20.08.2024

Gluten und glutenfreie Ernährung bei Endometriose

5 Min. Lesezeit

Heute tauchen wir gemeinsam in das Thema „Gluten und glutenfreie Ernährung bei Endometriose“ ein. Viele Betroffene fragen sich, ob der Verzicht auf Gluten helfen könnte, die Symptome zu lindern. Lass uns gemeinsam herausfinden, was hinter diesem Ansatz steckt und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es dazu gibt.

Inhalt:

Was ist Gluten?

Zöliakie, Weizenallergie oder Glutensensitivität?

Gluten und Endometriose

Glutenfrei einkaufen und kochen 

Fazit

Inhalt:

Was ist Gluten?

Gluten ist ein Speicherprotein, das in vielen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste vorkommt. Auch andere Getreidearten wie Emmer, Kamut oder Einkorn enthalten Gluten. Gluten setzt sich aus den Proteinen Prolamin und Glutelin zusammen. Das Prolamin im Weizen heißt Gliadin und wird immer wieder mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht [1]. Gluten ist beständig gegen Hitze und fungiert als Bindemittel und Streckmittel. Es wird häufig in verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt, um die Textur, die Feuchtigkeitsbindung und den Geschmack zu verbessern. Zudem verleiht es Backwaren ihre Elastizität [2].

Zöliakie, Weizenallergie oder Glutensensitivität?

Wenn jemand Weizenprodukte oder Gluten nicht gut verträgt oder überhaupt nicht konsumieren kann, kann das verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel Zöliakie, eine Weizenallergie oder eine Glutensensitivität.

Zöliakie wird von Laien häufig mit Intoleranzen und Unverträglichkeiten verwechselt, obwohl es sich in Wirklichkeit um eine spezielle Form einer chronisch entzündlichen Autoimmunerkrankung des Darms handelt. Es handelt sich bei Zöliakie also nicht um eine Allergie oder Intoleranz. Sie betrifft etwa 1,5 % der deutschen Bevölkerung. Zöliakie zeigt vielfältige Symptome, von Magen-Darm-Problemen bis zu Nährstoffmängeln und Stimmungsschwankungen. Bei Verzehr von Gliadin, einem Teil des Glutens, kommt es zur Entzündung und Rückbildung der Darmzotten im Dünndarm. Darmzotten sind fingerförmige Ausstülpungen der Dünndarmschleimhaut, die durch eine stark vergrößerte Oberfläche die effiziente Aufnahme von Nährstoffen ermöglichen. Die Diagnose umfasst Bluttests, eine Darmspiegelung (Dünndarmbiopsie) und ggf. einen Gentest. Aktuell wird eine strikte, lebenslange glutenfreie Diät nur denjenigen empfohlen, bei denen Zöliakie diagnostiziert wurde [3].

Eine Weizenallergie ist eine immunologische Reaktion auf Weizenproteine, die Symptome wie Hautausschlag, Magen-Darm-Beschwerden oder Atemprobleme auslösen kann. Die Diagnose erfolgt durch Allergietests, und die Behandlung besteht in der Vermeidung von Weizenprodukten [3].

Im Gegensatz dazu ist die Glutensensitivität weniger klar definiert. Glutensensitivität unterscheidet sich von Zöliakie und Weizenallergie, da sie Beschwerden wie Blähungen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln verursacht, ohne dass diese Erkrankungen vorliegen. Diese Symptome ähneln oft denen des Reizdarmsyndroms. Die genaue Ursache ist noch unklar [3].

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Gluten und Endometriose

Gluten ist für gesunde Menschen in der Regel unbedenklich, doch für Personen mit Endometriose kann es sinnvoll sein, den Konsum glutenhaltiger Lebensmittel zu reduzieren [4]. Man nimmt an, dass eine glutenfreie Ernährung endometriosebedingte Schmerzen lindern und somit die Lebensqualität verbessern kann. Besonders Betroffene, die zusätzlich an Glutensensitivität leiden, könnten von einem Verzicht auf Gluten profitieren.

Wichtig: Ein pauschaler Verzicht auf Gluten wird nicht empfohlen, da die genauen Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind und die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu nicht eindeutig sind.[5], [6]. Manche Endometriose Betroffene berichten von deutlichen Verbesserungen, während andere keine Veränderung feststellen.

