Grundsätzlich ist erst einmal jeder medizinische und wissenschaftliche Fortschritt in der Endometriose-Forschung sinnvoll – da sind wir uns alle einig. Und auch der Endotest® ist ein wichtiger Meilenstein, vor allem in Hinblick auf eine Verkürzung der Diagnosezeit. Denn aktuell dauert es zwischen 6 und 7 Jahre vom ersten Auftreten der Symptome bis zur Diagnose [3]. Je nach Studie sogar länger. Ein einfacher und unkomplizierter Speicheltest könnte da mehr als hilfreich sein.
Zudem konnten in den Studien zum Test eine hohe Sensitivität und Spezifität festgestellt werden. Dabei gibt die Sensitivität an, wie viele erkrankte Personen der Test in der Studie richtig erkannt hat (96,7 %) und die Spezifität gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der der Test bei gesunden Menschen ein negatives Testresultat hervorbringt (100 %). Dass in den Studien beide Faktoren sehr hoch waren, legt den Rückschluss nahe, dass der Speicheltest die Krankheit Endometriose sehr zuverlässig erkennt und zudem sehr genau ist.
Wie so oft in der Medizin sind aber auch hier noch weitere Studien nötig, um diese auf den ersten Blick beeindruckenden Ergebnisse zu verifizieren. Kritikpunkte an den aktuellen Studien sind zum Beispiel:
- Nur Personen, die bereits chronische Unterleibsschmerzen hatten, wurden in den Studien untersucht. In einem nächsten Schritt sollten nun auch Personen ohne bisherige Symptome berücksichtigt werden. Das Krankheitsbild Adenomyose wurde zudem bisher komplett außer Acht gelassen.
- Insgesamt nahmen nur 200 Frauen an den Studien teil, von denen 153 nachweislich Endometriose hatten. Folgestudien, um diese Ergebnisse weiter zu untermauern, sollten unbedingt einen größeren Personenkreis untersuchen.
- Und dann wären da die aktuell noch sehr hohen Kosten von 799 Euro pro Test, die derzeit noch nicht von den Krankenkassen übernommen werden.
In einem Statement der Arbeitsgemeinschaft Endometriose (AGEM) schreibt Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner von der Charité in Berlin:
„Natürlich ist grundsätzlich ein einfacher Test auf Endometriose wünschenswert, dennoch sehen wir den nun vorliegenden Test zum aktuellen Zeitpunkt noch mit Zurückhaltung.“
Darüber hinaus weist die AGEM darauf hin, dass eine Endometriose mit guter Anamnese und mithilfe fachgerechter Ultraschalluntersuchungen zu 90% sicher diagnostiziert werden könne. Zu einer möglichen Kostenübernahme durch die Krankenkassen verweist die AGEM auf die sowieso schon knappen Ressourcen. Diese sollten laut des Fachgremiums eher in einen flächendeckenden Ausbau bereits bestehender Therapiemöglichkeiten gesteckt werden, um so eine Therapie möglichst frühzeitig starten lassen zu können.