Endometriose und Diäten: welche Diät ist empfehlenswert?

Insbesondere zu Jahresbeginn und bei nahender Bikini-Saison sind Diäten hoch im Kurs. Doch wie vertragen sich Endometriose und Diäten? Welche Diät ist empfehlenswert? Wir stellen beispielhaft fünf bekannte Diäten vor und erklären, wie Endometriose und diese Diäten harmonisieren – oder nicht.

Fleisch

Atkins Diät / Keto-Diät

Robert Atkins, der Erfinder der „Atkins“ Diät erfand nicht nur seine eigene Diät, sondern kann als Begründer der „Keto-Diät-Szene“ gesehen werden. Bei beiden Diäten wird so sehr auf Kohlenhydrate verzichtet, dass der Körper gezwungen wird, seine Energie aus Fett zu gewinnen. Bei Keto-Diäten und Atkins sind nur 20g Kohlenhydrate pro Tag erlaubt. Zum Vergleich: eine ausgewogene Ernährung mit Mischkost enthält 240 – 300g komplexe Kohlenhydrate pro Tag.

Der tägliche Energiebedarf wird aus Eiweiß und Fett gedeckt, Atkins empfiehlt hierzu Fleisch und Eier, wodurch hauptsächlich tierische Fette aufgenommen werden. Dies führt nicht nur zu einem ungünstigen Cholesterinspiegel und einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch zu einem Mangel an Ballaststoffen, der unter anderem zu Verdauungsproblemen führt. Die Ernährung ist sehr einseitig und birgt Gesundheitsrisiken, beispielsweise durch hohen Eiweißkonsum verursachte Nierenschäden.

Insbesondere im Hinblick auf Endometriose ist gerade rotes Fleisch negativ zu bewerten. Die Atkins / Keto Diäten und Endometriose können zu einer Verschlimmerung der Symptome wie Schmerzen und Entzündungen führen. Auch gesunde Menschen sollten aufgrund der vielseitigen Gesundheitsrisiken von dieser Diätform Abstand nehmen.

Mehr zum Thema Fleischkonsum und Endometriose erfährst du hier und warum eine pflanzliche Ernährung bei Endometriose sinnvoll ist, liest du unter „Vegane Ernährung bei Endometriose“.

FdH („Friss die Hälfte“)

Klingt einfach, oder? Einfach nur die Hälfte essen und die Pfunde purzeln! Wenn man diese „FdH-Regel“ nur auf ungesunde Lebensmittel wie tierische Fette, Zucker, Alkohol, Fast-Food, Industrielebensmittel und rotes Fleisch bezieht, dann ist FdH ein guter Schritt in eine gesündere Ernährung. Doch meist bezieht sich FdH einfach nur auf die Portionsgröße: eine kleine oder halbe Portion einer jeden Mahlzeit. Damit sinkt zwar die Aufnahme von Kalorien um bestenfalls 50%, aber damit auch gleichermaßen die Aufnahme sämtlicher Nährstoffe um 50%. Und das ist ein großer Schritt in Richtung Fehl- oder Mangelernährung.

Bei Endometriose ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig, denn insbesondere die in Vollkornprodukten, Nüssen, Obst, Gemüse und Seefisch steckenden Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Omega-3 Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe können Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen. Bei FdH wird also auch von all diesen gesundheitsfördernden Lebensmitteln nur die Hälfte gegessen und das ist schlecht.

FdH macht daher keinen Sinn, weder bei Endometriose noch bei gesunden Menschen, denn die Folge ist eine Fehl- oder Mangelernährung.

Diät Endometriose
Heilfasten

Heilfasten

Das „Heilfasten“ wurde 1935 vom deutschen Arzt Otto Buchinger begründet. Beim Heilfasten gilt der freiwillige Verzicht auf jegliche feste Nahrung, denn nur Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte sowie Honig sind bis zu einer Gesamtmenge von 500 Kalorien pro Tag erlaubt. Fasten hat aber nichts mit „heilen“ zu tun. Im Gegenteil: bestehende gesundheitliche Probleme wie Herzschwäche, Ernährungsstörungen, Leberschäden oder Nierenkrankheiten können durch das Heilfasten noch bedenklich verschlimmert werden.

