Interview mit Silke Neumann über gesunde Zuckeralternativen

Isst du gerne Süßigkeiten? Dann ist diese Folge heute gut für dich.

Denn wir reden heute darüber, was man anstatt Zucker für die Süße benutzen kann. Zucker ist ja nicht wirklich gesund und wir reden heute darüber, welche Zuckeralternativen denn vielleicht gesund sind.

Interview mit Silke Neumann, zertifizierte Ernährungsberaterin, über gesunde Zuckeralternativen

Dr. med. Nadine Rohloff: Heute bin ich wieder hier mit Silke, unserer Ernährungsberaterin und Expertin für alles rund ums Essen. Heute geht es um Zuckeralternativen. Und das aus vielen Gründen, denn wir haben ja schon über „Essen zum Wohlfühlen“ gesprochen und da hast du gesagt, Silke, dass man raffinierten Zucker nicht braucht. Zucker ist kein Soulfood, wie man es sich vorstellt, und er fördert vielleicht sogar Depressionen bzw. Studien haben gezeigt, dass Zucker Depressionen fördern kann. Das heißt, Zucker ist nicht gesund, bei Endometriose ist er auch irgendwie nicht hilfreich, auch wenn es jetzt nicht wahnsinnig viele Studien gibt, aber er ist einfach nicht gesund. Warum eigentlich nicht?

Silke Neumann: Ganz global: Zucker braucht kein Mensch, weil im Zucker nichts drin steckt, was der Körper nicht aus anderen Nahrungsbestandteilen selber machen könnte. Komplexe Kohlenhydrate und Getreideprodukte werden während des Stoffwechsels sowieso in Zucker aufgespalten. Aber sie haben halt dazu noch Mineralstoffe, Vitamine und sonstige sekundäre Pflanzenstoffe, die in Zucker – vor allem in raffinierten weißen Zucker – überhaupt nicht enthalten sind. Es macht also überhaupt keinen Sinn, diesen Schritt aus komplexen Kohlenhydraten zum Zucker zu überspringen und dem Körper direkt den Zucker zu geben und dabei alles andere quasi zu unterschlagen, mit dem der Körper wirklich noch sinnvoll etwas anfangen könnte.

Es sind einfach leere Kalorien ohne Nutzen für den Körper. Also er hat schon einen Nutzen, aber eben keinen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen.

Dr. med. Nadine Rohloff: Sondern vielleicht schon eher gesundheitlicher Schaden. Aber süßes Essen ist ja lecker. Manchmal will man das ja einfach machen. Wenn man jetzt verstanden hat, dass Zucker nicht so optimal ist, man aber gerne etwas Süßes essen möchte: Welche Alternativen haben wir denn da zum Süßen beim Backen oder wenn man im Sommer Eis essen möchte? Gibt es vielleicht gesunden Zucker, braunen Zucker, zum Beispiel?

Zucker besteht aus leeren Kalorien ohne gesundheitlichen Nutzen für den Körper.

Honig und Ahornsirup bestehen aus 80 % Zucker und 20 % Wasser.

Stevia ist ein pflanzlicher Süßstoff und kalorienfrei.

Xylit (Birkenzucker) wird aus Holz hergestellt, hat ca. 40 % weniger Kalorien als Haushaltszucker und schützt vor Karies.

Reduziert oder verzichtet man auf Zucker, gewöhnt sich der Geschmackssinn recht schnell an den neuen Geschmack.

Brauner Zucker enthält zwar mehr Mineralstoffe als weißer, raffinierter Zucker. Der Unterschied ist aber so gering, dass es keinen gesundheitlichen Vorteil gibt.

Silke Neumann: Brauner Zucker – wenn man den ganz genau im Labor untersucht – hat mehr Mineralstoffe, als ein weißer raffinierter Zucker. Aber der Unterschied ist so minimal, dass man da schon so viel Zucker essen müsste, dass schon wieder der gesundheitliche Vorteil von den zusätzlichen Mineralstoffen durch diese wahnsinnige Zuckermenge quasi ausgelöscht wird. Also macht das überhaupt keinen Sinn, braunen Zucker statt weißem Zucker zu essen. Das ist genauso ungesund, hat keinen Gesundheitsvorteil. Es sieht halt gesünder aus, aber Zucker ist Zucker.

