Was in deinem Körper eine Woche vor der Periode geschieht – Das Prämenstruelle Syndrom (PMS)

Viele Frauen kennen es: Die alltäglichen Missgeschicke, wie das Umschütten des Kaffees bedeutet schon die Welt oder das Anziehen des Pullovers wird durch Schmerzen in der Brust zur Herausforderung. Häufig steckt das prämenstruelle Syndrom dahinter – kurz: PMS.

Das prämenstruelle Syndrom kann die Lebensqualität der Betroffenen maßgeblich einschränken und eine große Belastung darstellen.

Was ist das prämenstruelle Syndrom?

Das prämenstruelle Syndrom ist ein komplexes Zusammenspiel aus unterschiedlichen zyklusbedingten, körperlichen und seelischen Beschwerden. Die Vorsilbe „Prä“ bedeutet „vorher“ und beschreibt den Zeitraum vor der monatlichen Regelblutung, also die zweite Zyklushälfte. Meistens verschwinden die Symptome dann mit einsetzen der Periode [1].

Das prämenstruelle Syndrom tritt nicht selten auf, fast jede 3. bis 4. Frau ist davon betroffen. Der Höhepunkt der Symptome wird in der fünften Lebensdekade beschrieben [2]. Die lokalen und generalisierten chronisch-wiederkehrenden Beschwerden können sich auf den Alltag auswirken und die Lebensqualität in der beschriebenen Zeit maßgeblich mindern [3]. Das kann so weit gehen, dass alltägliche Aufgaben nicht mehr nachgegangen werden kann, sogar bis zur Berufsunfähigkeit [11]. In manchen Fällen können die Beschwerden auch nach Einsetzen der Regelblutung weiterhin bestehen bleiben [4].

Wie wird das prämenstruelle Syndrom ausgelöst?

Bis heute konnte keine genaue Ursache für das Auftreten des prämenstruellen Syndroms gefunden werden. Es wird davon ausgegangen, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen.

Dazu zählen zahlreiche körperliche und seelische Faktoren, wie Alter, Übergewicht, Bewegungsmangel sowie psychische Belastungen in Form von Depressionen als Verstärkung der Grundbeschwerden [2], [3].

Außerdem wird eine Dysbalance diverser Hormone sowie eine gestörte Elektrolyt- und Flüssigkeitsverteilung im Körper mit PMS in Verbindung gebracht [3].

Lange Zeit hielt sich die Studienlage zu PMS in Grenzen, aber es gibt gute Nachrichten: Aufgrund der weltweiten Verbreitung besteht jüngst ein großes Interesse an der Erforschung des prämenstruellen Syndroms. Zunächst gehen wir im Folgenden aber noch auf einige Infos zur Symptomatik ein [10].

Welche Symptome treten während des PMS auf?

Die Beschwerden, die während des PMS auftreten, variieren in ihrer Ausprägung und Intensität von Zyklus zu Zyklus sowie von Frau zu Frau. Bei manchen Betroffenen begrenzen sich die Symptome nur auf den Körper. In vielen Fällen tritt bei PMS jedoch auch eine starke seelischen Belastung auf.

Die Symptome, die den Körper betreffen, reichen von Schmerzen in Brust, Bauch, Rücken und Kopf bis hin zu Migräne. Betroffene berichten auch von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie Libidoverlust.

Schweißausbrüche im Wechsel mit Hitzewallungen erschweren den Alltag und auch Magen-Darm-Beschwerden sind ein ständiger Begleiter. Das kann sich unterschiedlich äußern. Entweder durch ein Völlegefühl, Verstopfung und Blähungen oder durch Übelkeit, Reizdarm, Reizmagen bis hin zu Durchfällen. In manchen Fällen ist der Kreislauf stark beeinträchtigt und Schwindel sowie Wassereinlagerung kündigen sich monatlich vor Beginn der Periode an. Auch äußerlich kann eine Veränderung häufig in Erscheinung treten, in Form von Unreinheiten in der Haut oder gar bis zur Akne.

Als wäre das nicht schon Einschränkung genug, kommt es neben dem körperlichen Beschwerdebild häufig auch durch eine seelische Begleitkomponente zur Minderung der Lebensqualität. Stimmungsschwankungen erschweren tagtägliche Entscheidungen.  Der Antrieb kann gemindert sein und das kann wiederum zeitgleich mit ängstlichen oder depressiven Episoden auftreten. Durch kleinste Unstimmigkeiten oder Irritationen kann sich die Stimmung im nächsten Moment schlagartig ändern und in Gereiztheit, Aggressivität und Hyperaktivität übergehen.

