Kopfschmerzen bei Endometriose / während der Menstruation

Kopfschmerzen treten nicht selten während der Menstruation auf. Ursachen gibt es viele. Hormonschwankungen, die Einnahme der Antibabypille und Verspannungen können grundsätzlich Kopfschmerzen verursachen.

In der Praxis ist die Unterscheidung zwischen Kopfschmerzen und Migräne wichtig.

Ich verrate Dir heute, was genau zu Kopfschmerzen während der Menstruation führt und warum Kopfschmerzen bei Endometriose ebenfalls auftreten können.

Kopfschmerzen oder Migräne: Hier ist der Unterschied

Es ist eine Frage, die viele Kopfschmerzpatienten quält: Habe ich Kopfschmerzen oder ist es schon Migräne? Mediziner unterscheiden verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Zu den häufigsten zählen Spannungskopfschmerzen und Migräne. Die meisten von uns kommen mit Spannungskopfschmerzen ab und zu in Berührung. Sie werden als drückend, ziehend oder dumpf empfunden und treten auf beiden Kopfseiten auf. In der Regel hindern uns Kopfschmerzen nicht daran, unseren Alltag normal durchzuführen. Das ist bei Migräne anders. Per Definition liegt eine Migräne vor, wenn die klassischen Symptome mindestens sechsmal aufgetreten sind [1, 2].

Folgendes weist auf Migräne hin:

  • ausgeprägte pulsierende, pochende oder hämmernde Schmerzen, die sich im vorderen Kopfbereich abspielen [1].
  • die Schmerzen können halbseitig oder beidseitig auftreten, bei 60 % der Patienten ist nur eine Kopfseite betroffen [3].
  • bei Erwachsenen dauern die Attacken von 4 Stunden bis 3 Tagen an, Kinder werden mindestens 2 Stunden davon geplagt [1].
  • hinzu gesellt sich eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen oder Gerüchen [3].
  • allgemeines Krankheitsgefühl, Übelkeit und Erbrechen können auftreten [1, 3].
  • die Beschwerden verschlimmern sich bei körperlicher Aktivität [3].

Gut zu wissen!

15 % aller Menschen mit Migräne leiden zusätzlich unter einer Aura. Noch bevor es zu den eigentlichen Schmerzen kommt, machen sich neurologische Erscheinungen bemerkbar. Diese bestehen etwa über einen Zeitraum von 60 Minuten, bis sie vom Schmerz abgelöst werden.

Typisch sind Seh- und Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen, Schwindel oder Sensibilitätsstörungen. Auch das Wahrnehmen von Doppelbildern ist nicht ungewöhnlich [3].

Wie entstehen Kopfschmerzen während der Menstruation?

Kopfschmerzen können viele Ursachen haben. Manche von ihnen sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Lass uns gemeinsam erforschen, wie Kopfschmerzen entstehen können und warum sie ausgerechnet während der Menstruation auftreten.

Kopfschmerzen und Hormone

Hormone beeinflussen unser Wohlbefinden und die Fruchtbarkeit, vermitteln Schmerzen und können vor allem zu Zeiten der Menstruation einiges durcheinanderbringen. Das geht nicht immer spurlos am Körper vorbei – Kopfschmerzen können die Folge sein. Schauen wir uns das gemeinsam näher an.

  • Hormonelle Schwankungen: Die klassische Erklärung, warum es ausgerechnet während der Periode zu Kopfschmerzen kommt, sind hormonelle Schwankungen. Das klingt einleuchtend, schließlich verändert sich die hormonelle Zusammensetzung in Deinem Körper kurz vor der Menstruation und während der Monatsblutung deutlich. Noch bevor die Blutung einsetzt, fällt der Östrogen- und Progesteronspiegel rapide ab. Wenn sich die Sexualhormone mengenmäßig zurückziehen, können Kopfschmerzen durch die Hormonschwankungen auftreten. Das ist übrigens auch der Grund, warum Du womöglich unter Stimmungsschwankungen leidest.
  • Hormonelle Verhütungsmittel: Die Pille ist eines der beliebtesten Verhütungsmittel. Hier können allerdings Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen auftreten. Meist dann, wenn die einwöchige Pillenpause durchgeführt wird und somit das Geschlechtshormon Östrogen deutlich absinkt. Aus diesem Grund rät die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in ihrer Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung bei zyklusbedingten Kopfschmerzen dazu, eine kombinierte Pille im Langzeitzyklus vorzuziehen und stützt sich dabei auf Studien [4].

