Fasten und Endometriose: Eine ganzheitliche Betrachtung

Hinweis

Gewichtsverlust ist nicht in jedem Fall erstrebenswert und sollte bei keiner Ernährungsform oder Diät das Hauptziel sein. Viel wichtiger ist die Etablierung eines gesunden Lebensstils und ein gnädiger Umgang mit dir und deinem Körper. Hast du den Verdacht an einer Essstörung zu leiden, findest du auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Informationen und Hilfe. 

Hast du dich schon einmal gefragt, ob eine bestimmte Ernährungsform, eine Diät oder das Fasten für dich geeignet ist? In diesem Artikel möchten wir dich über das Fasten aufklären und die Frage beantworten, ob Fasten bei Endometriose empfehlenswert ist.  

Person presst Orangensaft.

Vielfalt der Fastenvarianten

Es gibt verschiedene Arten des Fastens, die von Menschen aus verschiedenen Gründen praktiziert werden, darunter religiöse, spirituelle oder gesundheitliche Gründe. Hier sind einige gängige Fastenmöglichkeiten und Varianten aufgelistet: 

Religiöses Fasten: 

  • Christliches Fasten: Während der christlichen Fastenzeit verzichten Gläubige oft auf bestimmte Lebensmittel oder Gewohnheiten in den 40 Tagen vor Ostern (die Fastenzeit). 
  • Muslimisches Fasten (Ramadan): Muslime fasten während des Monats Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. 

Intervallfasten: 

  • 16/8-Methode: Dabei fastet man täglich 16 Stunden lang und isst innerhalb eines 8-stündigen Zeitfensters. 
  • 5:2-Diät: An zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen in der Woche wird die Kalorienaufnahme stark reduziert, während an den restlichen fünf Tagen normal gegessen wird. 

Saftfasten: 

  • Dies beinhaltet das Trinken von frisch gepressten Frucht- oder Gemüsesäften für einen bestimmten Zeitraum. Es wird oft als Reinigungs- oder Entgiftungsmethode betrachtet. Es erfordert oft eine sorgfältige Planung und Überwachung, da längeres Wasser- oder Saftfasten Risiken mit sich bringen kann. 

Makrobiotisches Fasten: 

  • Basierend auf der Philosophie des Gleichgewichts von Yin und Yang in der Ernährung, umfasst diese Form des Fastens Vollwertkost, Getreide, Gemüse und manchmal auch Fisch. 

Buchinger-Fasten: 

  • Basierend auf der Methode von Dr. Otto Buchinger, beinhaltet dieses Fasten das Trinken von Gemüsebrühen, Tees und Säften sowie den Verzicht auf feste Nahrung. 

Therapeutisches Fasten: 

  • Unter ärztlicher Aufsicht kann therapeutisches Fasten zur Behandlung bestimmter Gesundheitszustände eingesetzt werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Formen des Fastens für jeden geeignet sind, und es wird empfohlen, vor Beginn einer Fastenpraxis professionellen Rat einzuholen, insbesondere wenn gesundheitliche Bedenken bestehen. Im Folgenden Artikel wird sich auf die bekannteste Fastenvariante, das Heilfasten nach Buchinger fokussiert. 

Was bedeutet eigentlich Fasten?

Beim Heilfasten entscheidet man sich bewusst dazu, jegliche feste Nahrung zu meiden. Erlaubt sind lediglich Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte. Dabei werden dem Körper pro Tag maximal 500 Kalorien zugeführt. [1,2]  

Heilfasten bietet potenzielle Vorteile, wie beispielsweise: 

  • Die Entgiftung durch die Nutzung von Energiereserven 
  • Verbesserte Insulinsensitivität 
  • Entzündungshemmende Effekte 
  • Steigende mentale Klarheit 
  • Förderung der Zellregeneration 
  • Gewichtsverlust durch den Zugriff auf Fettreserven 
  • Mögliche Verbesserung der Verdauung. 

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass individuelle Ergebnisse variieren können, und nicht jeder ist für das Heilfasten geeignet. [1,2]  

Fasten bei Endometriose: Vor- und Nachteile

Die Rolle der Ernährung bei Endometriose ist komplex. Die Umstellung der Ernährung ist eine häufig gewählte Option von Betroffenen mit Endometriose. Die Studienlage zum Fasten bei Endometriose ist jedoch sehr schlecht, sodass meist nur viele individuelle Erfahrungsberichte existieren.

Manchmal wird leichtes Essen vor dem Menstruationszyklus empfohlen, um die Magen-Darm-Aktivität zu verringern und damit verbundene unangenehme Gastrointestinal-Symptome („Endo-Belly“ und Blähungen, Verstopfung oder Durchfall) zu reduzieren. [3]  

Andererseits steht das Konzept des „Heilfastens“ im Fokus, bei dem der Verzicht auf feste Nahrung eine drastische Reduzierung der Energiezufuhr bewirkt. [3,4] Das Heilfasten wurde ursprünglich 1935 vom deutschen Arzt Otto Buchinger eingeführt, bringt jedoch gewisse Gesundheitsrisiken mit sich5. Ein erheblicher Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen lebenswichtigen Nährstoffen kann zu Problemen wie Herzschwäche, Ernährungsstörungen und Leberschäden führen. [2]

Dies ist besonders bedenklich bei bestehender Endometriose, da es den Körper in einen Zustand des „Raubbaus am eigenen Körper“ versetzen kann. Insbesondere bei Vorliegen einer Vorerkrankung wie Endometriose ist Heilfasten eher kontraproduktiv. [5] 

Wie faste ich richtig?