Für Betroffene, die eine glutenfreie Ernährung ausprobieren möchten, gibt es viele Alternativen wie Hirse, Mais, Reis, Quinoa, Amarant und Buchweizen. Diese glutenfreie Ernährung erfordert den Verzicht auf Getreidesorten wie Weizen und Dinkel sowie auf verarbeitete Lebensmittel, die Gluten enthalten könnten.

Eine professionelle Ernährungsberatung kann dich zusätzlich dabei unterstützen. Eine Übersicht von zertifizierten Fachkräften findest du hier. Es wird empfohlen, die glutenfreie Ernährung mindestens drei Monate konsequent durchzuführen, um mögliche Effekte zu beobachten. Jede betroffene Person sollte individuell herausfinden, welche Ernährungsweise ihr am besten hilft, die Symptome zu lindern.

Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch wie in der Endo-App kann helfen, herauszufinden, ob der Verzicht oder die Reduzierung auf Weizen oder Gluten hilfreich sein kann. Es wird empfohlen, Weizen nicht ersatzlos zu streichen, sondern durch Alternativen zu ersetzen, um die Darmgesundheit zu unterstützen und Nährstoffe zu erhalten.

Herausforderungen einer glutenfreien Ernährung

Einerseits enthalten viele verarbeitete Lebensmittel versteckte Glutenquellen. Anderseits kann eine glutenfreie Ernährung zu einer unzureichenden Ballaststoffzufuhr führen, da Vollkornprodukte eine wichtige Quelle für Ballaststoffe sind.

Anstelle einer allgemeinen Empfehlung, komplett auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten, könnte es für dich sinnvoller sein:

Eine ausgewogene Ernährung zu fördern und zu etablieren. Alleine schon eine verbesserte Ernährung hat einen positiven Effekt auf die Symptomatik der Endometriose.
Mehr Antioxidantien, Vitamine und Mineralstoffe durch Gemüse, Obst und gesunde Fette in deinen Ernährungsalltag zu integrieren.
„Glutenbewusst“ zu essen, ohne sich unnötig stark einzuschränken.

Komplett auf Gluten zu verzichten, wird ohne medizinische Notwendigkeit wie Zöliakie nicht empfohlen, da dies die Darmgesundheit negativ beeinflussen könnte.

Denn eine langfristige glutenfreie Ernährung, die nicht medizinisch angeraten ist, kann die Qualität der Ernährung und der Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Und das könnte zu negativen gesundheitlichen Folgen und einer geringeren Lebensqualität führen. Daher macht ein Verzicht auf Gluten nur dann Sinn, wenn du eine diagnostizierte Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit hast. 

Bei einer glutenreduzierten Ernährung ist es wichtig, alternative Lebensmittel zu finden, um Nährstoffmangel zu vermeiden und eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen. Achte darauf, dich vielseitig zu ernähren, und sei nicht zu streng mit dir selbst, da dies oft der nachhaltigste Ansatz ist.

Glutenfrei einkaufen und kochen 

Der Markt bietet mittlerweile eine Vielzahl von glutenfreien Produkten, die sowohl für Menschen mit Zöliakie als auch für diejenigen, die Gluten nicht gut vertragen, geeignet sind. Wenn du Zöliakie hast, musst du streng darauf achten, nur zertifizierte glutenfreie Lebensmittel zu konsumieren, da selbst geringste Mengen an Gluten problematisch sein können. Für Menschen ohne Zöliakie ist es hingegen oft möglich, Lebensmittel zu essen, die Spuren von Gluten enthalten können.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob in deinem Lebensmittel nun ein glutenhaltiges Getreide verarbeitet wurde oder nicht, kannst du zum Beispiel Apps für Allergiker:innen zu diesem Thema zu Rate ziehen. Auch ein Blick in die Zutatenliste kann hilfreich sein. Oder du setzt dich mit einer Ernährungsfachkraft deines Vertrauens in Verbindung, um deine Ernährung glutenfrei oder glutenarm umzustellen. 

Der Nachteil an vielen glutenfreien Produkten ist der Preis. Aber glutenfreies Mehl lässt sich im Grunde auch selbst einfach herstellen. Es kann aus günstigen Zutaten wie 350g Kartoffelstärke, 650g Reis- oder Maismehl und 4-8 Teelöffeln Johannisbrotkernmehl oder Flohsamenschalen zusammengestellt werden.

