrifft, je nach Quelle, 5 bis 15 Prozent der Frauen und Personen mit Zyklus im reproduktionsfähigen Alter. Die Erkrankung tritt häufig bereits im Jugendalter, also kurz nach der ersten Menarche, auf. Trotzdem dauert es in vielen Fällen mehrere Jahre, bis dass die Erkrankung diagnostiziert wird.

Auch, wenn es sich bei dem PCOS um eine gynäkologische Erkrankung handelt, so sind die Symptome sehr weitreichend. Daher zählt das PCOS auch zu den sogenannten multisystemischen Erkrankungen. Denn die Symptome betreffen nicht nur den weiblichen Zyklus und die Fruchtbarkeit, sondern können darüber hinaus unter anderem einen Diabetes Typ II auslösen. PCOS hat neben den negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit in vielen Fällen eine deutliche Verringerung der Lebensqualität zur Folge. [1]

In diesem Artikel erfährst du:

  • welche Symptome und Ursachen das PCOS hat,
  • ob und wie ein PCOS diagnostiziert und behandelt werden kann,
  • von welchen anderen Erkrankungen ein PCOS abzugrenzen ist und
  • wie sich ein PCOS auf die Erfüllung eines Kinderwunsches auswirkt.

Symptome: Wie äußert sich das PCOS?

Bei den Symptomen, die durch das PCOS verursacht werden, muss man zwischen spezifischen und unspezifischen Symptomen unterscheiden. Die Symptome entwickeln sich meist in der Pubertät und verschlimmern sich im Laufe der Jahre.

  • Keine oder unregelmäßige Menstruationsblutungen: Bei Frauen mit dem PCOS wird in vielen der Zyklen kein Ei vom Eierstock freigesetzt. Als Folge bleibt die Menstruationsblutung ganz aus beziehungsweise es treten nur leichte Schmierblutungen auf.
  • Verringerte Fruchtbarkeit: Aufgrund des (regelmäßigen oder häufigeren) Ausbleibens des Eisprungs kommt es zu einer verringerten Fruchtbarkeit.
  • Vermännlichung: Es kann zu einer vermehrten Körperbehaarung kommen, die insbesondere im Gesicht und auf Brust und Bauch auftritt. Zugleich kann typisch männlicher Haarausfall der Kopfhaare auftreten. Bei manchen Betroffenen wird die Stimme tiefer. Und viele Betroffene haben kleine Brüste, aber dafür mehr Muskeln.
  • Akne: Viele Betroffene leiden an einer stark ausgeprägten Akne und das auch noch im Erwachsenenalter.
  • Übergewicht: Ein großer Teil der PCOS-Patientinnen leidet an Übergewicht. Aufgrund der hormonellen Störung wird zudem auch das Abnehmen erschwert.
  • Hauterscheinungen: Dunkelfärbung der Haut im Bereich der Achseln und des Nackens. Die Hautpartien können, insbesondere bei dunkelhäutigen Menschen, ein ledriges Erscheinungsbild haben.
  • Schlafapnoe: PCOS verursacht bei vielen Betroffenen eine Atmungsstörung beim Schlafen, die bis zu Atemaussetzern führen kann.
  • Depressionen, Angst- und Essstörungen: Bei PCOS-Patientinnen sind die vorgenannten Erkrankungen signifikant häufiger, als bei gesunden Frauen der gleichen Altersgruppe. Von diesen sind 24 bis 48 Prozent der PCOS-Patientinnen betroffen.

Unbehandelt kann das PCOS zusätzlich weitere Erkrankungen verursachen, die dringend behandlungsbedürftig sind:

  • Diabetes Mellitus Typ 2: Bei 50 bis 75 Prozent aller PCOS-Patientinnen findet sich eine Vorstufe des Diabetes Mellitus Typ II.
  • Endometriumkarzinom: Bei vielen Betroffenen kommt es im Laufe der Erkrankung zu einer Verdickung der Gebärmutterschleimhaut. Es besteht das erhöhte Risiko der Bildung eines Endometriumkarzinoms.
  • Herzkreislauf-Erkrankungen: Aufgrund der häufig auftretenden Fettansammlungen am Körperstamm und der erhöhten Triglyceride sowie einem niedrigen HDL-Cholesterin (gutes Cholesterin) erhöht sich die Gefahr für die Entstehung von Herzkreislauf-Erkrankungen deutlich.
  • Nichtalkoholische Fettleber: Unabhängig vom Körpergewicht ist bei PCOS-Frauen das Risiko für die Entstehung einer nichtalkoholischen Fettleber deutlich erhöht.

[1; 2]

Ursachen: Wodurch entsteht das polyzystische Ovarialsyndrom?

