Rektovaginale Endometriose – Endometriose mit Darmbefall

Die rektovaginale Endometriose gehört zu den tief-infiltrierenden Endometriosen (TIE). Wenn sich Endometrioseherde zwischen Scheide und Darm ansiedeln, spricht man von einer rektovaginalen Endometriose. Wächst Endometriose in Organe oder Strukturen (wie das Gewebe zwischen Darm und Scheide) ein und nicht nur auf ihnen darauf, spricht man von tief infiltrierender Endometriose.

Durchbrechen die Herde mindestens die äußere Darmwand, wachsen also in die Darmwand hinein, spricht man von einer tief infiltrierenden Endometriose mit Darmbefall oder Darmbeteiligung. Sie taucht bei etwa 25 % aller Endometriose-Patientinnen auf [5]. Die Endometriose des Rektovaginalseptums kann mit oder ohne Darminfiltration einhergehen. Beide Formen können die Fruchtbarkeit und Lebensqualität der Patientin beeinträchtigen. Die betroffenen Patientinnen klagen häufig über extrem starke Schmerzen, insbesondere über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) und Schmerzen beim Stuhlgang (Dyschezie) [5]. Die Behandlung und Therapie bedarf, je nach Ausmaß, spezieller Chirurgen und Urologen, die gemeinsam mit Gynäkologen während einer Operation das schädliche Gewebe entfernen.

Symptome der rektovaginalen Endometriose

Neben den klassischen Symptomen der Endometriose, fällt die rektovaginale Endometriose häufig über weitere Symptome wie Unfruchtbarkeit und extreme Schmerzen während und außerhalb der Menstruation [2] auf.

Es können folgende Symptome auftreten:

  • Schmerzen und Schwierigkeiten beim Stuhlgang (Dyschezie)
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), die aufgrund der starken Schmerzen auch zu einem Verlust der Libido führen können
  • Geblähter Bauch – der sogenannte “Endobelly” kann auch bei anderen Formen der Endometriose auftauchen und zu starken Schmerzen führen
  • rektale Blutungen mit dem Zyklus
  • starke Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Rückenschmerzen besonders im unteren Bereich
  • Darmentleerungsstörungen wie Durchfall und Verstopfung
  • selten kann es zu einen Darmverschluss kommen

Diagnose

Aufgrund der allgemeinen Vielfältigkeit der Symptome der Endometriose ist eine Diagnose einer Darmendometriose schwierig zu stellen.

Zunächst kann durch die Beobachtung der Symptome und eine Einordnung der Schmerzen auf einer Schmerzskala nur eine Verdachtsdiagnose gestellt werden.

Vor allem bei der rektovaginalen Endometriose ist die sogenannte rektovaginale Tastuntersuchung bei der Diagnose wichtig. Der Arzt tastet dabei gleichzeitig mit jeweils einem Finger in Scheide und Enddarm. So kann insbesondere der Bereich dazwischen gut beurteilt werden, der Ort der rektovaginalen Endometriose. Ein erfahrener UntersucherIn kann so schon starke Hinweise auf eine rektovaginale Endometriose finden.

Auch ein Ultraschall kann hilfreich sein. Im ersten Schritt werden Uterus und Eierstöcke untersucht. Es folgt eine Beurteilung der Beweglichkeit der Eierstöcke und des sogenannten des “sliding sign” – der Beweglichkeit des Uterus. Durch die rektovaginalen Verwachsungen können die Beweglichkeiten eingeschränkt sein, dies kann man dann direkt im Ultraschall beurteilen. In einem weiteren Schritt erfolgt dann die Einschätzung einer Beteiligung des hinteren und vorderen Kompartiments, der Blase und des Darms [5]. Auch eine Endosonografie des Rektums kann Aufschluss bieten.

Je nach Befund kann ein MRT zusätzliche Informationen über das Ausmaß der Endometriose-Verwachsungen bringen. Insbesondere wenn geprüft werden soll, ob die Endometriose die Darmwand bereits durchdrungen hat, kann ein MRT vor dem operativen Eingriff Aufschluss über mögliche Eingriffe, wie beispielsweise eine Darmresektion geben[3]. Ein negativer Befund schließt eine rektovaginale Endometriose aber nicht definitiv aus.

Manchmal wird auch eine Darmspiegelung durchgeführt, da die Endometriose aber meist außen auf dem Darm sitzt und einwächst ist eine unauffällige Darmspiegelung ebenfalls kein Ausschluss einer Darmendometriose im Allgemeinen.

Eine verlässliche Auskunft darüber, wo die rektovaginale Endometriose genau sitzt, ob sie bisher nur an der Außenwand des Darms sitzt oder diese bereits durchbrochen hat, kann aber erst mit einem operativen Eingriff durch eine Laparoskopie festgestellt werden [3]. In manchen Fällen waren Herde im Ultraschall und der Endosonografie nicht sichtbar und das volle Ausmaß der Endometriose konnte erst während einer Laparoskopie erfasst werden. So kann auch die Entscheidung über eine mögliche Darmresektion erst intraoperativ getroffen werden [3]. Daher sollte in der Aufklärung vor jeder Endometrioseoperation über das Vorgehen im Falle eines Befalls in Darmnähe oder am Darm gesprochen werden um mit dem Operateur einen „wenn-dann“ Plan zu erarbeiten.

