Diagnostik: Die Rolle der Darmspiegelung

Ist bei dir eine Darmspiegelung geplant oder wurde vielleicht schonmal eine durchgeführt? In diesem Artikel werden wir die Darmspiegelung bei Endometriose im Detail untersuchen, ihre spezifischen Situationen, in denen dieses diagnostische Verfahren empfohlen wird, den Ablauf und die Bedeutung für Betroffene. 

Andere Methoden zur Diagnostik, wie zum Beispiel eine Bauchspiegelung oder das MRT, haben wir dir schon in anderen Texten vorgestellt.

Person hält Koloskop in den Händen.

Was ist Endometriose und warum betrifft sie den Darm?

Bevor wir in die Einzelheiten der Darmspiegelung bei Endometriose eintauchen, ist es wichtig, zu verstehen, was Endometriose ist und warum sie sich auf den Darm auswirken kann.  

Endometriose ist eine schmerzhafte Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhaut-ähnliche Zellen außerhalb der Gebärmutter wächst und verschiedene Bereiche des Beckens betreffen kann [1, 2] 

Manchmal kann Endometriose auch den Verdauungstrakt betreffen, insbesondere den Dickdarm oder das Rektum [3, 4]. Im Gegensatz zu oberflächlicheren Formen wachsen diese Endometrioseherde häufig in den Geweben zwischen Darm und Scheide [5]. Wenn die Herde mindestens die äußere Darmwand durchbrechen und in die Darmwand eindringen, sprechen wir von tief infiltrierender Endometriose mit Darmbeteiligung. 

Symptome der tief infiltrierenden Endometriose mit Darmbeteiligung sind vielfältig und können das tägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Das Endometriosegewebe im Darm kann zu Entzündungen, Verwachsungen und Narbenbildung führen, was wiederum eine Reihe von Symptomen auslöst:  

  • Bauchschmerzen, besonders während der Menstruation 
  • Verdauungsprobleme wie Darmentleerungstörungen, Durchfall, Verstopfung oder Blähungen 
  • Rektale Blutungen im Zusammenhang mit der Menstruation können auftreten [4] 
  • In sehr seltenen Fällen kann es auch zu einem Darmverschluss kommen [6] 

Solltest du den Verdacht haben Darmendometriose zu haben und kommen dir diese Symptome bekannt vor, solltest du auf jeden Fall frühzeitig deinen Arzt oder deine Ärztin aufsuchen und sie abklären lassen. Wichtig hierbei ist, dass andere Darm- oder Verdauungserkrankungen ausgeschlossen werden und sich die Behandlung deiner möglichen Darmendometriose oder eben einer anderen zugrundeliegenden Erkrankung nicht weiter hinauszögert. 

Wann ist eine Darmspiegelung bei Endometriose sinnvoll?

Die Diagnose der Darmendometriose gestaltet sich aufgrund vieler möglicher Symptome als herausfordernd. Die Darmspiegelung ist ein wichtiger Schritt zur Diagnose und Behandlung von Endometriose, insbesondere wenn der Verdacht auf Darmbeteiligung besteht.

Die Ergebnisse der Darmspiegelung können den behandelnden Ärzten und Ärztinnen wertvolle Informationen liefern, um eine angemessene Therapie zu planen. Diese Untersuchung kann bei Endometriose notwendig sein, insbesondere unter den folgenden Umständen: 

  1. Verdauungsprobleme: Wenn Endometriose-Betroffene zusätzlich Verdauungsprobleme wie Bauchschmerzen, Blut im Stuhl oder Veränderungen im Stuhlgang erfahren, kann eine Darmspiegelung sinnvoll sein. Dies ist wichtig, um festzustellen, ob die Darmendometriose die Ursache für diese Beschwerden ist.
  1. Ausschluss anderer Darmerkrankungen: Es ist entscheidend, andere Darmkrankheiten auszuschließen, die ähnliche Symptome wie Endometriose verursachen können. Dazu gehören chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa [7]. Die Darmspiegelung kann helfen, diese sogenannten Differenzialdiagnosen zu klären.
  1. Bewertung der Endometrioseausdehnung: Für Betroffene, bei denen bereits eine Endometriose diagnostiziert wurde, kann die Darmspiegelung notwendig sein, um die Ausdehnung der Erkrankung auf den Darm zu beurteilen.

