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Reha bei Endometriose – Interview mit Rehapsychologin Teresa Götz

Teresa Götz

Teresa Götz ist Reha-Psychologin in einer spezialisierten Endometriose-Reha

Eine Reha bei Endometriose ist eine hilfreiche Sache – doch wie läuft das ab, wie kann man das beantragen und was ist der beste Zeitpunkt dafür? Diese Fragen hat uns die Rehapsychologin Teresa Götz in einem Zoom – Interview beantwortet. Sie leitet die Schmerzbewältigungsgruppe für Endometriosepatientinnen in der zertifizierten Endometriose-Reha Bad Waldsee.

Die Rehabilitations- und Kurkliniken werden unabhängig von der Stiftung Endometriose Forschung (SEF) und der Euroendocert GmbH zertifiziert.

Aktuell zertifizierte Reha-Kliniken für Endometriose sind:

Vielen Dank an Teresa für dieses Interview!

Wie kann man eine Reha beantragen?

Am besten redet ihr mit eurem Hausarzt oder eurer Frauenärztin. Sie wissen, was zu tun ist, können euch bei der Antragstellung unterstützen und können ein Gutachten schreiben, das mit dem Reha-Antrag mitgeschickt wird. Ihr bekommt den Antrag vom zuständigen Kostenträger, meistens die Rentenversicherung. Euer Arzt reicht den ausgefüllten Reha-Antrag für euch ein.

Nach einer Operation kann eine Reha im Krankenhaus mit den Ärzten und dem Sozialdienst beantragt werden – fragt am Besten so früh wie möglich danach! Dann handelt es sich um eine Anschlussheilbehandlung, die innerhalb von zwei Wochen nach Entlassung angetreten werden muss. Hier sind aber die Bewilligungschancen am höchsten.

Wie genau läuft so eine Reha bei Endometriose ab?

Die Reha wird so individuell wie möglich gestaltet. Vor der Reha bekommt ihr schon einen Fragebogen geschickt, in dem ihr eure gesundheitlichen Probleme und Wünsche schildern könnt.

Ihr kommt in der Reha an, bekommt euer Zimmer und sprecht erst mal mit der behandelnden Ärztin/ Arzt. Dort besprecht ihr, wo die größten Probleme sind und welche Reha Angebote am besten dazu passen. Wenn es euch beispielsweise psychisch nicht gut geht, bekommt ihr einen Termin beim Psychologen, wenn ihr euch über Ernährung informieren möchtet, gibt es entsprechende Seminare in der Klinik. Ihr könnt Wünsche äußern, was ihr mal ausprobieren möchtet, z.B. TaiChi, Wassergymnastik, Yoga. Mit dem Arzt guckt ihr, wie belastbar ihr seid, also wie viel Sport ihr momentan machen könnt, damit das Programm daran angepasst ist.

Und so entsteht ein individueller Behandlungsplan für die Reha.

Typischerweise werden bei Endometriose moderater Sport verordnet, einige Übungen zur Entspannung wie Yoga die ihr selbst auswählen könnt, eine Ernährungsberatung, Info-Vorträge zu verschiedenen Themen z.B. zu Endometriose oder zu Stressabbau, Massagen z.B. Fußreflexzonenmassagen und Anwendungen zur Narbenbehandlung nach einer OP.

Der Plan bestimmt euren Tagesablauf für die 3-4 Wochen in der Reha. Mit dem Arzt könnt ihr immer wieder gucken, ob der Plan so passt, oder ob ihr etwas ändern möchtet.

Neben den Anwendungen gibt es oft zusätzliche Freizeit – Angebote, z.B. dass ein Kinofilm gezeigt wird. Das ist wegen Corona momentan leider eingeschränkt.

Am Ende gibt es ein Abschlussgespräch, und ihr bekommt einen Reha-Bericht. Dort empfiehlt der Arzt auch Maßnahmen für zu Hause, wie beispielsweise Reha-Sport.

Was ist der Vorteil einer spezialisierten Endometriose Reha?

Nun insgesamt hat jede Rehabilitation ihre Vorteile. Viele Patienten sagen, es tut überhaupt gut, mal aus seinem Alltag oder aus dem Hamster-Rad herauszukommen. Ihr habt dort wirklich mal Zeit, auf euch und eure Gesundheit zu gucken und könnt Kraft tanken.

In der Reha bekommt man auch Informationen und hier beginnt der Vorteil der zertifizierten Endometriose Reha. Bei Vorträgen und Beratungen zu den Themen Ernährung und Entspannung sowie Schmerzbewältigung können wir viel detaillierter auf Endometriose eingehen. Es gibt auch Vorträge bei denen Endometriose genauer erklärt wird, sodass ihr auch vertrauenswürdige Informationen über die Krankheit bekommt.

In einer Endometriose-Reha trefft ihr auch andere Frauen mit Endometriose und findet so Frauen die eine ähnliche Geschichte durchgemacht haben wie ihr. Hier sind schon gute Freundschaften entstanden und man kann sich gegenseitig unterstützen.

Die inbegriffene psychologische und auch soziale Beratung ist auch ein Plus. Mit Außenstehenden zu reden, z.B. über die Arbeitsplatzsituation in der Arbeitsberatung, oder über den Kinderwunsch und Beziehungsprobleme im psychologischen Einzelgespräch kann sehr entlastend sein. Da bekommt ihr vielleicht neue Denkanstöße oder Tipps und könnt planen, was ihr zu Hause verändern möchtet.

