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Gebärmutterentfernungen und mögliche Komplikationen bei Endometriose





11.07.2024

Gebärmutterentfernungen und mögliche Komplikationen bei Endometriose

Gebärmutter-
entfernungen und mögliche Komplikationen bei Endometriose


7 Min. Lesezeit

Sowohl bei Endometriose als auch bei Adenomyose kann in bestimmten Fällen eine Gebärmutterentfernung – eine sogenannte Hysterektomie – vorgenommen werden. Dabei handelt es sich um eine größere OP, die meist erst dann infrage kommt, wenn andere Therapiemethoden keine oder nur geringe Besserung erzielt haben. In diesem Beitrag wollen wir dir näherbringen, was eine Gebärmutterentfernung bei bestehender Endometriose bringen kann und auch, welche Komplikationen und Risiken mit dieser OP verbunden sind.


Inhalt:

Gebärmutterentfernung nach Endometriose

Komplikationen

Nachsorge

Hormonelle Veränderungen nach der OP

Und jetzt?



Inhalt:

        1. Gebärmutterentfernung bei Endometriose
        2. Komplikationen
        3. Nachsorge
        4. Hormonelle Veränderungen nach der OP
        5. Und jetzt?





Gebärmutterentfernung bei Endometriose

Gebärmutter-
entfernung bei Endometriose

Wie eingangs schon erwähnt wird eine Gebärmutterentfernung bei Endometriose oft als ein Mittel der letzten Wahl eingesetzt, wenn andere – weniger invasive – Ansätze nicht den gewünschten Erfolg erzielt haben und die Lebensqualität weiter massiv eingeschränkt ist. Dass Endometriose sich massiv auf die Lebensqualität von Betroffenen auswirkt, weißt du vermutlich schon, wenn du auf diesem Blog bist. Leider bietet auch eine operative Entfernung der Gebärmutter keine Garantie für eine Heilung von Endometriose bzw. den damit zusammenhängenden Symptomen. Aufgrund von anderswo liegenden Endometriose-Herden oder Rezidiven (wiederkehrende Endometriose-Herde), Verwachsungen oder chronischen Schmerzen können weiterhin Beschwerden bestehen. Hierzu lassen sich keine Pauschalaussagen treffen, es kommt immer ganz auf den Einzelfall an.

Das Ziel einer Operation ist, die bestehenden Beschwerden zu mindern und gleichzeitig die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Dabei soll die Operation auch helfen, bereits bestehende funktionelle Beschwerden zu reduzieren und zu verhindern, dass durch die Operation weitere funktionelle Beschwerden entstehen (1). Funktionelle Beschwerden können zum Beispiel Auswirkungen von Endometriose auf die Blase sein, aber auch andere Auswirkungen auf Körperfunktionen. In einem anderen Blogbeitrag haben wir auch nochmal für dich zusammengestellt, welche Operationsmethoden es bei einer Gebärmutterentfernung gibt.



Komplikationen bei einer Gebärmutterentfernung

Komplikationen bei einer Gebärmutter-
entfernung

Unabhängig von der eingesetzten Methode gibt es bei jeder OP aber natürlich auch immer Risiken und mögliche Komplikationen. Davon ist auch die Gebärmutterentfernung nicht ausgeschlossen. Laut einer finnischen Studie war die Komplikationsrate mit 19% bei der abdominalen Hysterektomie, also der Gebärmutterentfernung mit Bauchschnitt, am höchsten. Weniger Komplikationen hingegen gab es bei der laparoskopischen Hysterektomie mit 15%.  Am besten abgeschnitten hatte das vaginale Verfahren mit 12% (2-4).  Aber Hysterektomie ist nicht gleich Hysterektomie. Operateur:in Operationstechnik, die weibliche Anatomie sowie Vorerkrankungen und Komorbiditäten haben Auswirkungen auf den Heilungsprozess und sind von Operation zu Operation unterschiedlich (1). Natürlich hat auch die abdominale Hysterektomie ihre Vorteile und es gibt manchmal gute Gründe sie einzusetzen. Die hier genannten Zahlen sind Durchschnittswerte aus Studien und sollten dir keine Angst machen. Es gibt immer ein Risiko bei OPs und es ist gut, sich dies bewusst zu machen. Aber eine solche OP wird ja auch nicht zum Spaß durchgeführt und oft überwiegt der erwartbare Nutzen das mögliche Risiko. Informiere dich vor einer Entscheidung für oder gegen eine Hysterektomie gut und spricht in aller Ruhe mit deinen behandelnden Ärzt:innen darüber. Im Zweifel oder wenn du dir unsicher bist, kannst du dir auch eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt oder einer anderen Ärztin einholen!

