Die Symptome des Reizdarmsyndroms sind sehr breit gefächert und können sich bei jeder Person anders zeigen. Die häufigsten Anzeichen sind Bauchschmerzen und Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall und Verstopfung. Besonders quälend können ein Blähbauch und Blähungen sein, welche oft dazu führen, dass sich die Betroffenen zurückziehen. Viele Menschen sehen ihre Beschwerden als normal oder nicht schlimm genug an und suchen keine Arztperson auf, obwohl es ratsam ist, solche Symptome abklären zu lassen. Auch Schmerzen im Rücken oder in den Gelenken können auftreten, sodass die Erkrankung zunächst oft nicht diagnostiziert wird, sondern andere Ursachen vermutet werden. Hinzu kommt, dass es keine speziellen Tests oder Verfahren gibt, um das Reizdarmsyndrom festzustellen. Meist wird die Diagnose erst dann gestellt, wenn alle anderen Erkrankungen ausgeschlossen werden konnten [4]. Früher wurde das Reizdarmsyndrom oft als „Verlegenheitsdiagnose“ bezeichnet, da man sie erst dann stellte, wenn man nicht anderes finden konnte. Mittlerweile ist dies nicht mehr zutreffend, da es ein klar definiertes Krankheitsbild ist [5]. Es gibt aktuell drei Kriterien, welche für die Diagnose des Reizdarmes erfüllt sein müssen:
Aufgrund der Vielseitigkeit und variablen Intensität der Symptome gibt es keine Standardtherapie. Vielmehr wird die Behandlung an die Beschwerden der diagnostizierten Person angepasst. Da keine Heilung des Reizdarmsyndroms möglich ist, zielt man darauf ab, die Lebensqualität zu steigern und die Beschwerden soweit wie möglich zu lindern oder sogar zu unterbinden. Da das Reizdarmsyndrom häufig mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten einhergeht, ist zunächst eine Ernährungsberatung ratsam. Diese kann bereits viele der Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall verbessern oder sogar beseitigen. Da auch die Unverträglichkeiten bei jedem anders auftreten, sollte man im Selbstversuch herausfinden, welche Lebensmittel gut verträglich sind und welche nicht. Gegen bestimmte Bestandteile der Nahrung treten häufiger Unverträglichkeiten auf. Dazu gehört die Laktose in Milchprodukten, die Fruktose in Früchten und das Gluten im Getreide. In leichten Verlaufsformen kann eine dementsprechende Ernährungsumstellung bereits ausreichend sein. Sollten die Beschwerden weiterhin bestehen, kann eine Medikamentengabe sinnvoll sein. Gegen Bauchschmerzen helfen zum Beispiel Buscopan und Pfefferminzöl, gegen Verstopfung können Laxantien wie Laktulose helfen. Viele Personen bemerken, dass es ihrem Darm in Stresssituationen schlechter geht. Daher kann es enorm helfen, eine Psychotherapie zu machen und Entspannungstechniken zu erlernen. Auch Meditation hat einen sehr positiven Effekt [7].
Die Ernährung ist ein sehr wichtiger Faktor für die grundsätzliche Gesundheit. Viele Betroffene berichten, dass sich ihre Beschwerden mit dem Verzehr von bestimmten Nahrungsmitteln verschlimmern. Das trifft auch zu, wenn keine Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegt. Leider wird oft der Fehler begangen, dass man sich viele Lebensmittel verbietet, ohne eine wirkliche Alternative zu finden. Das sorgt für Frust und kann darüber hinaus ernste Konsequenzen wie eine Mangelernährung nach sich ziehen. Es ist daher hilfreich zu wissen, welche Lebensmittel am ehesten vertragen werden. Verschiedene Studien haben untersucht, welche Empfehlungen Menschen mit Reizdarmsyndrom gut helfen [8], [9], [10], [11], [12], [13].
Du solltest als Erstes die Ernährung und den Lebensstil als Ganzes zu betrachten und grundsätzliche Veränderungen vornehmen. Zunächst ist es für jede Person empfehlenswert, das Rauchen aufzugeben und den Alkoholkonsum auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Beide Angewohnheiten sind für den Darm sehr belastend und können die Beschwerden daher signifikant verschlimmern [8]. Auch ausreichende körperliche Bewegung und das Trinken von genug Wasser sind wichtig. Das regelmäßige Einnehmen der Mahlzeiten scheint einen guten Effekt auf die Darmbewegung zu haben, wobei du darauf achten solltest, eher kleinere Portionen zu essen, um den Darm nicht zu überlasten [9], [10]. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Reduktion der Aufnahme von Fetten. Bei Personen ohne Reizdarmsyndrom sorgt eine fetthaltige Ernährung häufig für Verdauungsprobleme, bei Betroffenen ist dieser Effekt noch verstärkt. Insbesondere Blähungen und Verstopfung können durch eine fettreduzierte Ernährung deutlich gelindert werden [11].
Im Speziellen wird eine Ernährung nach der FODMAP-Diät empfohlen. FODMAP steht für Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole. Diese finden sich in vielen verschiedenen Lebensmittel und produzieren eine große Menge an Gas im Darm. Die Gase belasten den Darm und können zu Beschwerden führen. Die FODMAP-Diät solltest du über einen Zeitraum von circa vier bis sechs Wochen anwenden. Sie dient dazu, herausfinden, welche Lebensmittel die eigenen Beschwerden auslösen, sodass du diese in Zukunft meiden kannst. Zunächst werden alle Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an FODMAP vermieden. Schritt für Schritt kannst du diese wieder verzehren, um herauszufinden, welche davon unproblematisch sind und welche du vermeiden solltest. Am Ende der Diät weißt du dann, welche Lebensmittel du sorgenfrei essen kannst. Das hat neben dem offensichtlichen Effekt auf die Darmgesundheit auch eine positive psychologische Wirkung. Vielleicht kennst du das: Du sitzt im Restaurant oder bei Freunden und bist unsicher, ob der Verzehr des dortigen Essens dir Beschwerden verursachen wird oder nicht und meidest es dann in Gänze. Durch die FODMAP-Diät würde dir das dann nicht mehr passieren und du kannst ganz entspannt deine Mahlzeiten genießen.
