Insbesondere im Zusammenhang mit Endometriose wird der Begriff Medical Gaslighting häufig verwendet. In zahlreichen ärztlichen Gesprächen hört man oft Standardsätze wie „Das sind nur ganz normale Periodenschmerzen“. Für die Patient:innen bedeutet dies, ohne eine klare Diagnose zurückzubleiben – weiterhin mit den gleichen Schmerzen und Ängsten, nun jedoch auch mit dem belastenden Gefühl, sich Schmerzen einzubilden, die gar nicht existieren.
Es ist bekannt, dass Menschen, die von Endometriose betroffen sind, häufig Medical Gaslighting erleben, vorwiegend aufgrund der mangelnden Anerkennung ihrer Symptome durch das medizinische Fachpersonal. Die Symptome von Endometriose werden oft nicht ernst genommen oder übersehen. Dies schließt starke Menstruationsbeschwerden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und chronische Unterleibsschmerzen ein. Das Nichternstnehmen ihrer Symptome wirkt sich direkt auf ihre Lebensqualität und den Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung aus [2].
In unserer ungleichen Gesellschaft, die noch immer vom Patriarchat geprägt ist, werden Frauen* oft als zu empfindlich abgestempelt, was dazu führt, dass geschlechtsspezifische Beschwerden nicht oder weniger ernst genommen werden. Es fällt auf, dass Frauen* und People of Colour deutlich häufiger Erkrankungen abgesprochen werden als Männern. Insgesamt betrifft Medical Gaslighting daher vor allem marginalisierte Gruppen. Leider ist das Thema noch nicht ausreichend erforscht, und viele Erkenntnisse beziehen sich auf das psychische Phänomen Gaslighting ohne den medizinischen Kontext.
Die Gesundheitswissenschaftlerin J. Sebring hat in ihrem Artikel die soziologischen Aspekte von Medical Gaslighting erforscht. Sie argumentiert, dass dies ein Ergebnis tief verankerter und unangefochtener Ideologien sei, die im Gesundheitssektor weiterhin präsent sind. Nach ihren Erkenntnissen ist Medical Gaslighting im Alltag von Frauen, Transgender, Intersexuellen, queeren und rassifizierten Personen, die medizinische Versorgung suchen, verbreitet [3].
Da es dazu noch keine ausreichende Forschung gibt, beziehen sich derzeitige Kenntnisse hauptsächlich auf die Erfahrungsberichte von Betroffenen. In der Community und im Internet gibt es zahlreiche Geschichten von Betroffenen, die von Mediziner:innen schlecht behandelt wurden. Dies darf nicht toleriert werden.