Es gibt eine beachtliche Anzahl an weiteren Symptomen, darunter auch Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Viele Betroffene berichten ebenfalls auch über Heißhungerattacken, die sich negativ auf das Grundgefühl auswirken können [1], [2], [4].

Das prämenstruelle Syndrom ist sehr facettenreich und kann sich bei jeder Betroffenen unterschiedlich äußern. Die geschilderten Symptome werden von den Betroffenen subjektiv empfunden, daher ist die Schwere der Symptome stets schwer messbar. Das führt dazu, dass das Ausmaß der Beeinträchtigung nur schwierig eingeschätzt werden kann.

Diagnostik

Es ist nicht so einfach das prämenstruelle Syndrom zu diagnostizieren, da sich die Beschwerden von Frau zu Frau sehr unterscheiden. Steht nun aber der Verdacht auf PMS im Raum, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.

Die erste Maßnahme sollte sein, mit dem oder der niedergelassenen Frauenärzt:in über die Beschwerden zu sprechen, um mögliche andere Ursachen auszuschließen [2]. Dazu zählen zum Beispiel Endometriose, beginnende Wechseljahre oder Zeichen einer Frühschwangerschaft [15]. Manche Frauen leiden auch schon vor dem Einsetzen der Regelblutung unter Schmerzen. Oft haben sich die Betroffenen so sehr an die chronischen Beschwerden gewöhnt, dass sie diese als den „Normalzustand“ ansehen. Im ärztlichen Gespräch berichten sie dann meist zum Beispiel nur von den Schmerzspitzen. Deshalb ist es wichtig, dass ausführlich über die Beschwerden und Schmerzen gesprochen wird, um dagegen vorzugehen, denn eines ist sicher: Chronische Schmerzen mindern auf kurz oder lang die Lebensqualität der Betroffenen [2].

Leider helfen Labortests zur Diagnose des PMS nicht weiter, da es keinen spezifischen „PMS-Marker“ gibt [1]. Es ist aber möglich, einen Hormonstatus zu erheben, um der Diagnose näher zu kommen. In manchen Fällen kann nämlich auch die Schilddrüse dahinterstecken [2].

Wie bereits erwähnt, kann sich das prämenstruelle Syndrom ganz unterschiedlich äußern. Um die Symptome besser einschätzen zu können, wäre eine weitere sinnvolle Maßnahme, einen PMS-Kalender anzulegen. Dort können alle Veränderung, die auf PMS zurückzuführen sind, notiert und verfolgt werden. Es kann ebenfalls dazu beitragen, die Beschwerden der Stärke nachzuordnen, z.B. in einer numerischen Skala 1-10. All das kann dabei helfen, nachzuvollziehen, welche Beschwerden sich wann und wie äußern sowie welche Maßnahmen ergriffen werden können, um dagegen vorzugehen [1].

Therapie

Die Therapie von PMS kann man mit einem Drei-Säulen-Modell strukturieren. Diese sind:

  • Änderung des Lebensstiles
  • Alternative Heilverfahren
  • Medikamentöse Therapie

Edukation und Lebensstil

Bei der Behandlung von PMS gibt es nicht das eine Therapiekonzept, das zur Linderung der Symptome führt. Die großen individuellen Unterschiede der Beschwerden bedeuten im gleichen Zuge, die Notwendigkeit unterschiedlicher individueller Maßnahmen, um eine Verbesserung zu erzielen.

Ein guter Anfang ist es, sich ausführlich über PMS zu informieren. Ein gutes Verständnis kann dabei helfen, individuell angepasste Techniken und Konzepte zu entwickeln, um die Lebensqualität zu verbessern.

Bei der Recherche über PMS stolpert man sehr schnell über das Konzept: „Änderung der Lebensführung“, aber was heißt das genau? Wir haben bereits über mögliche Triggerfaktoren gesprochen. Zu denen gehören zum Beispiel Übergewicht und Bewegungsmangel. Nicht nur bei PMS kann es hilfreich sein, dagegen mit Sport und ausgewogener Ernährung vorzugehen. Generell stehen viele weitere Komorbiditäten eng mit diesen Faktoren in Verbindung [1].  Zu weiteren Triggersubstanzen gehören Alkohol, Nikotin und vermutlich auch Koffein. Es ist kein Geheimnis, dass Noxen wie Alkohol und Nikotin sich auf viele Arten und Weisen negativ auf den Körper auswirken. Der Verzicht kann zu einer Besserung der Symptome führen [1].  Die Rolle von Koffein ist nicht eindeutig, aus einer neuen Studie geht hervor, dass die Einnahme hoher Koffeinmengen zurzeit eher nicht mit einem gesteigerten PMS-Risiko assoziiert wird [13].

