Übelkeit während der Regel

Der Lebensrhythmus von Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter ist maßgeblich durch das Zusammenspiel der Hormone innerhalb des weiblichen Zyklus bestimmt. In einer – mehr oder weniger – regelmäßigen Zeitspanne von rund 28 Tagen steuern die unterschiedlichen weiblichen Sexualhormone das weibliche Reproduktionssystem der Frau. Allerdings wirken diese Hormone nicht ausschließlich auf die Sexual- und Fortpflanzungsorgane, sondern haben Auswirkungen auf den gesamten Organismus. In der Folge können zyklusabhängige Beschwerden auftreten – die eben durch die sich verändernden Hormonspiegel mitverursacht werden. Während der Menstruationsblutung leiden viele Frauen an Menstruationsbeschwerden [1] wie Bauschmerzen und Durchfall sowie Migräne [2]. Doch auch Übelkeit während der Regelblutung gehört zu den potentiellen Menstruationsbeschwerden. In diesem Artikel erfährst du

  • wie der weibliche Zyklus funktioniert,
  • ob Übelkeit ein Zeichen für das Vorliegen einer Endometriose ist und
  • welche anderen Ursachen hinter dieser zyklusabhängigen Übelkeit stecken können.

Hintergrund: Wie funktioniert der weibliche Zyklus?

Der Menstruationszyklus ist gekennzeichnet durch die – mehr oder weniger – regelmäßig einsetzende Menstruationsblutung. Im Rahmen der Menstruationsblutung werden Gebärmutterschleimhautzellen und Blut über die Vagina ausgeschieden. Ab der ersten Menstruation im Alter von etwa 12 Jahren während der Pubertät bis zu der letzten Menstruation in den Wechseljahren haben gesunde, nicht-schwangere Frauen etwa einmal im Monat eine Menstruationsblutung. Diese signalisiert den Beginn eines neuen Zyklus.

Der Menstruationszyklus dauert bei den meisten gesunden Frauen zwischen 25 und 36 Tagen. Er beginnt laut Definition mit dem ersten Tag der Menstruationsblutung. Gesteuert wird der Menstruationszyklus durch das Zusammenspiel mehrerer Hormone, die im Hypothalamus (im Zwischenhirn), dem Hypophysenvorderlappen (Hirnanhangsdrüse) und den Ovarien (Eierstöcke) gebildet werden. Der Zyklus läuft in drei Phasen ab:

  • der Follikelphase (ab Menstruationsbeginn bis Eisprung),
  • der Ovulationsphase (Eisprung) und
  • der Lutealphase (ab Eisprung bis Einsetzen der Menstruationsblutung)

Der erste Tag der Follikelphase beginnt mit dem Einsetzen der Menstruationsblutung, also genau dem Zeitraum, in dem die hier behandelten Menstruationsbeschwerden einsetzen. Mit Beginn der Follikelphase sinken die Spiegel der Hormone Östrogen und Progesteron ab. Dieser Abfall des Hormonspiegels sorgt dafür, dass die oberen Schichten der Gebärmutter, also die verdickte Gebärmutterschleimhaut, abgebaut und mit dem Menstruationsblut ausgeschieden werden. Parallel dazu steigt das follikelstimulierende Hormon bereits an und leitet so den neuen Zyklus ein. Dadurch reifen mehrere Follikel heran, in denen sich jeweils ein Ei befindet, von denen jedoch (in der Regel) nur ein Follikel fertig ausreift. In diesem wird Östrogen erzeugt.

Während der Ovulationsphase steigt das luteinisierende Hormon an und löst so den Eisprung aus. Innerhalb der Ovulationsphase steigt auch der Progesteronspiegel an. Es schließt sich die Lutealphase an, in der das Ei sich in Richtung Gebärmutter bewegt und, wen es befruchtet wird, in die Gebärmutterschleimhaut einnistet. Während die Spiegel der luteinisierenden und follikelstimulierenden Hormone absinken, steigt das Progesteron, das von dem Gelbkörper (Follikel ohne Ei) gebildet wird. Die hohen Progesteron- und Östrogenspiegel sorgen für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Wird das Ei nicht befruchtet, so bildet sich der Gelbkörper zurück, sodass der Progesteronspiegel abzusinken beginnt.