Welche Komplikationen sind möglich?

Grundsätzlich können bei dem Hantieren mit Operationswerkzeug, also zum Beispiel mit einem Skalpell, im Bauchraum immer auch umliegende Strukturen und Organe verletzt werden. Je nach Umfang der Verletzung kann eine Komplikation dann zu mehr oder weniger Problemen bei der Abheilung führen. Durch vorangegangene Kaiserschnitte oder einen großen Uterus kann es während einer Hysterektomie zu Blasenverletzungen kommen (1). Weniger häufig ist der Harnleiter betroffen. Dagegen sind Blutungen durch Gefäßverletzungen zwar selten, können allerdings insbesondere bei laparoskopischen Operationen vorkommen. Der Darm kann durch seine anatomische Nähe zu der Gebärmutter auch verletzt werden, insbesondere beim Vorliegen von Verklebungen durch Endometriose-Herde. Seltener sind andere Organe betroffen, aber auch das ist prinzipiell denkbar.

Vor der OP lässt sich unmöglich mit Sicherheit sagen, ob Komplikationen auftreten oder nicht. Im Grunde ist es jedoch so, dass die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen sinkt, je öfter ein Operateur oder eine Operateurin eine OP durchgeführt hat (5). In Kliniken oder Zentren mit einer hohen Anzahl an durchgeführten Operationen, also mit großer Erfahrung in diesem Bereich, ist die Komplikationsrate oft geringer. Momentan ist es leider oft schwer genaue Daten über die Häufigkeit von verschiedenen OPs und Komplikationen in Krankenhäusern Auskunft zu bekommen. Das Bundesgesundheitsministerium hat jedoch in diesem Jahr ein Online-Portal für genau diese Daten eingerichtet: den Bundesklinikatlas. Stand jetzt (Juni 2024) sind dort allerdings noch keine Daten für Gebärmutterentfernungen hinterlegt.

Ist die Operation einmal geschafft, kann es durchaus vorkommen, dass die Genesung bei verschiedenen Patient:innen unterschiedlich lange dauert und mal mit mehr, mal mit weniger Komplikationen einhergeht. Beschwerden, die nach einer Operation auftreten können, sind zum einen entzündliche Prozesse im Bereich der Wunde, des Beckens oder der ableitenden Harnwege. Zum anderen sind Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang (1). Blähungen und Unwohlsein im Magen-Darm-Trakt können postoperativ in manchen Fällen durch Luft im Bauchraum bedingt sein (6, 7). Insbesondere, wenn die gesamte Gebärmutter entfernt wird, also in der Vagine auch eine Wunde ist, sollte beachtet werden, dass leichte vaginale Blutungen auftreten können. Wenn diese stark sind, ist auch das eine Komplikation und sollte mit ärztlichem Personal abgesprochen werden. Grundsätzlich sollte jedes Unwohlsein und jedes nicht „normale“ Gefühl mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprochen werden.



Nachsorge

Nachsorge

Nach einer komplikationsfreien Operation werden Patientinnen meist nach 5-7 Tagen entlassen. Die volle Rehabilitation dauert ungefähr 2 bis 3 Monate. Es wird empfohlen, innerhalb dieses Zeitraums anstrengende körperliche Arbeit zu vermeiden. Das gleiche gilt für heiße Bäder und Saunagänge. Es wird ebenfalls empfohlen, den Geschlechtsverkehr für etwa zwei Monate zu pausieren. Allerdings sind dies lediglich allgemeine Richtlinien, die je nach Art und Umfang der Operation variieren können. Es ist daher ratsam, diese Empfehlungen direkt mit dem operierenden Arzt oder der operierenden Ärztin zu besprechen.