Eine grundlegende entzündungshemmende Ernährung, vorzugsweise pflanzenbasiert und histaminarm, wird als vorteilhaft für Betroffene mit Endometriose betrachtet. [3–6] Hierbei können basenreiche Ernährung und Basenkuren hilfreich sein [7]. Es gibt Hinweise aus Studien, die darauf deuten, dass bestimmte Ernährungsumstellungen insbesondere bei Magen-Darm-Beschwerden die Symptome von Endometriose lindern können.

Die Reduktion von Gluten, Fleisch und Milchprodukten zeigt vielversprechende Ansätze [3–6]. Allerdings gibt es widersprüchliche Daten, und es bleibt unklar, ob die positive Wirkung auf die alleinige Einhaltung der Diät zurückzuführen ist. 

Aufgrund der unzureichenden Studienlage und der hauptsächlichen Vielzahl individueller Erfahrungsberichte zu verschiedenen Fastenvarianten bleibt das Fasten eine sehr individuelle Angelegenheit. Es fehlen fundierte Erkenntnisse aus Wissenschaft und Ernährungsmedizin. Viele positive Erfahrungen kursieren im Internet, die möglicherweise auf das sogenannte Fasten-High oder die Umstellung der Ernährung selbst zurückzuführen sind. 

Gut zu wissen!

Bei selbstgewählten Ernährungsumstellungen ist es wichtig, den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Eine ausgewogene Ernährung mit Fokus auf entzündungshemmende Lebensmittel und eine gezielte Auswahl von Nährstoffen können einen positiven Effekt haben. Dabei sollten jedoch radikale Fastenmethoden vermieden werden, um mögliche Gesundheitsrisiken zu minimieren. Es bleibt eine individuelle Entscheidung, ob und in welchem Maße Ernährungsumstellungen oder Fasten in das Selbstmanagement integriert werden sollen.  

Suche dir professionelle Hilfe

Wenn du eine Ernährungsumstellung, eine Diät oder eine Fastenkur planst, solltest du dies auf jeden Fall mit deinem Arzt/deiner Ärztin oder einer spezialisierten Ernährungsfachkraft besprechen und dich weiter beraten lassen. Es ist wichtig, deine persönlichen Bedürfnisse zu beachten und dein eigenes Wohlbefinden sowie deinen Gesundheitszustand zu berücksichtigen.

Eine gesunde und langfristige Ernährungsumstellung ohne gesundheitliche Risiken für dich und deinen Körper sollte in die Hände einer kompetenten Ernährungsberatung gelegt werden. Dort wirst du individuell beraten, inwieweit deine Ernährung dazu beitragen kann, die Symptome von Endometriose zu lindern. 

Fazit

Die Frage, ob Betroffene mit Endometriose fasten dürfen, verdeutlicht die Komplexität von Ernährungsansätzen und Selbstmanagement. Obwohl eine Ernährungsumstellung empfohlen wird, birgt das Konzept des Heilfastens gesundheitliche Risiken.

Im Fokus steht daher eine entzündungshemmende Ernährung. Radikale Fastenmethoden werden aufgrund potenzieller Risiken nicht empfohlen. Stattdessen sollte eine ausgewogene Ernährung angestrebt werden, die entzündungshemmende Aspekte berücksichtigt.  

Fasten bei Endometriose bleibt eine individuelle Sache und kann sich nicht auf wissenschaftliche Evidenz stützen, jedoch prägen vielfältige Erfahrungsberichte die Diskussion. 

Selbstmanagement-Strategien spielen eine entscheidende Rolle, erfordern jedoch individuelle Abwägung und professionelle Begleitung, um die bestmögliche Lebensqualität für Betroffene mit Endometriose zu gewährleisten. 

Referenzen

  1. Stocker R, Reber E, Aeberhard C, Bally L, Schütz P, Stanga Z. Fasten – Auswirkungen auf Körper und Psyche. Praxis. 2019;108(9):593-597. doi:10.1024/1661-8157/a003254
  2. Meißner T. Wie gesund ist Heilfasten?: Ernährungsmediziner sind uneins. MMW – Fortschritte Med. 2006;148(11):18-19. doi:10.1007/BF03364595
  3. Habib N, Buzzaccarini G, Centini G, et al. Impact of lifestyle and diet on endometriosis: a fresh look to a busy corner. Menopausal Rev. 2022;21(2):124-132. doi:10.5114/pm.2022.116437
  4. Chiofalo B, Laganà AS, Palmara V, et al. Fasting as possible complementary approach for polycystic ovary syndrome: Hope or hype? Med Hypotheses. 2017;105:1-3. doi:10.1016/j.mehy.2017.06.013
  5. Neumann S. Endometriose und Diäten: welche Diät ist empfehlenswert?https://endometriose.app/endometriose-und-diaeten/.
  6. Demézio Da Silva CV, Felipe VL, Shivappa N, et al. Dietary Inflammatory Index score and risk of developing endometriosis: A case–control study. J Endometr Pelvic Pain Disord. 2021;13(1):32-39. doi:10.1177/2284026520967599
  7. Fiedler L. Endometriose: So kannst du mit Ernährung Beschwerden lindern. https://www.basenfasten.de/fragen-und-tipps/ernaehrung-bei-endometriose/#:~:text=Abschließend%20kann%20man%20also%20sagen,und%20einer%20anschließenden%20basenreichen%20Ernährung.

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Louisa Zschenderlein