Trotz der weiten Verbreitung ist bis heute nicht eindeutig geklärt, was die Ursache des PCOS ist. Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine Fehlsteuerung des Enzyms, das für die Produktion der männlichen Hormone verantwortlich ist, die Ursache für das PCOS darstellt. Dadurch kommt es zu einer hohen Konzentration der männlichen Hormone. Dies ist die Ursache für einige der oben dargestellten Symptome.

Hinzu kommt, dass einige der männlichen Hormone in Östrogen umgewandelt werden. Hierdurch kommt es insgesamt zu einem Anstieg des Östrogenspiegels, da zu wenig Progesteron produziert wird, um den hohen Östrogenspiegel auszugleichen. Hierdurch werden Symptome wie die Verdickung der Gebärmutterschleimhaut, verursacht.

Als auslösende Faktoren für das PCOS kommen nach aktuellem Stand in Betracht:

  • Genetische Faktoren
  • Umweltfaktoren
  • Übergewicht

[2; 3]

Diagnose: Wie wird ein PCOS festgestellt? (Abgrenzung zu anderen Krankheiten)

Da das PCOS viele unterschiedliche Symptome auslösen kann und diese bei jeder Frau unterschiedlich stark ausgeprägt sein können, ist die Diagnose oft nicht einfach. Hinzu kommt, dass das PCOS, trotz der weiten Verbreitung, zu oft nicht als Ursache für Beschwerden in Betracht gezogen wird. Die Standarddiagnostik zur Abklärung des Verdachts auf das PCOS umfasst:

  • Ärztliche Untersuchung
  • Messung der Hormonspiegel (Blutwerte)
  • Ultraschalluntersuchung

Gemäß der sogenannten Rotterdam-Kriterien liegt ein PCOS vor, wenn zwei der drei folgenden Kriterien erfüllt sind.

  • Oligo- oder Anovulation: Darunter ist das Ausbleiben des Eisprungs oder ein unregelmäßiger Eisprung zu verstehen. Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung des Progesteronwertes.
  • Hyperandrogenismus: Überprüfung durch körperliche Untersuchung oder Blutuntersuchung, ob ein erhöhter Androgenspiegel vorliegt.
  • Polyzystische Ovarien (PCO), auch polyfollikuläre Ovarien genannt: Mittels Ultraschall wird überprüft, ob sich im Bereich der Eierstöcke Zysten befinden. Ursache für diese Zysten ist eine Follikelreifungsstörung.

Zusätzlich zum Vorliegen von zwei der oben genannten Kriterien muss ein Ausschluss anderer möglicher Ursachen erfolgen. Auf diese Weise können insbesondere folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden: [4]

  • Kongenitale adrenale Hyperplasie
  • Androgenproduzierende Tumore
  • Cushing

Diese Abgrenzung von anderen Erkrankungen ist extrem wichtig, da es auch andere Formen der Follikelreifungsstörung gibt. Gerade KinderwunschpatientInnen fühlen sich durch die Diagnose PCOS stark unter Druck gesetzt.

Wenn Patientinnen diese Kriterien erfüllen, dann sollten zur weiteren Abklärung folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Blutdruckmessung: PCOS führt in vielen Fällen zur Ausbildung von Herzkreislauferkrankungen inklusive Bluthochdruck.
  • Bestimmung der Blutwerte (Nüchtern-Blutabnahme): Triglyceride, HDL- sowie LDL-Cholesterin, u.U. Transaminasen
  • Bestimmung der Schilddrüsenwerte: TSH, TPO-AK zur Abklärung, ob eine Autoimmunthyreopathie (entzündliche Schilddrüsenerkrankung) vorliegt
  • Bestimmung der Insulinresistenz durch Bestimmung von Nüchternblutzucker und Insulin
  • Ermittlung des BMI; bei gesundheitlich relevantem Übergewicht Abklärung, ob Schlafstörungen inklusive Schlafapnoe (Atemaussetzer beim Schlafen) bestehen

[1; 2; 4]

Therapie: Wie kann ein PCOS behandelt werden?

Das PCOS kann, ähnlich wie auch die Endometriose, nicht ursächlich behandelt werden. Wie die Therapie konkret aussieht, richtet sich nach folgenden Aspekten:

  • Ausgestaltung der Symptome: Welche Symptome treten im konkreten Fall aus? Wie schwer sind diese ausgeprägt? Wie stark leidet die Patientin unter den jeweiligen Symptomen ganz persönlich?
  • Alter der Frau
  • Lebensphase der Frau: Ist die Familienplanung abgeschlossen? Wird eine Schwangerschaft aktuell – oder erst später – angestrebt?

