Endometriose & Reizdarm: Ein Interview mit Stefanie Schnitzke

In diesem Interview sprechen wir mit Stefanie Schnitzke, die auf ihrem Instagram-Account @your.mindfood über Endometriose und Reizdarm aufklärt.

Sina Winkenjohann: Steffi, vielen Dank, dass du da bist, dass du dir die Zeit nimmst, Abend mit uns über ein sehr wichtiges Thema zu sprechen, nämlich Endometriose und Reizdarm. Steffi, vielleicht magst du dich einmal ganz kurz selbst vorstellen.

Stefanie Schnitzke: Gerne. Mein Name ist Steffi Schnitzke. Ich bin 26 Jahre alt und komme aus der Nähe von München. Kurz zu meiner Endometriosediagnose: Die habe ich letztes Jahr im Herbst durch eine Bauchspiegelung erhalten. Ich habe es eigentlich schon mit Beginn meiner Periode. Ich habe vermutet, dass da irgendetwas hinter meinen Schmerzen ist, aber dazu später mehr. Mein beruflicher Weg hat sich im letzten Jahr maßgeblich allein durch meine Heilungsreise geändert. Ursprünglich komme ich aus dem Marketing, habe vor kurzem mein Wirtschaftspsychologiestudium abgeschlossen, arbeite mittlerweile aber im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit und Network-Marketing. Ich bin dort wirklich mit Herzblut dabei, weil ich mit Themen arbeiten darf, die mich auch selbst betreffen. Ansonsten bilde ich mich gerne weiter in meiner Freizeit weiter, das heißt die Ausbildung zur ganzheitlichen Gesundheits- und Ernährungsberaterin oder auch meine Endoyoga Ausbildung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. Aus diesen Gründen habe ich auch meinen Account vor zwei Jahren gegründet, um ein wenig Awareness für die Themen um den Reizdarm zu schaffen, vor allem, weil es ein Thema in der Gesellschaft ist, über das nicht so gerne gesprochen wird.

Sina Winkenjohann: Vielen Dank! Ich möchte gerne zu Beginn ein paar allgemeine Fragen mit dir klären, zum Beispiel, was Endometriose für dich bedeutet.

Stefanie Schnitzke: Ich hab es schon angerissen. Ich habe meine Diagnose jetzt erst im Herbst bekommen. Auch wenn ich schon lange daran gedacht habe, dass es Endometriose oder etwas Ähnliches sein könnte, hat mich die Diagnose und auch die OP ganz schön mitgenommen, sowohl körperlich als auch seelisch. Mittlerweile sehe ich es aber auch als Chance, weil ich mich auch selbst durch einen ganzheitlichen Ansatz aus diesen Beschwerden so ein wenig herausgekämpft habe und meine Erfahrungen und mein Wissen an andere Betroffene weitergeben darf. Ich versuche, es positiv zu sehen.

Sina Winkenjohann: Sehr gut. Was sind deine Reizdarmsymptome? Dann steigen wir gleich einmal in das Thema ein.

Stefanie Schnitzke: Meine Reizdarmsymptome sind hauptsächlich Schmerzen im unteren Bauch, hervorgerufen durch Stuhlunregelmäßigkeiten. Es gibt verschiedene Reizdarmtypen, zum Beispiel Durchfall. Von Durchfall bin ich seltener geplagt, aber die Angst spielt auf jeden Fall immer mit, dass ich Durchfall haben könnte, was dann wie so ein kleiner Teufelskreislauf ist. Ich glaube, dass viele, die hier im Call sind, es wahrscheinlich wissen, wovon ich rede. Das schlägt mir auf jeden Fall auch wieder auf den Bauch und ich habe wieder Schmerzen und so weiter. Vor drei Jahren war an sich die schlimmste Phase. Da hatte ich wirklich 24 Stunden am Tag an 7 Tagen die Woche Schmerzen. Ich konnte nicht mehr schlafen, ich konnte nicht einschlafen, nicht durchschlafen vor lauter Schmerzen. Das hat natürlich zu Leistungsabfall geführt. Ich habe immer mehr Lebensmittel gestrichen, weil ich dachte, vielleicht liegt es an dem oder dem. So sind dann auch die ganzen sozialen Interaktionen weggebrochen. Ich glaube, jeder kann sich vorstellen, was das auch psychisch mit einem macht.