Eine weitere Komponente, die das PMS stark beeinflusst, ist Stress. Eine Stressreduktion kann dabei helfen, die PMS-Beschwerden zu lindern. Ursachen für Stress sind divers und somit gibt es hier keinen allgemeinen Weg der Stressreduktion, der für alle passt. Es kann in manchen Fällen genügen, sich im Alltag aktiv Zeit für sich selbst zu nehmen [2].  Da in der Mehrzahl der Fälle Schlafmangel mit PMS vergesellschaftet ist, sollte auf ausreichend Schlaf und einen regelmäßigen Schlafrhythmus geachtet werden [4]. Eine weitere Möglichkeit sind Entspannungsverfahren, wie zum Beispiel autogenes Training, Yoga, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und das Erlernen von Copingstrategien [2].

Alternative Heilverfahren

Ergänzend können alternative Heilverfahren die PMS-Symptomatik verbessern. Dazu zählen Mineralien sowie Nahrungsergänzungsmittel, wie Magnesium, Vitamin B1, Vitamin B6, Vitamin E und Calciumcarbonat. Weitere beliebte natürliche Präparate sind Frauenmantel und Mönchspfeffer. In manchen Fällen wird auch eine Hydrotherapie (Wechselduschen) oder eine Lichttherapie empfohlen [2].

Medikamentöse Therapie

Je nach Beschwerdebild kann die Einnahme von Pharmaka einen positiven Effekt auf die Symptome haben. Bisher gibt es kein Medikament was gezielt bei PMS wirkt, beziehungsweise dafür zugelassen ist. In der Praxis bedeutet das, dass Medikamente „off label“ verschrieben werden – also, dass Medikamente gegeben werden, die nicht offiziell für die Behandlung für einer Erkrankung zugelassen sind, aber trotzdem in der Praxis eine positive Wirkung erzielen.  Aus diesem Grund ist die Voraussetzung einer solcher Behandlung eine ausführliche ärztliche Beratung. Mögliche Präparate, die zur Behandlung von PMS in Frage kommen, sind Hormonpräparate, Schmerzmittel, entwässernde Medikamente, und angstlösende Medikamente [16].

Wenn von PMS die Rede ist, rückt häufig der Einsatz von Hormonpräparaten ins Bild. Das kann auf Studien zurückgeführt werden, die besagen, dass Frauen, die mit Hormonpräparaten behandelt worden sind, im Vergleich zum Betroffenen ohne eine solche Behandlung über weniger PMS-Beschwerden sowie Beeinträchtigungen, die mit der PMS einhergehen, berichtet haben. Gleichwohl bringt auch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva ein Spektrum an Nebenwirkungen mit. Deshalb ist es wichtig, ausführlich mit dem oder der Ärzt:in Rücksprache zu halten [16].

Bei ausgeprägten körperlichen prämenstruellen Beschwerden können – wie auch bei Regelschmerzen – Schmerzmittel eingenommen werden. Sie sind gut verträglich, allerdings macht bei allen Medikamenten die Dosis das Gift. Schmerzmittel wie Ibuprofen sind von Nebenwirkungen nicht ausgenommen. Bei zu häufiger Einnahme können Magenschmerzen und Kopfschmerzen auftreten – daher sollte auch die Einnahme von Schmerzmitteln mit dem oder der Ärztin besprochen werden [16]. Ein zugelassenes Medikament zur Linderung von prämenstruellen Spannungsgefühlen in der Brust ist ein progesteronhaltiges Gel [16].

Bei Auftreten eines „prämenstruellen Ödems“, also Wassereinlagerungen in den Beinen sowie Spannungsgefühle in den Brüsten, kann neben einer kochsalzarmen Ernährung in schwerer Ausprägung über ausschwemmende Medikamente nachgedacht werden [14], [16].