Wie läuft eine Darmspiegelung bei Endometriose ab?

Die Darmspiegelung ist ein standardisiertes Verfahren zur visuellen Inspektion des Darms. Vor der Untersuchung erfolgt eine Darmreinigung, um klare Sicht zu gewährleisten. Hierfür erhältst du am Tag vor der Untersuchung eine Lösung zum Einnehmen, die zur Entleerung des Darms führt.

Weiterhin sollte ca. 24 Stunden vor der Untersuchung auf Nahrung verzichtet werden, sodass du ab dem Mittag des Vortages nur noch Tee, Wasser oder Brühe zu dir nehmen darfst. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dich jedoch noch genauer darüber aufklären.  

Bei deinem Arztgespräch besteht auch die Möglichkeit, über eine Sedierung zu sprechen. Im Allgemeinen ist eine Narkose oder Sedierung vor einer Darmspiegelung nicht immer erforderlich. Jedoch kannst du um eine Sedierung bitten, wenn du besonders Angst vor dem Eingriff hast, sodass du während der Untersuchung nichts mitbekommst.

Es handelt sich um einen routinemäßigen Eingriff, vor dem du dich nicht fürchten musst. Auch vor einer möglichen Narkose brauchst du keine Angst zu haben. Deine Unsicherheiten solltest du jedoch immer mit dem ärztlichen Personal kommunizieren. Sie können dir helfen und weitere Tipps geben.  

Gut zu wissen!

Eine Sedierung bezeichnet die Verabreichung von Medikamenten, um die Person vor einer medizinischen Untersuchung oder einem Eingriff in einen entspannten oder schläfrigen Zustand zu versetzen. Es gibt unterschiedliche Grade der Sedierung, von leichter Sedierung, bei der du wach bleibst, aber entspannt bist, bis zur tiefen Sedierung, bei der du schläfst und möglicherweise nur durch leichtes Rütteln oder Ansprechen geweckt werden kannst. Die Entscheidung über die Art und den Grad der Sedierung hängt von deiner individuellen Situation, der Art des Eingriffs und den Präferenzen des Arztes oder der Ärztin ab. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dich im Vorfeld über die Vorbereitung, Risiken und den genauen Ablauf der Sedierung informieren. 

Während des Eingriffs führt der Arzt oder die Ärztin ein flexibles Koloskop durch den After ein, um den Darm auf Anzeichen von Entzündungen, Verwachsungen oder Endometriosegewebe zu überprüfen. Ein Koloskop ist ein langer, flexibler Schlauch mit einer kleinen Kamera und Licht am Ende. Es wird oft eingesetzt, um den Dickdarm zu untersuchen.

Bei der Untersuchung wird Luft in den Darm gepumpt, um die Darmwand zu entfalten und dem Arzt eine klare Sicht auf die Innenwand des Darms zu ermöglichen. Dies erleichtert die Untersuchung und ermöglicht eine genaue Betrachtung von eventuellen Veränderungen.  Bei Verdacht auf abnormales Gewebe erfolgt die Entnahme von Gewebeproben (Biopsie), die im Labor analysiert werden.  

Die Dauer einer Darmspiegelung variiert, aber in der Regel dauert der eigentliche Eingriff etwa 20 bis 30 Minuten. Die Gesamtdauer, einschließlich der Vorbereitung und der Zeit für das Aufwachen und die Erholung nach der Prozedur, kann jedoch länger sein.

Nach der Untersuchung kann es noch eine Weile dauern, bis die während der Untersuchung eingebrachte Luft den Darm wieder verlassen hat, was zu Blähungen führen kann. Sobald du dich gut fühlst und keine Blähungen mehr hast, kannst du wieder normal essen. 

Wie genau ist die Darmspiegelung?

Um die Zuverlässigkeit einer Untersuchung zu bewerten, betrachtet man die sogenannte Sensitivität der Methode. Die Sensitivität gibt an, wie gut die Darmspiegelung in der Lage ist, tatsächlich vorhandene Fälle von Endometriose zu identifizieren. Im Vergleich zur MRT-Untersuchung ist die Sensitivität der Darmspiegelung bei der Endometriose viel geringer.