Sina Winkenjohann: Seit wann hast du die Diagnose und wie erfolgt die Diagnosestellung? Wie ist man dahintergekommen, dass Ursache dafür der Reizdarm ist?

Stefanie Schnitzke: Hinsichtlich der Diagnosestellung war ich natürlich bei vielen verschiedenen Fachärzten, um einfach mal abzuchecken, was denn nicht stimmt und warum ich solche Probleme habe. Dann wurde eine Ausschlussdiagnostik, also eine Magen-, Darmspiegelung gemacht und dabei sind keine medizinisch gravierenden Sachen festgestellt worden. Am Schluss war dann die Diagnose Reizdarm.

Sina Winkenjohann: Ja, richtig. Gibt es denn Spezialistinnen oder Spezialisten für das Thema Reizdarm?

Stefanie Schnitzke: Ich war dann bei verschiedenen Gastroenterologen. Das sind Fachärzte für Erkrankungen des Magen-, Darmtraktes. Ich bin über eine Onlinesuche auf eine Gastroenterologin in meiner Nähe gestoßen, die einen Schwerpunkt auf den Reizdarm gelegt hat.

Sina Winkenjohann: Prima. Reizdarm verläuft oftmals auch in Schüben. Das hat man mal mehr und mal weniger, wie du schon sagtest, oft überraschend, sodass man nicht damit rechnen kann, dass jetzt einmal etwas passiert. Wie lange dauert so ein Reizdarmschub?

Stefanie Schnitzke: Da kann ich jetzt nur von mir persönlich sprechen. Ich bezeichne es gar nicht unbedingt als Schub bezeichnen, sondern eher als Phasen. Ich hatte zwei längere Phasen von ein paar Monaten bis zu einem halben, dreiviertel Jahr, in denen ich diese stark beschriebenen Schmerzen hatte, was ich gerade erzählt habe. Bei mir war das so, dass die auch durch emotionale Erlebnisse hervorgerufen wurden. Der erste Schub war, als ich super viel Stress auf der alten Arbeit hatte und mein zweiter Schub war, als eine mir nahestehende Person verstorben ist. Ich habe aber nach beiden Phasen oder Schüben massive Veränderungen für mich vorgenommen und konnte beide Male die Symptome wieder gut für mich in den Griff bekommen und lindern. Ich habe also dann einiges verändert.

Sina Winkenjohann: Super. Du sagtest gerade, dass es verschiedene Auslöser gibt, zum einen das Emotionale. Gibt es noch weitere, von denen du uns berichten kannst? Gibt es verschiedene Faktoren, wovon ein Reizdarm abhängt?

Stefanie Schnitzke: Im Endeffekt wissen es auch die Ärzte nicht so genau, wovon es kommt. Es können Allergien sein, es können Lebensmittelunverträglichkeiten sein, es kann Stress sein. Es ist so vielschichtig und daher ist es, glaube ich, auch für die Ärzte teilweise so schwierig. Die Feststellung ist, wie ich gerade schon erklärt habe, eine Ausschlussdiagnostik, aber es dann auch zu behandeln, ist schwierig, denn was ist die Ursache dafür? Manchmal weiß man auch gar nicht, was vorliegt, vielleicht auch andere Erkrankungen als Endometriose.

Sina Winkenjohann: Ja, richtig. Ihr habt uns ganz viele Fragen eingeschickt. Eine Frage aus der Community war: “Woher weiß ich überhaupt, dass der Reizdarm mit der Endometriose zu tun hat und keine eigenständige Erkrankung ist?“

Stefanie Schnitzke: Als ich meine Periode bekommen habe, sind damit auch diese typischen und schon sehr starken Beschwerden einhergegangen. Daraufhin habe ich recht schnell die Pille verschrieben bekommen und hatte für eine sehr lange Zeit Ruhe. Dann hat es ein paar Jahre gedauert, bis diese Reizdarmsymptome anfingen. Ich habe durch meinen ganzheitlichen Ansatz jetzt beides wirklich gut im Griff. Bei mir beeinflusst es sich gegenseitig.

