Kategorien: Wissen und Tipps

Schmerzen in der Frühschwangerschaft durch Endometriose





09.04.2024


Schmerzen in der Frühschwangerschaft durch Endometriose


6 Min. Lesezeit


Vor einiger Zeit haben wir aufgrund von Nachrichten aus unserer Community schonmal über Schmerzen in der Frühschwangerschaft durch Endometriose berichtet. Viele von euch haben uns daraufhin auf Instagram und über andere Kanäle Nachrichten geschrieben und von ihren Erfahrungen in den ersten 16 Schwangerschaftswochen berichtet. Weil das Thema so viele von euch und auch uns beschäftigt, haben wir uns in diesem Blogbeitrag den möglichen Hintergründen dieser Endometriose-bedingten Schmerzen angenommen. 


Inhalt:

Was ist die „Frühschwangerschaft“?

Endometriose und Schwangerschaft passt das überhaupt zusammen?

Schmerzen in der Frühschwangerschaft – was können Ursachen sein?

Endometriose und Schmerzen in der Frühschwangerschaft

Und jetzt?



Inhalt:

        1. Was ist die „Frühschwangerschaft“?
        2. Endometriose und Schwangerschaft passt das überhaupt zusammen?
        3. Schmerzen in der Frühschwangerschaft – was können Ursachen sein?
        4. Endometriose und Schmerzen in der Frühschwangerschaft
        5. Und jetzt?



Was ist die „Frühschwangerschaft“?

Was ist die „Frühschwangerschaft“?


Eine Schwangerschaft dauert in der Regel zwischen 37 und 42 Wochen, also im Mittel 40 Wochen. In der Medizin wird sie in drei Teile, die sogenannten Trimester unterteilt. Das erste Trimester wird auch Frühschwangerschaft genannt und dauert von der ersten bis zur zwölften Schwangerschaftswoche. Hier startet nach der Befruchtung der Eizelle und ihrer Einnistung in der Gebärmutter der Entwicklungsprozess des ungeborenen Kindes (Embryo). Arme und Beine, sowie innere Organe und das Gehirn fangen an sich zu entwickeln [1]. Nach ungefähr zwölf Wochen ist im Ultraschall schon der Umriss eines Babys zu erkennen [1, 2]. Während der Frühschwangerschaft kommt es häufig zu den typischen „Schwangerschaftssymptomen“, wie Übelkeit, Stimmungsschwankungen, oder Gelüsten auf bestimmte Nahrungsmittel [2].  

In jedem Trimester finden unterschiedliche Entwicklungsprozesse im ungeborenen Kind und der Mutter statt. Während den sich anschließenden zweiten und dritten Trimestern entwickelt sich das Kind immer weiter, bis es schließlich geboren wird. Manchmal wird auch noch ein viertes Trimester unterschieden, das sich auf die ersten drei Monate nach der Schwangerschaft bezieht und manchmal auch postpartale Phase oder Wochenbett genannt wird [3]. 



Endometriose und Schwangerschaft passt das überhaupt zusammen?

Endometriose und Schwangerschaft passt das überhaupt zusammen?


Schwangerschaft und Endometriose sind schon für sich allein genommen oft sehr emotionale Themen. Auch in Kombination rufen sie oft starke Gefühle hervor. Eine natürliche Schwangerschaft kann bei Endometriose zwar erschwert sein, ausgeschlossen ist sie jedoch nicht. Immerhin 50-70% der Endometriose-Betroffenen sind nicht von einer ungewollten Kinderlosigkeit betroffen und können ohne Hilfe schwanger werden. Zwar erhalten 20-50% derjenigen mit unerfülltem Kinderwunsch die Diagnose Endometriose, somit sind aber in mindestens 50-80% der Fälle andere Faktoren für die ausbleibende Schwangerschaft mitverantwortlich [4]. Das darf dir Mut machen. 

Das es grundsätzlich möglich ist mit Endometriose schwanger zu werden, schreibt auch das Kinderwunschzentrum Dortmund in ihrer Veröffentlichung „Endometriose und Kinderwunsch“ [5]. Es gibt auch verschiedene Methoden, um die Chance trotz bestehender Endometriose schwanger zu werden zu erhöhen. Wenn du dazu mehr wissen willst, schau doch zum Beispiel mal in diesen Blogbeitrag auf unserer Website. 

