Dies ist das wohl wichtigste Merkmal, das ME/CFS von alleinig auftretender Fatigue abgrenzt. Wenn eine Belastungsintoleranz vorliegt, dann entsteht nach Belastungen eine Zustandsverschlechterung der Grundsymptomatik. Zum Beispiel werden dann Schmerzen, Schwindel oder Fatigue nach einer Belastung wie dem Treppenaufstieg in den fünften Stock schlimmer.
Die Belastungsintoleranz bei ME/CFS wird auch als „post-exertional malaise“, abgekürzt PEM bezeichnet. Übersetzt also ist „post-exertional malaise“ ein Krankheitsgefühl nach Anstrengung. Diese PEM kann direkt im Anschluss nach einer Belastung auftreten oder erst bis zu 48 Stunden nach der Belastung. So kann die zeitliche Zuordnung von Belastung und dem Auftreten von Symptomen manchmal sehr schwerfallen.
Aber was genau fällt eigentlich unter den Begriff „Belastungen“? Denn tatsächlich können Belastungen von unterschiedlicher Natur sein: Sie können in Bezug auf körperliche, geistige oder auch mental-emotionale Herausforderungen entstehen.
Körperliche Belastungen können in Form von Sport oder anderer körperlicher Anstrengung entstehen. Dabei kann individuell sehr verschieden sein, welche Aktivität in welcher Intensität und nach welcher Zeit zu einer Zustandsverschlechterung führt. Dieser Punkt, ab dem eine Zustandsverschlechterung entsteht, wird als Belastungsschwelle bezeichnet.
So kann die Belastungsschwelle für Person A erst bei einer 10 km langen Wanderung überschritten werden, während die Belastungsschwelle für Person B bereits auf dem Weg zum Wocheneinkauf überschritten wird. Auch Hitze oder Kälte können Belastungen für den Körper darstellen und werden von ME/CFS-Betroffenen oft als symptomverschlechternd beschrieben.
Auf anderer Ebene können auch geistige Belastungen zu einer Zustandsverschlechterung bei ME/CFS beitragen. Geistige Belastungen entstehen zum Beispiel bei dauerhaft konzentriertem Arbeiten, beim Lernen oder Autofahren.
Zuletzt können auch emotionale Stressfaktoren wie dauerhaftes Sorgen und Grübeln einen Einfluss auf die Symptome von ME/CFS haben. Bei der Behandlung von ME/CFS ist es also zentral, Belastungsfaktoren zu erkennen und den Alltag dem eigenen Energieniveau entsprechend anzupassen. Dieses Vorgehen wird auch „Pacing“ genannt.