Erhöhtes Schlaganfallrisiko durch Endometriose?

Ein Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung im Gehirn, die durch eine Gefäßverstopfung oder ein geplatztes Gefäß im Hirngewebe ausgelöst wird [1]. Die Unterbrechung der Blutzufuhr einzelner Hirnregionen führt dazu, dass diese nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden und somit Hirngewebe nach nur wenigen Stunden absterben kann [2].

Eine jüngst veröffentlichte Studie aus den USA konnte in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen [3]. Die Studie konnte einen Zusammenhang zwischen Frauen mit Endometriose und einem erhöhten Schlaganfall-Risiko feststellen. Alles wichtige zur Studie, wie du einen Schlaganfall erkennst und was du präventiv tun kannst, erfährst du hier.

Was sagt die Studie?

In der Studie aus den USA erforschten Epidemiolog:innen den Zusammenhang zwischen Endometriose und dem Risiko für einen Schlaganfall.

Dafür wurden die Daten der Nurses’ Health Study II (NHSII), die unter einer 28 Jahre langen Beaufsichtigung stand, ausgewertet. Die Teilnehmerinnen der NHSII Kohortenstudie wurden im Alter zwischen 25 und 42 Jahren in einem Zeitraum von 1989 bis 2017 auf das Auftreten eines Schlaganfalls, unter Berücksichtigung von Störfaktoren untersucht.

Letztlich konnten 893 Fälle eines Schlaganfalls, während einer Beobachtungszeit von insgesamt ca. 2.800.000 Personenjahren dokumentiert werden und somit ein um 34% erhöhtes Risiko für Frauen mit laparoskopisch (= mittels Bauchspiegelung) bestätigter Endometriose, im Vergleich zu Frauen ohne Endometriose, ermittelt werden. Der größte Teil des Gesamtzusammenhangs zwischen Endometriose und einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall setzte sich aus der Hysterektomie/Oporektomie, der postmenopausalen Hormontherapie, sowie der Menopause vor dem 45. Geburtstag zusammen. Dem hingegen konnten keine Unterschiede in der Beziehung zwischen Endometriose und einem Schlaganfall in Abhängigkeit von Alter, Unfruchtbarkeit, Body-Mass-Index oder dem Menopausenstatus festgestellt werden.

Zu den Subtypen von Schlaganfällen konnten indes keine Angaben gemacht werden.

Das erhöhte Schlaganfallrisiko könnte durch ein erhöhtes hyperinflammatorisches Milieu (erhöhte Entzündungswerte im Blut), welches mit Endometriose in Zusammenhang steht, befördert werden. Zudem konnte festgestellt werden, dass bei Frauen mit Endometriose die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass in der Vergangenheit in der Familie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall aufgetreten ist [3],[4].

Gut zu wissen!

Als potentielle Störfaktoren galten Alkoholkonsum, Body-Mass-Index im Alter von 18 Jahren, aktueller Body-Mass-Index, Alter bei der Menarche, Menstruationszyklus in der Jugend, aktueller Menstruationszyklus, Parität, Verwendung oraler Kontrazeptiva in der Vergangenheit, Rauchen in der Vergangenheit, Qualität der Ernährung, körperliche Aktivität, Verwendung von NSAR, Aspirin, Race/Ethnizität, sowie das Einkommen der Teilnehmerinnen.

Wie erkenne ich einen Schlaganfall?

Ein Schlaganfall kann Symptome wie Schwindel, Lähmungen, sowie Sprach- und Sehstörungen aufweisen. Seine Erkennungsmerkmale sollten jedoch auch geschlechtsspezifisch betrachtet werden, da Frauen andere Symptome als Männer aufweisen können [5], die oft nicht direkt mit Symptomen eines Schlaganfalls assoziiert werden. Dazu gehören Anzeichen wie Kurzatmigkeit, Schluckbeschwerden, Schluckauf, Brustschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Verwirrtheit. Sollten mehrere dieser Indikatoren gleichzeitig auftreten, sollte auch hier ein Schlaganfall nicht ausgeschlossen werden [6]. Bei hervortretenden Symptomen eines Schlaganfalls ist es wichtig, schnell zu handeln und sich schnellstmöglich in medizinische Obhut zu begeben.

Die oben aufgeführten Symptome sollten also besonders bei Frauen mit berücksichtigt werden. Allgemein kann sich zusätzlich an folgende Merkhilfe zur Erkennung eines Schlaganfalls gehalten werden:

F.A.S.T. (schnell) sollte die Devise beim Schlaganfall lauten.

F = Face (Gesicht): Ist eine Gesichtshälfte beim Lachen nach unten gezogen?

A = Arms (Arme): Driftet ein Arm nach unten, wenn beide Arme angehoben werden?

S = Speech (Sprache): Ist die Sprache undeutlich oder seltsam, wenn ein einfacher Satz wiederholt wird

T = Time (Zeit): Wenn du ein oder mehrere der Anzeichen erkennst, dann zögere nicht und rufe den Krankenwagen! [7]

Welche Risikofaktoren gibt es?

