Die 6 häufigsten Fehler der Ernährung bei Endometriose

Die richtige Ernährung bei Endometriose kann Symptome lindern und für gesteigertes Wohlbefinden sorgen. Die „falsche“ Ernährung hingegen fördert Schmerzen und Entzündungen und beeinflusst Endometriose negativ. Doch was ist „falsch“ und was „richtig“?  Und kann man das überhaupt immer sicher sagen? Auch wenn die Forschung noch große Lücken aufweist und die richtige Ernährung bei Endometriose immer auch individuell ist – einige Dinge sollte man vermeiden!

Wir zeigen dir die 6 häufigsten Fehler der Ernährung bei Endometriose!

1. Fast Food und industriell hergestellte Lebensmittel essen

Dass Snacks, industriell hergestellte Lebensmittel, Fast-Food und Fertiggerichte ungesund sind, ist Allgemeinwissen. Doch was darin ist so gesundheitsschädlich? Es sind die Trans-Fettsäuren, die das Endometriose-Risiko in einer Studie um 48% erhöhten! Außerdem fördern diese Fettsäuren Entzündungen um bis zu 40%, beeinflussen das Immunsystem negativ, stören die Kommunikation zwischen Gehirnzellen und fördern dadurch Depressionen und Alzheimer sowie kurbeln das Wachstum der Endometrioseherde an.[6]

Trans-Fettsäuren entstehen bei der industriellen Herstellung von gehärteten Fetten („gehärtete Fette“ oder „teilweise gehärtete Fette“ und „pflanzliches Öl, (teilweise) gehärtet“), bei der industriellen Verarbeitung (Desodorieren) von Pflanzenölen, um sie geschmacks- und geruchsneutral zu machen und beim Frittieren. Also auch in deiner Küche. Trans-Fettsäuren können theoretisch in allen industriell hergestellten Lebensmitteln wie Fertiggerichten, Snacks (Kekse, industrielle Backwaren,…) und Frittiergut (Pommes, Chips,…) stecken.

Mache Snacks, Fertigprodukte und Fast-Food zu seltenen Ausnahmen und koche selbst aus frischen Zutaten mit hochwertigen, pflanzlichen Ölen. Mehr Hintergrundwissen zum Thema Trans-Fettsäuren erfährst du hier: Trans-Fettsäuren in der Ernährung bei Endometriose

Currywurst Pommes
Käse als Lieferant von Trans-Fettsäuren in der Ernährung

2. Histaminreiche Lebensmittel verzehren

Histamin ist ein natürlicher Botenstoff, der vom Körper selbst freigesetzt werden kann und in Lebensmitteln bei Reifeprozessen gebildet wird. Histamin fördert Entzündungen [9], indem Entzündungsprozesse angekurbelt und beschleunigt werden, zum Beispiel das Anschwellen des Gewebes und eine gesteigerte Durchblutung. Außerdem wirkt Histamin auch auf die Nerven und fördert das Schmerzempfinden.

Histamin ist auch an der Produktion des Hormons Östrogen beteiligt, welches dafür verantwortlich ist, dass sich die Gebärmutter mitunter schmerzhaft zusammenzieht. So ist Histamin auch während der Regelblutung zusätzlich daran beteiligt, die Schmerzen zu verstärken.

Verzichte daher besser weitestgehend auf folgende Lebensmittel: Wurstwaren, Räucher- und, Hartkäse und andere „reife“ Käsesorten, Räucherfisch, Alkohol, Sojasauce, Fischsauce, Weinessig, Hefeextrakte und Geschmacksverstärker sowie fermentierte Lebensmittel. Was genau hinter Histamin steckt, erfährst du hier: Histamin bei Endometriose

3. Rotes Fleisch essen

Nein, du musst dich nicht vegan ernähren, aber du solltest wissen, dass Fleischkonsum Schmerzen und Entzündungen verstärkt. Wahrscheinlich ist aber nicht jede Fleischsorte gleich schädlich. Eine große Studie mit über 100.000 Frauen [2] konnte zeigen, dass Frauen, die mehr als zwei Portionen rotes Fleisch pro Tag essen, ein um 56% höheres Risiko hatten, an Endometriose zu erkranken als Frauen, die seltener als einmal (!) wöchentlich rotes Fleisch essen.