Auch der Östrogenspiegel sinkt nun ab, sodass die oberen Schleimhautschichten abgebaut werden und die Menstruationsblutung erneut einsetzt.

Überblick: Welche Menstruationsbeschwerden gibt es?

Während der Menstruationsblutung leidet ein großer Teil der Frauen unter unterschiedlichen Beschwerden, die zum Teil Symptome einer ernsthaften Erkrankung sein können [3]. Andere Symptome werden als „Frauenleiden“ oder „psychosomatische Beschwerden“ abgetan, was eine Folge der sich bis heute haltenden Tabuisierung des weiblichen Zyklus ist [4]. Daher finden sich in der medizinischen Fachliteratur zu den vielen Beschwerdebildern oder Beschwerden, die keine gravierenden Ursachen haben, aber dennoch belastend sind, wenig bis gar keine Informationen. Studien stammen von Pharmafirmen oder werden im Auftrag von Frauenzeitschriften in Auftrag gegeben.

Zu den am weitesten verbreiteten Beschwerden [1, 5] während der Menstruationsblutung zählen:

Was sind mögliche Ursachen für Übelkeit während der Menstruationsblutung?

Für das Symptom der Übelkeit während der Regelblutung gibt es unterschiedliche mögliche Ursachen. Viele davon hängen unmittelbar mit dem Menstruationszyklus zusammen, andere wiederum nur indirekt oder gar nicht. Die Aufzählung der möglichen Ursachen ist nicht abschließend. Bei starker Übelkeit oder wiederkehrender Übelkeit während der Regelblutung sollte auf jeden Fall eine fachärztliche Abklärung erfolgen.

  • Hormonelle Ursachen [6]: Während des gesamten Zyklus finden Änderungen im Spiegel der unterschiedlichen weiblichen Sexualhormone statt. Da diese nicht ausschließlich auf reproduktiven Organe der Frau wirken, sondern auch auf andere Organe Einfluss haben, kann Übelkeit während der Regel durch die Hormonschwankungen beeinträchtigt sein. Das Progesteron beispielsweise, dessen Spiegel in der zweiten Zyklushälfte hoch ist und während der Menstruationsblutung niedrig ist, wirkt auch auf die glatte Muskulatur in anderen Organsystemen als der Gebärmutter. Dies betrifft unter anderem auch den Magen-Darm-Trakt.
  • Medikamente: Werden während der Menstruationsblutung Medikamente, etwa gegen Unterleibsschmerzen, eingenommen, so kann die Übelkeit auch eine Nebenwirkung der Schmerzmittel sein [7]. Doch auch bei Medikamenten, die dauerhaft eingenommen werden, kann ein Zusammenhang zwischen der Menstruationsblutung (also dem speziellen Zeitpunkt im Zyklus) und der Medikamenteneinnahme bestehen. Denn viele Medikamente sind bei Frauen weniger gut erforscht als bei Männern [8].
  • Magen-Darm-Erkrankung: Grundsätzlich kann, parallel zum Auftreten der Regelblutung, auch eine Magen-Darm-Erkrankung einsetzen. Dann besteht kein kausaler Zusammenhang zwischen Übelkeit und Regelblutung. Allerdings ist es statistisch sehr unwahrscheinlich, dass dies drei- oder mehrmals in Folge passiert.
  • Stress [9]: Stress hat einen Einfluss auf körperliche Prozesse und kann daher auch zu Beschwerden während der Menstruationsblutung führen. Die Stressfaktoren können unabhängig von der Menstruationsblutung sein oder mit dieser in Zusammenhang stehen. Für letztere Variante könnte sprechen, wenn die Menstruationsblutung von einer Frau als sehr unangenehm wahrgenommen wird oder ein Kinderwunsch besteht, der durch das Einsetzen der Regelblutung nachweislich (wieder) nicht erfüllt wurde.
  • Endometriose: Zusammengefasst mit mehreren anderen Symptomen unter dem Oberbegriff Dysmenorrhoe zählt Übelkeit auch zu den Symptomen einer Endometriose [10]. Allerdings handelt es sich sowohl bei der Übelkeit als auch bei den anderen Symptomen, die unter Dysmenorrhoe zusammengefasst sind, um sehr unspezifische Symptome. Das heißt, sie können mit der Endometriose auftreten, aber auch sehr viele andere Gründe haben, sodass das alleinige Vorliegen von Übelkeit nicht unbedingt direkt auf Endometriose hinweist. Kommt es allerdings mit anderen typischeren Endomtriosesymptomen vor, sollte man den Arzt darauf ansprechen.

