Histamin bei Endometriose
Histamin ist ein Stoff, der fast in allen Lebensmitteln enthalten ist, aber bei Reife-, Gär- und Fermentierungsprozessen zusätzlich entsteht. Es ist ein ganz natürlicher Botenstoff, der bei jedem gesunden Menschen vom Körper selbst gebildet wird und dort unter anderem an Entzündungsreaktionen und dem Schmerzempfinden beteiligt ist.
Lebensmittel mit viel Histamin bei Endometriose zu verzehren, kann daher Schmerzen und Entzündungen verstärken und die Psyche negativ beeinflussen. [3]
Inhalt:
Was ist Histamin?

Histamin ist ein natürlicher Botenstoff, der im Körper selbst hergestellt wird und in Lebensmitteln vorkommt.
Der natürliche Botenstoff Histamin ist grundsätzlich unschädlich, denn der menschliche Körper bildet ihn selbst. Er ist Teil des Immunsystems und zum Beispiel bei Entzündungen dafür verantwortlich, dass das Gewebe anschwillt und die Durchblutung gesteigert wird. Histamin wird dann bei Bedarf aus den Körperzellen ausgeschüttet.
Manche Menschen leiden an Histaminintoleranz, bei der das Histamin im Körper nicht richtig abgebaut wird. Deshalb dürfen sie über die Ernährung kein (oder nur sehr wenig) zusätzliches Histamin aufnehmen, für Gesunde ist Histamin aber kein Problem. Es ist so oder so nicht möglich, sich komplett „histaminfrei“ zu ernähren. Es kommt, wie immer, auf die Dosis an.
Wirkung bei Endometriose
Histamin fördert Entzündungen, indem Entzündungsprozesse angekurbelt und beschleunigt werden, zum Beispiel das Anschwellen des Gewebes und eine gesteigerte Durchblutung. [2] Außerdem wirkt Histamin auch auf die Nerven und fördert das Schmerzempfinden: Schmerzen werden stärker wahrgenommen.
Histamin ist auch an der Produktion des Hormons Östrogen beteiligt. [1] Östrogen ist unter anderem dafür verantwortlich, dass sich die Gebärmutter mitunter schmerzhaft zusammenzieht. So ist Histamin auch während der Regelblutung zusätzlich daran beteiligt, die Schmerzen zu verstärken.
Studien haben außerdem gezeigt, dass Frauen, die mit ihrer Ernährung viel Histamin aufnehmen, ein bedeutend höheres Risiko haben, an Depression oder Angststörungen zu leiden. [3]
Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass Histamin bei Endometriose vermieden werden sollte, denn der Botenstoff
Beschleunigt Entzündungen
Vermehrt die Durchblutung
Steigert das Schmerzempfinden
Fördert schmerzhaftes Zusammenziehen der Gebärmutter während der Monatsblutung
Erhöht das Risiko für Depressionen und Angststörungen
Es gilt also im Hinblick auf Endometriose, durch die richtige Ernährung die Bildung und Ausschüttung von Histamin im Körper nicht zusätzlich zu fördern. [4]
Histamin wird auch in Zellen gespeichert
Um immer „reaktionsbereit“ zu sein, speichert der Körper eine gewisse Menge Histamin in manchen Körperzellen (Mastzellen). Aus diesen wird der Botenstoff dann bei Bedarf blitzschnell ausgeschüttet. Dieser Vorgang passiert aber auch, wenn man sogenannte „Histamin-Liberatoren“ isst: Lebensmittel, die die Freisetzung des Histamins aus den Zellen fördern. Dazu gehören folgende Lebensmittel und daraus hergestellte Produkte:

Ungünstige Kombination: Erdbeeren und Schokolade fördern die Ausschüttung von Histamin
Erdbeeren
Tomaten (Ketchup, Tomatenmark,…)
Meeresfrüchte
Alkohol
Kakao (Schokolade)
Nüsse
Welche Lebensmittel enthalten viel Histamin?
Histamin wird nicht nur im Körper selbst, sondern auch bei Reifeprozessen, Gärung und Fermentierung in Lebensmitteln gebildet. Je länger ein Lebensmittel also Zeit hat, um zu reifen oder gären, desto mehr Histamin ist darin enthalten. Frischkäse zum Beispiel enthält wenig Histamin, ein reifer Hartkäse oder kräftiger Camembert dafür umso mehr. Auch andere lange fermentierte oder vergorene Lebensmittel wie Sauerkraut, Räucherschinken oder Wein enthalten viel Histamin. Folgende Lebensmittel sollten in Hinblick auf die negativen Auswirkungen von Histamin bei Endometriose vermieden werden:

