Wir erforschen heute zusammen, was hinter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr stecken kann. Außerdem verrate ich dir, warum die Dyspareunie eng mit Endometriose verknüpft ist.
Während wir über viele Themen wie Lieblingsstellungen oder Sexspielzeuge mittlerweile offen sprechen, werden Schmerzen beim Geschlechtsverkehr noch immer tabuisiert. Die Angst, damit alleine zu sein, ist einfach zu groß. Studien zeigen jedoch, dass Dyspareunie viel verbreiteter ist als gedacht.
In einer amerikanischen Untersuchung haben sich Forscher die Daten von 1.738 Frauen und Männern angesehen. Die Angaben stammen aus der National Survey of Sexual Health Behavior 2012 – eine repräsentative Wahrscheinlichkeitsumfrage unter Amerikanern, die via Internet stattfand.
Das Ergebnis: Etwa 30 % der Frauen berichteten über Schmerzen beim Vaginalverkehr. Meistens waren diese aber leicht ausgeprägt und hielten nur kurz an.[1] Allerdings können die Schmerzen auch ein ständiger Begleiter beim Geschlechtsverkehr sein. Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) geht beispielsweise davon aus, dass rund 10 % der Frauen Schmerzen beim Sex empfinden.[2]
Warum etwas, das eigentlich angenehm und wundervoll sein sollte, schmerzen kann, dafür gibt es viele Gründe. Zum besseren Verständnis unterscheiden wir im Folgenden die oberflächlichen von den tiefliegenden Schmerzen.
Hast du den Begriff „Bartholin-Drüsen“ schon einmal gehört? Dabei handelt es sich um zwei Drüsen, die sich im Scheidenvorhof befinden. Sie sondern das Sekret ab, das für die Gleitfähigkeit während des Geschlechtsverkehrs sorgt. Die Geschlechtsdrüsen treten bei sexueller Erregung in Aktion. Ein zu kurzes Vorspiel kann dazu führen, dass die Scheide nicht ausreichend befeuchtet wird. Das wiederum kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Neben einem zu kurzen Vorspiel wird die Scheidentrockenheit auch durch einen sinkenden
Östrogenspiegel, etwa in den Wechseljahren oder während der Schwangerschaft, hervorgerufen.
Schmerzen aufgrund von trockener Schleimhaut können auch durch Gleitgel gelindert oder behoben werden.
Oberflächliche Schmerzen können allerdings auch folgende Ursachen haben:
Anhaltende Schmerzen sollten immer mit dem Arzt/der Ärztin abgesprochen werden.
Wenn du das Gefühl hast, dass die Gefühle von „weiter innen“ kommen, kann es sich um tief liegende Schmerzen handeln. Auch dafür gibt es verschiedene Gründe. Vor allem Frauen mit Endometriose beschreiben tief liegende Schmerzen beim Sex, beispielsweise bei besonders tiefem Eindringen des Penis in die Scheide. Zwischen 10 und 50 % der Endometriose-Patientinnen sind laut Studien davon betroffen. [3]
Tief liegende Schmerzen können außerdem auf folgendes hindeuten:
Anhaltende Schmerzen sollten immer mit dem Arzt/der Ärztin abgesprochen werden.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind nicht immer körperlicher Natur. Sie können beispielsweise auch auf Ängste oder ein Trauma hindeuten.
Bei einer Endometriose siedelt sich gebärmutterschleimhautartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter an. Das kann zu verschiedenen Symptomen führen. Eines der Leitsymptome ist die Dyspareunie, also Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.[4]
Es ist möglich, dass die Schmerzen dadurch entstehen, dass während des Geschlechtsverkehrs Druck auf die Endometrioseherde einwirkt. Allerdings können auch Verwachsungen an berührungsempfindlichen Organen Schmerzen auslösen. Zudem haben auch Frauen mit Endometriose vermehrt Beckenbodenverspannungen. Auch diese können zu den Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder auch bei oder nach dem Orgasmus beitragen! Hier ist der Besuch eines/r Physiotherapeut/in sinnvoll!
Am häufigsten führen folgende Befunde zu einer Dyspareunie bei Endometriose:
Scheinbar treten Schmerzen beim Geschlechtsverkehr häufiger in Verbindung mit chronischem Unterbauchschmerz und einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit (Hyperalgesie) auf. [5]
Wenn du Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr verspürst, ist dein Gynäkologe der richtige Ansprechpartner. Zunächst führt er mit dir ein Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Dabei erkundigt sich der Mediziner nach der Ausprägung und der Art deiner Schmerzen. Sind Sie brennend oder eher krampfartig?
Besonders wichtig ist, ob bereits Erkrankungen bei dir bestehen. Auch zurückliegende Operationen sind ein wichtiger Hinweis. Neben den körperlichen Symptomen und deinem allgemeinen Gesundheitszustand spielen auch psychische oder soziale Faktoren eine wichtige Rolle.
Leidest du unter Stress, fühlst du dich in der Beziehung und während des Sexualkontakts gut aufgehoben? Ein vertrauensvolles und auskunftsfreudiges Gespräch mit dem ärztlichen Personal hilft dabei, mögliche Ursachen für die Schmerzen zu erforschen.
Im Anschluss an das Gespräch führt dein Arzt die körperliche Untersuchung durch. Bei einem Verdacht entnimmt er Proben für das Labor, zum Beispiel einen Abstrich, um Infektionskrankheiten auszuschließen.
