Schmerzmittel während der Periode / bei Endometriose

Bei einer Endometriose siedelt sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter an, das dort nicht hingehört. Das Ansiedeln des gebärmutterschleimhautartigen Gewebes führt dazu, dass sich Gewebeinseln, sogenannte Endometrioseherde bilden.
Genau das kann schmerzhaft für Patientinnen sein, vor allem während der Periode.

Doch welche Möglichkeiten gibt es, die krampfartigen Beschwerden zu lindern? Ist es eine gute Idee, Aspirin während der schmerzhaften Periode einzunehmen?

Wir geben Dir heute einen Überblick über geeignete Schmerzmittel und verraten Dir, wann eine Verordnung durch den Arzt erfolgen muss.

Warum treten die Schmerzen vor allem während der Periode auf?

Es gibt einen guten Grund dafür, warum Du die Schmerzen vor allem während der Periode bemerkst, denn die Endometriose stellt Deinen Körper in Verbindung mit dem weiblichen Zyklus vor große Herausforderungen. Die unerwünschten Gewebeansammlungen außerhalb der Gebärmutter reagieren nämlich auf Deinen Hormonzyklus – somit wachsen die Endometrioseherde genauso wie die Gebärmutterschleimhaut im Verlauf des Zyklus mit. Dieses Wachstum führt dazu, dass Du während Deiner Periode verstärkte krampfartige Schmerzen verspürst. Auch gleichzeitig auftretende Bauch- und Rückenschmerzen sind typisch.

Wusstest Du, dass die Endometrioseherde bei jeder Periode mit bluten? Dabei gibt es allerdings einen Haken, denn das vorhandene Blut kann nicht richtig abfließen, dadurch bilden sich Blutansammlungen oder Zysten. Dein Körper hat nun die Aufgabe, das Blut zu absorbieren und abzubauen – doch das dauert.

Währenddessen reizen die wiederholten Blutansammlungen das Gewebe außerhalb der Gebärmutter, dadurch können sogar Entzündungen entstehen. Im weiteren Verlauf bilden sich Verwachsungen oder sogenannte Schokoladenzysten, Hohlräume, die sich mit geronnenem Blut füllen. [1]

Gut zu wissen!

Leichte Periodenschmerzen sind völlig normal – sie entstehen dadurch, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht, umso die überflüssige Schleimhaut nach nicht erfolgter Befruchtung abzustoßen. Sehr schmerzhafte Regelblutungen oder häufige Monatsblutungen können aber auf eine Endometriose hindeuten.

Vorsicht: Lediglich 65 % aller Endometriose-Patientinnen verspüren klassische Endometriose-Symptome. [2]

Diese Schmerzmedikamente nehmen Endometriose-Patientinnen ein

Um nicht mit den Endometriose-Schmerzen leben zu müssen, nehmen Betroffene verschiedene Medikamente ein. Allerdings eignen sich nicht alle gleichermaßen. Wir möchten Dir an dieser Stelle einen Überblick über die verschiedenen Schmerzmittel geben und verraten, welche zuverlässig gegen Unterleibskrämpfe und Co. helfen können.

Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)

Insbesondere Medikamente aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) setzen Endometriose-Patientinnen im Kampf gegen die Schmerzen ein. Dazu zählen die berühmten Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure, kurz ASS. Tatsächlich eignet sich die Medikamentengruppe gut, um Schmerzen während der Periode zu lindern. Passende Präparate erhältst Du in einer überschaubaren Dosierung frei verkäuflich. Diese sind in der Lage, leichte bis mäßige Schmerzen zu reduzieren. Bei einer starken Schmerzausprägung reichen die frei verkäuflichen Medikamente allerdings nicht mehr aus. Dein Gynäkologe kann Dir dann Präparate mit einer höheren Dosierung verschreiben.

Wann eignen sich NSAR?

Wie Du bestimmt weißt, können Paracetamol, Acetylsalicylsäure und Co. bei akuten oder chronischen Schmerzen eingenommen werden. Da die Medikamente der Gruppe NSAR schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften besitzen, sind sie besonders bei vorliegenden Entzündungsgeschehen beliebt. Allerdings helfen sie auch bei einfachen Kopfschmerzen oder bei posttraumatischen Schmerzen.