Erschwerend hinzukommt, dass die Lokalisation der Endometrioseherde im Verdauungstrakt herausfordernd ist und auch die Symptome meist nicht eindeutig für eine Darmendendometriose sprechen, sondern auch andere Krankheit als Ursache in Frage kommen.  

Wichtig ist jedoch zu wissen, dass eine unauffällige Darmspiegelung nicht zwangsläufig bedeutet, dass keine Darmendometriose vorliegt, da die Erkrankung oft außen auf dem Darm sitzt und/oder einwächst. Die Darmspiegelung hingegen zeigt ja nur das Innere des Darms.

In einigen Fällen sind solche Herde aber auch im Ultraschall nicht sichtbar, und das volle Ausmaß der Endometriose kann bislang nur während einer Laparoskopie (Bauchspiegelung) erfasst werden.  

Fazit

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine Darmspiegelung bei Endometriose-Betroffenen verschiedene Gründe haben kann. Neben dem Ausschluss anderer Darmerkrankungen dient sie besonders dazu, starke Verdauungsprobleme und Schmerzen zu untersuchen sowie die Ausdehnung einer möglichen Darmendometriose zu beurteilen.  

Es ist wichtig zu beachten, dass die Darmspiegelung ein wertvolles diagnostisches Instrument ist, aber keine 100%ige Garantie für die Erkennung von Endometriose im Darm bietet. Daher sollte sie nicht als alleiniges diagnostisches Mittel verwendet werden, sondern vielmehr als Teil eines umfassenden diagnostischen Ansatzes, der auch andere bildgebende Verfahren (z.B. MRT oder Ultraschall) und invasive Untersuchungen (Bauchspiegelung) einschließt. 

Referenzen

  1. S. E. Bulun u. a., „Endometriosis“, Endocr. Rev., Bd. 40, Nr. 4, S. 1048–1079, Aug. 2019, doi: 10.1210/er.2018-00242. 
  2. P.-H. Wang, S.-T. Yang, W.-H. Chang, C.-H. Liu, F.-K. Lee, und W.-L. Lee, „Endometriosis: Part I. Basic concept“, Taiwan. J. Obstet. Gynecol., Bd. 61, Nr. 6, S. 927–934, Nov. 2022, doi: 10.1016/j.tjog.2022.08.002. 
  3. T. D. Kim, „Endometriosis of the Bowel“, Dis. Colon Rectum, Bd. 63, Nr. 11, S. 1496–1498, Nov. 2020, doi: 10.1097/DCR.0000000000001812. 
  4. V. Remorgida, S. Ferrero, E. Fulcheri, N. Ragni, und D. C. Martin, „Bowel Endometriosis: Presentation, Diagnosis, and Treatment“, Obstet. Gynecol. Surv., Bd. 62, Nr. 7, S. 461–470, Juli 2007, doi: 10.1097/01.ogx.0000268688.55653.5c. 
  5. N. Frumkin, R. Schmädecker, R. Isermann, J. Keckstein, und U. A. Ulrich, „Surgical Treatment of Deep Endometriosis“, Geburtshilfe Frauenheilkd., Bd. 83, Nr. 01, S. 79–87, Jan. 2023, doi: 10.1055/a-1799-2658. 
  6. Z. Allan, „A case of endometriosis causing acute large bowel obstruction“, Int. J. Surg. Case Rep., Bd. 42, S. 247–249, 2018, doi: 10.1016/j.ijscr.2017.12.031. 
  7. S. Saeid Seyedian u. a., „A review of the diagnosis, prevention, and treatment methods of inflammatory bowel disease“, J. Med. Life, Bd. 12, Nr. 2, S. 113–122, Apr. 2019, doi: 10.25122/jml-2018-0075. 
  8. G. Michels, H. M. Steffen, J. Mertens, und N. Jaspers, „Gastroenterologie“, in Repetitorium Internistische Intensivmedizin, G. Michels und M. Kochanek, Hrsg., Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg, 2017, S. 427–488. doi: 10.1007/978-3-662-53182-2_12. 
  9. J. Keckstein, „Endometriose im Intestinaltrakt: Wissenswertes für Diagnose und Therapie“, coloproctology, Bd. 39, Nr. 2, S. 121–133, März 2017, doi: 10.1007/s00053-017-0144-5. 

     

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Louisa Zschenderlein