Auch beim Krankheitsbild der Endometriose und Adenomyose sind Entzündungen von zentraler Bedeutung. Worin liegen also die Unterschiede von Endometriose/Adenomyose und den PID? Gibt es einen Zusammenhang der Erkrankungen? Und können Endometriose und Adenomyose als Folge dieser Entzündungen vorkommen und andersherum? Diese Fragen werden dir in diesem Artikel anhand der aktuellen Studienlage beantwortet.
Besonders für Betroffene ist es interessant zu erfahren, ob eventuell Zusammenhänge der Erkrankungen bestehen. Mehrere Studien zielen auf diese Fragestellung ab und untersuchen den Zusammenhang von Endometriose/Adenomyose und Endometritis/Adnexitis. Ziel der Untersuchungen ist unter anderem, herauszufinden, ob eine Erkrankung die andere begünstigt und ob Endometriose und PID vermehrt in Kombination auftreten. Die folgenden Studien zeigen dir, wie mögliche Zusammenhänge untersucht wurden und zu welchen Schlüssen die Forschenden gelangt sind.
Eine aussagekräftige Studie wurde im Jahr 2020 in dem „Journal of Gynecology, Obstetrics and Human Reproduction“ veröffentlicht und trägt den Titel „Severe PID with and without endometriosis“. Die Studie konzentriert sich auf den Zusammenhang von PID und Endometriose und basiert auf Daten des Sacro Cuore Don Calabria Klinikum, einem tertiären Endometriosezentrum in Verona. Die Grundlage der Studie bildeten 311 durchgeführte Bauchspiegelungen zwischen Januar 2004 und Juni 2018. Mithilfe der Bauchspiegelungen wurde bei 115 der 311 Patientinnen eine PID ohne Endometriose festgestellt. Bei den übrigen 196 der 311 Betroffenen wurde jedoch im gleichen Zuge Endometriose diagnostiziert. Aus diesen Ergebnissen ergibt sich somit eine Endometriose Häufigkeit von 63%. Das bedeutet, dass bei 63% der ursprünglich wegen PID durchgeführten Bauchspiegelungen auch Endometriose Herde entdeckt wurden. Somit liegt ein Zusammenhang zwischen PID und Endometriose nahe. Der Krankenhausaufenthalt für Patientinnen mit Endometriose und PID betrug durchschnittlich sieben Tage, während Patientinnen mit reiner PID das Krankenhaus nach durchschnittlich vier Tagen verlassen konnten. Dies spiegelt den erhöhten Schweregrad von PID in Verbindung mit Endometriose wider. [2]
Eine weitere, kleinere Studie, die auf die Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs der Krankheiten abzielte, wurde als Kooperation zwischen der Shiga University of Medical Science und dem Takanohara Central Klinikum (Japan) im Zeitraum von April 2001 bis Dezember 2012 durchgeführt. Im Zuge der Studie wurden Endometrium Gewebeproben von 71 Frauen untersucht. Bei Endometriose Patientinnen wurden mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit Kulturen von Kolibakterien, Streptokokken, Gardnerella und Enterokokken gefunden. In Zahlen zeigte die Studie, dass 52,94% der Patientinnen neben Endometriose auch eine chronische Endometritis aufwiesen. Innerhalb der Gruppe „nicht Endometriose Betroffene“ wurde bei 27,02% der Patientinnen eine chronische Endometritis diagnostiziert. Diese Daten deuten darauf hin, dass bei Patientinnen mit Endometriose eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Gebärmutterinfektion mit leichtem Verlauf besteht, die wiederum auf eine chronische Endometritis hinweisen. Innerhalb der Studie wurde zudem der Einfluss der unterschiedlichen Endometriose Stadien betrachtet. Im Hinblick darauf konnten keine signifikanten Unterschiede beim Auftreten chronischer Endometriose festgestellt werden. [3],[4]
Die 2018 veröffentlichte, großangelegte Studie „Association of Pelvic Inflammatory Disease with Risk of Endometriosis: A Nationwide Cohort Study Involving 141.460 Individuals“ bestätigt die Resultate der zuvor vorgestellten Untersuchungen. Die Studie wurde vom Taiwanesischen „National Health Insurance Program“ initiiert und bezieht sich auf Daten von 141.460 Patientinnen im Zeitraum von 2000 bis 2011. Auch in dieser Studie geht es um den Zusammenhang von PID und Endometriose, wofür die Daten von PID-Betroffenen und nicht-PID Betroffenen analysiert wurden. Die Studie ergab, dass bei PID-Patientinnen ein dreifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Endometriose besteht. [5]