Oft hält sich das Gerücht, dass eine Schwangerschaft dauerhaft positiven Einfluss auf Endometriose-Beschwerden hat. Dies lässt sich leider nicht grundsätzlich sagen. Was stimmt, ist dass sich während einer Schwangerschaft in sehr vielen Fällen die Endometriose-Beschwerden verbessern. Laut verschiedener Studien ist diese Verbesserung aber in den allermeisten Fällen nur temporär – also zeitlich begrenzt [6, 7]. 


Schmerzen in der Frühschwangerschaft – was können Ursachen sein?

Schmerzen in der Frühschwangerschaft – was können Ursachen sein?


Schmerzen während der Frühschwangerschaft sind erstmal nicht in jedem Falle ungewöhnlich oder besorgniserregend. Viele Schwangere verspüren in den ersten Schwangerschaftswochen Unterleibsschmerzen, die sich im untersten Teil des Bauchraums, dem Becken, bemerkbar machen [8]. Manchmal kommt es auch zu Bauchschmerzen, die sich dann eher im mittleren oder oberen Bauchbereich lokalisieren lassen. Die Ursachen für Bauchschmerzen während der Schwangerschaft können mit der Schwangerschaft selbst in Verbindung stehen, müssen es jedoch nicht. 

Diese Unterleibsschmerzen können auf ganz normale Veränderungen im Körper während der Schwangerschaft hindeuten. Sie können auftreten, wenn sich Knochen oder Bänder bewegen oder ausdehnen, um dem wachsenden Embryo Platz zu machen. Typischerweise sind diese Schmerzen dann stechend oder krampfartig, manchmal ganz ähnlich wie Menstruationsschmerzen [8]. Leichte oder vorübergehende Unterleibsschmerzen sind in der Regel kein Grund zur Besorgnis. 

Manchmal können diese Schmerzen aber auch auf Probleme hindeuten. Insbesondere dann, wenn die Schmerzen sehr stark sind, über längere Zeiträume anhalten oder mit anderen Symptomen, wie zum Beispiel Blutungen, Schmerzen beim Wasserlassen, Fieber, Ohnmacht oder Herzrasen einhergehen, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden [8]. 

Ursachen für Unterleibsschmerzen können, neben der Schwangerschaft selbst, ganz verschieden sein. Manchmal sind Erkrankungen des Verdauungstrakts und der Harnwege, wie zum Beispiel Nierensteine, Blasenentzündungen oder das Reizdarmsyndrom, dafür verantwortlich. Die häufigsten nicht „normalen“ Ursachen von Schmerzen in der Frühschwangerschaft sind allerdings ektope Schwangerschaften (das ist eine Schwangerschaft, die außerhalb der Gebärmutter stattfindet, also zum Beispiel im Gebärmutterhals oder dem Eierstock) oder Fehlgeburten [8, 9].


Grundsätzlich gilt, dass du im Zweifel bei Schmerzen, die du nicht einordnen kannst oder die sich seltsam anfühlen, ärztlichen Rat aufsuchen solltest. 



Endometriose und Schmerzen in der Frühschwangerschaft

Endometriose und Schmerzen in der Frühschwangerschaft


Während der Schwangerschaft verändert sich der ganze Körper. Der Hormonhaushalt stellt sich um, das Immunsystem verändert sich und der Körper bereitet sich auf den heranwachsenden Embryo vor. Eine Schwangerschaft kann auch zu starken Veränderungen an Endometriose-Herden führen.  

Diese können durch eine Schwangerschaft wachsen oder stärker durchblutet werden [10]. Das stellt dann nicht nur eine Herausforderung für die klinische Diagnose dar, sondern kann auch eine emotionale Belastung für die Betroffenen bedeuten. Trotz der Bedeutung dieser Veränderungen gibt es bisher keine belastbare Einschätzung ihrer Häufigkeit. 