Welche Nebenwirkungen haben nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)?

Auch wenn wir Aspirin, Paracetamol oder Diclofenac vergleichsweise häufig anwenden, haben auch diese Medikamente ein Nebenwirkungspotenzial. Magenschmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen sind unerwünschte Begleiterscheinungen – in der Regel vertragen Anwender die Präparate aber gut. Bei Acetylsalicylsäure und Endometriose gibt es aber eine Besonderheit, denn ASS setzt die Blutgerinnung herab. Dadurch kann es passieren, dass Deine ohnehin stark ausgeprägte Regelblutung noch stärker ausfällt. Daher rät der Berufsverband der Frauenärzte sicherheitshalber dazu, bei starken Periodenblutungen auf Präparate mit dem Inhaltsstoff Acetylsalicylsäure zu verzichten.[3]

Opioide

Grundsätzlich kommen bei sehr starken krampfartigen Schmerzen auch sogenannte Opioide in Betracht. Die Medikamente, die zu dieser Wirkstoffgruppe zählen, können selbst starke Schmerzen dämpfen. Dafür setzen sie an den Opioid-Bindestellen im Gehirn an und entfalten direkt dort ihre Wirkung. Wusstest Du, dass Dein Körper auch selbst schmerzhemmende Stoffe produziert? Die endogenen Opioide lindern ebenfalls Schmerzen, aber auch Angst und Stress. Deshalb werden sie für zukünftige Therapieverfahren, zum Beispiel bei Angststörungen, erforscht. [4] Die Opioide in Medikamentenform ahmen den körpereigenen Effekt gewissermaßen nach.

Wann eignen sich Opioide?

Auch wenn eine Endometriose mit starken Beschwerden einhergehen kann, finden Opioide nur vergleichsweise selten Anwendung bei der Erkrankung. Das liegt daran, dass die sehr schmerzhaften Episoden nicht nur, aber vor allem während der Periode stattfinden. Außerdem erhältst Du Opioide nicht frei verkäuflich in der Apotheke, sondern erst nach ärztlicher Verordnung. Dein Arzt wird aber nur nach eingehender Abwägung der Risiken eine Verschreibung in Betracht ziehen. Nicht zuletzt deshalb, weil bis heute keine Daten vorliegen, die belegen, wie wirksam die Opioid-Einnahme während endometriosebedingter Menstruationsschmerzen ist. [5]

Welche Nebenwirkungen haben Opioide?

Es gibt einen guten Grund dafür, warum Opioide nicht frei verkäuflich sind, denn sie können bei längerer Anwendung abhängig machen. Das gilt insbesondere bei stärker wirksamen Präparaten. Außerdem kann die Verwendung von Opioiden zu unerwünschten Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Schwindel, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit oder Müdigkeit führen. Die Nebenwirkungen treten in der Regel nur vorübergehend in den ersten Tagen der Einnahme auf und verschwinden danach. Eine Verstopfung kann allerdings längerfristig bestehen und wird auf eine durch die Medikamente eingeschränkte Beweglichkeit des Darms zurückgeführt. [6]

Alternativen zu Schmerzmitteln

Einerseits wünschen sich Endometriose-Patientinnen eine schonende Behandlung, andererseits aber auch eine wirksame Bekämpfung ihrer Schmerzen. Eine gezielte Behandlung der Ursache, nämlich der Endometrioseverwachsungen, und weitere Therapieverfahren können dazu beitragen, den Griff zu Schmerzmitteln zumindest zu reduzieren. Dazu kommen folgende Verfahren in Betracht.