Vorsicht: Menschen, die Migräne mit Aura haben, besitzen ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Einnahme von einer kombinierten Antibabypille kann das Risiko verdoppeln [5]. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät Patientinnen mit Migräne ab dem 35. Lebensjahr davon ab, kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (Verhütungsmittel) anzuwenden. Tritt die Migräne mit Aura auf, rät sie sogar ganz von der kombinierten hormonellen Verhütungsform ab [6]. Die Deutsche Migräne – und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) stuft das allerdings anders ein und geht nicht von einem erhöhten Risiko aus, sodass eine Einnahme der Antibabypille nicht grundsätzlich bei Migränepatientinnen problematisch sei [7].

Die gynäkologische Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung rät von einer Verwendung von kombinierten Pillen (KOK, enthalten sowohl Östrogen als auch ein Gestagen) aufgrund des dadurch weiter erhöhten Risikos ab und empfehlen eher auf Gestagenmonopillen zurückzugreifen.

Mögliche Lösungsansätze: Die Gabe einer Antibabypille kann durch den Wegfall der Pillenpause Hormonschwankungen entgegenwirken. Bespreche am besten mit Deinem Arzt, inwieweit ein und welches Präparat Dir dabei helfen kann, die Schwankungen in den Griff zu bekommen. Gerade bei Kopfschmerzen und Migräne, die durch die Periode ausgelöst werden, kann eine Einnahme im Langzeitzyklus Linderung bringen. Leidest Du unter Migräne, solltest Du das Deinem Arzt unbedingt mitteilen, damit er bei der Pillenauswahl darauf Rücksicht nehmen kann. Möglicherweise bietet sich hier ein reines Gestagen-Präparat an [4].

Kopfschmerzen durch Blutverlust

Hast Du schon einmal etwas von der sogenannten endmenstruellen Migräne gehört? Forscher stießen auf die Besonderheit, dass sich Patientinnen in ihrer Migräne-Klinik erst zum Ende der Periode mit den typischen Beschwerden eingefunden haben. Sie machten eine Untersuchung. Dabei stellte sich heraus, dass bei 30 von 85 Migränepatientinnen erst in den letzten Tagen der Menstruation die Kopfschmerzen auftraten. Danach bestimmten die Forscher die Ferritinwerte der Frauen. Bei 28 der 30 Patientinnen waren diese zu niedrig. Ferritin ist ein Speicherstoff für Eisen. Dass die Kopfschmerzen auf hormonelle Schwankungen zurückzuführen sind, schließen die Experten aus, da die Beschwerden dann auftraten, wenn eine sehr stabile Östrogenkonzentration im Körper herrschte. Das Fazit: Frauen, die von Natur aus niedrige Ferritinwerte haben und mit dem monatlichen Blutverlust konfrontiert werden, können die empfohlenen Ferritin-Grenzwerte unterschreiten, was womöglich zu Kopfschmerzen führt. Das Phänomen nennt sich „endmenstruelle Migräne“ [8].

Mögliche Lösungsansätze: In größeren Studien sollte das Phänomen näher erforscht werden, um die Frage zu beantworten, ob sich eine Eisentherapie lohnt. Du kannst bei Deinem Arzt Deine Eisenwerte bestimmen lassen und mit Kräuterblut auf natürliche Weise nachhelfen. Bei ausgeprägten Mangelerscheinungen kann Dir Dein Arzt auch ein Eisenpräparat verschreiben.

Kopfschmerzen durch Verspannungen/Stress

Die Menstruation macht es uns nicht gerade leicht, zu entspannen. Dafür sorgen unter anderem Krämpfe im Bauch. Die verspannte Situation kann auch Kopfschmerzen hervorrufen. Verspannungen im Schulter-Nackenbereich treten übrigens besonders häufig bei Bildschirmarbeiten auf. Auch Stress kann Kopfschmerzen begünstigen. Daten von 27.122 Kopfschmerzpatienten machten deutlich, dass Stress ein erheblicher Faktor bei der Entwicklung von Kopfschmerzen ist. Auch schlechter Schlaf wurde als bedeutend benannt [9].

Mögliche Lösungsansätze: Verspannungen und Stress kann man gut entgegenwirken. Dabei nehmen Entspannungsmaßnahmen eine besondere Rolle ein. Die progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können Dir dabei helfen abzuschalten und Deine Muskeln zu entspannen. Für die Arbeit bieten sich Bewegungspausen an. Kreise Deine Schultern, gehe ein paar Runden auf dem Flur oder in der Mittagspause. Wichtig ist, dass Du Deine starre Sitzhaltung ab und zu unterbrichst. Bei Kopfschmerzen werden auch Wärme und Massagen als wohltuend empfunden.