Sina Winkenjohann: Als eigenständige Erkrankung würde ich es aber trotzdem betiteln. Es ist klar, dass das eine das andere begünstigt und wahrscheinlich ebenso andersherum. Eine weitere Frage und das ist tatsächlich etwas, was auch ich schon viel gehört habe: “Gibt es einen Zusammenhang zwischen Milchprodukten und Reizdarm?“ Milchprodukte sind ohnehin schon verpönt in sämtliche Richtungen manchmal und auch da kommen sie irgendwie nicht gut bei weg bei der Fragestellung.

Stefanie Schnitzke: Auf jeden Fall. Grundsätzlich ist es doch so, dass die Verstoffwechslung von Laktose bei den Menschen ungefähr ab dem dritten Lebensjahr abnimmt. Laktose ist also der Milchzucker und daher kann es auf jeden Fall sein, dass Milch zu Verdauungsbeschwerden führt. Es muss nicht bei jeder Person sein, da die Toleranzgrenze bei jedem unterschiedlich ist. Ich glaube, man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass Milchprodukte auch chronische Entzündungen im Körper fördern können, was auch bei Endometriose und Reizdarm eine große Rolle spielt. Ich kann auch nur wieder von mir persönlich sprechen. Ich verzichte seit gut zwei Jahren auf Milchprodukte, obwohl bei mir auch medizinisch abgeklärt wurde, dass ich keine Laktoseintoleranz habe. Ich verzichte aber trotzdem und ich konnte wirklich massive Verbesserungen feststellen. Wie gesagt, das sind meine persönlichen Erfahrungen. Das kann man nicht verallgemeinern haben und es muss jeder für sich selbst schauen, was gut für ihn ist.

Sina Winkenjohann: Was ist denn dein Gamechanger bezüglich deines Reizdarmsyndroms?

Stefanie Schnitzke: Sowohl bezüglich Reizdarm als auch Endometriose hat es sich für mich positiv verändert, als ich den ganzheitlichen Ansatz gewählt habe, was ich schon ein paar Mal angesprochen habe, also Ernährung, Bewegung und Mindset, im Endeffekt also alle drei Dinge. Das bedeutet bei mir, dass ich mich pflanzenbasiert, basenüberschüssig und antientzündlich ernähre. Gleichzeitig achte ich darauf, dass ich mich regelmäßig bewege, aber das habe ich auf meine Konstitution abgestellt. Ich gehe also nicht in das Fitnessstudio in der Hoffnung, dass es mir guttut oder besser geht, sondern ich mache vor allem am Morgen Yoga mit einer Meditation danach. Ich habe für mich festgestellt, dass es mich total erdet, was sich auch wieder sehr gut auf mein Stressmanagement auswirkt. Ich habe es vorher schon einmal angesprochen, dass ich in der Vergangenheit in stressigen Situationen oft Probleme hatte. So habe ich jetzt einen Weg für mich gefunden, wie mich so etwas im Alltag nicht mehr so schnell aus der Bahn wirft. Ich habe durch meinen Heilungsweg auch feststellen können, dass es funktioniert und ich da auf jeden Fall am Ball bleiben muss. Auf der anderen Seite sage ich aber auch, dass es darüber hinaus sehr stark zu meinem Wohlbefinden beigetragen hat, dass ich meine berufliche Erfüllung, dass ich mein Wissen an andere Leute weitergeben darf, weil ich einfach das machen kann, was ich liebe. Ich werde in naher Zukunft auch Ernährungs- und Gesundheitsberatungen und Workshops anbieten. Wenn es den einen oder anderen interessiert, dann kann er gerne einmal bei mir auf dem Profil vorbeischauen.

Sina Winkenjohann: Hast du vielleicht noch einen allgemeinen Tipp, den du unserer Community mitgeben möchtest, einen Rat?