  1. Hormonelle Behandlung: Hormonelle Substanzen bzw. Präparate wie Gestagene, die Antibabypille oder GnRH-Analoga stellen die Gewebeinseln ruhig und tragen damit zu einer Schmerzlinderung bei. Besitzt Du einen akuten Kinderwunsch, eignen sich aber keine Präparate, bei denen der Eisprung ausbleibt. Dein Gynäkologe berät Dich gerne zu geeigneten Präparaten.
  2. Operativer Eingriff: Per Bauchspiegelung oder klassischem Bauchschnitt gelingt es Medizinern meist, die Verwachsungen zu entfernen. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose mittels Laser, Skalpell oder einer speziellen Sonde. Die Entfernung der Endometrioseherde kann die Endometriose-Beschwerden verringern. [7, 8]
  3. Weitere Therapieverfahren: Homöopathie, Akupunktur, Nahrungsergänzungsmittel sowie pflanzliche Präparate können Patientinnen ebenfalls bei Endometriose anwenden. Bisher gibt es aber keine Belege dafür, dass sie die Schmerzen effektiv lindern. [5] Einige Frauen berichten allerdings davon, dass ihnen Entspannungsverfahren wie Yoga, Progressive Muskelentspannung oder autogenes Training bei Schmerzen helfen. Auch die traditionelle Wärmflasche kann Krämpfe und damit Schmerzen lindern.

Gut zu wissen!

Das autogene Training, bei dem Anwender eine konzentrative Selbstentspannung erleben, ist häufig auch Teil der multimodalen Schmerztherapie. Eine Studie zeigt, dass Menschen mit chronischen Schmerzen im Vergleich zur Standardtherapie deutlich stärker von einer Schmerzlinderung profitieren, wenn sie autogenes Training anwenden. [9] Auch aus diesem Grund schaffen wir Dir die Möglichkeit, in unserer Endo-App im Modul Entspannung das autogene Training zu erlernen.

Ab zum Arzt: dann ist bei Schmerzen der Arztbesuch fällig

Auch wenn viele Endometriose-Patientinnen sich im Laufe ihrer Erkrankung mit den monatlichen Schmerzen abgefunden haben, gibt es durchaus gute Gründe, Deinen Frauenarzt bei Schmerzen aufzusuchen. Wurde Endometriose bei Dir diagnostiziert, solltest Du ohnehin regelmäßig Deine Termine bei Deinem Gynäkologen wahrnehmen. Somit kann er den Verlauf Deiner Erkrankung nachverfolgen und weitere Therapieschritte, falls nötig, einleiten.

Außerhalb der Kontrollbesuche solltest Du einen Arzt aufsuchen, wenn:

  • Du ungewöhnlich starke Blutungen bemerkst
  • die Schmerzen sehr ausgeprägt sind
  • neue Symptome, zum Beispiel Rückenschmerzen oder Probleme beim Wasserlassen, hinzukommen
  • die Schmerzen Deine Lebensqualität stark beeinflussen

Da sich die Endometriose, selbst nach einer Operation oder Medikamenteneinnahme, weiter entwickeln kann, ist es wichtig, dass Du auf Deinen Körper hörst. Neue Endometrioseherde oder Verwachsungen an besonders sensiblen Körperregionen wie dem Harnsystem können eine andere Behandlung notwendig machen – scheue Dich also nicht, Deinen Gynäkologen auch außerhalb der Kontrolltermine aufzusuchen.

Wo finde ich einen endometriosefreundlichen Gynäkologen?

Solltest Du Dich bei deinem Gynäkologen nicht wohl fühlen, weil er Deine Beschwerden nicht ernst nimmt, schaue doch mal in unsere Arztsuche: Hier findest Du Frauenärzte, die von anderen Endometriose-Patientinnen bereits empfohlen wurden.

Kurz und knapp

Die Periode ist für viele Frauen schmerzhaft, denn währenddessen zieht sich die Gebärmutter krampfartig zusammen, um die Schleimhaut abzustoßen. Endometriose-Patientinnen haben während ihrer Menstruation aber häufig mit besonders ausgeprägten Schmerzen zu kämpfen, denn die Endometrioseherde wachsen in Abhängigkeit vom Zyklus mit. Krampfartige Unterbauchbeschwerden oder Rückenschmerzen quälen Betroffene während der Periode vergleichsweise oft. Daher liegt die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) nahe. Die frei verkäuflichen Präparate helfen bei leichten bis mäßigen Schmerzen. Medikamente mit ASS können allerdings die Blutung verstärken, da sie die Gerinnung herabsetzen.

