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Was ist eine Gebärmutterentfernung und wann wird sie angewandt?





09.07.2024


Was ist eine Gebärmutterentfernung und wann wird sie angewandt?

Was ist eine Gebärmutter-
entfernung und wann wird sie angewandt?


7 Min. Lesezeit

Die operative Entfernung der Gebärmutter wird in der medizinischen Fachsprache als „Hysterektomie“ bezeichnet. Zur Entscheidung, die Gebärmutter entfernen zu lassen, können viele verschiedene Gründe führen. Fast immer geht es dabei aber um gynäkologische Erkrankungen, die sich anders nur sehr schlecht oder gar nicht in den Griff bekommen lassen.

Was genau bei einer Gebärmutterentfernung passiert, welche verschiedenen Formen es gibt, und welche Rolle die Gebärmutterentfernung allgemein bei Endometriose und Adenomyose spielen kann, erfährst du hier. Wenn du über eine Gebärmutterentfernung nachdenkst, ist es natürlich wichtig, dies genau und in Ruhe mit einem Arzt oder einer Ärztin deines Vertrauens zu besprechen, denn es kommt immer auf deine individuelle Situation an.



Inhalt:

Was ist eine Gebärmutterentfernung?

Welche Arten der Gebärmutterentfernung gibt es?

Welche Gründe gibt es für eine Gebärmutterentfernung?

Was macht eine gute Beratung aus?

Welche Operationsmethoden gibt es?



Inhalt:

        1. Was ist eine Gebärmutterentfernung?
        2. Welche Arten der Gebärmutterentfernung gibt es?
        3. Welche Gründe gibt es für eine Gebärmutterentfernung?
        4. Was macht eine gute Beratung aus?
        5. Welche Operationsmethoden gibt es?




Was ist eine Gebärmutterentfernung?

Was ist eine Gebärmutter-
entfernung?

Wie eingangs schon erwähnt, ist eine Hysterektomie die operative Entfernung der Gebärmutter. Dabei werden manchmal nur Teile und manchmal die ganze Gebärmutter entfernt. Eine solche große Operation muss immer gut abgewogen werden, da sie immer auch mit Risiken einhergeht. Oftmals wird sie als Mittel der letzten Wahl eingesetzt, also wenn alle anderen Behandlungsmethoden fehlgeschlagen oder wenig aussichtsreich sind. Die häufigsten Gründe für eine Hysterektomie sind folgende (2) :

  • Myome
  • Absenkung der Gebärmutter (durch z.B. eine Schwächung des Bindegewebes)
  • Sehr starke Regelschmerzen
  • Endometriose
  • Krebserkrankungen der Gebärmutter und/oder des umliegenden Gewebes

Meist werden Hysterektomien bei Betroffenen im höheren oder mittleren Alter durchgeführt, wenn kein Kinderwunsch besteht. Aber natürlich wird auch bei Jüngeren manchmal eine solche OP in Betracht gezogen. Die Abwägung, die eigene Gebärmutter entfernen zu lassen, ist immer eine Einzelfallentscheidung, die sorgfältig gemeinsam mit Ärztinnen bzw. Ärzten und unter Umständen auch mit Vertrauenspersonen (zum Beispiel mit Freund:innen oder Partner:innen) abgewogen werden sollte.  Das gilt vor allem dann, wenn ein (noch) unerfüllter Kinderwunsch besteht – denn ohne Gebärmutter ist es nicht mehr möglich, schwanger zu werden.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine Gebärmutterentfernung nicht nur für den Körper eine Herausforderung ist, sondern auch für die Psyche. Wird dem Körper ein Organ entnommen, noch dazu eines, das so intensiv mit der Fortpflanzung und dem Hormonhaushalt verknüpft ist, dann kann das auch Folgen für die eigene Psyche haben. Daher sollte eine solche OP mitsamt ihren Folgen immer gut durchdacht und von Ärztinnen oder Ärzten begleitet werden.

Gebärmutter-Myome sind gutartige Tumore – also Wucherungen – die in der Muskelschicht der Gebärmutter wachsen (3).