Findet der Mediziner Hinweise darauf, dass eine Endometriose der Grund für die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sein könnten, führt er weitere Tests durch. Dafür kann er einen Vaginal- oder Bauchultraschall ansetzen.
Achtung: Nicht alle Endometrioseläsionen lassen sich mittels Ultraschall entdecken. Gegebenenfalls kündigt dir dein Arzt deshalb eine Bauchspiegelung an.
Zunächst ist ganz wichtig, dass du weißt, dass du Schmerzen beim Sex nicht bloß aushalten musst. Es gibt viele Therapieverfahren, die Rücksicht auf deinen Gesundheitszustand und die möglichen Gründe nehmen. Bei einer körperlichen Erkrankung kommen prinzipiell Medikamente wie Antibiotika oder Hormonpräparate in Betracht. Auch operative Eingriffe können je nach Befund nötig sein. Steht bei dir die Diagnose Endometriose fest, berät dich dein Gynäkologe ausführlich darüber, welche Behandlung in deinem Fall sinnvoll ist. Oft kann die Entfernung der Endometrioseläsionen die Beschwerden verringern.
Endometriose kann das Sexualleben auf den Kopf stellen. Schließlich geht es beim Ausleben der Sexualität nicht nur um etwas Funktionales, sondern um ein Miteinander, das sehr facettenreich ist. In einer Studie fanden Forscher Hinweise auf ein Wechselspiel zwischen einer sexuellen Funktionsstörung und der Schmerzintensität. Außerdem gaben beinahe die Hälfte der Frauen an, dass die Befriedigung des Partners der hauptsächliche Grund für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs ist. [6] Dass die Endometriose die Qualität der sexuellen Beziehung negativ beeinflussen kann, belegte auch eine andere Untersuchung. [3] Experten gehen davon aus, dass die sexuelle Funktionsfähigkeit ein multidimensionales Phänomen ist, in dem auch Wünsche des Partners, das eigene sexuelle Erleben und Schuldgefühle eine Rolle spielen.
Das Problem: Frauen bekommen nach ihrer Endometriose-Diagnose nur selten eine Beratung, um trotz der Erkrankung ein erfülltes Sexleben zu haben. [6, 7]
Lösungsansätze: Ein Ausweg könnte ein multidisziplinärer Ansatz sein, bei dem je nach individuellen Beschwerden neben Gynäkologen auch Sexologen, Physiotherapeuten und Psychologen bzw. Psychotherapeuten behandeln sowie beim Gespräch mit Partnern und Bedürfniskommunikation unterstützen. Eine gute Kommunikation mit der Partnerin/dem Partner kann schon Linderung bringen, indem gemeinsam nach Wegen für angenehme Aktivitäten im sexuellen Bereich gesucht wird. Für Endometriose-Patientinnen bietet sich so die Chance, nicht nur die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zu verringern, sondern ihr Sexualerleben im Ganzen zu verbessern.[1]
Hilfreich kann es auch sein, im Rahmen von Selbstbefriedigung entspannt Sexualität zu erleben und zu erkunden, was angenehm ist und was nicht.
Wusstest du, dass du auch privat eine Sexualberatung in Anspruch nehmen kannst? Dafür berechnen Therapeuten in der Regel etwa 100 Euro für eine einstündige Sitzung. Eine Paarberatung und Sexualberatung bietet auch pro famillia an. Die Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. lehnt die Kosten für eine Beratung an das Familieneinkommen an, deshalb ist der Verein in vielen Fällen eine günstigere Alternative. Mehr Informationen erhältst du direkt auf der Webseite von pro familia.
Mit einigen Tipps kannst du Schmerzen beim Geschlechtsverkehr vorbeugen.
Wichtig: Solltest du anhaltend oder ausgeprägte Schmerzen empfinden, raten wir dir dazu, umgehend einen Termin bei deinem Frauenarzt zu machen.
Sexualität ist eines unserer Grundbedürfnisse. Doch manchmal machen Schmerzen den Geschlechtsverkehr unangenehm. Gründe dafür gibt es viele – zum Beispiel Infektionen, allergische Reaktionen oder Vernarbungen. Oft verspüren Endometriose-Patientinnen Schmerzen beim Sex. Laut Studien sind bis zu 50 % der Frauen mit Endometrioseläsionen betroffen. Um herauszufinden, warum der Geschlechtsverkehr für dich schmerzhaft ist, erkundigt sich dein Arzt nach deinen körperlichen Beschwerden.
Auch psychische Faktoren, wie ein Trauma in der Vergangenheit oder konfliktreiche Beziehungen zum Partner, spielen eine Rolle und sollten daher thematisiert werden. Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch führt dein Mediziner eine körperliche Untersuchung durch. Laboruntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen oder weitere Diagnosemethoden helfen dabei, eine gezielte Diagnose zu stellen. Falls bei dir eine Endometriose festgestellt wurde, kann dir dein Arzt, je nach Befund, zu der Einnahme von Hormonen oder zu einer Operation raten.
Bei vielen Frauen führt eine Entfernung der Endometrioseläsionen übrigens zu einer Beschwerdebesserung. Da Schmerzen beim Geschlechtsverkehr die Sexualität auf den Kopf stellen können, ist es wichtig, dass du regelmäßig mit deinem Partner kommunizierst. Findet gemeinsam heraus, wie ihr Schmerzen vorbeugen könnt, zum Beispiel durch passende Stellungen oder ein ausgiebiges Vorspiel. Auch eine Sexualberatung liefert wichtige Impulse für ein schönes Sexleben.
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