Bei manchen Betroffenen sind die psychische Begleitsymptomatik so stark ausgeprägt, dass von einem prämenstruellen dysphorischen Syndrom die Rede ist. Das kann so weit gehen, dass die Betroffenen alltäglichen Aufgaben nicht mehr nachgehen können. Aus diesem Grund ist es wichtig sich ausführlich mit dem oder der Ärztin darüber auszutauschen. In manchen Fällen kann eine Therapie mit Antidepressiva mit sogenannten SSRIs helfen [18].

Kurz und knapp zusammengefasst

Das prämenstruelle Syndrom ist ein Symptomkomplex aus körperlichen und seelischen Beschwerden, welche meist in der zweiten Zyklushälfte, nach dem Eisprung, beginnen. Warum PMS auftritt, ist bis heute noch nicht abschließend geklärt. Die Beschwerden variieren in ihrer Ausprägung und Intensität von Zyklus zu Zyklus sowie von Frau zu Frau. Aus diesem Grund ist es oft schwierig, eine Diagnose zu stellen. Manchmal kann auch etwas anderes hinter den Symptomen stecken – daher ist es immer empfohlen, mit dem oder der Frauenärzt:in Rücksprache zu halten. Die Therapie von PMS beinhaltet die Änderung des Lebensstiles, Alternative Heilverfahren und in manchen Fällen auch eine medikamentöse Therapie.

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Referenzen

  1. Gätje R, Eberle C, Scholz C, Lübke M, Solbach C. Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe. Deutschland; 2015.
  2. Kirschbaum M, Münstedt K, Athanassiou N, Braems G, Brässner Lang A. Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Deutschland 2005.
  3. Stauber M, Weissenbacher T, Steldinger R, Klosterhalfen T, von Zumbusch Wayerstahl S, Teschner A. Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Deutschland; 2013.
  4. Skibbe X, Löseke A. Gynäkologie und Geburtshilfe für Pflegeberufe. Deutschland; 2021.
  5. Andreae S, Avelini S, Avelini P, Berg M, Blank I, Burk A, Dierolf A, Dockter G, Dold C, Evers M et al., Hrsg. Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2008. doi:10.1055/b-0034-58643
  6. Herpertz U. Zyklisch-prämenstruelles Ödem. In: Herpertz U, Hrsg. Ödeme und Lymphdrainage. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020.
  7. Huber H, Winter E, Bickel A, Fujak A, Irnich D, Kastner S, Koppert W, Pfander D, Schuchmann F et al. Menstruelle Migräne. In: Huber H, Winter E, Hrsg. Checkliste Schmerztherapie. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2005.
  8. Gudipally PR, Sharma GK. Premenstrual Syndrome. [Updated 2022 Jul 18]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-.
  9. Zendehdel M, Elyasi F. Biopsychosocial etiology of premenstrual syndrome: A narrative review. J Family Med Prim Care. 2018 Mar-Apr;7(2):346-356. doi: 10.4103/jfmpc.jfmpc_336_17. PMID: 30090776; PMCID: PMC6060935.
  10. Tiranini L, Nappi RE. Recent advances in understanding/management of premenstrual dysphoric disorder/premenstrual syndrome. Fac Rev. 2022 Apr 28;11:11. doi: 10.12703/r/11-11. PMID: 35574174; PMCID: PMC9066446.
  11. Kuhl, Herbert, Braendle, Wilhelm; Breckwoldt, Meinert; et al. Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie. Deutschland; 2002.
  12. Tatnai Burnett. What’s the difference between premenstrual dysphoric disorder (PMDD) and premenstrual syndrome (PMS)? How is PMDD treated? [Updated 2021 March 11]. https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/premenstrual-syndrome/expert-answers/pmdd/faq-20058315. Accessed November 27, 2022
  13. Alexandra C Purdue-Smithe, JoAnn E Manson, Susan E Hankinson, Elizabeth R Bertone-Johnson, A prospective study of caffeine and coffee intake and premenstrual syndrome, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 104, Issue 2, August 2016, Pages 499–507, https://doi.org/10.3945/ajcn.115.127027
  14. Gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/behandlung-von-pms-beschwerden.html. Accessed November 27, 2022.
  15. Rohde A. PMS und PMDS – Behandlungsmöglichkeiten in der Frauenarztpraxis, wenn die psychischen Symptome im Vordergrund stehen. https://dgpfg.de/blog/https-dgpfg-de-wp-content-uploads-2019-05-gyne-2-19-pdf/. Accessed November 27, 2022.

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Katharina Klobusch
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