Dr. med. Nadine Rohloff: Wie ist es denn mit anderen, vielleicht eher pflanzlichen Sachen, zum Beispiel Honig?

Silke Neumann: Honig ist ja tierisch.

Dr. med. Nadine Rohloff: Ach ja, stimmt. Ich hatte noch Ahornsirup im Kopf. Vielleicht fangen wir mit dem Honig trotzdem an, also tierischem Zucker.

Silke Neumann: Honig ist eigentlich nur ein Zuckergemisch: Also verschiedene Zuckersorten, die mit Wasser flüssig gemacht werden, sodass der Honig fließfähig ist. Im Prinzip ist Honig 80 % Zucker und 20 % Wasser. Und damit ist er auch nicht besser als ein normaler weißer Haushaltszucker, er ist halt einfach nur flüssig und schmeckt anders. Aber vom Kaloriengehalt und vom Gesundheitsvorteil gibt es keinen Unterschied zu Zucker.

Es gibt natürlich kleine feine Unterschiede, aber ein großer gesundheitlicher Vorteil zwischen Ahornsirup, Honig und Zucker ist eigentlich nicht vorhanden.

Dr. med. Nadine Rohloff: Es gibt ja noch andere Stoffe, die im Honig drin sind außer Zucker und Wasser. Wie ist es damit?

Silke Neumann: Das ist wie beim braunen Zucker: Die sind drin und die kann man zur Wundheilung usw. in der Naturheilkunde verwenden. Aber, wenn man Honig isst, muss man davon wieder so viele Kilos essen, um den gesundheitlichen Nutzen aus diesen Stoffen zu ziehen, weil diese in so geringen Mengen im Honig vorkommen, dass dann wirklich kein Gesundheitsvorteil damit zu erzielen ist. Im Gegenteil, ich esse dann ganz viel Honig und werde dick wegen des Zuckers.

Dr. med. Nadine Rohloff: Wir haben ja gerade von pflanzlichen Zuckern gesprochen, also zum Beispiel Ahornsirup oder Agavendicksaft gibt es ja.

Silke Neumann: Ja, oder Reissirup, usw. Das ist im Prinzip nichts anderes als Honig. Es ist immer eine Mischung aus verschiedenen Zuckerarten mit Wasser. Und da kann man eigentlich einen Strich drunter ziehen und sagen: Unterm Strich ist all das Zucker plus Wasser. Es gibt natürlich kleine feine Unterschiede, aber ein großer gesundheitlicher Vorteil zwischen Ahornsirup, Honig und Zucker ist eigentlich nicht vorhanden.

Stevia und Xylit sind echte Zuckeralternativen. Xylit schützt zusätzlich sogar vor Karies!

Dr. med. Nadine Rohloff: Ich versuche es weiter: Wie ist es mit Süßstoff; ist das besser?

Silke Neumann: Da kommt es darauf an, welchen Süßstoff du nimmst. Diese synthetischen Süßstoffe, die in solchen Light-Produkten drin sind, Cola light und solche Sachen, sind auch nicht so wirklich empfehlenswert. Das ist einfach synthetisch und wird genauso, wie man es einnimmt, auch wieder ausgeschieden. Kann man nicht empfehlen.

Dr. med. Nadine Rohloff: Was gibt es denn, was süß schmeckt, aber vielleicht nicht so ungesund ist? Gibt es da irgendetwas, das man empfehlen kann, wenn man sagt: Ich nehme keinen Zucker im Tee, aber ich möchte etwas anderes?

Silke Neumann: Stevia, zum Beispiel. Stevia ist ja aus der Stevia-Pflanze, die kann man im Gartencenter kaufen. Das sind Blätter, die sehr süß schmecken, und der Extrakt aus diesen Blättern ist dieses Stevia – so heißt es im Handel. Das süßt – ich weiß es nicht mehr genau – es hat eine Wahnsinnssüßkraft; da braucht man ganz, ganz wenig. Deswegen wird es mit Füllstoffen verkauft, dass, wenn man einen Teelöffel von diesem Stevia-Pulver in den Tee tut, der nicht zu süß und damit bitter-metallisch schmeckt. Das kann man empfehlen, das ist wirklich ein natürlicher Süßstoff, der einfach aus den Blättern dieser Pflanze gewonnen wird. Es ist kalorienfrei, macht dadurch auch überhaupt keine Probleme mit Speck.

