06.03.2025
3 Min. Lesezeit
Endometriose betrifft Millionen Menschen weltweit und ist mit teils erheblichen Schmerzen und Einschränkungen verbunden. Neue Studien werfen ein dringend benötigtes Licht auf die komplexe Zellbiologie der Erkrankung und könnten in Zukunft zu besseren Diagnose- und Therapiemöglichkeiten führen. Doch klar ist: Es bleibt noch viel zu tun.
Bei Endometriose bilden sich Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, außerhalb der Gebärmutter. Sie reagieren auf Hormone und lösen Entzündungen aus. Forschende untersuchen diese Zellen genauer, um zu verstehen, warum sie wandern, wachsen und chronische Schmerzen verursachen – und wie man sie gezielt behandeln kann.
Die Studien der Forschergruppe von Fonseca zeigen, dass Endometriose-Herde aus verschiedenen Zelltypen bestehen können, darunter Immunzellen, Bindegewebszellen und sogenannten Epithelzellen. Diese Vielfalt erklärt, warum die Krankheit so unterschiedlich verläuft und warum manche Betroffene stärkere Schmerzen oder Symptome haben als andere [1].
Endometriosezellen sind stark östrogenempfindlich. Östrogene fördern die Zellvermehrung und Entzündungsreaktionen, was das Wachstum und die Aktivität des Endometriosegewebes antreibt. Im Gegensatz zu normalem Gewebe reagieren Endometriosezellen oft schlecht auf Progesteron, das normalerweise die Wirkung von Östrogenen ausgleicht und das Zellwachstum hemmt. Diese Resistenz könnte durch molekulare Veränderungen in den Zellen verursacht werden [1], [2].
Zyklusbedingte hormonelle Schwankungen verstärken zusätzlich Entzündungen und Schmerzen, da das Gewebe entzündungsfördernde Stoffe wie Prostaglandine produziert. Diese Besonderheiten erklären, warum hormonelle Therapien, die auf eine Balance dieser Hormone abzielen, nicht bei allen Betroffenen wirken [3].
Besonders tiefe Endometriose-Läsionen fördern das Wachstum von Nerven in das Gewebe – das macht sie oft schmerzhafter als oberflächliche Formen. Diese Erkenntnis über die Zellen könnte zukünftig helfen, gezielte Schmerztherapien zu entwickeln [1].
Die neuen Studienergebnisse bieten Hoffnung, dass Behandlungen in Zukunft individueller und effektiver werden könnten [4]:
Viele Betroffene erleben eine lange, frustrierende Odyssee bis zur Diagnose – im Durchschnitt dauert es sieben bis zehn Jahre [5]. Die neuen Erkenntnisse könnten diesen Weg verkürzen und die Lebensqualität verbessern.
In der Studie von Fonseca wurden nur die Zellen von 54 Personen analysiert. Diese Datenmenge reicht nicht aus, um alle Fragen zu diesem Thema vollständig zu beantworten. Trotz der Fortschritte gibt es noch viele unbeantwortete Fragen, wie zum Beispiel:
Neue Studien sind ein wichtiger Meilenstein, doch der Weg zur vollständigen Entschlüsselung der Endometriose ist noch lang. Für Betroffene bedeutet dies vor allem eins: Hoffnung auf weniger Schmerzen, individuellere Therapien und eine Zukunft, in der Endometriose besser verstanden und behandelt werden kann.
Falls du dich gerade mitten in der schwierigen Phase der Diagnosesuche befindest, könnte dir die ENDO-App mit praktischen Tipps und hilfreichen Informationen zur Seite stehen. Auch wenn es bisher keine Heilung für Endometriose gibt, kann ein besseres Verständnis der Krankheit sowie gezielte Tipps den Alltag mit dieser chronischen Erkrankung nachgewiesen erheblich erleichtern [6]. Du bist stark und hast die Kraft, diesen Weg trotz Rückschlägen zu meistern. Du bist nicht allein, und jede Unterstützung zählt!
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Quellennachweise
[1] M. A. S. Fonseca u. a., „Single-cell transcriptomic analysis of endometriosis“, Nat. Genet., Bd. 55, Nr. 2, S. 255–267, Feb. 2023, doi: 10.1038/s41588-022-01254-1.
[2] L. Geddes, „Scientists map cellular changes linked to endometriosis“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.theguardian.com/society/2023/jan/09/scientists-map-cellular-changes-linked-to-endometriosis
[3] E. Rolla, „Endometriosis: advances and controversies in classification, pathogenesis, diagnosis, and treatment“, F1000Research, Bd. 8, S. 529, Apr. 2019, doi: 10.12688/f1000research.14817.1.
[4] J. Crump, A. Suker, und L. White, „Endometriosis: A review of recent evidence and guidelines“, Aust. J. Gen. Pract., Bd. 53, Nr. 1–2, S. 11–18, Feb. 2024, doi: 10.31128/AJGP/04-23-6805.
[5] Endometriose-Vereinigung Deutschland E.V., „Was ist Endometriose?“ [Online]. Verfügbar unter: https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose/?t
[6] N. Rohloff, „Digitale multimodale Unterstützung bei Endometriose: Die Endo-App“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.clemenshospital.de/fileadmin/user_upload/Muenster-Misericordia/Clemenshospital/Bereiche_Abteilungen/Gynaekologie/Frauenklinik/Beitrag_Rohloff_Schaefer.pdf
Medizinjournalistin
Louisa ist wissenschaftliche Redakteurin im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Medizinexpertin hat sie tiefe Einblicke in aktuelle Forschungsthemen. Diese wertvollen Informationen aufzubereiten und für Betroffene und Interessierte zugänglich zu machen, ist ihre Leidenschaft.
Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.
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