Doch Forscher beschäftigen sich schon lange mit Alternativen und haben jetzt eine interessante Entdeckung gemacht. Eine solche „Grundlagenforschung“, die im Labor Einflussfaktoren untersucht, muss aufwendig weiterverfolgt werden, bevor die Ergebnisse, falls überhaupt, in den Versorgungsalltag einkehren.
Trotzdem geht es hinter den Kulissen weiter und viele Forschungsgruppen arbeiten unermüdlich daran, die Endometriose zu verstehen und weitere Angriffspunkte für die Therapie zu finden.
Wissenschaftler vom Baylor College of Medicine, der University of Oxford, der University of Wisconsin-Madison und der Bayer AG haben sich zusammengeschlossen, um die Behandlungsmöglichkeiten von Endometriose zu erforschen und zu erweitern.
Für die aufwendige Forschung schließen sich Wirtschaft und Universitäten häufig auch international zusammen. Den Interessenkonflikt der Pharmaindustrie muss man hierbei zwar im Hinterkopf behalten, trotzdem leistet diese Forschung wichtige Arbeit im Kampf gegen die Endometriose. Die Arbeit der verschiedenen Teams baute hier so aufeinander auf, dass wichtige Zusammenhänge deutlich wurden. [1]
Das Baylor-Team führte ähnliche Sequenzanalysen im Anschluss auch bei den Rhesusaffen durch – wieder fanden Sie einen genetischen Zusammenhang. Die vorliegenden Ergebnisse untermauerte auch eine Studie mit mehr als 11.000 Frauen, an der Patientinnen mit Endometriose und gesunde Frauen teilnahmen. [1]
Besonders interessant ist, dass die seltenen Varianten vor allem bei Frauen nachgewiesen werden konnten, die sich im dritten oder vierten Stadium der Erkrankung befanden. Durch die Analyse an Menschen und Rhesusaffen konnte ein einzelnes Gen, nämlich , als Risikofaktor für Endometriose identifiziert werden. Das Gen kodiert für den Rezeptor NPSR1.
Ein Rezeptor ist eine Art Schloss, durch das Botenstoffe (Schlüssel) Prozesse in Zellen auslösen können. Mutationen in Genabschnitten, die für den Rezeptor NPSR1 verantwortlich sind, lassen sich auch mit anderen Krankheiten assoziieren. [2]
Die Forscher konnten nun herausfinden, dass der Rezeptor inhibiert wird. Das Gen ist nicht nur eine mögliche Erklärung dafür, warum manche Frauen an Endometriose erkranken und andere nicht, sondern kann in Zukunft ein Angriffspunkt für ein nicht hormonelles Arzneimittelziel darstellen.
Auch hierzu lieferten die Forscher bereits erste Ergebnisse. Ein Team des Arzneimittelherstellers Bayer wendete einen NPSR1-Inhibitor an. Zur Erklärung: Ein Inhibitor ist eine hemmende Substanz, die biologische Prozesse ausbremsen kann. In dem Fall verwendeten die Forscher den Inhibitor in zellulären Tests und später im Mausmodell, um die Proteinsignalisierung zu blockieren.
Das Ergebnis: Das Eingreifen mit einem Inhibitor reduzierte Entzündungen und linderte Bauchschmerzen. Ein echter Durchbruch, der Endometriose-Patientinnen Hoffnung machen kann. [1, 3]
In der Studie gelang es den Forschern mithilfe von DNA-Sequenzierungen an Rhesusaffen und Menschen, einen flüchtigen Blick in die entscheidende Genetik bei Endometriose zu werfen. Allerdings liefern die spannenden Ergebnisse lediglich Hinweise auf ein zukünftiges Forschungsfeld. Genau dieses muss nun näher betrachtet werden. Der Wirkmechanismus und die Bedeutung der genetischen Varianten bei der Genmodulation dürften in Zukunft besonders interessant sein. Für den Moment stellt der Rezeptor NPSR1 und das zugehörige Gen einen vielversprechenden Angriffspunkt zur Bekämpfung von Schmerzen und Entzündungen bei Endometriose dar. Ein Mitautor der Studie Dr. Thomas Tapmeier ist auf jeden Fall motiviert, sich auch weiterhin den genetischen Zusammenhängen zu widmen. [1, 2]
Wir halten euch bei weiteren Ergebnissen auf dem Laufenden.
Die Autoren und Herausgeber dieses Artikels haben bezüglich des Artikels und der Mitwirkenden der Studie keine Verbindungen oder Interessenskonflikte.
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