Die Lebensmittel mit hohem Gehalt an FOPDMAP sind insbesondere Milchprodukte, Weizen, Bohnen und Linsen, Früchte wie Äpfel und Gemüse wie Knoblauch. Nahrungsmittel mit eher geringen FODMAP sind Eier, Fleisch, Käse wie Cheddar oder Brie, Getreide wie Haferflocken, Früchte wie Erdbeeren und Gemüse wie Kartoffeln. Auch Mandelmilch gehört zu dieser Gruppe. Diese Liste hilft dir auch dabei, Dinge zu ersetzen, die du nicht verträgst. Isst du zum Beispiel gerne Haferflocken mit Milch und Äpfeln und verträgst das Ganze leider nicht so gut, kannst du deine Liste konsultieren. Dabei merkst du, dass die Haferflocken vermutlich nicht das Problem sind, da sie nur einen geringen Gehalt an FODMAP haben. Wahrscheinlich sind entweder die Milch, die Äpfel oder beides die Übeltäter. Dann kannst du ganz einfach die Milch mit Mandelmilch ersetzen und die Äpfel mit Erdbeeren und schon kannst du dein Lieblingsgericht wieder sorgenfrei essen. Das ist ein viel besseres Gefühl, als die Mahlzeit komplett vom Speiseplan zu verbannen.
Natürlich ist diese Aufzählung nicht vollständig. Die komplette Liste solltest du bei deiner Arztperson erfragen. Wenn du dort bereits wegen Verdauungsbeschwerden in Behandlung bist, solltest du auch die Anwendung der Diät besprechen [12], [13].
Viele Personen sind nicht nur von Endometriose betroffen, sondern haben auch andere Erkrankungen, sogenannte Komorbiditäten. Abgesehen von den häufigsten Lokalisationen im Bereich der Eierstöcke und Gebärmutter manifestiert sich die Endometriose oft in der Harnblase oder im Darm [14]. Wie du bereits weißt, führt die Endometriose zu Veränderungen in der Schleimhaut und es entstehen sogenannte Endometrioseherde. Treten sie im Darm auf, können sie die für das Reizdarmsyndrom typischen Symptome auslösen. Interessant ist, dass die Beschwerden auch bei Betroffenen ohne Endometrioseherde im Darm häufiger auftreten als in der restlichen Bevölkerung, sodass ein Befall des Darmes nicht notwendig ist, um Beschwerden zu verursachen. In einer Studie konnte dies und der Zusammenhang zwischen Endometriose und dem Reizdarmsyndrom eindeutig festgestellt werden [15]. Es war bereits bekannt, dass das Reizdarmsyndrom in der Bevölkerung recht häufig vorkommt, allerdings lagen keine Daten darüber vor, wie viele Personen davon auch an Endometriose erkrankt sind. Um dies zu untersuchen, haben 356 Personen einen Online-Fragebogen zu dem Thema ausgefüllt. Sie mussten angeben, ob bei ihnen Endometriose und das Reizdarmsyndrom diagnostiziert wurden. Da nicht alle Personen eine ärztliche Diagnose des Reizdarmsyndroms erhalten hatten, wurden sie auch zum Kreis der Betroffenen gezählt, wenn sie die drei bekannten Diagnosekriterien erfüllten. Nach Auswertung der Fragebögen wurde festgestellt, dass das Reizdarmsyndrom wesentlich häufiger bei Personen mit Endometriose vorkam und zwar unabhängig vom Befall des Darmes [15]. In einer anderen Studie konnte belegt werden, dass die Endometriose das Risiko, am Reizdarmsyndrom zu erkranken, verdreifacht [16]. Warum genau das so ist, konnte man bis jetzt noch nicht genau feststellen. Vermutungen legen nahe, dass durch die Endometriose entzündliche Vorgänge auch in anderen Bereichen des Körpers ausgelöst werden und somit verschiedene Komorbiditäten auslösen können [17].
Die Beschwerden beider Erkrankungen können sich überlappen. Daher ist es schwierig, festzustellen, welche Symptome durch die Endometriose und welche durch das Reizdarmsyndrom ausgelöst werden.
Grundsätzlich können und sollten beide Erkrankungen separat voneinander mit der jeweils üblichen Therapie behandelt werden. Sehr vorteilhaft ist, dass sich nicht nur die Symptome überlappen, sondern teilweise auch die Behandlungsmöglichkeiten. So können gegen die Endometriose erlernte Entspannungstechniken auch gegen die Symptome des Reizdarmsyndroms helfen und vice versa. Krampflösende Medikamente sind ebenfalls hilfreich für beide Erkrankungen. Bis man die grundlegenden Ursachen beider Erkrankungen erforscht hat, ist es sowohl bei der Endometriose als auch beim Reizdarmsyndrom eine gute Idee, im Selbstversuch auszuprobieren, was einem persönlich gut hilft – ganz individuell. Meistens kann man die Symptome so gut in den Griff bekommen.
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