Kopfschmerzen durch Endometriose

Bei Endometriose wächst gebärmutterschleimhautartiges Gewebe an ungewöhnlichen Stellen. Häufig betreffen die Endometrioseläsionen das kleine Becken [10]. Sie können jedoch auch im Gehirn auftreten. Neben den klassischen Symptomen einer Endometriose wie Menstruationsstörungen, Unterbauchbeschwerden und Unfruchtbarkeit können dann auch Kopfschmerzen auftreten. Allerdings ist Endometriose im Gehirn sehr selten. Wenn Du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, lege ich Dir meinen Artikel Endometriose im Gehirn ans Herz. In Studien konnte übrigens herausgefunden werden, dass Migräne bei Endometriose eine sehr große Rolle spielt. So sollen Frauen mit der Diagnose ein doppelt so hohes Risiko haben, an Migräne zu leiden [11].

Kurz und knapp

Kopfschmerzen mit Bezug zur Periode können auf viele Ursachen zurückgeführt werden. Am denkbarsten sind hormonelle Schwankungen, die im Rahmen der Menstruation oder der Pillenpause auftreten. Gemeinsam mit Deinem Gynäkologen kannst Du besprechen, inwieweit Hormonschwankungen bei Dir eine Rolle spielen und ob eine Antibabypille im Langzyklus für Dich sinnvoll ist.

Bei Migräne mit Aura gibt es jedoch einige Einschränkungen, da Patientinnen ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle haben sollen.

Forscher konnten zudem einen Hinweis darauf finden, dass der Blutverlust und der damit einhergehende gesenkte Ferritin-Spiegel womöglich zu Kopfschmerzen führen. Dabei treten die Beschwerden aber vornehmlich am Ende der Periode auf. Die Ausbalancierung des Eisenwerts mittels Eisentabletten oder Kräuterblut könnten eine mögliche Lösung sein.

Stresszustände und Verspannungen können ebenfalls Kopfschmerzen während der Menstruation hervorrufen. Hier empfehle ich Dir Entspannungsmaßnahmen, Massagen und vorbeugende Aktivitäten wie Bewegungspausen auf der Arbeit.

Endometriose kann Kopfschmerzen hervorrufen. Untersuchungen zeigen, dass Patientinnen zudem ein doppelt so hohes Risiko haben, an Migräne zu leiden. Kopfschmerzen können zum Beispiel durch Endometrioseläsionen im Gehirn hervorgerufen werden, das ist allerdings extrem selten. Kopfschmerzen sollten immer, wenn sie regelmäßig wiederkehren oder sehr ausgeprägt sind, abgeklärt werden.

Referenzen

  1. Gesundheitsinformation.de: Wie unterscheiden sich verschiedene Kopfschmerzformen?
  2. Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS). The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition (beta version). Cephalalgia. 2013 Jul;33(9):629-808. doi: 10.1177/0333102413485658. PMID: 23771276.
  3. Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft: Migräne.
  4. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG): Leitlinienprogramm: hormonelle Empfängnisverhütung. Stand: September 2020.
  5. FSRH Clinical Guideline: Contraception for Women Aged over 40 Years (August 2017, amended September 2019
  6. World Health Organization: Medical eligibility criteria for contraceptive use.
  7. Deutsche Migräne – und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG): Empfehlungen_Migraene_Antibabypille
  8. Calhoun AH, Gill N. Presenting a New, Non-Hormonally Mediated Cyclic Headache in Women: End-Menstrual Migraine. Headache. 2017 Jan;57(1):17-20. doi: 10.1111/head.12942. Epub 2016 Oct 5. PMID: 27704538.
  9. Pellegrino ABW, Davis-Martin RE, Houle TT, Turner DP, Smitherman TA. Perceived triggers of primary headache disorders: A meta-analysis. Cephalalgia. 2018 May;38(6):1188-1198. doi: 10.1177/0333102417727535. Epub 2017 Aug 20. PMID: 28825314.
  10. Diedrich, Klaus. Gynäkologie und Geburtshilfe (Springer-Lehrbuch) (German Edition) (S.300). Springer Berlin Heidelberg. Kindle-Version.
  11. Ferrero S, Pretta S, Bertoldi S, Anserini P, Remorgida V, Del Sette M, Gandolfo C, Ragni N. Increased frequency of migraine among women with endometriosis. Hum Reprod. 2004 Dec;19(12):2927-32. doi: 10.1093/humrep/deh537. Epub 2004 Oct 28. PMID: 15513980.

Leidest du auch öfters unter Kopfschmerzen oder Migräne? Ist dir ein Zusammenhang mit der Periode, Endometriose oder der Pille aufgefallen?

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Dipl.-Ges.oec. Jennifer Ann Steinort