Der Verzehr von rotem Fleisch und Wurstwaren hat auch einen im Hinblick auf Endometriose schlechten Einfluss auf bestimmte Geschlechtshormone. Verzehr von rotem Fleisch verstärkt durch erhöhte Östrogenspiegel das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, steigert die Durchblutung der Gebärmutter, fördert Entzündungen, verstärkt Schmerzen und beeinflusst die Blutgerinnung. Rotes Fleisch ist bei Endometriose alles andere als sinnvoll. Für weißes Fleisch gibt es keine Hinweise, dass es im selben Maße schädlich ist. Mehr zum Thema Fleischkonsum erfährst du hier: Darf ich Fleisch bei Endometriose essen?

Fleisch bei Endometriose
Sardinen aus der Dose

4. Auf Seefisch verzichten

Grundsätzlich ist es bei Endometriose sinnvoll, auf rotes Fleisch und viele andere tierische Lebensmittel zu verzichten, nicht jedoch aber auf Seefisch. Denn nur mit fettem Seefisch oder Rotalgen kannst du die wichtigen Omega-3 Fettsäuren EPA und DHA aufnehmen. Und gerade diese beiden Omega-3 Fettsäuren sind in der Lage, das Wachstum der Wucherungen bei Endometriose verlangsamen. Eine weitere Studie zeigte, dass erhöhter Konsum dieser Omega-3 Fettsäuren (in Kombination mit Vitamin B) auch die Schmerzen senken kann. Vereinfacht lässt sich sagen: Je mehr Omega-3 Fettsäuren die Ernährung enthält, desto geringer sind Entzündungen und Schmerzen, die die Endometrioseherde verursachen. Es spricht also alles dafür, regelmäßig Fisch (oder Rotalgen) zu konsumieren. [1] Mehr Informationen rund und Omega-3 Fettsäuren und Endometriose findest du unter: Omega-3 Fettsäuren bei Endometriose

5. Zu viele Lebensmittel weglassen

Insbesondere im Internet kursieren viele gut gemeinte Ratschläge, was man alles nicht essen „darf“, wenn man die Symptome von Endometriose lindern möchte. Die Liste der „verbotenen“ Lebensmittel ist ziemlich lang, wenn man alle Ratschläge verfolgt. Leider führt der Verzicht auf viele Lebensmittel oft zu einer Fehl- und Mangelernährung, welche zu weiteren Beschwerden und negativen Folgen für deine Gesundheit führt. Es ist richtig, dass der Verzicht bestimmter Lebensmittel (zum Beispiel rotes Fleisch) hilfreich ist, aber viele der „Tipps“ entbehren jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Es gibt beispielsweise keine einzige Studie die zeigen konnte, dass der Konsum von tierischen Milchprodukten das Wachstum der Endometrioseherde beschleunigt. [3] Im Gegenteil: magere Milchprodukte haben sich sogar aufgrund der darin reichlich enthaltenen Mineralien Calcium und Magnesium als schmerzlindernd gezeigt. [7] Wenn du also auf Lebensmittel verzichtest, dann nur auf die, bei denen es aus medizinischer Sicht Sinn macht und nicht weil irgendjemand im Internet das gesagt hat. Ein anderer Grund auf Lebensmittel zu verzichten kann sein, dass du sie nicht verträgst. Schaue also zu allererst immer, wie es dir nach dem Verzehr geht. Ein Ernährungstagebuch kann da helfen. Mehr zum Thema Milchprodukte bei Endometriose findest du hier: Milchprodukte bei Endometriose

Ernährungspyramide
Tabletten

6. Vitamintabletten einnehmen

Bestimmte Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe helfen tatsächlich, die Beschwerden von Endometriose zu lindern und manchmal auch die Entstehung und das Wachstum der Endometrioseherde vorzubeugen oder zu verlangsamen. Dazu gehören insbesondere Antioxidantien wie die Vitamine A, C und E, aber auch Mineralien wie Calcium und Magnesium oder sekundäre Pflanzenstoffe, zum Beispiel Phytoöstrogene oder Resveratrol. Da klingt es doch verlockend, diese einfach in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen, oder?