Wie genau eine bestehende Endometriose dann zu Schmerzen oder auch Schwangerschaftskomplikationen führen kann ist nicht wissenschaftlich geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Wege, die plausibel erscheinen: 

  • Durch Endometriose kann es zu einer chronischen Entzündungsreaktion kommen. Diese kann dann dazu führen, dass betroffene Gewebe und Blutgefäße weniger widerstandsfähig werden. Durch das wachsende Kind kann es dann zu Schmerzen kommen. [10, 11]
  • Endometriose kann zu Anhaftungen oder Verklebungen von betroffenen Geweben oder Strukturen führen. Durch die Vergrößerung des Uterus während der Schwangerschaft, kann es dann zu Schmerzen kommen. [10, 12]
  • In Vorbereitung auf und während einer Schwangerschaft kommt es natürlicherweise zu einer Umbildung der Gebärmutterschleimhaut, um die befruchtete Eizelle zu „empfangen“ [13]. Während dieser Umbildung kann es – bei bestehender Endometriose – unter Umständen dazu kommen, dass endometriales Gewebe in die Strukturen und Wände von Blutgefäßen eindringt. Das kann dann zu einer Druckerhöhung führen, wodurch umliegendes Gewebe verletzt werden kann. Das kann dann wiederum zu Schmerzen führen. [10, 14]


Alle diese Prozesse können zu Schmerzen während der (Früh-) Schwangerschaft durch Endometriose führen. Allerdings ist, wie oben schon kurz erwähnt, nicht ganz klar, ob das wirklich so stimmt und wie genau diese Prozesse ablaufen. Auch ist nicht bewiesen, inwiefern diese Prozesse zu ernsthaften Schwierigkeiten für Mutter und/oder das ungeborene Kind führen können. Um genauere Aussagen machen zu können, sind weitere Studien mit einer größeren Anzahl an Teilnehmerinnen notwendig. Generell sind Schwangerschaftskomplikationen durch Endometriose selten und machen laut aktuellem Forschungsstand keine besonderen medizinischen Maßnahmen notwendig [10]. 


Und jetzt?

Und jetzt?


Schmerzen während der Schwangerschaft können normal sein oder auf Schwangerschaftskomplikationen hindeuten. Unter Umständen werden sie auch durch Endometriose hervorgerufen oder verschlimmert. Es lässt sich nicht für alle Betroffenen sagen, ob Endometriose zu Schmerzen in der (Früh-) Schwangerschaft führt. Wenn du – oder eine dir bekannte Person – unter Endometriose leidet und Schmerzen während der Schwangerschaft hat, kann es sich lohnen deswegen ärztlichen Rat einzuholen. 

Viele von euch haben uns geschrieben, dass sie sich von ihren Ärztinnen oder Ärzten nicht ernstgenommen gefühlt haben. Wenn es dir ähnlich geht, dann überlege vielleicht einmal, ob es Argumente gibt, mit denen du deinem Arzt oder deiner Ärztin begegnen kannst. Die kannst du dir auch vor einem Gespräch aufschreiben. Du hast auch das Recht auf eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt oder Ärztin. Such dir dafür vielleicht eine Person aus, die sich auf Endometriose spezialisiert hat und mit den Schwierigkeiten von Endometriose während der Schwangerschaft mehr Erfahrung hat. 

Wir können und wollen hier keine ärztliche Aufklärung ersetzen. Aber die fast endlosen Herausforderungen von Endometriose kann und sollte niemand allein bewältigen. Sich emotionale oder fachliche Unterstützung zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil eine wertvolle Ressource für alle Betroffenen! Also: nimm dein Leben selbst in die Hand, frag Menschen, die dir lieb sind nach Rat und Hilfe, und hol dir vielleicht auch mal eine zweite ärztliche Meinung ein! 