Zusammenfassung:

Übelkeit, und selbst Übelkeit mit Erbrechen, kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Teilweise hängen die Ursachen mit dem Menstruationszyklus zusammen, teilweise hat die Übelkeit jedoch auch andere Gründe. Auch, wenn Übelkeit zu den Symptomen zählt, die im Rahmen einer Endometriose auftreten können, ist alle das Auftreten von Übelkeit noch kein Grund, Sorgen vor einer Endometriose haben zu müssen.

Wichtig ist: Tritt Übelkeit wiederholt während der Regelblutung auf oder ist die Übelkeit sehr stark, so sollte stets eine fachärztliche Abklärung der Ursachen erfolgen.

Um einen Überblick über deine Symptome zu behalten, kann es sehr hilfreich sein, ein Symptom-Tagebuch zu führen. In der Endo-App findest du ein solches Tagebuch. Lade dir die Endo-App herunter und probiere es aus.

Referenzen

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1268407/umfrage/umfrage-unter-frauen-zu-den-haeufigsten-menstruationsbeschwerden/
  2. https://link.springer.com/article/10.1007/s00940-019-0977-9
  3. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117060/Studie-Zyklusstoerungen-koennten-bei-Frauen-das-Leben-verkuerzen
  4. https://books.google.de/books?id=wxclBgAAQBAJ&pg=PA81&lpg=PA81&dq=beschwerden+w%C3%A4hrend+der+Menstruationsblutung+medizingeschichte&source=bl&ots=Jr6SRIU2GA&sig=ACfU3U2tJ3b2x-QqxJj3nhV0aEDhBOVsvQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwitl4Pm9uf0AhUERuUKHd5oD2IQ6AF6BAgWEAM#v=onepage&q=beschwerden%20w%C3%A4hrend%20der%20Menstruationsblutung%20medizingeschichte&f=false
    Patient Frau: Psychosomatik im weiblichen Lebenszyklus
    herausgegeben von Marianne Springer-Kremser, Marianne Ringler, Anselm Eder, Springer Verlag
  5. https://www.toppharm.ch/krankheitsbild/menstruationsbeschwerden
  6. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72278/Biologische-Ursache-der-praemenstruellen-dysphorischen-Stoerung-gefunden
  7. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ibuprofen_289#Nebenwirkungen
    (exemplarisch für Ibuprofen; gilt aber für nahezu alle Schmerzmittel)
  8. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/66613/In-klinischen-Studien-sind-Frauen-oft-unterrepraesentiert
  9. Hassan S, Muere A, Einstein G. Ovarian hormones and chronic pain: A comprehensive review. Pain [Internet]. 2014 [cited 2021 May 20];155(12):2448–60. Available from: https://journals.lww.com/00006396-201412000-00005
    https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-49322-9_5; Gerber M., Schilling R. (2018) Stress als Risikofaktor für körperliche und psychische Gesundheitsbeeinträchtigungen. In: Fuchs R., Gerber M. (eds) Handbuch Stressregulation und Sport. Springer Reference Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49322-9_5
  10. Andreas D. Ebert; Endometriose, Ein Wegweiser für die Praxis; De Gruyter

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