Endometriose gilt als multifaktorielle Erkrankung und es gibt verschiedene Theorien, die versuchen die Ursachen zu erklären. In den Theorien wird unter anderem der Einfluss von Hormonen, des Immunsystems, der Genetik und Epigenetik aufgegriffen. Die aktuelle Studienlage zur Ursachenforschung lässt vermuten, dass auch PID eine entscheidende Rolle spielen könnten und ein Zusammenhang von Endometriose mit beispielsweise Gebärmutter- und Eierstockentzündungen vorliegt. Dennoch ist der Zusammenhang bisher nicht mit Sicherheit bestätigt und weitere Forschungen sind erforderlich, um die Art und Weise und Ursache der Korrelation zu verstehen. [4]
Laut der genannten Studien ist es auf der einen Seite möglich, dass eine vorliegende PID, wie beispielsweise eine chronische Endometritis, die Entstehung von Endometriose, zumindest teilweise, fördert. Auf der anderen Seite kann auch eine bestehende Endometriose für Entwicklung von weiteren Entzündungen des vorhandenen Gewebes ursächlich sein. Ein weiterer Ansatz ist, dass bestimmte Risikofaktoren und Krankheiten die Entwicklung beider Erkrankungen begünstigen und es somit zu einem vermehrten, kombinierten Auftreten kommt. In der aktuellen Forschung werden zum Beispiel Ungleichgewichte in der Darmflora mit entzündlichen Krankheiten in Verbindung gebracht und als mögliche Ursache herangezogen. [3],[6],[7],[8],[9],[10],[12]
Aus diesem Grund konzentrieren sich einige Untersuchungen in den letzten Jahren vermehrt auf die Rolle des Mikrobioms. Unter dem Mikrobiom kannst du dir die Gesamtheit aller Mikroorganismen vorstellen, die den Körper besiedeln. Dazu zählen zum Beispiel Bakterien, Viren und Pilze. Diese Mikroorganismen stehen unter anderem mit dem Immunsystem und hormonellen Funktionen im Zusammenhang. Forschungen haben ergeben, dass das Mikrobiom auch die inneren und äußeren weiblichen Geschlechtsorgane besiedelt und damit für das bakterielle Gleichgewicht sorgt. Die Ansiedlung verhindert das Eindringen von Erregern in den weiblichen Reproduktionstrakt und trägt damit wesentlich zur Erhaltung der Gesundheit und des Immunsystems bei. Es ist bekannt, dass das Mikrobiom des Darms Auswirkungen auf die Entwicklung von Entzündungen hat. Daher wird auch ein Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom der weiblichen Geschlechtsorgane entzündlichen Erkrankungen vermutet. Das bedeutet also, dass eine abnormale Bakterienbesiedlung des oberen Genitaltraktes auch chronische Entzündungen begünstigen und somit zu Endometriose führen könnte. [8],[10],[12],[13]
In Bezug auf explizite Zusammenhänge zwischen Adenomyose und Entzündungen in der Gebärmutter und den Eierstöcken ist die Studienlage leider dünn und lässt wenig Schlüsse zu. Da Adenomyose jedoch eng mit Endometriose verknüpft ist, erscheint ein Zusammenhang mit PID zumindest plausibel.
Auch wenn der Zusammenhang bisher nicht eindeutig erforscht ist, können die aktuellen Erkenntnisse für die Diagnostizierung und Behandlung hilfreich sein. Da insbesondere eine chronische Endometritis häufig symptomarm verläuft, sollte bei Endometriose Betroffenen auch diese Erkrankung in Betracht gezogen und untersucht werden. [11]
Du siehst, die Studienlage bezüglich PID und Endometriose und Adenomyose steht noch ziemlich am Anfang und eindeutige und sichere Aussagen zu den Zusammenhängen sind bisher leider nicht möglich. Dennoch sind die ersten Schritte getan und das Bewusstsein und die Präsenz von Endometriose und entzündlichen Erkrankungen nimmt stetig zu. Einige Forschungsarbeiten und Studien beschäftigen sich aktuell mit diesem Thema und machen Hoffnung auf neues Wissen und ein besseres Verständnis der Erkrankungen. Es bleibt also spannend! Wir halten dich auf dem Laufenden und informieren dich gerne, sobald es neue Erkenntnisse aus der Forschung gibt.
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