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Die S2k Leitlinie bei Endometriose




14.03.2024

Die S2k Leitlinie bei Endometriose


5 Min. Lesezeit

Die Aufklärung im Kontext des Endo March ist von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beiträgt, das Bewusstsein für Endometriose zu schärfen und die Öffentlichkeit über diese oft missverstandene Erkrankung aufzuklären. Gleichzeitig wird Raum geschaffen, um über Prävention, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten zu sprechen. Ein Baustein dessen sind in der Medizin sogenannte Leitlinien. 

In Deutschland gibt es eine konsensbasierte Leitlinie, welche von Expert:innen verfasst wurde, um die Diagnostik und Therapie von Betroffenen mit Endometriose zu standardisieren und allen behandelnden Ärzten und Ärztinnen eine einheitliche Richtlinie an die Hand zu geben. Die sogenannte S2k Leitlinie für Endometriose spielt eine zentrale Rolle im medizinischen Alltag. Was diese Leitlinie aussagt und warum diese für dich interessant sein könnte, erfährst du in folgendem Artikel. 


Inhalt:

Medizinischen Leitlinien 

Warum sollte ich die kennen?

Die S2k Leitlinie für Endometriose 

Fazit 



Inhalt:

        1. Medizinischen Leitlinien
        2. Warum sollte ich die kennen?
        3. Die S2k Leitlinie für Endometriose
        4. Fazit





Medizinischen Leitlinien

Medizinischen Leitlinien


Medizinische Leitlinien dienen als Richtlinien für Ärzte und Ärztinnen und medizinisches Fachpersonal bei der Diagnose, Behandlung und Betreuung von Patienten. Sie bieten Empfehlungen, die auf dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung und Praxis beruhen. Konsensbasierte Leitlinien werden durch einen strukturierten Prozess der Konsensfindung entwickelt und gelten daher als medizinischer Standard. 

Der Zweck dieser Leitlinien besteht darin, die Versorgungsqualität zu verbessern, die Patientensicherheit zu erhöhen und die Wirksamkeit medizinischer Interventionen zu maximieren. Diese Leitlinie dient nicht nur Ärzten/Ärztinnen und medizinischem Fachpersonal als Richtlinie, sondern kann auch Betroffenen und ihren Angehörigen als Orientierungshilfe dienen. Durch den Zugang zu öffentlichen Leitlinien können Patienten besser verstehen, welche Behandlungsoptionen verfügbar sind und welchen Nutzen sie haben. 



Warum sollte ich die kennen?

Warum sollte ich die kennen?


Das Lesen einer Leitlinie bietet dir mehrere Vorteile: 

Aktualisiertes Fachwissen: Leitlinien werden von Expert:innen auf dem Gebiet verfasst und basieren auf dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung. Sie bieten somit eine zuverlässige Quelle für aktuelles Fachwissen und Empfehlungen. 

Standardisierte Behandlung: Leitlinien geben klare Handlungsempfehlungen für die Diagnose und Behandlung bestimmter Krankheiten oder Zustände. Du kannst so z.B. schon gleich bei der ersten Untersuchung feststellen, ob dein Arzt oder deine Ärztin nach der Leitlinie behandelt. 

Verbesserte Patientenversorgung: Indem medizinische Fachkräfte Leitlinien verwenden, können sie eine bessere Versorgung für ihre Patient:innen sicherstellen. Dies trägt dazu bei, Fehler zu reduzieren und die Gesundheitsergebnisse der Patient: innen zu verbessern. 

Unterstützung bei Entscheidungsfindung: Leitlinien bieten Ärzten und Ärztinnen eine Entscheidungshilfe bei komplexen medizinischen Situationen. Sie helfen dabei, verschiedene Behandlungsoptionen zu bewerten und die am besten geeignete Vorgehensweise für den/die jeweiligen Patienten zu wählen. 

Patient:innen Empowerment: Patient:innen können von der Lektüre von Leitlinien profitieren, indem sie ein besseres Verständnis für ihre Krankheit und die empfohlene Behandlung erhalten. Dies kann dabei helfen, informierte Entscheidungen über die Behandlung zu treffen und aktiv am Behandlungsprozess teilzunehmen. 


Die S2k Leitlinie für Endometriose

Die S2k Leitlinie für Endometriose


Die S2k Leitlinie für Endometriose, aktualisiert und veröffentlicht im August 2020, bietet klare Empfehlungen für die Behandlung. Dazu gehören:  

  • Hormonelle Therapien wie Gestagen Dienogest und GnRH-Analoga (auch bekannt als Gonadotropin-releasing Hormone) sowie orale Kontrazeptiva wie die Verhütungspille
  • Medikamentöse, nicht hormonelle Therapiemethoden wie Analgetika (Schmerzmedikamente) und andere Medikamente
  • Operative Therapie, insbesondere die Laparoskopie

Die genauen Ursachen der Endometriose sind noch unklar, daher gibt es bisher keine Behandlung, die sie grundsätzlich beseitigen oder heilen kann. Ebenso existiert derzeit keine Präventionsmethode. Dennoch versucht die Leitlinie alle Fälle der Endometriose zu thematisieren und eine spezifische Therapiebehandlung zu empfehlen. 

Der Hauptfokus bei der Diagnose und Behandlung von Endometriose liegt auf der genauen Lokalisation der Erkrankung, sei es am Uterus (Gebärmutter), den Ovarien (Eierstöcken), dem Darm, der Harnblase, peritonealen Bereichen (Bauchfell) oder retrovaginalen bzw. vaginalen Regionen. Die Therapie und Diagnostik variieren je nach Ort der Endometriose Herde, weshalb spezielle Empfehlungen für jeden Fall existieren. Es ist wichtig, dass Diagnose und Behandlung patientenindividuell angepasst werden, um die bestmögliche Versorgung sicherzustellen. 