Leider ist das keine gute Idee, denn auch mit „harmlosen“ Präparaten aus dem Drogeriemarkt wird schnell überdosiert. Und dass eine Überdosierung gängiger Nahrungsergänzungsmittel ziemlich schädlich sein kann, ist kaum bekannt. Oder wusstest du, dass ein Zuviel an Calcium zu Herzrhythmusstörungen oder gar zum Herzinfarkt führen kann? [4] Dass zu viel Vitamin A durch steigenden Hirndruck tödlich enden [5] und eine Überdosierung von Vitamin D zu Organschäden und dem Tod führen kann? [8]

Dass Nahrungsergänzungsmittel völlig unnötig sind, darin sind sich sogar alle Institutionen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die Stiftung Warentest, die Verbraucherzentrale, Öko Test und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) einig.

Wer sich ausgewogen und gesund ernährt (siehe Punkt fünf: nicht zu viele Lebensmittel weglassen), braucht keine Nahrungsergänzungsmittel. Im Gegenteil: sie können sogar gesundheitsschädlich wirken! Achte einfach darauf, viel Obst und Gemüse zu essen, deinen Mineralstoffbedarf aus z.B. Mineralwasser und deinen Bedarf am Sonnenvitamin D durch einen Spaziergang an der frischen Luft zu decken. Mehr zum Thema Vitamin D findest du hier: Wie Sonnenlicht bei Endometriose helfen kann

Wenn du unsere Ratschläge zum Thema Ernährung umsetzt, ist es durchaus möglich, spürbar positive Effekte auf deine Beschwerden zu erzielen. In unserer Endometriose Wissensdatenbank findest du viele Informationen zu möglichen Therapien und natürlich auch zum Thema Ernährung. Dabei soll essen aber natürlich auch weiterhin ein Genuss sein! Wie eine Ernährungsumstellung gelingt, kannst du hier lesen: Wie die Ernährungsumstellung bei Endometriose gelingt.

Wir wünschen dir viel Erfolg und … guten Appetit!

Referenzen

1.
(PDF) Endometriosis and food habits: Can diet make the difference? [Internet]. ResearchGate. [cited 2020 May 6]. Available from: https://www.researchgate.net/publication/325092608_Endometriosis_and_food_habits_Can_diet_make_the_difference
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YAMAMOTO A, HARRIS HR, VITONIS AF, CHAVARRO JE, MISSMER SA. A prospective cohort study of meat and fish consumption and endometriosis risk. Am J Obstet Gynecol [Internet]. 2018 Aug [cited 2020 Apr 30];219(2):178.e1-178.e10. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6066416/
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Snoj T, Majdič G. MECHANISMS IN ENDOCRINOLOGY: Estrogens in consumer milk: is there a risk to human reproductive health? European Journal of Endocrinology [Internet]. 2018 [cited 2020 May 28];R275–86. Available from: https://eje.bioscientifica.com/view/journals/eje/179/6/EJE-18-0591.xml
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Reid IR, Birstow SM, Bolland MJ. Calcium and Cardiovascular Disease. Endocrinol Metab (Seoul). 2017 Sep;32(3):339–49.
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Olson JM, Ameer MA, Goyal A. Vitamin A Toxicity. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 [cited 2021 May 24]. Available from: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK532916/
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Missmer SA, Chavarro JE, Malspeis S, Bertone-Johnson ER, Hornstein MD, Spiegelman D, et al. A prospective study of dietary fat consumption and endometriosis risk. Hum Reprod. 2010 Jun;25(6):1528–35.
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Harris HR, Chavarro JE, Malspeis S, Willett WC, Missmer SA. Dairy-Food, Calcium, Magnesium, and Vitamin D Intake and Endometriosis: A Prospective Cohort Study. Am J Epidemiol [Internet]. 2013 Mar 1 [cited 2020 May 8];177(5):420–30. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3626048/
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Galior K, Grebe S, Singh R. Development of Vitamin D Toxicity from Overcorrection of Vitamin D Deficiency: A Review of Case Reports. Nutrients [Internet]. 2018 Jul 24 [cited 2021 May 24];10(8). Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6115827/
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Branco ACCC, Yoshikawa FSY, Pietrobon AJ, Sato MN. Role of Histamine in Modulating the Immune Response and Inflammation. Mediators Inflamm [Internet]. 2018 Aug 27 [cited 2020 Jun 1];2018. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6129797/
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