Welche Nahrungsergänzungsmittel bei Endometriose sinnvoll sind

Oft werden Nahrungsergänzungsmittel bei Endometriose empfohlen und sogar spezielle Vitamin- und Mineralstoffpräparate angeboten. Machen Nahrungsergänzungsmittel bei Endometriose Sinn und wenn ja, welche solltest du verwenden?

Nahrungsergänzungsmittel

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind Produkte, die bestimmte Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien oder Spurenelemente in konzentrierter oder isolierter Form enthalten und die zum Beispiel als (Brause-) Tabletten, Pulver, Kapseln etc. angeboten werden. Dazu gehören auch Pflanzenextrakte oder einzelne Nährstoffe wie z.B. Eiweißpulver.

Nahrungsergänzungsmittel nicht immer nötig

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die Stiftung Warentest, die Verbraucherzentrale, ÖKO Test, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und viele weitere Institute haben eine eindeutige, klare Meinung: Nahrungsergänzungsmittel sind unnötig und können schädlich sein. Vorausgesetzt, man ist gesund und ernährt sich auch so.

Aber Frauen, die unter Endometriose leiden, sind nicht gesund, macht es da nicht Sinn, doch Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen? Jein. Grundsätzlich ist es auch bei Endometriose möglich, mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung alle Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, sowie sekundären Pflanzenstoffe in der richtigen Menge aufzunehmen. Doch keine Regel ohne Ausnahmen.

Ernährung wirksam wie Medizin

Wer braucht Nahrungsergänzungsmittel?

Es gibt einige wenige Fälle, in denen Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll und gesundheitsfördernd sind oder dem Erhalt der Gesundheit dienen:

  • Frauen, die schwanger werden möchten oder es bereits sind, sollten Folsäure zusätzlich aufnehmen. [1] Schwangere haben darüber hinaus einen erhöhten Bedarf an Eisen und Jod, der während der Schwangerschaft mit Nahrungsergänzungsmitteln ergänzt werden sollte.
  • Menschen, die nicht in der Lage oder Willens sind, sich an der frischen Luft aufzuhalten und ihrer Haut UV-Strahlung auszusetzen, müssen Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen. Der Körper kann dieses Vitamin aus Sonnenlicht selbst herstellen, sodass dies wirklich nur Stubenhocker betrifft.
  • Leistungssportler und manche chronisch Kranke haben ebenfalls einen erhöhten Bedarf an manchen Stoffen, welcher aufgrund der erhöhten Belastung oder beispielsweise Stoffwechselerkrankungen nicht über eine normale Ernährung gedeckt werden kann. In diesen, klar zu definierenden Einzelfällen müssen auch gewisse Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Endometriose gehört allerdings nicht zu diesen Erkrankungen.
  • Wer sich vegan ernährt, kann über die Ernährung nicht ausreichend Vitamin B12 aufnehmen. Auch, wenn diverse „vegane“ Literatur dies behauptet oder das online in Erfahrungsberichten „widerlegt“ wird. Es ist wissenschaftlich ganz klar erwiesen, dass die aus veganer Nahrung aufgenommene Menge an Vitamin B12 langfristig nicht ausreicht. Mehr zum Thema vegane Ernährung und warum diese bei Endometriose sinnvoll sein kann, erfährst du hier.
  • Vegetarier, die auf Fisch verzichten und in jedem Fall Veganer, müssen gewisse Omega-3 Fettsäuren (DHA & EPA) über ausreichend Rotalgen oder Kapseln aus Rotalgen oder Fischöl aufnehmen. Es ist leider nicht richtig, dass es Pflanzenöle gibt, die alle Omega-3 Fettsäuren enthalten. DHA und EPA sind essenziell, können also nicht vom Körper selbst hergestellt werden und sind lebenswichtig.

Und natürlich, wenn du aus irgendeinem anderen Grund einen nachgewiesenen Mangel hast. Untersuchen lassen kannst du das beim Arzt. Viele dieser Vitamine und Spurenelemente haben wichtige Aufgaben, die bei Entzündungen oder auch direkt bei Endometriose eine Rolle spielen. Wenn möglich sollte aber die Aufnahme über die normale Ernährung erfolgen und erst wenn das nicht geht über Nahrungsergänzungsmittel.

Mitamin B12

Nahrungsergänzungsmittel können gesundheitsschädlich sein

„Viel hilft viel“, sollte man bei Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen eigentlich meinen, aber auch bei so gesund klingenden Stoffen ist eine Überdosierung gefährlich. Ein paar Beispiele:

  • Eine Überdosierung von Magnesium führt zu Durchfall und kann Muskelschwäche und Blutdruckabfall verursachen.
  • Zu viel Calcium kann Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkt bewirken. [3]
  • Vitamin A führt bei einer erhöhten Einnahme zu Sehstörungen und anderen Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod, [2]
  • bei Vitamin D kehrt sich bei einem Zuviel sogar die Wirkung um: statt dazu beizutragen, Calcium ins Knochengerüst einzulagern, wird es dann herausgelöst! Das aus den Knochen gelöste Calcium führt wiederum zu Organschäden.