Daher mein Tipp: Verzichte lieber auf Aspirin und Co. und greife zu Paracetamol oder Ibuprofen. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training können Schmerzen laut Untersuchungen lindern. Opioide kommen übrigens nur selten bei Endometriose zum Einsatz, da sie viele Nebenwirkungen auslösen können und ein Abhängigkeitspotential besitzen.

Generell gilt: Solltest Du starke Schmerzen oder ungewöhnliche Symptome bemerken, wende Dich zeitnah an Deinen Gynäkologen.

Referenzen

  1. Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): Endometriose » Krankheitsbild » (frauenaerzte-im-netz.de), abgerufen am 24.02.2022.
  2. Diedrich, Klaus. Gynäkologie und Geburtshilfe (Springer-Lehrbuch) (German Edition) (S.303). Springer Berlin Heidelberg. Kindle-Version.
  3. Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): Acetylsalicylsäure als Schmerzmittel bei Regelschmerzen ungeeignet: www.frauenaerzte-im-netz.de, abgerufen am 24.02.2022.
  4. Winters BL, Gregoriou GC, Kissiwaa SA, Wells OA, Medagoda DI, Hermes SM, Burford NT, Alt A, Aicher SA, Bagley EE. Endogenous opioids regulate moment-to-moment neuronal communication and excitability. Nat Commun. 2017 Mar 22;8:14611. doi: 10.1038/ncomms14611. PMID: 28327612; PMCID: PMC5364458.
  5. Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose (gesundheitsinformation.de), abgerufen am 24.2.2022.
  6. Enno Freye. Opioide in der Medizin. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010.
  7. Riley KA, Benton AS, Deimling TA, Kunselman AR, Harkins GJ. Surgical Excision Versus Ablation for Superficial Endometriosis-Associated Pain: A Randomized Controlled Trial. J Minim Invasive Gynecol. 2019 Jan;26(1):71-77. doi: 10.1016/j.jmig.2018.03.023. Epub 2018 Mar 30. PMID: 29609032.
  8. Grimbizis GF, Mikos T, Tarlatzis B. Uterus-sparing operative treatment for adenomyosis. Fertil Steril. 2014 Feb;101(2):472-87. doi: 10.1016/j.fertnstert.2013.10.025. Epub 2013 Nov 26. PMID: 24289992.
  9. Kohlert A, Wick K, Rosendahl J. Autogenic Training for Reducing Chronic Pain: a Systematic Review and Meta-analysis of Randomized Controlled Trials. Int J Behav Med. 2021 Oct 27:1–12. doi: 10.1007/s12529-021-10038-6. Epub ahead of print. PMID: 34705227; PMCID: PMC8548271.

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Welche Schmerzmittel helfen dir bei Schmerzen während der Periode oder durch Endometriose am besten?

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Lea
Lea
26. Januar 2024 19:35

Was Sie hier über ASS schreiben musste ich selbst schmerzvoll herausfinden. Zusätzlich hat sich herausgestellt, dass ich eine Allergie auf ASS habe. Ich hatte wohl Glück, diese Kreislaufzusammenbrüche mit Bewusstlosigkeit überlebt zu haben.

Seit 15 Jahren nehme ich Schüßler Salze:
Nr. 7 Magnesium, als „Heiße 7“, so oft ich das Bedürfnis habe, solange bis die Krämpfe nachlassen. Sehr oft kann ich die Krämpfe ganz auffangen, wenn ich die Heiße 7 trinke, sobald ich die ersten Anzeichen von Schmerzen bekomme.
Manchmal gebe ich ein paar Tabletten Ferum (Nr. 3) dazu. Ich habe den Eindruck, mein Körper verliert dadurch weniger Blut, bzw. muss sich nicht so anstrengen, die Gebärmutterschleimhaut, samt Endometrioseherde, loszuwerden.

Ich bin 52, seit meinem 17. Lebensjahr Endometriosepatientin. Leider hat sich der Wechsel noch nicht eingestellt.

Dipl.-Ges.oec. Jennifer Ann Steinort