Kernpunkte für Diagnostik und Therapie: 

  • Zu den Symptomen gehören unter anderem anhaltende Unterbauchschmerzen und Regelschmerzen.
  • Die Diagnose kann durch verschiedene Methoden gestellt werden, darunter die Transvaginalsonografie (Ultraschall durch die Vagina) und/oder die MRT-Diagnostik.
  • Die Transvaginalsonografie ist oft die bevorzugte Methode zur Diagnose von Endometriose. Der Ultraschall kann dabei helfen, Endometrioseherde und Veränderungen im Gewebe zu identifizieren.
  • Die MRT-Diagnostik kann ebenfalls verwendet werden, um Endometrioseherde zu identifizieren, insbesondere wenn die Transvaginalsonografie nicht ausreichend ist oder um weitere Informationen über die Ausdehnung der Erkrankung zu erhalten.
  • Operative und/oder medikamentöse Behandlungen sind bei anhaltenden Schmerzen, unerfülltem Kinderwunsch und/oder Funktionseinschränkungen eines betroffenen Organs (wie Eierstock, Darm oder Harnleiter) indiziert.
  • Die Indikationen für endoskopische Eingriffe, z.B. eine Bauchspiegelung, bei Endometriose umfassen Schmerzen, Schädigungen an Organen und/oder Unfruchtbarkeit.

Die Leitlinie behandelt auch spezielle Situationen im Zusammenhang mit Endometriose, darunter unerfüllter Kinderwunsch, Schwangerschaft, Schmerzen, Karzinome und psychosomatische Aspekte. 

Weitere wichtige Kernaussagen in diesem Abschnitt sind: 

  • Endometriose und Unfruchtbarkeit stehen oft in Verbindung, obwohl ein direkter Ursache-Wirkungs-Zusammenhang nicht nachgewiesen wurde. Spezialisierte operative Fertilitätstherapien und die enge Zusammenarbeit mit Reproduktionsmedizinern sind entscheidend für die Behandlung von Endometriose-Betroffenen mit und unerfülltem Kinderwunsch.
  • Nach umfangreichen chirurgischen Eingriffen, insbesondere bei tief infiltrierender Endometriose, wiederholten Operationen oder bei Patient:innen mit chronischen Schmerzen, kann eine Rehabilitation vonnöten sein, um die Genesung zu fördern.
  • Selbsthilfeorganisationen wie unabhängige Endometriose-Vereinigungen bieten wertvolle Unterstützung für Endometriose-Betroffene, um sowohl körperliche als auch psychische Herausforderungen zu bewältigen.


Patient:innen mit Endometriose sollten bestmöglich von einem interdisziplinären Team behandelt werden. In spezialisierten Endometriosezentren wird beispielsweise nach den Handlungsvorgaben der Leitlinie gearbeitet. Gleichzeitig existiert dort ein sektorenübergreifendes Netzwerk, welches alle notwendigen Fachdisziplinen beinhaltet, um eine optimale Diagnose und Therapie für Betroffene zu schaffen. 

Wenn du dich interessiert, wie du ein Endometriosezentrum findest und welche Vorteile es hat, dort behandelt zu werden findest du in diesem Blogbeitrag

Weiterhin gibt es viele spezialisierte gynäkologische Praxen, welche nach Leitlinienstandard arbeiten, um die optimale Versorgung von Patient:innen zu gewährleisten. 



Fazit

Fazit

Die S2k Leitlinie für die Diagnostik und Therapie von Endometriose ist von entscheidender Bedeutung, da sie eine einheitliche Behandlung von Patient:innen mit dieser Erkrankung ermöglicht. Diese Leitlinie dient als Standard in Deutschland, der Schweiz und Österreich und trägt dazu bei, die Versorgungsqualität für alle Betroffenen zu verbessern. Die Handlungsempfehlungen basieren auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und sind öffentlich zugänglich.

Für dich kann die Leitlinie als praktisches Handbuch fungieren, das dir hilft, deine medizinische Behandlung besser zu verstehen. Die Diagnose der Endometriose muss gemäß standardisierten Vorgaben erfolgen, die in der Leitlinie spezifiziert sind. Ebenso werden individuelle Therapieempfehlungen gegeben, die je nach Lokalisation der Erkrankung im Körper variieren können. Die Leitlinie bietet somit eine wichtige Orientierung für Ärztinnen und Ärzte sowie Betroffene im Umgang mit dieser komplexen Erkrankung. 




  1. Aktuelle Leitlinie (2020): https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-045l_S2k_Diagnostik_Therapie_Endometriose_2020-09.pdf



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Louisa Zschenderlein

Medizinjournalistin

Louisa ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Medizinexpertin hat sie tiefe Einblicke in aktuelle Forschungsthemen. Diese wertvollen Informationen aufzubereiten und für Betroffene und Interessierte zugänglich zu machen, ist ihre Leidenschaft.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



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Louisa Zschenderlein

Ich bin Louisa, und ich verbinde meine Leidenschaft für Medizin und Biotechnologie in meiner Arbeit als Medizinjournalistin. Mein Hintergrund als Medizinische Biotechnologin (M. Sc.) und mein laufendes Studium in der Humanmedizin haben mir tiefe Einblicke in die Welt der medizinischen Forschung verschafft. Diese Erfahrungen setze ich mit Begeisterung ein, um neugierige Leserinnen und Leser mit wertvollen Informationen rund um ihre Gesundheit zu versorgen.

veröffentlicht von
Louisa Zschenderlein

 

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