Allgemein sind Frauen häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer, weswegen es wichtig ist, geschlechtsspezifische Präventions- und Behandlungsstrategien zu bestimmen [5]. Studien legen nahe, dass Frauen nach der Menopause, und besonders ab einem Alter von >65 Jahren, ein höheres Risiko für einen Schlaganfall haben [7]. Neben einer höheren Sterblichkeitsrate als Männer, weisen Frauen zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit für Behinderungen, Depressionen und Demenz nach einem Schlaganfall auf. Besonders die Faktoren Schwangerschaft, Wochenbett und ein erhöhtes Alter gehören zu den pathophysiologischen Aspekten des Schlaganfalls bei Frauen [7]. Viele der Risikofaktoren gelten für Männer und Frauen gleichermaßen, jedoch gibt es auch geschlechtsspezifisch begünstigende Faktoren, wie folgend aufgeführt:

  • Bluthochdruck (während der Schwangerschaft)
  • Hormone (wie die Antibabypille oder die Hormon-Ersatz-Therapie in den Wechseljahren)
  • Schwangerschaft
  • Hohes Körpergewicht, Adipositas
  • Hypertonie
  • Diabetes mellitus
  • Vorhofflimmern
  • Rauchen/ Alkoholkonsum
  • Hohe Cholesterinwerte im Blut
  • Schlaganfall oder Herzinfarkt in der Familie [2].

Was kann ich präventiv tun?

Die NHSII rät dazu, die kardiovaskuläre Primärprävention zu maximieren und Anzeichen und Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit der medizinischen Betreuung zu besprechen [3]. Zudem können präventive Maßnahmen im Alltag integriert werden, die das Risiko für einen Schlaganfall langfristig vermindern können. Dazu gehören folgende Punkte:

  • Abwechslungsreiche und gesunde Ernährung
  • Regelmäßige sportliche Aktivität (falls nicht möglich, versuchen, so aktiv wie möglich zu sein und die im Sitzen/Liegen verbrachte Zeit zu minimieren)
  • Alkoholkonsum und Rauchen beschränken/ stoppen
  • Medikamente, die zur Verminderung des Risikos für einen weiteren Schlaganfall helfen können [8].

Muss sich jede Endometriose-Betroffene jetzt Sorgen machen?

Nein – das Schlaganfallrisiko ist für die meisten Menschen relativ gering und hängt von ganz vielen verschiedenen Faktoren ab. Wenn sich also ein geringes Risiko erhöht, bleibt es immer noch niedrig.

Man muss immer alle Risikofaktoren betrachten. Trotzdem kann es Sinn machen, sich zu informieren und zu wissen, welche Risikofaktoren es noch gibt und wann man mit dem Arzt darüber sprechen sollte!

Kurz und knapp zusammengefasst

Durch die Kohorten-Studie der NHSII konnte nachgewiesen werden, dass das Risiko für einen Schlaganfall für Frauen mit Endometriose um 34% erhöht ist. Die Studie weist jedoch selbst darauf hin, dass die derzeitige Forschung zu Endometriose und dem Risiko für einen Schlaganfall durch kurze Nachbeobachtungszeiträume, eingeschränkte Berücksichtigung potenzieller Störfaktoren und der reproduktiven Gesundheitshistorie begrenzt ist.

Allgemein sollten Erkennungsmerkmale und Risikofaktoren eines Schlaganfalls geschlechtsspezifisch betrachtet und Präventions- und Behandlungsstrategien auf das jeweilige Geschlecht angepasst werden.

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Referenzen

  1. Centers for Disease Control and Prevention. Women and Stroke. Available from: https://www.cdc.gov/stroke/women.htm. Accessed November, 15, 2022.
  2. DEGAM Patienteninformation. Schlaganfall vorbeugen, erkennen und behandeln. Available from: https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/053-011_Schlaganfall/053-011PI_LL_Schlaganfall.pdf. Accessed November, 15, 2022.
  3. Farland LV, Degnan WJ 3rd, Bell ML, Kasner SE, Liberman AL, Shah DK, Rexrode KM, Missmer SA. Laparoscopically Confirmed Endometriosis and Risk of Incident Stroke: A Prospective Cohort Study. Stroke. 2022 Oct;53(10):3116-3122. doi: 10.1161/STROKEAHA.122.039250. Epub 2022 Jul 21. PMID: 35861076; PMCID: PMC9529799.
  4. Bublak, R. Endometriose ist mit erhöhtem Schlaganfallrisiko assoziiert. gynäkologie + geburtshilfe27 (Suppl 1), 16 (2022). https://doi.org/10.1007/s15013-022-4480-3
  5. Carcel C, Woodward M, Wang X, Bushnell C, Sandset EC. Sex matters in stroke: A review of recent evidence on the differences between women and men. Front Neuroendocrinol. 2020 Oct;59:100870. doi: 10.1016/j.yfrne.2020.100870. Epub 2020 Sep 1. PMID: 32882229.
  6. Die Techniker. Schlaganfall bei Frauen. Available from: https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/themenspecials-life-balance/frauengesundheit/schlaganfall-bei-frauen-2126654. Accessed November, 15, 2022.
  7. Pezzella FR, Santalucia P, Vadalà R, Giugni E, Zedde ML, Sessa M, Anticoli S, Caso V; Women Stroke Association. Women Stroke Association Statement on Stroke. Int J Stroke. 2014 Oct;9(SA100):20-27. doi: 10.1111/ijs.12110. PMID: 28051365.
  8. Patient education: Ischemic stroke treatment (Beyond the Basics). Available from: https://www.uptodate.com/contents/ischemic-stroke-treatment-beyond-the-basics/print. Accessed November, 15, 2022.

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Vivianna Triffterer