Zum Andicken von Suppen und Soßen eignen sich Kartoffel- oder Maisstärke hervorragend. Für süße Gebäcke kannst du gemahlene Mandeln oder Haferprodukte wie geschrotete Haferflocken verwenden.

Es gibt viele kreative Möglichkeiten, glutenfreie Leckereien zuzubereiten, und es ist völlig in Ordnung, dabei auch mal zu experimentieren und neue Rezepte auszuprobieren. Scheue dich nicht davor, verschiedene Alternativen auszuprobieren, und hab keine Angst vor kleinen Misserfolgen. Glutenfrei zu backen kann zwar eine Herausforderung sein, aber es gibt viele köstliche Möglichkeiten.

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Fazit

Die Entscheidung für eine glutenreduzierte oder glutenfreie Ernährung sollte gut überlegt und individuell angepasst sein. Bei Zöliakie ist ein strikter Verzicht auf Gluten unumgänglich. Bei Glutensensitivität oder Endometriose kann ein Ernährungs- und Symptomtagebuch helfen, Zusammenhänge zwischen der Ernährung und den Symptomen zu erkennen. Eine ausgewogene Ernährung bleibt dabei das A und O, um Nährstoffmängel zu vermeiden.

Anstelle einer pauschalen Empfehlung, komplett auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten, kann es oft sinnvoller sein, die Ernährung insgesamt ausgewogener zu gestalten. Ein „glutenbewusster“ Ansatz, der es dir erlaubt, sich nicht zu stark einzuschränken, kann ebenso effektiv sein. Das Wichtigste ist, sich vielseitig und bewusst zu ernähren, ohne sich unter Druck zu setzen.

Es ist wichtig, sich selbst und seinen Körper gut zu beobachten. Wenn du das Gefühl hast, dass glutenhaltige Lebensmittel deine Symptome verstärken, könnte eine glutenfreie Ernährung einen Versuch wert sein. Doch auch hier gilt: Lass dir Zeit, sei geduldig mit dir selbst und suche dir gegebenenfalls Unterstützung bei einer Ernährungsberatung. Deine Gesundheit steht an erster Stelle, und du verdienst es, dich gut zu fühlen.

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Mach es dir etwas leichter und schreibe dir vor dem Einkaufen eine Liste. Wir haben dafür eine Vorlage erstellt, die du dir hier herunterladen kannst:

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Referenzen

[1] C. Zubrinich, R. Puy, R. O’Hehir, und M. Hew, „Evaluation of Diagnosis and Management of Omega-5-Gliadin Allergy: A Retrospective Survey“, J. Asthma Allergy, Bd. Volume 14, S. 397–403, Apr. 2021, doi: 10.2147/JAA.S304444.

[2] J. R. Biesiekierski, „What is gluten?“, J. Gastroenterol. Hepatol., Bd. 32, Nr. S1, S. 78–81, März 2017, doi: 10.1111/jgh.13703.

[3] B. Cabanillas, „Gluten-related disorders: Celiac disease, wheat allergy, and nonceliac gluten sensitivity“, Crit. Rev. Food Sci. Nutr., Bd. 60, Nr. 15, S. 2606–2621, Aug. 2020, doi: 10.1080/10408398.2019.1651689.

[4] M. Marziali, M. Venza, S. Lazzaro, A. Lazzaro, C. Micossi, und V. M. Stolfi, „Gluten-free diet: a new strategy for management of painful endometriosis related symptoms?“, Minerva Chir., Bd. 67, Nr. 6, S. 499–504, Dez. 2012.

[5] F. Manza u. a., „Gluten and Wheat in Women’s Health: Beyond the Gut“, Nutrients, Bd. 16, Nr. 2, S. 322, Jan. 2024, doi: 10.3390/nu16020322.

[6] F. Brouns u. a., „Diet associations in endometriosis: a critical narrative assessment with special reference to gluten“, Front. Nutr., Bd. 10, S. 1166929, Sep. 2023, doi: 10.3389/fnut.2023.1166929.

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Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Nicole Heinze

Ernährungsberaterin

Nicole ist zertifizierte Ernährungsberaterin mit dem Schwerpunkt Endometriose. Sowohl in ihrer eigenen Praxis als auch als Gesundheitswissenschaftlerin ist sie bei neuesten Erkenntnissen rund um Endometriose und Regelschmerzen immer auf dem Laufenden. Und dieses Wissen teilt sie mit Freude.

Fachlich geprüft

Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.