Behandlung

Bei der Behandlung und Therapie der Endometriose mit Darmbefall müssen mehrere Faktoren beachtet werden [5]:

  • Alter der Patientin
  • Möglicher Kinderwunsch
  • Ausmaß der Endometriose
  • Beeinträchtigung benachbarter Organe
  • Beschwerden wie Schmerzen

Ist die Endometriose am Darm ein reiner Zufallsbefund ohne Symptome ist eine operative Therapie laut Leitlinie nicht zwingend notwendig. In der Regel macht aber vor allem die rektovaginale Endometriose durchaus Probleme und Schmerzen.

Die Therapie sollte aufgrund der Einbeziehung von anderen Organen wie dem Darm in einem spezialisierten Zentrum durchgeführt werden um andere Spezialabteilungen wie Darmchirurgen mit einbeziehen zu können.

Vor allem bei einer  rektovaginalen Endometriose die viele Beschwerden macht ist eine Operation häufig notwendig. Durch Medikamente können die Schmerzen gelindert werden, die Endometriose verschwindet hierdurch allerdings nicht. Es können auch die Hormon-Präparate verabreicht werden, die Patientinnen auch bei anderen Formen der Endometriose einnehmen, wie Gestagene, Kombi-Pillen, a, GnRH-Agonisten/Antagonisten oder Levenorgestrel-freisetzende IUD [5]. In kleinen Studien konnte vor allem eine Symptom-Besserung bei Vaginalen Hormonringen gezeigt werden, sodass dies auch eine individuelle Option ist.

Die operative Entfernung der Endometrioseherde ist bei einer symptomatischen Endometriose mit Darmbefall häufig die Therapie der Wahl. Die chirurgische Therapie ist die beste Möglichkeit, Schmerzen und Fruchtbarkeit langfristig zu verbessern [4].

Trotzdem ist dies immer individuell mit dem entsprechenden Zentrum zu besprechen.

Insbesondere, wenn die Darmwand eine tief-infiltrierende Endometriose aufweist, kann es möglicherweise zu einer Darmresektion kommen. Eine OP, die auch Organe wie die Blase, Harnleiter und den Darm betreffen, erfordert ein gut ausgebildetes, erfahrenes Team an Gynäkologen, Chirurgen und Urologen, um den Eingriff so durchzuführen, dass die Patientin mit den geringsten Schäden aus der Narkose aufwacht.

Gut zu wissen!

Eigentlich bei jeder Operation, aber vor allem, wenn eine Beteiligung des Darmes im Raum steht, muss in der Aufklärung auch immer über „wenn-dann“ Szenarien gesprochen werden. Das Ausmaß der Endometriose wird erst in der OP ersichtlich und dann schläfst du ja bereits. Das heißt in jedem Aufklärungsgespräch wird besprochen, wie verfahren werden soll, wenn der Darm betroffen ist. Eine OP am Darm, bei der ggf. auch ein Stück Darm entfernt wird, birgt gewisse Risiken. Hervorzuheben ist, dass je nach Einschätzung des Operateurs, ein zeitweiser künstlicher Darmausgang gelegt werden kann. Dieser kann dann nach einiger Zeit wieder „zurückverlegt“ werden, bleibt also natürlich nicht dauerhaft. Da dies aber natürlich Einfluss auf die Zeit nach der OP hat, sollte man dies mit dem Arzt besprechen. Wenn am Darm Endometriose ist, soll dann direkt weiter operiert werden, um alles zu entfernen oder das Ganze in einer zweiten Operation geplant werden, sodass man das Ausmaß und Risiko mit dir vorher genauer besprechen kann? Diese Entscheidung ist ganz individuell, lass dich daher ganz ausführlich aufklären und mache dir vielleicht schon vorher Gedanken.

Nach der Operation

Wurde die Darmwand noch nicht durchbrochen und die Endometriose konnte von der äußeren Darmwand abgetragen werden, muss keine Darmresektion erfolgen. Wurde ein Teil des Darms mitentfernt, kann es sein, dass für einige Wochen oder Monate ein künstlicher Darmausgang gelegt wird, damit die operierten Stellen heilen können.

Die Resektion erhöht bei vielen Patientinnen die Fruchtbarkeit. Laut einer Studie waren 44,6 % der Frauen mit Kinderwunsch nach einer Darmresektion bei tief-infiltrierender Darmendometriose in der Lage, schwanger zu werden. Außerdem ist die laparoskopische kolorektale Resektion bei Endometriose mit einer Symptomlinderung und einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität verbunden [1]. Wie bereits vor der Operation, werden die Patientinnen individuell zur möglichen medikamentösen Therapie, z.B. mit einem Gestagen beraten. Zusätzlich wird eine gesunde, auf die Endometriose ausgerichtete Ernährung empfohlen.

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Mona Briese