Wie gesund ist Kokosöl?
Kokosöl soll wesentlich gesünder sein als andere Fette und innerlich wie äußerlich angewandt gegen viele Beschwerden helfen. Glaubt man Frauenzeitschriften, Büchern und Internetseiten, so soll Kokosöl schlank machen, die Blutfettwerte senken und Herz und Kreislauf schützen sowie weitere positive Eigenschaften haben. Doch was davon ist wirklich wissenschaftlich bewiesen und was ist gutes Marketing?
Ist Kokosöl „gesundes Fett“?
Nein. Kokosöl besteht hauptsächlich aus gesättigten Fettsäuren. Und diese sind für den Körper weder essenziell noch gesund. Gesättigte Fettsäuren, egal ob tierischer oder pflanzlicher Herkunft, steigern das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Kokosöl lässt, ganz im Gegensatz zu Behauptungen der Werbung, die LDL-Cholesterinwerte steigen. [3]
Es wird behauptet, dass in Kokosöl besonders viele bestimmte Fettsäuren (MCT) enthalten sind, die sich nicht auf den Cholesterinspiegel auswirken könnten. Es ist zwar richtig, dass etwa 50% der in Kokosöl enthaltenen Fettsäuren eine solche MCT Fettsäure ist, doch es handelt sich dabei aber um Laurinsäure. Diese gehört nur chemisch gesehen zu den MCT Fettsäuren, im körpereigenen Stoffwechsel wird sie jedoch wie „normale“ Fettsäuren verstoffwechselt. Theorie und Praxis liegen hierbei an entgegengesetzten Enden.
Gesunde Fette sind per Definition reich an ungesättigten Fettsäuren. Da schneidet Kokosöl mit 90% gesättigten Fettsäuren ziemlich schlecht ab. Gesunde Fette sind außerdem reich an Omega-3 Fettsäuren, zum Beispiel Rapsöl. Mehr zum Thema, warum Omega-3 Fettsäuren bei Endometriose wichtig sind und warum Olivenöl auch hauptsächlich durch gutes Marketing „gesund gelobt“ wurde, erfährst du hier: Omega-3 Fettsäuren und Endometriose
Kokosöl ist nicht gesünder als andere pflanzliche Öle. Ganz im Gegenteil.
Hilft Kokosöl beim Abnehmen?
Diese in Kokosöl enthaltene Laurinsäure soll auch beim Abnehmen helfen, da sie angeblich die Fettverbrennung „aktiviere“ und man davon so viel essen könne, wie man wolle, da Kokosöl nicht zu Gewichtszunahme führe. Nun ja. Auch Kokosöl enthält Kalorien. Und nimmt man mehr Kalorien auf, als man verbrennt, nimmt man zu. Auch von Kokosöl. „Negative Kalorien“ existieren nicht. Mehr zum Thema Diät und Gewichtsreduktion erfährst du hier: Endometriose und Diäten
Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung kommt zu einem einfachen Fazit in Hinblick auf die in Kokosöl angeblich besonders gesund gepriesene, mittelkettigen Fettsäure (MCT) Laurinsäure: „Mittelkettige Triglyceride sind für die Adipositastherapie nicht empfehlenswert. Wissenschaftliche Beweise für eine langfristige Gewichtskontrolle durch MCT fehlen.“ [2]
Kokosöl hilft also nicht beim Abnehmen. Fett hat die höchste Kaloriendichte, egal, ob es sich um Kokosöl oder jedes andere Nahrungsfett handelt.
Ist Kokosöl zum Braten und Frittieren geeignet?
Beim Erhitzen von pflanzlichen Fetten entstehen gesundheitsschädliche Trans-Fettsäuren, die auch in Hinblick auf Endometriose eine Rolle spielen. Mehr dazu hier: Trans-Fettsäuren in der Ernährung bei Endometriose Daher solltest du immer darauf achten, ob das Öl, welches du zum Braten oder Backen verwendest, überhaupt hitzestabil ist.
Kokosöl ist gut hitzestabil und hat einen Rauchpunkt bei rund 185-200°C. Es ist daher zum Braten geeignet, jedoch nicht zum scharfen Abraten oder für Ofengerichte oder Gebäck, bei denen die Speisen über 200°C erhitzt werden. Zum Vergleich: natives Olivenöl darf nur bis maximal 130°C erhitzt werden. Das in Deutschland gebräuchliche und in Blöcken angebotene Frittierfett enthält übrigens auch einen Anteil Kokosöl.
Allerdings solltest du Kokosöl trotzdem nicht zum Braten verwenden, denn es gibt gesündere Alternativen, zum Beispiel raffiniertes Rapsöl. Das Rapsöl enthält im Gegensatz zu Kokosöl keine ungesunden gesättigten Fettsäuren, sondern gesunde ungesättigte Fettsäuren und hat ein besonders ausgewogenes Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren. Im Handel gibt es auch spezielles „Bratöl“, welches, selbst wenn es aus eigentlich wenig gesundem Sonnenblumenöl wäre, immer noch gesünder ist als Kokosöl.
Ist Kokosöl gute Kosmetik?
Kokosöl wird in seinen Herkunftsländern seit Generationen für die Haut- und Haarpflege eingesetzt und das ist auch der einzig sinnvolle und gesunde Einsatzzweck für Kokosöl. Es pflegt Haut und Haare, bietet sogar geringen Schutz vor Sonnenbrand [1] und ist eine natürliche Alternative zu mineralölbasierter Kosmetik.
Allerdings ist es auch in der Kosmetik nicht anders als in der Küche: es gibt gute heimische Alternativen. Rapsöl ist wesentlich gesünder als weit gereistes, tropisches Kokosöl und so gibt es auch in der Kosmetik regionale Alternativen zu Kokosöl, die durchaus vergleichbare pflegende Eigenschaften haben: Sonnenblumenöl zum Beispiel! Vielleicht verwendest du den Rest des in der Küche ungesunden Sonnenblumenöls daher lieber im Badezimmer als Bodylotion?
Fazit:
Kokosöl ist keinesfalls gesünder als andere pflanzliche Fette. Im Gegenteil: es führt zu einem Anstieg des LDL Cholesterins und stellt somit ein Gesundheitsrisiko dar. [3] Auch in der Kosmetik wirkt es nicht wesentlich besser als heimische Alternativen, ist aber gesundheitlich unbedenklich und mineralölbasierter Kosmetik grundsätzlich vorzuziehen.
Referenzen
- Was Endometriose mit der Darmflora zu tun hat - 12. Mai 2022
- Mandelmilch selbst herstellen - 9. Oktober 2021
- Milchreis: kreativ, vegan und glutenfrei - 7. Oktober 2021