Wenn Eierstöcke mitentfernt werden, kann die Zeit nach der OP etwas anders verlaufen und andere Symptome können hinzukommen (7). Da die Eierstöcke paarig angelegt sind, kann bei der Entnahme nur eines Eierstocks der verbleibende Eierstock die Produktion der Hormone normalerweise übernehmen und somit treten kaum Symptome auf. Wenn allerdings beide Eierstöcke entfernt werden müssen, wird die Produktion der weiblichen Hormone gestoppt, was zu einem abrupten Einsetzen der Wechseljahre mit den enstprechenden Symptome n führt (7).

Eine ausgewogene Ernährung kann den Heilungsprozess vorantreiben. Es empfiehlt sich mit leichter Nahrung zu beginnen, um den Darm zu entlasten. Etwaige Medikamente, insbesondere wenn sie Hormone enthalten, sollten regelmäßig eingenommen werden. All das wird aber in der Regel vom Krankenhaus organisiert.  Nach Entlassung sollte bereits eine Kontrolle bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt geplant werden. Es empfiehlt sich eine Kontrolle spätestens nach 2 Monaten (7).

Es ist auch sinnvoll, sich über Übungen zu informieren, die den Beckenbogen ansteuern.  Das kann gegen postoperative Verwachsungen, Blähungen und Entleerungsschwierigkeiten helfen (8). Allerdings sollte beim Entlassungsgespräch besprochen werden, wann damit angefangen werden kann, zunächst steht die Wundheilung im Vordergrund. Nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin kann auch eine Physiotherapie verschrieben werden. Bei nachgewiesener Adenomyose oder Endometriose und Gebärmutterentfernung kann eine Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitation angeschlossen werden. Dabei hilft der Sozialdienst. Eine besondere Rehabilitation ist aber in der Regel nicht notwendig.



Hormonelle Veränderungen nach der OP

Hormonelle Veränderungen nach der OP

Nach einer Gebärmutterentfernung mit Eierstockentfernung treten hormonelle Veränderungen auf, die nicht spurlos an den Betroffenen vorbeigehen. Je nach Operationsart treten diese schneller oder weniger schnell auf (9).

Bei Frauen, bei denen nur die Gebärmutter ohne Eierstöcke entfernt werden und die noch nicht in den Wechseljahren waren, ist der Hormonhaushalt nach der OP weitgehend normal. Diese Patient:innen brauchen keine unterstützenden Therapien mit z.B. Hormonen nach der Operation. Allerdings konnte in manchen Studien beobachtet werden, dass diese Patient:innen früher in die Wechseljahre kommen als Betroffene, bei denen keine Gebärmutterentfernung durchgeführt wurde (9). Es ist dann auch möglich, dass die Wechseljahres-Beschwerden stärker ausgeprägt sind als bei dem Übergang in die Wechseljahre ohne vorherige Hysterektomie (10).

Anders sieht es aus, wenn gemeinsam mit der Gebärmutter auch die Eierstöcke entfernt werden (9). Das liegt daran, dass die Eierstöcke Hormone wie Östrogene, Gestagene und Testosteron schlagartig nicht mehr produzieren. Auch Testosteron spielt eine Rolle, da es im Körper zu Östrogen umgewandelt wird und eine besondere Rolle in der Menopause spielt (5). Die abrupte Einstellung der Hormonproduktion führt zu einer vorzeitigen Menopause (8, 11). Da dieser Prozess normalerweise allmählich passiert, machen sich durch das schnelle Einsetzen spürbare Veränderungen bemerkbar. Diese gleichen den Symptomen der Wechseljahre, sind aber oft stärker ausgeprägt. Daher wird oft eine Hormontherapie mit Östrogenen und Gestagenen empfohlen (11, 13).



Und jetzt?

Und jetzt?