Stefanie Schnitzke: Allgemein ist es immer gut, dass man sich nicht mit der Krankheit definiert. Es ist auf jeden Fall sehr wichtig, es als schwere Krankheit anzusehen und diese Probleme nicht als normal abstempelt, aber dennoch ist es wichtig, dass man sich nicht damit definiert. Man ist so viel mehr als diese Krankheit. Es ist auch wichtig, wie du es schon angesprochen hast, dass man auch viel ausprobiert. Ich weiß, dass man Angst hat, aber da führt leider kein Weg daran vorbei. Man muss wirklich schauen, dass man seinen persönlichen Weg findet. Das kann einem keiner abnehmen. Man kann unterstützt werden auf diesem Weg, aber man muss auch lernen, auf seinen Körper zu hören und auf diesen zu achten. Irgendwann weiß man auch ganz genau, wie man sich helfen könnte, wenn man gerade das und das Symptom hat.

Sina Winkenjohann: Ja, richtig. Du hast gerade gesagt, dass du dich pflanzenbasiert, basisch und antientzündlich ernährst. Würdest du einmal kurz anreißen, was du an einem typischen Tag so zu dir nimmst? Ich glaube, das ist für einige auch sehr interessant.

Stefanie Schnitzke: Ich starte morgens ganz gern mit einem Porridge, einfach mit einer warmen Mahlzeit, garniere das mit schön viel Obst. Ich integriere pflanzenbasiert sehr viel Obst, Gemüse und Salate. Alles andere ist wirklich eine kleine Beilage. Mittags esse ich sehr gerne Salat mit einer Beilage, Kartoffeln, Pilze, was mir gerade so einfällt, damit ich schon einmal alle möglichen Nährstoffe für mich aufgenommen habe. Abends koche ich mir eigentlich immer etwas. Ich schaue, dass ich abends keine Rohkost mehr esse, denn ich habe festgestellt, dass es mir persönlich nicht guttut. Ich mache mir dann zum Beispiel eine Suppe oder Curry mit Kokosmilch esse ich sehr gerne. Ich schaue, dass ich immer auf pflanzliche Alternativprodukte umsteige, sei es Kokosmilch, Mandelmus, Kokosjoghurt. Da gibt es eine breite Palette. Da bin ich sehr glücklich damit. Ich mache es seit gut über zwei Jahren und ich muss wirklich sagen, dass sich bei mir bei einiges zum Guten verändert hat und es kein Vergleich mehr zu vorher ist.

Sina Winkenjohann: Eine Frage ist hier noch, die ich einmal aufgreife: “Wie bekommst du die Beschwerden in den Griff?“

Stefanie Schnitzke: Wenn ich akut etwas habe, dann ist das im ersten Moment zunächst einmal so ein kleines Zeichen von meinem Körper, dass ich mal wieder ein bisschen mehr auf ihn achten muss. In meinem Fall ist es ganz oft der Stress. Den habe ich meistens gut im Griff, auch den Stress mittlerweile, aber das ist oft immer so ein Zeichen, dass ich einmal ein bisschen langsamer machen soll. Wie ich schon gesagt habe, meine Methoden, die mir gut helfen, sind Yoga, Meditation. Wenn ich richtig starke Verdauungsbeschwerden habe, dann mache ich einfach einmal ein bisschen Schonkost, gedünstetes Gemüse, Kartoffeln, und schaue, dass sich einfach alles beruhigt, also mein Kopf, mein Körper, dass ich zur Ruhe komme und sich alles wieder einpendeln darf.

Sina Winkenjohann: Super, dann ganz lieben Dank, liebe Steffi, dass du dir die Zeit genommen hast, uns heute ein bisschen etwas über deinen Reizdarm und generell dem Reizdarm zu erzählen. Wie du schon sagst, es ist ein Thema, was sehr, sehr verpönt ist, wie alles, was mit Verdauung zu tun hat. Daher wollen wir dieses Stigma immer sehr gerne brechen, denn es ist unser Körper. Wir müssen uns für unseren Körper absolut nicht schämen und wir sind nicht schuld daran, dass wir das haben. Ich denke, das kann man sich nicht oft genug vorbeten.

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Dr. med. Nadine Rohloff