Seht die Reha auch als Chance etwas auszuprobieren. Es werden immer verschiedene Sportarten oder Entspannungsmöglichkeiten oder Massagen angeboten, sodass ihr ausprobieren und wirklich merken könnt, welche euch helfen. Diese Maßnahmen könnt ihr dann zu Hause übernehmen und die anderen lassen.

Jede Reha tut der Gesundheit gut, aber je spezifischer die Indikation, desto genauer können die Anwendungen zugeschnitten werden

Wann ist der beste Zeitpunkt dafür?

Es gibt verschiedene Zeitpunkte bei denen eine Rehabilitation gut tun kann.

Ein möglicher Zeitpunkt ist direkt nach einer Operation, als Anschlussheilbehandlung. In der Reha seid ihr entlastet weil ihr keinen Haushalt schmeißen müsst und könnt langsam wieder eure Leistungsfähigkeit steigern.

Ein anderer guter Zeitpunkt kann sein, wenn ihr schon lange krank geschrieben seid. Wenn es euch über längere Zeit schlecht geht kann eine Reha helfen und Möglichkeiten aufzeigen die auch zu Hause weitergemacht werden können. Wenn ihr lange krank geschrieben seid, kann es auch sein dass euch die Krankenkasse von alleine auffordert, eine Reha zu machen.

Auch wenn fraglich ist, ob ihr euren Beruf überhaupt noch ausüben könnt. Dann guckt man in der Reha, ob eine Umschulung in Frage kommt, z.B. von einer körperlich anstrengenden Arbeit zu einer Bürotätigkeit. Auch sogenannte LTAs, z.B. ein höhenverstellbarer Tisch oder eine meist befristete EU-Rente können hier besprochen und ggf. auch beantragt werden, wenn ihr in absehbarer Zeit zu krank seid zum Arbeiten.

Was kann man zu Hause schon für sich tun?

Viele Dinge kann man auch schon von zu Hause aus starten.

Das beginnt bei der Information über Endometriose über Bücher, seriöse Webseiten, Vorträge oder Kurse. In den meisten Städten gibt es Gesundheitskurse, z.B. von der Krankenkasse oder Kurse an der VHS. Diese werden meist von der Krankenkasse bezuschusst oder übernommen.

Auch verschiedene Möglichkeiten zur Entspannung sind über Kurse oder das Internet verfügbar. Da ist immer zu empfehlen verschiedenes auszuprobieren – wie Yoga, Meditation, TaiChi, Spaziergänge oder ähnliches.

Sport ist immer eine gute Idee, denn ganz abgesehen von der gesundheitlichen Wirkung wirken Glückshormone auch schmerzlindernd! Hier ist wichtig zu schauen, welche Sportarten für euch gut erreichbar und auch durchführbar sind! Auch Reha-Sport oder verordnete Physiotherapie können eine Option sein!

Es ist auch bei Endometriose förderlich sich das Rauchen abzugewöhnen. Das ist oft ein erster Schritt, der auch in Kursen oder Hypnosetherapien unterstützt und begleitet werden kann.

Vor allem die Ernährung spielt ja bei Endometriose eine große Rolle und Ernährungsberatungen werden von der Krankenkasse ebenfalls zum Teil erstattet.

Wer sich mental auch schlecht fühlt, für den ist eine soziale Beratung beispielsweise bei der Caritas oder eine psychologische Beratung eine gute Option! Endometriose ist keine psychologische Erkrankung aber aufgrund der Belastung und der Schmerzen ist es völlig normal eine solche Psychotherapie zusätzlich zur Therapie in Anspruch zu nehmen! Es gibt normalerweise ein Erstgespräch um zu sondieren, ob man mit dem Psychologen gut klar kommt, ob die Chemie stimmt und ob es Themen gibt bei denen eine Psychotherapie hilfreich wäre.

Auch Selbsthilfegruppen können Halt und neue Ideen bringen.

Wichtig ist immer auf sich zu achten und mit Selbstfürsorge zu arbeiten. Es ist in Ordnung, wenn es einem mal nicht gut geht oder man aufgrund der Schmerzen mal schlecht gelaunt ist. Achtet auf eure Bedürfnisse soviel es geht.

Auf der anderen Seite ist Ablenkung von der Krankheit natürlich auch wichtig, damit man sieht, was es sonst im Leben gibt.

Es gibt also eine Menge Sachen, die man schon zu Hause beginnen kann – in der Reha hat man allerdings alles an einem Ort und kann sich ganz auf sich konzentrieren – das ist ein riesiger Vorteil!

Vielen Dank Teresa für das richtig informative Interview! Wir freuen uns auf weitere Informationen von dir!

Eure Erfahrungen in der Reha könnt ihr auch hier teilen! Denn jede Erfahrung kann Fragen von anderen Frauen mit Endometriose beantworten und somit sehr hilfreich sein! Also berichtet über eure Reha egal wo ihr sie gemacht habt und wie ihr sie fandet! Je mehr Erfahrungen, desto besser für Frauen auf der Suche nach der richtigen Reha!

Wir veröffentlichen nichts ohne deine Zustimmung, anonyme Erfahrungsberichte sind auch möglich!

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Dr. med. Nadine Rohloff
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