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Endometriose: Familie als Netzwerk




02.04.2024

Endometriose: Familie als Netzwerk


4 Min. Lesezeit

Bei Endometriose gibt es verschiedene Dinge, die helfen können. Dazu können Medikamente, Physiotherapie oder auch Operationen gehören. Was genau hilft, ist ganz individuell. Doch was wohl Allen Unterstützung gibt, sind Menschen, die uns nah und für uns da sind. Für viele Menschen ist das die (biologische) Familie. Für andere ist es gerade die nicht. Weil es manchmal schwierig sein kann sich dem Thema Familie emotional zu nähern, wollen wir uns in diesem Beitrag einmal näher damit auseinandersetzen: Was ist Familie? Familie als Netzwerk – was heißt das eigentlich? Und wie kann mir meine Familie bei Endometriose helfen? 

Inhalt:

Familie, was ist das eigentlich?

Familie als Netzwerk

Familie und Endometriose

Kurz und knapp

Inhalt:

        1. Familie, was ist das eigentlich?
        2. Familie als Netzwerk
        3. Familie und Endometriose
        4. Kurz und knapp

Familie, was ist das eigentlich?

Familie, was ist das eigentlich?


Es gibt viele verschiedene Definitionen von Familie. Die meisten denken dabei vermutlich an die biologische Familie, also Menschen, mit denen sie verwandt sind. Das statistische Bundesamt definiert Familie als “alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, das heißt Ehepaare, nichteheliche (gemischt­geschlechtliche) und gleich­geschlechtliche Lebens­gemeinschaften sowie Allein­erziehende mit Kindern im Haushalt. Einbezogen sind – neben leiblichen Kindern – auch Stief-, Pflege- und Adoptiv­kinder ohne Alters­begrenzung. Damit besteht eine Familie immer aus zwei Generationen: Eltern/-teile und im Haushalt lebende Kinder” (1). Auch in wissenschaftlichen Texten finden sich manchmal ähnliche Definitionen (2). 

Aber, und das ist uns ganz wichtig zu betonen, Familie muss nicht immer biologisch mit uns verwandt sein, nicht immer mit uns zusammenwohnen und auch nicht durch Kinder definiert sein. Familie ist zuerst einmal einfach eine Gruppe von Menschen, die sich einander verbunden fühlen. Das kann durch biologische Verwandtschaft sein, durch Ehe oder Partnerschaft und durch Adoption sein, aber auch durch Freundschaft, einen gemeinsamen Weg, oder Erlebtes. Auch das engste soziale Netzwerk eines Menschen können wir als Familie bezeichnen. Familie ist am Ende das, was wir Familie nennen. 

Sich eine Familie selbst zu wählen, kann die traditionellen Definitionen von Familie um einen wichtigen Punkt erweitern: die Freiheit, unsere Beziehungen aktiv und eigenständig zu gestalten und Menschen, die uns guttun, in unser Innerstes einzubeziehen. Eine selbstgewählte Familie kann ein bedeutender Teil unseres Lebens sein. Sie kann uns Trost und Unterstützung in den unterschiedlichsten Situationen schenken. Es sind die Menschen, denen wir uns anvertrauen können, die uns verstehen und akzeptieren, wie wir sind.

Diese Familie, die wir uns bewusst auswählen, steht an unserer Seite, um gemeinsam Höhen und Tiefen zu durchleben. Sie gibt uns Halt und Geborgenheit, auch wenn sie nicht durch Blutsverwandtschaft verbunden ist. Selbstgewählte Familie zeigt uns, dass wahre Verbundenheit nicht an biologische Beziehungen gebunden ist, sondern in den Beziehungen selbst liegt, die wir mit Liebe und Respekt aufbauen. 

Familie als Netzwerk

Familie als Netzwerk


Wir bei der Endo-App finden die Idee, Familie als Netzwerk zu begreifen, sehr ansprechend. Wenn wir Familie als Netzwerk begreifen, so ist das offen für viele verschiedene Arten von Familien und bietet Raum für Diversität und Vielfalt.  

Familie als Netzwerk ist ein vielschichtiges Konzept, das über die traditionelle Vorstellung von Blutsverwandtschaft hinausgeht. Es geht darum, eine Gemeinschaft von Menschen um sich zu haben, die uns unterstützen, ermutigen und sich um uns kümmern, insbesondere in schwierigen Zeiten wie eine Endometriose sie manchmal mit sich bringen kann.

Diese Familie kann aus Blutsverwandten bestehen, wie Eltern, Geschwistern oder Großeltern, aber sie kann genauso gut aus Freund:innen, Mentor:innen oder anderen engen Bezugspersonen bestehen. Es geht letztendlich darum, eine emotionale und soziale Unterstützung zu haben, die uns dabei hilft, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. 

Ein Beispiel dafür könnte deine beste Freundin sein, die dich seit Jahren begleitet und versteht, was du durchmachst. Sie ist da, um zuzuhören, Ratschläge zu geben und dich aufzumuntern, wenn es dir schlecht geht. Oder es könnten deine Großeltern sein, die nicht nur für dich da sind, sondern auch praktische Hilfe im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung anbieten, damit du dir eine Pause gönnen kannst.