Hier wird „Histamin mit Histamin“ serviert: Sauerkraut mit Pökelfleisch. Bei Endometriose nicht empfehlenswert.
Wurstwaren (insbesondere gepökelte Wurstspezialitäten)
Räucher- und Trockenfleisch (z.B. Räucherschinken, Bündnerfleisch, beef jerky, Speck …)
Hartkäse und andere „reife“ Käsesorten (Camembert, Höhlenkäse, Parmesan, Blauschimmelkäse etc.)
Räucherfisch (frisch oder in Dosen, z.B. Makrele, Sardine etc.)
Alkohol (Wein, Champagner/Sekt, ober-/untergäriges Bier …)
Sojasauce, Fischsauce, Weinessig,
Hefeextrakte und Geschmacksverstärker (z.B. „Speisewürze“, „Fondor“ etc.)
Fermentierte Lebensmittel (Sauerkraut, Kimchi, …)
Bei Histaminunverträglichkeit: Vorsicht bei Medikamenten

Manche Medikamente fördern die Ausschüttung von Histamin
Histamin wird im Körper freigesetzt, wenn zum Beispiel Entzündungsreaktionen dies erfordern. Es gibt aber auch Medikamente, die eine Freisetzung des Botenstoffs aus den Körperzellen fördern. Dazu gehören unter anderem gängige Wirkstoffe die in Schmerzmitteln (Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Metamizol, Morphin…), Bluthochdrucksenkern, Mittelgegen Herzrhythmusstörungen (Dihydralazin, Alprenolol, Verapamil …), manche Antibiotika, Mittel gegen Übelkeit oder Verdauungsbeschwerden (z.B. Sodbrennen) und weitere Medikamente.
Diese können zu einer kurzfristig höheren Ausschüttung von Histamin führen und sollten daher bei Histaminunverträglichkeit nicht eingenommen werden. Hat man keine Histaminunverträglichkeit ist das in der Regel kein Problem und bedeutet nicht, dass man diese Medikamente bei Endometriose nicht nehmen sollte.
Nicht jedes Medikament wirkt gleich intensiv auf die Histamin Ausschüttung und nicht jeder Patient reagiert gleich. Medikamente dürfen grundsätzlich keinesfalls eigenmächtig abgesetzt werden, sondern es muss mit dem behandelnden Arzt unter Abwägung der Vor- und Nachteile eine Alternative gefunden werden. Statt Aspirin (Acetylsalicylsäure) oder Voltaren (Diclofenac) kann zum Beispiel Neuralgin / Nurofen (Ibuprofen) als Schmerzmittel eingesetzt werden.
Was heißt das für meine Ernährung?

Fruchtgummi statt Schokolade, Obstkuchen statt Nussecke: es gibt immer Alternativen zu Lebensmitteln, die viel Histamin enthalten.
Es ist nicht möglich, sich ganz ohne zusätzliche Histamin Aufnahme zu ernähren und es ist auch nicht nötig, komplett auf histaminreiche Lebensmittel zu verzichten. Oft reicht es schon, den Verzehr von gewissen Lebensmitteln auf mehrere Mahlzeiten zu verteilen. Also vielleicht nicht gerade das Pökelfleisch zu Sauerkraut servieren, mit Wein kredenzen und dann Erdbeeren zum Nachtisch servieren.
Alternativen gibt es außerdem fast immer: frischer Fisch statt Räucherfisch, Kochschinken statt Räucherschinken, Frisch- statt Hartkäse, Obstkuchen statt Nussecke oder Gummibärchen statt Schokolade. Industriell hergestellte Lebensmittel wie Fertiggerichte enthalten oft Geschmacksverstärker (auch „Hefeextrakt“ genannt) und sollten nicht nur aus diesem Grund gar nicht erst im Einkaufswagen laden.

Ein Ernährungstagebuch ist ein wirksamer Begleiter.
Die persönliche Menge von Histamin bei Endometriose muss individuell ausgetestet werden: verstärken sich die Schmerzen nach dem Verzehr dieser oder jener Lebensmittel? Lag es am Histamin oder kommen andere Faktoren in Frage? Ein Ernährungstagebuch hilft sehr, um herauszufinden, welche Lebensmittel im Hinblick auf Endometriose guttun oder nicht. [5]
Fazit
Histamin kann die Beschwerden bei Endometriose verstärken. Es macht daher Sinn, auf solche Lebensmittel zu verzichten, die entweder viel Histamin enthalten oder dazu führen, dass der Körper Histamin ausschüttet. Da nicht jeder Körper gleich ist, kann es auch reichen, die Menge bestimmter Lebensmittel zu reduzieren oder in kleineren Portionen über den Tag verteil zu genießen.
Referenzen
- Was Endometriose mit der Darmflora zu tun hat - 12. Mai 2022
- Mandelmilch selbst herstellen - 9. Oktober 2021
- Milchreis: kreativ, vegan und glutenfrei - 7. Oktober 2021