Für die am häufigsten im Rahmen des PCOS auftretenden Symptome kommen folgende Therapieansätze in Betracht:

Allgemeine Maßnahmen zur Reduktion der Symptome

  • Hormonelle Behandlung: Zum Einsatz kommen insbesondere Antibabypillen (reine Progesteronpräparate oder Kombipräparate mit Östrogen). Dies führt zu einem Ausgleich des Hormonspiegels (Reduktion des Überschusses männlicher Hormone). Hierüber kann das Risiko der Entwicklung eines Endometriumkarzinoms reduziert werden. Zudem normalisiert sich der Zyklus. Auch die Körperbehaarung sowie Akne gehen unter der Einnahme in der Regel zurück. Dieser Behandlungsansatz eignet sich NICHT für Frauen mit aktuellem Kinderwunsch.
  • Metformin: Hierbei handelt es sich um ein Medikament, das zur Behandlung von Diabetes Mellitus Typ II eingesetzt wird. Es hat einen positiven Einfluss auf die Insulinsensitivität. Eine leichtere Gewichtsreduktion sowie eine Normalisierung des Zyklus inklusive Eisprung sind die angestrebten Folgen. Dieser Behandlungsansatz ist für Kinderwunschfrauen geeignet.
  • Operation: Beim sogenannten Drilling werden kleine Bereiche der Eierstöcke zerstört, die für die Produktion der männlichen Hormone zuständig sind. Durch diese Behandlung lässt sich die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft erhöhen.

Behandlung des Übergewichts

Im Rahmen des PCOS ist in der Regel der Insulinspiegel erhöht. Um diesen zu senken, helfen in den meisten Fällen folgende Maßnahmen:

  • Regelmäßige Bewegung: Ideal sind an 5 Tagen in der Woche 30 Minuten moderate Bewegung (Spaziergänge, Radfahren etc.) und an zwei Tagen intensiveres Training (Joggen, Schwimmen).
  • Ernährungsumstellung: Reduktion der Kohlenhydrate. Das bedeutet, weniger Brot, Teigwaren, Kartoffeln und Süßigkeiten und dafür mehr Vollkornprodukte, Obst und Gemüse.

Wichtig: In Bezug auf den Insulinspiegel profitieren vorrangig übergewichtige Frauen von diesen Maßnahmen. Bewegung wirkt sich jedoch grundsätzlich positiv auf die körperliche und emotionale Gesundheit aus.

Behandlung der (übermäßigen) Körperbehaarung

Die vermehrte Körperbehaarung lässt sich, neben medikamentöser Behandlungen, auch durch folgende Maßnahmen beseitigen/reduzieren:

  • Enthaarungscremes
  • Laser
  • Intense Pulsed Light (IPL)
  • Waxing und Sugaring

PCOS und Endometriose: In welchem Verhältnis stehen die beiden Erkrankungen?

Bei der Endometriose handelt es sich, wie bei dem PCOS, um eine gynäkologische Erkrankung, die jedoch multisystemische Auswirkungen hat. [5] Zu den Leitsymptomen der Endometriose zählen:

  • Menstruationsstörungen, in der Regel verstärkte Blutung
  • Schmerzen, die zunächst nur in der Zeit rund um die Menstruation auftreten, jedoch auch chronisch werden können.
  • Verringerte Fruchtbarkeit
  • Schmerzen jenseits des Unterleibs, weil die sogenannten Endometrioseherde auch jenseits des kleinen Beckens wachsen können.
  • Erhöhtes Risiko für Depressionen

PCOS und Endometriose weisen daher einige Gemeinsamkeiten auf. Es handelt sich jedoch um zwei unterschiedliche Erkrankungen. Allerdings können Frauen gleichzeitig von beiden Erkrankungen betroffen sein. In diesem Fall muss die Behandlung dann so abgestimmt werden, dass die Symptome beider Erkrankungen optimal verringert werden können.

Zusammenfassung:

Das PCOS, polyzystisches Ovarialsyndrom, zählt zu den gynäkologischen Erkrankungen. Obwohl – je nach Auswertungen – bis zu 20 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter betroffen sind, ist die Erkrankung recht unbekannt.

Unbehandelt führt das PCOS zu einer deutlich verminderten Fruchtbarkeit und zu Problemen in der Schwangerschaft. Eine Behandlung der meisten Symptome ist gut möglich, sodass auch PCOS-Betroffene gute Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft haben.

Trotz ähnlicher Symptome sind das PCOS und Endometriose zwei unterschiedliche Erkrankungen. Allerdings gibt es Menschen, die gleichzeitig von beiden Erkrankungen betroffen sind.

Referenzen

  1. FHA, Frauenheilkunde aktuell, 4/2018; Ein PCOS geht alle an
  2. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/menstruationsst%C3%B6rungen-und-abnormale-scheidenblutungen/polyzystisches-ovarialsyndrom-pcos
  3. GynDepesche 1/2008; Der Kampf gegen PCOS und seine Folgen
  4. Medical Tribune: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/krankheitsbild/gynaekologie/polyzystisches-ovarsyndrom
  5. Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer Verlag, 2006
    Andreas D. Ebert; Endometriose, Ein Wegweiser für die Praxis; De Gruyter

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