Dann gibt es noch den Xylit. Der heißt im Handel oft Birkenzucker, weil er – das klingt jetzt komisch – aus Holz hergestellt werden kann. Nicht immer aus Birkenholz, aber meistens, und dieses wird dann einfach in einem industriellen Herstellungsprozess zu einer Zuckeralternative verarbeitet. Das heißt, es schmeckt süß und hat um die 40 % weniger Kalorien als ein Haushaltszucker. Und das Gute ist, es ist zahnfreundlich. Es fördert nicht Karies, wie dies Zucker, Honig oder andere Zuckermischungen tun würden. Es ist daher nicht unbedingt ein super Kaloriensparer, aber es ist gesünder, weil es die Zähne schützt, halt doch weniger Kalorien hat und trotzdem süß macht – und einfach ein natürlicher Stoff aus Holz ist.

Dr. med. Nadine Rohloff: Na, das ist ja schon mal was! Stevia findet man ja auch in vielen Supermärkten und Xylit in Naturkostläden, hast du gesagt.

Silke Neumann: Man muss da einfach mal ein bisschen ausprobieren, in welchen Lebensmitteln man welche Zuckeralternative benutzt. Stevia mögen viele nicht im Kaffee, dafür in anderen Sachen, wie Süßspeisen und Tee. Da muss man einfach gucken und nicht beim ersten Versuch das Ding wieder in den Schrank stellen und sagen, „Alles doof!“, sondern einfach vielleicht eine andere Kombination ausprobieren. Oder einfach den Zucker reduzieren.

Dr. med. Nadine Rohloff: Und dann gibt es ja auch noch eine gute Nachricht, denn man hat ja immer das Gefühl, man verzichtet auf sehr viel. Aber du hast einmal erzählt, man gewöhnt sich auch ein bisschen daran, weniger Zucker zu essen.

Silke Neumann: Genau, man kann sein Geschmacksempfinden durch konstanten Reiz trainieren. Wenn man sehr süße Sachen gewohnt ist, weil man halt überall Zucker drauf streut oder einrührt, dann würde man einen ungesüßten Tee zum Beispiel als ungenießbar empfinden. Aber, wenn man diesen Reiz des ungenießbaren Tees über eine konstante Zeit – also jeden Tag – wiederholt, dass man jeden Tag seinen Tee ungesüßt trinkt und das über mehrere Tage, dann gewöhnt sich der Geschmackssinn an diesen neuen Geschmack und lernt diesen als normal abzuspeichern. Wenn man sich dann den neuen Geschmack antrainiert hat, würde ein Tee, den man so süßt, wie man es vorher als normal empfunden hat, als völlig überzuckert wahrgenommen werden. Man kann auch einfach weniger süßen oder komplett den Zucker weglassen – da hat man halt eine kurze Leidensphase von einer Woche oder zehn Tagen, je nachdem wie konsequent man ist – aber dann hat man sich diesen neuen Geschmackssinn antrainiert und mag diese super süßen Sachen einfach überhaupt nicht mehr schmecken.

Dr. med. Nadine Rohloff: Das ist ja auch eine Möglichkeit. Stevia-Eis zum Beispiel habe ich schon einmal probiert, das ist wirklich lecker und ganz ohne schlechtes Gewissen. Denn Essen ist ja auch Genuss, das muss ja auch sein.

Silke Neumann: Man muss halt ausprobieren, sodass man mit den Zuckerersatzstoffen backen kann. Man muss aber ein bisschen üben, weil es nicht das gleiche Volumen und Gewicht hat, wie Zucker. Aber es ist möglich, ohne Zucker trotzdem süß zu essen, wenn man möchte.

Dr. med. Nadine Rohloff: Sehr gut. Ein schönes Schlusswort! Danke, Silke.

Das war die Folge zum Thema Zuckeralternativen. Hast du noch Fragen dazu? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail oder melde dich in der Endometriose Facebook-Gruppe „Endometriose beobachten, verstehen, austauschen“.

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