Arten der Gebärmutterentfernung

Arten der Gebärmutter-
entfernung

Gebärmutterentfernung ist nicht gleich Gebärmutterentfernung. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, welche sich durch unterschiedliche Zugangswege und Schnitttechniken unterscheiden.  Darüber hinaus gibt es eine weitere Klassifizierung, die danach unterscheidet, wie viel zusätzliches Umgebungsgewebe entfernt werden muss.

Grundsätzlich werden meist drei verschiedene Formen der Gebärmutterentfernung unterschieden (2):

  1. Wird die Gebärmutter vollständig mit dem Gebärmutterhals entnommen, spricht man von einer „Vollständigen Hysterektomie“ oder auch „Totalexstirpation“.
  2. Eine andere Operationsform, bei welcher der Gebärmutterhals erhalten bleibt, wird als Suprazervikale Hysterektomie bezeichnet (2). „Supra“ bedeutet „über“ und „zervikal“ bezieht sich auf den „Halsteil eines Organs“.
  3. Unter bestimmten Umständen kann es notwendig sein, zusätzlich zur Entfernung der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses oder der Eierstöcke, auch ein Drittel der Vagina sowie Lymphknoten und Parametrium (Bindegewebestrukturen) zu entfernen. Diese Operation wird dann als radikale Hysterektomie bezeichnet (2), da fast alle Teile der weiblichen Geschlechtsorgane ganz oder teilweise entnommen werden.

Welche Gründe für Gebärmutterentfernungen gibt es?

Welche Gründe für Gebärmutter-
entfernungen gibt es?

Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Gebärmutterentfernung sinnvoll sein kann. Zu häufigen Ursachen zählen gutartige Veränderungen wie Myome. Ungefähr 61 % aller Gebärmutterentfernungen sind auf solche Myome zurückzuführen. Adenomyose und Endometriose sind im Vergleich dazu bei etwa 15 % der Betroffenen Grund für die Hysterektomie. Weitere Gründe können Infektionen, Blutungsstörungen, Senkung der Gebärmutter oder bösartige Veränderungen der Gebärmutter sein (1).

Es lassen sich zwar die Gründe für eine Hysterektomie meist klar benennen, allerdings heißt das im Umkehrschluss nicht, dass auch ein bestimmtes Krankheitsbild oder -stadium zwangsläufig zu einer Gebärmutterentfernung führen muss. Die Entscheidung für (oder auch gegen) eine solche hängt oft vom individuellen Symptombild ab – also zum Beispiel von der Stärke von Blutungen oder Schmerzen. Dabei solltest du immer im Kopf behalten, dass es in der Medizin selten einen zu 100 % garantierten Erfolg von OPs oder Behandlungen gibt. Es kann sehr gut sein, dass verschiedene Spezialisten zu unterschiedlichen Schlüssen kommen. Bei weniger eindeutigen Fällen kann es auch sein, dass zwei Spezialisten unterschiedliche Empfehlungen für bzw. gegen eine Gebärmutterentfernung abgeben. Erfahrungen, Kenntnisse der Operationstechniken sowie der Einsatz von Alternativen spielen eine zentrale Rolle bei der Entscheidungsfindung. Bei der Wahl der richtigen Therapie sollte die Betroffene nach dem Prinzip der „gemeinsamen Entscheidungsfindung nach ausführlicher Aufklärung“ einbezogen werden (1). Also: dein Körper, deine Entscheidung. Die aber natürlich von Ärzt:innen und anderen Vertrauenspersonen begleitet werden soll und darf.


Was macht eine gute Beratung aus?

Was macht eine gute Beratung aus?

Eine umfassende Beratung vor der Gebärmutterentfernung ist unerlässlich! Dazu gehört die Vorstellung aller möglichen Verfahren und Therapiekonzepte, um der Patientin die Entscheidung zu erleichtern und Alternativen aufzuzeigen. Nur so kann eine wohlüberlegte Entscheidung getroffen werden. Nach einer ausführlichen Aufklärung sollten Betroffene und Arzt oder Ärztin gemeinsam entscheiden, wie es mit der Behandlung weitergeht. Eine individuell angepasste Entscheidung ist dabei wichtig, da es nicht nur einen richtigen Weg gibt. Neben Aufklärung und Expertise ist aber vor allem wichtig, dass du dich bei deiner Ärztin oder deinem Arzt gut aufgehoben fühlst und das Gefühl hast, deine Ängste und Sorgen werden ernst genommen. Dass du die hast, ist nämlich mehr als verständlich und normal!

