Obwohl eine Endometriose häufig Unfruchtbarkeit mit sich bringt, bedeutet das nicht automatisch, dass eine Schwangerschaft gar nicht möglich ist. Etwa 30 bis 50 Prozent aller von Endometriose Betroffenen weisen eine verminderte Fruchtbarkeit auf oder sind vollständig unfruchtbar [1]. Woran genau das liegt, ist nicht abschließend geklärt. Man vermutet, dass es entweder an einer veränderten Anatomie des Beckens oder einer Störung des Eisprungs liegen könnte. Auch Hormonstörungen könnten eine Unfruchtbarkeit verursachen. Eine Studie mit Primaten konnte diese Vermutung bestätigen und herausstellen, dass die Fruchtbarkeit bei den Primaten mit mittelschwerer oder schwerer Endometriose verringert war. Dies wurde mit Verwachsungen des Gewebes im Beckenbereich in Verbindung gebracht, welche bei der Erkrankung häufig auftreten. Auch der Eisprung war in diesen Fällen nicht erfolgt, da das reife Ei nicht aus dem Follikel freigelassen wurde [2].
Sollte es auch nach einer längeren Versuchszeit mit der Schwangerschaft nicht klappen, ist das jedoch noch kein Grund, aufzugeben. Es gibt verschiedene Therapieansätze, welche die Fruchtbarkeit bei von Endometriose Betroffenen durchaus verbessern können. Für eine Studie mit insgesamt 341 unfruchtbaren Personen mit Endometriose wurden die Teilnehmenden zunächst in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe unterzog sich einer Ausschabung der sichtbaren Endometrioseherde, während die zweite Gruppe eine Bauchspiegelung bekam, welche lediglich der Diagnose diente. Nach der Bauchspiegelung wurden die Personen 36 Wochen lang begleitet. 30,7 Prozent der Teilnehmenden aus der ersten Gruppe wurden schwanger und konnten die Schwangerschaft für mindestens 20 Wochen lang aufrechterhalten, während dies in der zweiten Gruppe nur auf 17,7 Prozent zutraf. Damit konnte die Ausschabung die Chance auf eine Schwangerschaft fast verdoppeln. Die Menge an Fehlgeburten war in beiden Gruppen mit 20,6 Prozent und 21,6 Prozent jedoch fast gleichauf [3]. Neben der Ausschabung von Endometrioseherden kann auch die Entfernung von Verwachsungen im Beckenbereich zu einer erhöhten Fruchtbarkeit führen [4].
Neben den operativen Eingriffen kann ein Kinderwunsch häufig mit einer künstlichen Befruchtung erfüllt werden [5]. Die sogenannte In-Vitro-Fertilisation, oder kurz IVF, ist eine oft verwendete Methode der künstlichen Befruchtung, welche im Reagenzglas stattfindet. Hierbei werden zunächst befruchtungsfähige Eizellen aus dem Eierstock entnommen und nach der Aufzucht im Wärmeschrank mit den Spermien zusammengebracht. Um genügend Eizellen zu erhalten, die in Frage kommen, wird vor der Behandlung eine Hormontherapie vorgenommen. Nach der Befruchtung der Eizellen werden diese erneut für einige Stunden lang im Wärmeschrank aufbewahrt, bis sie schließlich in die Gebärmutter eingesetzt werden. In Deutschland dürfen maximal drei befruchtete Eizellen gleichzeitig übertragen werden. Mithilfe dieser Methode lässt sich besonders eine Unfruchtbarkeit umgehen, wenn diese durch Störungen des Eisprungs ausgelöst wurde [6,7]. Eine Kombination aus der laparoskopischen Behandlung der Endometriose, also einer Bauchspiegelung, und der In-Vitro-Fertilisation konnte die Schwangerschaftsrate in einer Studie mit 107 Betroffenen um ganze 56,1 Prozent steigern [8]. Du siehst also: Selbst wenn es bis jetzt mit dem Kinderwunsch noch nicht geklappt hat, gibt es noch einige Möglichkeiten, die du erkunden kannst. Am besten wendest du dich an ein Kinderwunschzentrum, welches auf solche Fälle spezialisiert ist.
Um eine Schwangerschaft zu ermöglichen, muss natürlich zunächst einmal die Pille abgesetzt werden. Da diese eine der Behandlungsmethoden der Endometriose ist, werden die Beschwerden nach dem Absetzen früher oder später wieder schlimmer werden, da die Regelblutung erneut stattfindet. Darauf solltest du dich in jedem Fall einstellen. Hat es mit der Schwangerschaft bereits geklappt, stellst du dir sicher die Frage, ob du nun mit einer Verbesserung oder Verschlechterung deiner Beschwerden rechnen musst. Ein Endometriosezentrum wollte dies herausfinden und hat 131 Betroffene sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt begleitet. Grundsätzlich waren die Beschwerden sowohl während der Schwangerschaft als auch kurz nach der Geburt reduziert, da keine Regelblutung stattfindet. Bei 84 Prozent der Personen aus diesem Kreis war jedoch spätestens zwei Jahre nach der Geburt eine Rückkehr der Schmerzen zu verzeichnen. 37 Prozent benötigten darüber hinaus chirurgische Therapien gegen ihre Beschwerden [9]. Daraus ergibt sich, dass eine kurzfristige Besserung der Symptome während der Schwangerschaft zwar auftreten kann. Leider ist dies jedoch nicht von Dauer, und in den meisten Fällen kehren die ursprünglichen Beschwerden nach der Geburt wieder zurück. Nicht immer werden die Symptome während der Schwangerschaft besser, sondern sie können sich auch verschlechtern. Dies wird durch die normale Vergrößerung der Gebärmutter und die erhöhte Ausschüttung des Hormons Progesteron bedingt [10]. Manchmal wird eine Schwangerschaft als Behandlungsmethode empfohlen, was jedoch auf keiner wissenschaftlichen Grundlage basiert. Es ist nicht vorhersehbar, wie die Endometriose auf die Schwangerschaft reagiert. Daher ist es wichtig, dass die Entscheidung für eine Schwangerschaft auf einem Kinderwunsch basiert und nicht auf der Hoffnung, die Beschwerden zu lindern oder die Endometriose gar zu heilen [11].