  1. US Department of Health and Human Services. (2021). Stages of pregnancy | Office on Women’s Health. Office on Women’s Health. Retrieved March 8, 2024, from https://www.womenshealth.gov/pregnancy/youre-pregnant-now-what/stages-pregnancy
  2. Galan, N., RN. (2024, January 3). Pregnancy trimesters: A guide. Retrieved March 8, 2024, from https://www.medicalnewstoday.com/articles/323742
  3. MSD Manuals. (2024, February 7). Kurzinformationen: Übersicht zum Wochenbett – MSD Manual Ausgabe für Patienten. MSD Manual Ausgabe Für Patienten. Retrieved March 8, 2024, from https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/kurzinformationen-gesundheitsprobleme-von-frauen/versorgung-nach-der-geburt/%C3%BCbersicht-zum-wochenbett#:~:text=nach%20der%20Entbindung%3F-,Was%20ist%20das%20Wochenbett%20(postpartale%20Phase)%3F,Wochen%20nach%20der%20Entbindung%20gemeint.
  4. Witz, C. A., & Burns, W. N. (2002). Endometriosis and infertility: is there a cause and effect relationship?. Gynecologic and obstetric investigation, 53(Suppl. 1), 2-11.
  5. Greb, R. R. (n.d.). Endometriose und Kinderwunsch. Informationen für Frauen mit Endometriose. Ferring Arzneimittel GmbH. https://www.kinderwunschzentrum.org/fileadmin/media/FG003089_Endometriose_u._Kinderwunsch.pdf
  6. Veyrié, A., Netter, A., Carcopino, X., Miquel, L., Agostini, A., & Courbiere, B. (2022). Endometriosis and pregnancy: The illusion of recovery. PLoS One, 17(11), e0272828.
  7. Leeners, B., Damaso, F., Ochsenbein-Kölble, N., & Farquhar, C. (2018). The effect of pregnancy on endometriosis—facts or fiction?. Human reproduction update, 24(3), 290-299.
  8. Bunce, E. E., & Heine, R. P. (2024). Unterleibsschmerzen in der Frühschwangerschaft. MSD Manual Ausgabe Für Patienten. Retrieved March 8, 2024, from https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/symptome-w%C3%A4hrend-der-schwangerschaft/unterleibsschmerzen-in-der-fr%C3%BChschwangerschaft
  9. Hussain, A. B., Farooq, S. M. Y., Qayyum, S., Yousaf, M., Hussain, S. B., Abidin, M., … & Ammar, S. M. (2022). Evaluation of Ultrasonography in Various Causes of Pelvic Pain in first Trimester of Pregnancy. Pakistan Journal of Medical & Health Sciences, 16(09), 29-29.
  10. Leone Roberti Maggiore, U., Ferrero, S., Mangili, G., Bergamini, A., Inversetti, A., Giorgione, V., … & Candiani, M. (2016). A systematic review on endometriosis during pregnancy: diagnosis, misdiagnosis, complications and outcomes. Human reproduction update, 22(1), 70-103.
  11. Rossman, F., D’Ablaing III, G., & Marrs, R. P. (1983). Pregnancy complicated by ruptured endometrioma. Obstetrics & Gynecology, 62(4), 519-521.
  12. Manresa, M. C., Godson, C., & Taylor, C. T. (2014). Hypoxia-sensitive pathways in inflammation-driven fibrosis. American Journal of Physiology-Regulatory, Integrative and Comparative Physiology, 307(12), R1369-R1380.
  13. Ng, S. W., Norwitz, G. A., Pavlicev, M., Tilburgs, T., Simón, C., & Norwitz, E. R. (2020). Endometrial decidualization: the primary driver of pregnancy health. International journal of molecular sciences, 21(11), 4092.
  14. O’Leary, S. M. (2006). Ectopic decidualization causing massive postpartum intraperitoneal hemorrhage. Obstetrics & Gynecology, 108(3 Part 2), 776-779.



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Tom Lühmann

Medizinjournalist

Tom ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Global Health Experte und über Freund:innen und Bekannte wurde er auf die Themen Endometriose und Co. aufmerksam. Sein Ziel ist es, Betroffene aufzuklären und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



Artikel teilen:



Entdecke weitere spannende Beiträge:




Tom Lühmann

Ich bin Tom und arbeite neben meinem Studium gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen im Marketing-Team der Endo-App. Ich bin über Freundinnen, Bekannte und auch mein Studium auf Endometriose aufmerksam geworden und finde es erschreckend, wie wenig bisher dagegen getan und daran geforscht wurde. Ich hoffe sehr mit meiner Arbeit bei der Endo-App einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Betroffene über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden und ihr Leben so leben können, wie sie es möchten.

veröffentlicht von
Tom Lühmann

 

Endo-App - kostenlos
Endometriose lindern

App auf Rezept

laden