Eine gute Betreuung nach der Operation ist ebenfalls von großer Bedeutung, damit die Betroffenen bei Fragen oder körperlichen sowie seelischen Beschwerden Unterstützung erhalten. Eine gute Beratung und Betreuung können den Heilungsprozess fördern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.


Welche Operationsmethoden gibt es?

Welche Operations-
methoden gibt es?

Hast du dich für eine Gebärmutterentfernung entschieden, gibt es drei Haupttechniken, die eingesetzt werden können: die vaginale Hysterektomie, die Bauchhöhlenhysterektomie über einen Bauchschnitt und die laparoskopische Hysterektomie über eine Bauchspiegelung. Welche Technik zum Einsatz kommt, hängt damit zusammen, welche Grunderkrankung vorliegt, aber auch mit anderen Faktoren, wie beispielsweise der Größe der Gebärmutter und etwaigen vorangegangenen Operationen (1).

Die vaginale Hysterektomie wird durch einen vaginalen Zugang durchgeführt, bei dem die Gebärmutter vollständig entfernt wird. Diese Methode wird häufig bei gutartigen Erkrankungen sowie bei Gebärmuttersenkungen eingesetzt. Es gibt jedoch einige Voraussetzungen für diese Technik, wie z.B. eine ausreichende Mobilität der Gebärmutter im Bauchraum, damit sie durch die Vagina entfernt werden kann, sowie eine ausreichende Größe des Gebärmutterhalses. Daher hat diese Operationstechnik ihre Grenzen und wird nicht bei einer schmalen Vagina oder einer besonders großen Gebärmutter eingesetzt (5). Darüber hinaus wird bei vorangegangenen Kaiserschnitten oder bösartigen Veränderungen oft von dieser Methode abgesehen (1). Bei Endometriose werden in der Regel auch andere Techniken in Betracht gezogen, da Verwachsungen oft vorkommen. Bei Adenomyose ist die Gebärmutter zudem häufig vergrößert. Diese Verwachsungen und Vergrößerungen können bei der Entfernung der Gebärmutter sowie möglicher Endometrioseherde während der Operation hinderlich sein (5).

Eine weitere Möglichkeit, die Gebärmutter zu entfernen, ist die laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie (LAVH), bei der die vaginale Gebärmutterentfernung durch eine Bauchspiegelung unterstützt oder kombiniert wird. Diese Methode wird angewendet, wenn eine alleinige vaginale Gebärmutterentfernung zu riskant ist, beispielsweise aufgrund von Verwachsungen durch hartnäckige Endometrioseherde oder Veränderungen außerhalb der Gebärmutter, die nicht durch einen vaginalen Zugang erreicht werden können. Die LAVH gilt als komplikationsarm und zeichnet sich durch eine kurze Operationsdauer aus. (1)

Soll der Gebärmutterhals erhalten bleiben, wird oft eine laparoskopisch suprazervikale Hysterektomie (LASH) angewandt (7). Hierbei steht „Supra“ wieder für oberhalb und „zervikal“ steht für den Hals, in diesem Fall der Gebärmutter. Diese Form hat sich bei Adenomyose sowie bei symptomatischen Myomen und Blutungsstörungen bewährt (7). Die Gebärmutter wird dabei über eine Bauchspiegelung entfernt, der Gebärmutterhals wird im Körper belassen. Der Vorteil bei diesem Verfahren ist, dass das Becken geschont wird und sie daher als komplikationsarm gilt. Von der LASH-Hysterektomie wird jedoch meist abgeraten, wenn bereits Veränderungen am Gebärmutterhals festgestellt wurden. Diese können zum Beispiel im Rahmen einer HPV-Infektion auftreten (1). Ebenfalls ist wichtig zu erwähnen, dass eine zyklische Blutung durch den Erhalt des Gebärmutterhalses weiterhin bestehen kann und eine gynäkologische Vorsorge weiterhin notwendig ist (7). In bestimmten Fällen wird jedoch auch der Gebärmutterhals laparoskopisch entfernt. Man spricht dann von der „totalen laparoskopische Hysterektomie (TLH)“ (8). LASH und TLH sind die Operationsmethoden, die am häufigsten bei einer Hysterektomie aufgrund von Endometriose eingesetzt werden.