Diese wenigen Beispiele von Vitaminen und Mineralien, die gerne und oft mit Brausetabletten oder Multivitaminpräparaten eingenommen werden, haben dir hoffentlich gezeigt: auch mit freiverkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel kannst du deinem Körper großen Schaden antun!

Machen Nahrungsergänzungsmittel bei Endometriose Sinn?

Kurz und knapp: nein. Es sei denn, Du gehörst zu den wenigen Ausnahmen, weil du in Erwartung einer Schwangerschaft oder bereits schwanger bist, dich zu den Leistungssportlern oder „Frischluftverweigerern“ zählst oder weder Seefisch noch Rotalgen konsumierst.

Da bis heute noch nicht bewiesen ist, dass synthetisch hergestellte oder isolierte Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente überhaupt vom Körper in dem Maße verwertet werden können, wie sie es im natürlichen Zusammenspiel mit z.B. sekundären Pflanzenstoffen im Lebensmittel selbst werden, könnte es sein, dass das viele Geld für all die Mittelchen sowieso nicht zum gewünschten, positiven Erfolg führt und die Risiken überwiegen. [4] Das gilt auch für isolierte Stoffe wie Resveratrol (mehr dazu hier) und Phytoöstrogene, zu denen du hier mehr erfährst.

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau kann deinen kompletten Nährstoffbedarf decken. Auch bei Endometriose. Spar dir das Geld für Nahrungsergänzungsmittel und investiere es besser in eine gesunde Ernährung mit Lebensmitteln aus kontrolliert biologischem Anbau. Warum „bio“ bei Endometriose? Das erfährst du hier: Umweltgifte und Endometriose

gegen Blähungen

Referenzen

1.
Referenzwerte für die Zufuhr von Folat aktualisiert [Internet]. [cited 2021 Jul 23]. Available from: https://www.dge.de/nachrichten/detail/referenzwerte-fuer-die-zufuhr-von-folat-aktualisiert/
1.
Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin A [Internet]. [cited 2021 Jul 23]. Available from: https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/faq-vitamin-a/
1.
Ausgewählte Fragen und Antworten zu Calcium [Internet]. [cited 2021 Jul 23]. Available from: https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/calcium/?L=0
1.
Gemüse- und Obstprodukte als Nahrungsergänzungsmittel [Internet]. [cited 2021 Jul 23]. Available from: https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/gemuese-und-obstprodukte-als-nahrungsergaenzungsmittel/
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Mary
Mary
17. März 2022 17:37

Es ist interessant, dass hier die Risiken der Überdosierung von Vitaminen und Mineralstoffen durch Nahrungsergänzung erwähnt werden, jedoch auf mögliche gesundheitliche Risiken durch hormonelle oder generell medikamentöse Behandlung nicht intensiver eingegangen wird (in den entsprechenden Artikeln). Wenn ich mich irren sollte, weist mich gerne darauf hin. Allerdings war ‚Nebenwirkungen‘ das einzige Wort, das ich in dem Zusammenhang gelesen habe. Doch im Detail wird nichts weiter darüber gesagt.
Das Thema Nahrungsergänzung ist natürlich sehr umstritten, doch ist es wichtig, entsprechende Fallbeispiele und Studien an der Hand zu haben, wenn man über solch drastische Folgen schreibt. Bitte seht das als einen konstruktiven Beitrag, denn als solcher ist er gemeint.
Ich finde es wichtig und gut, dass ihr uns Betroffenen hier eine Plattform bietet, damit wir unter anderem unser Wissen über die Krankheit und was sie so mit sich bringt erweitern und ergänzen können.

Sandra Fleck
17. März 2022 19:47
Antworten zu  Mary

Hallo liebe Mary,
vielen Dank für deine konstruktive Kritik.
Auf die Risiken einer medikamentösen oder hormonellen Behandlung bei Überdosis hinzuweisen, ist eine gute Idee 🙂
Liebe Grüße
Sandra

Alima
Alima
24. Juli 2022 18:28

Ich sehe den Beitrag sehr kritisch. Eure Podcastfolge dazu hat mich bestärkt Nahrungsergänzungsmittel zu meiden. Bis ich darüber gestolpert bin, dass Nahrungsergänzungsmittel (hab mich dann für ein kombipräperat entschieden) bei Erschöpfung empfohlen werden. Dadurch wurde langfristig die Erschöpfung und auch die chronischen Schmerzen DEUTLICH besser. Ich glaube die Bedeutung von Vitaminen und Mineralstoffe in Zusammenhang mit Endometriose/adenomyose wird systematisch unterschätzt. Dennoch schätze ich Eure Arbeit sehr. Liebe Grüße 😉

Silke Neumann (zertifizierte Ernährungsberaterin)
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