Ganz schön viele Informationen auf einmal. Wenn du vor der Entscheidung für oder gegen eine Gebärmutterentfernung stehst, dann triff diese nicht überhastet, sondern lass dir so lange Zeit, bis du das Gefühl hast, eine gut informierte Entscheidung zu treffen. Keine OP ist ohne Risiko, aber manchmal überwiegt der Nutzen, den du erwarten kannst, das Risiko deutlich. Wie auch immer du dich entscheidest, wir wünschen dir auf deinem Weg viel Glück und nur das Beste!




  1. Nels et al.: S3-Leitlinie Hysterektomie, Indikation und Methodik. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Stand: 2014. (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  2. Brummer TH, Jalkanen J, Fraser J, Heikkinen AM, Kauko M, Makinen J, et al. FINHYST, a prospective study of 5279 hysterectomies: complications and their risk factors. Hum Reprod. 2011;26(7):1741-51.
  3. Chapron C, Querleu D, Bruhat MA, Madelenat P, Fernandez H, Pierre F, et al. Surgical complications of diagnostic and operative gynaecological laparoscopy: a series of 29,966 cases. Hum Reprod. 1998;13(4):867-72.
  4. McPherson K, Metcalfe MA, Herbert A, Maresh M, Casbard A, Hargreaves J, et al. Severe complications of hysterectomy: the VALUE study. BJOG : an international journal of obstetrics and gynaecology. 2004;111(7):688-94.
  5. Naveiro-Fuentes, M., Rodríguez-Oliver, A., Fernández-Parra, J., González-Paredes, A., Aguilar-Romero, T., & Mozas-Moreno, J. (2018). Effect of surgeon’s experience on complications from laparoscopic hysterectomy. Journal of gynecology obstetrics and human reproduction, 47(2), 63-67.
  6. Pelvina-Blog (2021). Gebärmutterentfernung und die Folgen für den Beckenboden. https://starker-beckenboden.de/gebaermutterentfernung-und-die-folgen-fuer-deinen-beckenboden/#:~:text=Was%20hier%20helfen%20kann%2C%20sind,an%20eine%20tiefe%20Bauchatmung%20helfen. (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  7. Anger, B. (2024). Gebärmutterentfernung. https://www.qualitaetskliniken.de/behandlungen/gebaermutterentfernung/. (Zuletzt aufgerufen 27.06.2024)
  8. Doccheck (2023). Welche Folgen hat eine Eierstockentfernung. https://www.doccheck.com/de/detail/articles/13240-welche-folgen-hat-eine-eierstockentfernung. (Zuletzt aufgerufen 26.06.2024)
  9. Zorn, J. (2023). Welche Hormone muss ich nach der Entfernung der Gebärmutter einnehmen? Navigator Medizin. https://www.navigator-medizin.de/therapieverfahren/gynaekologische-operationen/entfernung-der-gebaermutter/hormontherapie-danach.html (Zuletzt aufgerufen 4.07.2024)
  10. Willaredt, A. (n.d.) Entfernung der Gebärmutter – so gelingt die Erholung. A. Vogel. https://www.avogel.ch/de/ihre-gesundheit/wechseljahre/erhohlung-nach-hysterektomie.php (Zuletzt aufgerufen 4.07.2024)
  11. Vittoria Vita (2020). Hysterektomie. https://vittoriavita.com/de/hysterektomie/ (Zuletzt aufgerufen 4.07.2024)
  12. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2023). Wechseljahrsbeschwerden. https://www.gesundheitsinformation.de/wechseljahrsbeschwerden.html (Zuletzt aufgerufen 12.03.2023)



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Tom Lühmann

Medizinjournalist

Tom ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Global Health Experte und über Freund:innen und Bekannte wurde er auf die Themen Endometriose und Co. aufmerksam. Sein Ziel ist es, Betroffene aufzuklären und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



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Tom Lühmann

Ich bin Tom und arbeite neben meinem Studium gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen im Marketing-Team der Endo-App. Ich bin über Freundinnen, Bekannte und auch mein Studium auf Endometriose aufmerksam geworden und finde es erschreckend, wie wenig bisher dagegen getan und daran geforscht wurde. Ich hoffe sehr mit meiner Arbeit bei der Endo-App einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Betroffene über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden und ihr Leben so leben können, wie sie es möchten.

 

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