Beim Heilfasten wird dem Körper um ein Vielfaches weniger an Energie zur Verfügung gestellt, als er braucht, um seine Grundfunktionen aufrecht zu halten. Außerdem entsteht ein massiver Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen, lebenswichtigen Nährstoffen. Damit der Körper trotzdem weiter funktioniert, entsteht ein Zustand, bei dem der Körper durch Abbau seiner eigenen Substanz Energie freisetzt, um das eigene Überleben zu sichern. Auch der Herzmuskel kann durch Heilfasten Schaden nehmen, denn auch er besteht aus Struktureiweiß, das bei solchen Hungerphasen abgebaut wird. Heilfasten ist also gesundheitlich riskant und „Raubbau am Körper“. Insbesondere mit einer Vorerkrankung wie Endometriose ist das absolut kontraproduktiv!

„Magische“ Kohlsuppe und andere Crashdiäten

Die Kohlsuppendiät und ihre Varianten wie zum Beispiel die „Ananas-Diät“ fußen auf der Idee, dass faserreiche Lebensmittel wie Kohl und Ananas bei der Verdauung mehr Energie verbrauchen, als sie dem Körper zuführen und diese Suppen oder Lebensmittel „negative Kalorien“ seien, durch deren Konsum man abnimmt.

Diese Idee hat nichts mit der Realität zu tun. Kohlsuppe und Ananas haben keine „negativen Kalorien“, es handelt sich hierbei um einen Mythos. Die Gewichtsreduktion geschieht einzig und allein durch verändertes Essverhalten und dadurch verringerte Kalorienaufnahme – wer will schon täglich so viel von dieser speziellen Kohlsuppe essen, dass man davon dick und rund wird?

Crashdiäten wie diese beruhen alle auf einer radikal verringerten Kalorienzufuhr, wodurch innerhalb kürzester Zeit ein Gewichtsverlust eintreten soll. Dieser Gewichtsverlust beruht aber auf Wasser und körpereigenem Eiweiß (z.B. Muskelmasse) und kommt, wie bei Heilfasten und ähnlichen Radikaldiäten, einer Zerstörung gesunder Körpersubstanz gleich. Außerdem entsteht eine Mangelernährung durch die sehr einseitige oder extrem strenge Auswahl der Lebensmittel.

Kohlsuppe
low carb

Low Carb

Low Carb Diäten sind eine Art Weiterentwicklung der Atkins- oder Keto-Diäten. Sie beruhen alle auf dem Wissen um die Ketose, bei der der Körper bei verminderter Zufuhr von Kohlenhydraten auf die eigenen Fettreserven zurückgreift, um Energie zu gewinnen. Dabei ist es jedoch extrem wichtig, dem Körper zwar genug Eiweiß zur Verfügung zu stellen, dass er körpereigene Eiweißstrukturen nicht angreift. Dabei muss trotzdem sichergestellt werden, dass keine Mangelernährung durch verminderte Zufuhr von Vitaminen und anderen Nährstoffen entsteht. Der ganze Vorgang funktioniert auch nur, wenn die Mahlzeit eher „No Carb“ als „Low Carb“ ist. Und dies ist für Laien schwer umsetzbar. Oder wusstest du, dass Karotten oder Tomaten Kohlenhydrate enthalten und dass der „glykämische Index“ wichtiger ist als die bloße Nährwertangabe auf dem Papier?

Eine Low Carb Diät kann, sofern sie 100% konsequent durchgeführt wird, unter fachlicher Anleitung und Betreuung ein gesunder Weg sein, Gewicht zu verlieren. Insbesondere für Menschen, die schon an Diabetes Typ 2 leiden. Da diese Ernährung aber auch mit gesundheitlichen Risiken behaftet ist und dabei unter anderem der Herzmuskel geschädigt werden kann, sollte diese Diät niemals ohne begleitende, engmaschige kontrollierende Ernährungsberatung durchgeführt werden.

Es gibt natürlich noch viele weitere Diät-Ideen auf dem Markt, zum Beispiel die „Brigitte-Diät“, „Paleo-Diät“, „Detox-Diät“ und mehr. Jedes Jahr wird eine neue Diät „entwickelt“. Mit nur einem Ziel: Geld verdienen. Eine gesunde Ernährung sollte ausgewogen und vielfältig sein, auch bei Endometriose. Eine Zusammenfassung zur Ernährung bei Endometriose findest du hier.

Eine gesunde und vor allem langfristige Gewichtsreduktion ohne gesundheitliche Risiken gehört in die Hände einer guten Ernährungsberatung. Dort kann man dich auch dazu beraten, inwieweit die richtige Ernährung die Symptome von Endometriose lindern kann. Wie du den richtigen Ernährungsberater findest und was sonst bei der Ernährungsumstellung helfen kann, erfährst du hier.

Silke Neumann (zertifizierte Ernährungsberaterin)
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