Diese Art von sozialem Netzwerk ist wie ein Sicherheitsnetz, das uns auffängt, wenn wir fallen, und uns den Mut gibt, wieder aufzustehen. Familie kann in verschiedenen Formen und Konstellationen existieren, solange es eine gegenseitige Bindung, Unterstützung und Liebe gibt. In Zeiten von Krankheit und Unsicherheit kann dieses Netzwerk von unschätzbarem Wert sein, um uns dabei zu helfen, uns besser zu fühlen und die Herausforderungen zu bewältigen, die vor uns liegen. 

Manchmal ist die biologische Verwandtschaft auch eher eine Belastung als eine Hilfe. Verwandtschaftliche Beziehungen können uns auch belasten, uns nicht guttun und uns Kraft kosten. Wir können in der Familie Ausgrenzung, Konflikte oder manchmal sogar Gewalt erfahren. Auch, oder grade dann, ist es wichtig sich vor Augen zu halten, dass Familie diejenigen sind, die uns bedingungslos lieben und unterstützen, egal was passiert. 

Bei Konflikten oder Gewalt in der Familie gibt es viele Anlaufstellen, die Unterstützung bieten. Eine Übersicht darüber findest du auf der Website des Familienportals des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Viele Angebote sind auch per Telefon oder im online-Chat zu erreichen. 

Familie und Endometriose

Familie und Endometriose


Familie und Endometriose gehen Hand in Hand und die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren und Vertrauen aufbauen, spielt eine entscheidende Rolle. Offene Gespräche über die Erkrankung, ihre Auswirkungen und die Bedürfnisse des Betroffenen schaffen eine Atmosphäre des Verständnisses und der Unterstützung.

Es ist wichtig, dass Familienmitglieder einander zuhören und ihre eigenen Gefühle und Bedenken teilen können, um ein starkes Netzwerk des Vertrauens aufzubauen. In diesen Momenten wird klar, dass Familie nicht nur ein Wort ist, sondern eine Quelle des Trostes und der Unterstützung, die uns hilft, die Herausforderungen von Endometriose gemeinsam zu bewältigen. 

Du solltest jedoch auch bedenken, dass die Krankheit für alle in der Familie eine Belastung sein kann – nicht nur für diejenige, die direkt von Endometriose betroffen sind. Jeder und jede einzelne in der Familie hat Bedürfnisse, und wenn diese nicht befriedigt werden, kann es manchmal zu Konflikten kommen.

Das kann zum Beispiel vorkommen, wenn der Partner oder die Partnerin mal irgendwo allein hinmuss, weil die Endo-Schmerzen grade so stark sind, dass die andere Person nicht aus dem Bett kommt. Dass es dann zu Konflikten kommt, ist normal. Die können sogar gesund und konstruktiv sein. Sich über Bedürfnisse auszutauschen ist wichtig, und manchmal hilft dabei eben auch ein Streit.

Mehr zu diesem Thema kannst du dir in der Folge “63. Meine Partnerin ist chronisch krank” unseres Endometriose verstehen Podcasts vom 13. März 2024 anhören. Darin spricht unsere Redakteurin Meike mit Benjamin darüber, wie er mit der Erkrankung seiner Partnerin Vivian (@endolewin auf Instagram) umgeht und dass es dabei auch mal krachen kann oder er genervt ist. 

Kurz und knapp

Kurz und knapp


In Zeiten von Krankheit und Unsicherheit kann das Netzwerk, dass unsere Familie uns bietet, von unschätzbarem Wert sein. Familie ist nicht nur ein Wort, sondern eine Quelle des Trostes und der Unterstützung, die uns hilft, die Herausforderungen von Endometriose gemeinsam zu bewältigen.

Egal, ob es sich um Blutsverwandte, Freunde oder andere enge Bezugspersonen handelt, das Wichtigste ist, dass wir uns gegenseitig unterstützen, ermutigen und füreinander da sind.

Durch offene Kommunikation und Vertrauen können wir ein starkes Netzwerk aufbauen, das uns in schwierigen Zeiten Halt gibt und uns den Mut gibt, weiterzumachen. Denn am Ende des Tages ist Familie das, was wir daraus machen – und sie kann eine unschätzbare Quelle der Kraft und des Trostes sein. 


  1. DeStatis. Statistisches Bundesamt (n.D.). Haushalte und Familien. Familien. Abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Haushalte-Familien/Glossar/familien.html#:~:text=Die%20Familie%20umfasst%20im%20Mikrozensus,Alleinerziehende%20mit%20Kindern%20im%20Haushalt. Zuletzt aufgerufen am 06.03.2024.
  2. Jurczyk, K. (2009). Familie als soziales Netz. Kindergesundheit stärken: Vorschläge zur Optimierung von Prävention und Versorgung, 284-291.

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Tom Lühmann

Medizinjournalist

Tom ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Global Health Experte und über Freund:innen und Bekannte wurde er auf die Themen Endometriose und Co. aufmerksam. Sein Ziel ist es, Betroffene aufzuklären und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.


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Tom Lühmann

Ich bin Tom und arbeite neben meinem Studium gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen im Marketing-Team der Endo-App. Ich bin über Freundinnen, Bekannte und auch mein Studium auf Endometriose aufmerksam geworden und finde es erschreckend, wie wenig bisher dagegen getan und daran geforscht wurde. Ich hoffe sehr mit meiner Arbeit bei der Endo-App einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Betroffene über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden und ihr Leben so leben können, wie sie es möchten.

veröffentlicht von
Tom Lühmann

 

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