Wir hoffen, dieser Text hat dir ein paar Fragen beantworten können. Eine Hysterektomie ist keine kleine Sache und auch wenn diese OP in manchen Kliniken oft vorgenommen wird, ist sie mit Risiken verbunden. Lass dich also von deinen Ärztinnen und Ärzten so beraten, dass du dich gut aufgeklärt fühlst. Und vergiss vor allem nicht: Du bist mit deiner Entscheidung nicht ganz allein! Hole dir Freund:innen, Familienmitglieder oder Partner:in als Unterstützung mit an deine Seite. Alles Gute für dich!



  1. Nels et al.: S3-Leitlinie Hysterektomie, Indikation und Methodik. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Stand: 2014.  (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  2. https://vittoriavita.com/de/hysterektomie/   (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  3. Gesundheitsinformation.de (n.d.): Gebärmutterentfernung (Hysterektomie). https://www.gesundheitsinformation.de/gebaermutterentfernung-hysterektomie.html  (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  4. Universitätsmedizin Mannheim (n.d.). Myome in der Gebärmutter. https://www.umm.de/gebaermuttermyome/ (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  5. Thill et al.: Vaginale und abdominale Hysterektomie. In: Der Gynäkologe. Band: 41, Nummer: 5, 2008, doi: 10.1007/s00129-008-2130-z.| Open in Read by QxMDp.328-336.
  6. Bauchspiegelung.at (2023). Laparoskopische Hysterektomie (LH) http://www.bauchspiegelung.at/main/operationen/hysterektomie-gebaermutterentfernung/laparoskopische-hysterektomie/  (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  7. UKSH (n.d.) LASH (Laparoskopischen suprazervikalen Hysterektomie) https://www.uksh.de/frauenklinik-kiel/Bereiche/Gyn%C3%A4kologie/F%C3%BCr+Patientinnen/Ihre+Operation/Informationen+zu+verschiedenen+Operationen/Bauchspiegelung/LASH+(Laparoskopischen+suprazervikalen+Hysterektomie).html  (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  8. https://bernau.immanuel.de/abteilungen/gynaekologie/leistungen/totale-laparoskopische-hysterektomie-tlh/  (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)
  9. UKSH (n.d.). Gebärmutterentfernung. https://www.uksh.de/frauenklinik-kiel/-p-688.html#:~:text=Radikale%20Geb%C3%A4rmutterentfernung&text=Zus%C3%A4tzlich%20zur%20Entfernung%20der%20Geb%C3%A4rmutter,b%C3%B6sartige%20Erkrankungen%2C%20Infektionen%20oder%20Verwachsungen.  (Zuletzt aufgerufen 04.07.2024)



Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Tom Lühmann

Medizinjournalist

Tom ist wissenschaftlicher Redakteur im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Global Health Experte und über Freund:innen und Bekannte wurde er auf die Themen Endometriose und Co. aufmerksam. Sein Ziel ist es, Betroffene aufzuklären und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.


Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.  



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Tom Lühmann

Ich bin Tom und arbeite neben meinem Studium gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen im Marketing-Team der Endo-App. Ich bin über Freundinnen, Bekannte und auch mein Studium auf Endometriose aufmerksam geworden und finde es erschreckend, wie wenig bisher dagegen getan und daran geforscht wurde. Ich hoffe sehr mit meiner Arbeit bei der Endo-App einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Betroffene über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden und ihr Leben so leben können, wie sie es möchten.

 

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