Verdauungsbeschwerden bei Endometriose – ein häufiges Symptom

Sehr viele Frauen mit Endometriose, in manchen Studien bis zu 90%, leiden unter Verdauungsbeschwerden.

Zunächst die gute Nachricht – das heißt nur in einem kleinen Teil der Fälle, dass tatsächlich Endometriose den Darm befällt. In einer Studie mit Endometriosepatientinnen konnte nur bei 7,9% der Frauen mit Verdauungsbeschwerden eine Endometriose am Darm festgestellt werden.

Viele Beschwerden sind unspezifisch und unabhängig von der direkten Lage der Endometriose. Trotzdem müssen alle möglichen Gründe untersucht werden.

Verdauungsbeschwerden bei oder in Zusammenhang mit Endometriose können diese sein:

Verwechslung mit Magen-Darm-Erkrankung möglich

Bei einigenFrauen vermuten Ärzte zunächst eine Magen-Darm-Erkrankung, weil die Verdauungsbeschwerden so stark sind.

Dabei ist auffällig, dass auch bei Verdauungsbeschwerden die Endometriose nicht unbedingt direkt am Darm oder noch seltener am Magen zu finden ist.

Zugleich sind aber auch andere Erkrankungen, wie das Reizdarmsyndrom häufiger bei Frauen mit Endometriose vertreten.

Endometrioseherde am Verdauungstrakt

Auch wenn Verdauungsbeschwerden nicht direkt Endometriose am Verdauungstrakt bedeuten, können Endometrioseherde am Darm natürlich die Ursache sein. Wenn sich Endometrioseherde am Darm befinden treten häufig Schmerzen aber auch andere Symptome auf – von Schmerzen und Blut sowie Schleim beim Stuhlgang, Durchfall oder Verstopfung. Aber sie können auch beschwerdefrei sein. Wenn Herde vorhanden sind, befinden sie sich meist am Enddarm. Dünndarm und Magen sind sehr selten betroffen. Endometriose wächst häufig auch um den Enddarm herum und im Bereich zwischen Scheide und Enddarm, dem Spatium rectovaginale. In diesem Fall treten häufig auch gleichzeitig Schmerzen beim Sex auf.

Endometrioseherde am Verdauungstrakt können von einem erfahrenen Untersucher in der gynäkologischen Untersuchung mit Tastuntersuchung von Scheide und Darm, Ultraschall der Darmwand oder im MRT oder Bauchspiegelung gefunden werden.

Einige Frauen beobachten während ihrer Periode Blut im Stuhl. Dies deutet auf Endometrioseherde im Darm hin. Die Endometrioseherde entwickeln sich im Zyklus wie die Gebärmutterschleimhaut. Sie bauen sich auf und bluten dann während der Periode ab. Bei Blut im Stuhl sollte zur Abklärung von anderen Ursachen und der Endometriose eine Darmspiegelung gemacht werden. Allerdings wird auch bei bestehender Endometriose am Darm oft keine Endometriose in der Darmspiegelung entdeckt. Wenn Endometriose am Darm vorhanden ist, wächst diese meistens von außen auf dem Darm.

Starke Schmerzen beim Stuhlgang

Auch starke Schmerzen während des oder nach dem Stuhlgang können auf Herde am oder in der Nähe des Darmes hindeuten, können aber auch unabhängig davon sein. Die Therapie von tief infiltrierender Endometriose des Darmes sollte immer in einem interdisziplinären Endometriosezentrum durchgeführt und geplant werden.

Allerdings sind die meisten Verdauungsbeschwerden sehr unspezifisch, das heißt sie weisen nicht direkt auf einen Endometrioseherd am Verdauungstrakt hin. Sie treten auch bei Endometriose an anderen Stellen auf. Diese allgemeinen Magen-Darm-Symptome sind auch der Grund, warum Endometriose häufig mit einem Reizdarm Syndrom verwechselt werden.

Ein Grund für Probleme können auch Verwachsungen durch die Endometriose oder Operationen sein. Verwachsungen können den Darm in seiner Bewegungsfreiheit beschränken und damit die Transportfunktion stören.

Frauen mit Endometriose haben häufiger Magen-Darm-Symptome

Frauen mit Endometriose leiden häufiger als andere Frauen unter Verstopfung, Übelkeit, Blähungen, Unverträglichkeiten oder Erbrechen. Auch ein extrem starker Drang beim Stuhlgang, sodass man plötzlich ins Badezimmer rennen muss, haben manche. Und einige berichten auch über das Gefühl, den Stuhlgang nicht ganz entleeren zu können.

Die Ursachen dieser Symptome sind nicht immer geklärt.

Vermutungen beschreiben einen Zusammenhang zwischen der bakteriellen Darmflora und Endometriose. Andere führen diese Symptome auf Entzündungsprozesse im Bauch zurück, die den Darm beeinflussen. Aber eine klare Antwort hat die Forschung noch nicht gefunden.

Sicher ist nur, dass diese Symptome gehäuft auftreten und einen starken Einfluss auf das Wohlbefinden haben.

Behandlung der Endometriose kann auch Magen-Darm-Probleme lindern

Bei vielen Frauen verbessern sich diese Symptome mit Behandlung der Endometriose. Trotzdem müssen natürlich andere Gründe durch den Arzt ausgeschlossen werden.

Der wichtigste Schritt für die Verbesserung von Verdauungsbeschwerden bei Endometriose ist also die spezialisierte Behandlung der Endometriose in einem Endometriosezentrum. Zusätzlich kann in manchen Fällen eine Ernährungsumstellung Linderung bringen.

Auch Stress kann den Darm über das Nervensystem negativ beeinflussen, sodass du mit vermehrter Entspannung deine Verdauung immer unterstützen kannst. Du hast somit auch Stellschrauben, an denen du zusätzlich selber dein Wohlbefinden beeinflussen kannst.

Tracke deine Magen-Darm-Beschwerden

Achte bei solchen Beschwerden besonders auf eine gesunde Ernährung und versuche zu verstehen, wann die Beschwerden auftreten und wovon sie beeinflusst werden – sei es Ernährung, der Zyklus, Stress oder Sport.

Wichtig ist aber gerade bei solchen Beschwerden die Vorstellung in einem interdisziplinären Endometriosezentrum! Hier findest du Adressen in deiner Nähe!

Mithilfe der Endo-App kannst du deine Darmbeschwerden in einem übersichtlichen Symptomtagebuch tracken. Lade dafür die Endo-App herunter und erfahre noch mehr über typische und mögliche Symptome.

Referenzen

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Dr. med. Nadine Rohloff