Chirurgische und hormonelle Therapien gegen die Beschwerden fallen während der Schwangerschaft natürlich weg, da sie zu Komplikation und Schäden am Kind führen können. Die Einnahme von Schmerzmitteln muss unbedingt gut abgewägt werden, da viele Präparate in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewandt werden dürfen. Dies sollte daher vorher mit der behandelnden Arztperson besprochen werden. Es kommen jedoch alle anderen Maßnahmen in Frage, welche dir bereits früher bei deinen Beschwerden geholfen haben. So können viele Elemente der multimodalen Schmerztherapie sehr nützlich sein. Beispielweise kannst du mit Wärmflaschen oder warmen Bädern arbeiten, wenn dir das guttut. Auch Meditation kann helfen. Gegen verkrampfte Muskeln im Becken helfen sanfte Beckenbodenübungen. Diese können auch während der Schwangerschaft gemacht werden, solange keine Risikofaktoren oder Vorerkrankungen vorliegen. Im Zweifel sollte hierzu die behandelnde Arztperson befragt werden. Auch die Vermeidung von Stress hilft dabei, zu entspannen und kann zur Linderung der Schmerzen beitragen. Probiere einfach für dich selbst aus, was dir gut hilft [12,13].
Während der Schwangerschaft können auch bei Gesunden jederzeit Komplikationen auftreten. Die häufigsten schwangerschaftsspezifischen Erkrankungen sind der Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes), Bluthochdruck und Plazentainsuffizienz [14]. Die Endometriose kann das Risiko für diese Erkrankungen unter Umständen erhöhen. Eine groß angelegte Studie in den USA mit insgesamt 116,429 Schwangeren wollte herausfinden, inwiefern Endometriose und Schwangerschaftskomplikationen zusammenhängen. Die Beteiligten wurden alle zwei Jahre erneut zu ihren Schwangerschaften und der Fruchtbarkeit befragt. Es wurde auch festgehalten, welche Teilnehmenden gesichert mit Endometriose diagnostiziert worden waren. Das Ergebnis besagte, dass von Endometriose Betroffene ein deutlich höheres Risiko hatten, an Gestationsdiabetes oder Bluthochdruck und den damit verbundenen weiteren Erkrankungen zu leiden. Auch das Risiko für eine Fehlgeburt und eine Eileiterschwangerschaft war in dieser Gruppe erhöht [15]. Darüber hinaus wird eine schwere Endometriose auch mit inneren Blutungen im letzten Schwangerschaftsdrittel in Verbindung gebracht [16].
Obwohl diese Zahlen erst einmal erschreckend wirken mögen, sollte man nicht vergessen, dass diese Komplikationen mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 0,4 Prozent selten sind und in den meisten Fällen trotz Endometriose nicht auftreten [17]. Außerdem können viele der schwangerschaftstypischen Erkrankungen gut behandelt oder sogar vermieden werden [14]. Ist die Endometriose bekannt, sollte man die behandelnde Facharztperson darüber informieren. So kann das individuelle Risiko eingeschätzt und ein Maßnahmenplan erstellt werden.
Obwohl Endometriose häufig mit Unfruchtbarkeit einhergeht, gibt es trotzdem Möglichkeiten, einen Kinderwunsch zu erfüllen. Die beste Behandlungsoption für Unfruchtbarkeit ist eine chirurgische Entfernung der Endometrioseherde mit einer anschließenden In-Vitro-Fertilisation. Wichtig ist, dass man sich hierfür in Geduld übt und die Hoffnung nicht aufgibt. Hat es mit der Schwangerschaft endlich geklappt, könnten die Beschwerden bis zur Geburt komplett verschwinden, was jedoch nicht immer passiert. Es ist wichtig, in Erinnerung zu behalten, dass eine Schwangerschaft keine Behandlungsmethode für Endometriose ist und die Beschwerden auch gleichbleibend oder sogar schlimmer werden können. In diesem Fall helfen neben einer für die Schwangerschaft angemessenen Schmerzmedikation auch individuelle Maßnahmen wie Wärme, leichte Bewegung oder Meditation, um die Beschwerden zu lindern. Zur Vermeidung von Komplikationen und Schwangerschaftserkrankungen kann das eigene Risiko durch die Arztperson eingeschätzt und Maßnahmen ergriffen werden, um es soweit wie möglich zu minimieren. So ist es trotz Endometriose möglich, eine glückliche Schwangerschaft und Geburt zu erleben.
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