Wie die Ernährungsumstellung bei Endometriose gelingt

Ernährungsumstellung bei Endometriose

Eine Ernährungsumstellung bei Endometriose ist wirksam.

Eine Ernährungsumstellung bei Endometriose macht richtig Sinn, denn die Ernährung kann wesentlich dazu beitragen, Beschwerden zu lindern. Die eigene Ernährung umzustellen ist aber nur dann sinnvoll, wenn es langfristig gelingt und nicht zu einer kurzfristigen Art „Diät“ mutiert. Wie stellt man also die Ernährung sinnvoll um und wie erreicht man eine langfristig Veränderung?

Eine neue Fremdsprache lernen

Eine Ernährungsumstellung ist ein wenig so, als würde man eine neue Fremdsprache lernen: am Anfang ist man hoch motiviert, lernt fleißig und übt regelmäßig. Doch mit der Zeit sinkt die Motivation und man beginnt, grundlegende Dinge wieder zu vergessen. Selbst dann, wenn man die Fremdsprache irgendwann fließend spricht, fällt man doch in Stresssituationen immer wieder in die Muttersprache zurück.

Ähnlich ist das bei einer Ernährungsumstellung: anfangs werden intensiv Kochbücher studiert, man konsultiert professionelle Ernährungsberater und hat Spaß daran, neue Rezepte auszuprobieren und neue Lebensmittel kennenzulernen. Und irgendwann, im stressigen Alltag, ist es doch einfacher, wieder zum gewohnten Essverhalten zurückzukehren. Genau das ist der Punkt, wo eine kurzfristige Diät zu einer langfristigen Ernährungsumstellung wird: den „Rückfall“ erkennen und zur neu erlernten Fremdsprache zurückkommen. Wie schafft man das?

Professionelle Ernährungsberatung ist sinnvoll

Ernährungsberatung

Eine Ernährungsumstellung sollte von einer zertifizierten Ernährungsberatung begleitet werden.

Wer die Ernährung umstellen möchte, muss zunächst verstehen, was dahinter steckt. Dabei hilft es nicht, nur zu wissen, dass dieses oder jene Lebensmittel „gut“ oder „schlecht“ ist, sondern auch, warum das so ist. Was genau bewirkt diese oder jene Ernährungsweise, was passiert genau im Körper, wenn man dieses oder jene Lebensmittel isst? Das Wissen über die körpereigenen Vorgänge schafft erst das Verständnis, auf dem jede langfristige Ernährungsumstellung fußen kann. Mit dieser Fachkenntnis gelingt es dann, nicht nur stumpf Rezepte „abzuarbeiten“, sondern selbst kreativ zu werden und damit flexibel auf alle Herausforderungen und Ernährungssituationen reagieren zu können.

Dieses theoretische Verständnis kann man sich zwar auch durch Bücher aneignen, aber diese beantworten keine Fragen und kennen nicht die persönliche Lebenssituation. Und es sind leider sehr viele Bücher auf dem Markt, die weit, sehr weit entfernt von Medizin und Wissenschaft, aber sehr eng an Profit und Marketing orientiert sind. Als Laie da die richtige Wahl zu treffen, ist fast unmöglich. Die meisten Bücher, die wirklich das Wissen aus Medizin und Wissenschaft vermitteln, sind meist leider nicht für Laien gemacht und daher alles andere als gut verständlich geschrieben.

Eine individuelle und persönliche Ernährungsberatung ist dadurch schlecht zu ersetzen. Wichtig ist für den langfristigen Erfolg auch, dass diese Ernährungsberatung nicht einmalig erfolgt, sondern die gesamte Ernährungsumstellung begleitet. Während der Beratungsstunde scheint nämlich noch alles klar und logisch, doch daheim am Herd sieht die Welt dann doch ganz anders aus.

In den ersten Wochen sollte daher eine wöchentliche Beratung stattfinden, später reicht es monatlich oder vierteljährlich. Eine begleitende Ernährungsberatung ist nicht nur dafür da, um von Anfang an Mangel- oder Fehlernährung auszuschließen, sondern auch, um „Ausrutscher“ und „Rückfälle“ zu erkennen und einen behutsam wieder „auf Kurs“ zu bringen .

Wie findet man eine professionelle Ernährungsberatung?

Zertifikat

Nicht jeder, der sich „Ernährungsberater“ nennt, ist auch medizinisch ausgebildet.

Die Berufsbezeichnung „Ernährungsberater“ ist in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Jeder, der behauptet, Schokolade sei gesund, darf sich genauso „Ernährungsberater“ nennen wie Menschen, die ihr Geld mit dem Verkauf von „gesundheitsfördernden Mittelchen“ verdienen. Für Außenstehende ist es daher schwierig, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Folgende Kriterien sind gute Hinweise darauf, dass die Beratung auf Medizin und aktueller Wissenschaft basiert und nicht auf Alternativmedizin, Produktvertrieb und anderem „Hokuspokus“: Ein seriöser Ernährungsberater

Verkauft keine Produkte

Hat eine wissenschaftliche oder medizinische Ausbildung (z.B. durch die Bundesärztekammer) oder

Ist Ernährungsmediziner oder

Oecotrophologe oder

Diätassistent und

Ist von der gesetzlichen Krankenkasse anerkannt (Kosten werden im Rahmen der Präventionsprogramme oder aufgrund der ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung ganz oder teilweise übernommen)

Allein die Ausbildung garantiert jedoch nicht die Professionalität: auch mit der besten Ausbildung kann der Titel zum Verkauf von „Zusatzprodukten“ missbraucht werden und Marketing geschickt als „Wissenschaft“ verpackt zur Verkaufsförderung genutzt werden. Wenn Produkte verkauft werden, ist also immer Vorsicht angesagt!

Ernährungsumstellung bei Endometriose

Über die Webseiten der Berufsverbände lässt sich eine fachkundige Ernährungsberatung in der Nähe finden.

Über die Webseiten des Berufsverbandes Oecotrophologie (VDOE), Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V. (BDEM), die Deutsche Gesellschaft der qualifizierten Ernährungstherapeuten und Ernährungsberater e.V. (QUETHEB), Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED), und Verband der Diätassistenten (VDD) kann man einfach online nach einer qualifizierten Ernährungsberatung suchen.

Nicht alle Ernährungsberater sind fit im Thema „Ernährungsumstellung bei Endometriose“. Aber die Ernährungsberater auf diesen Listen sind gut ausgebildet um zum Thema Reizdarm, Blähungen, Histamin, vegetarische oder vegane Ernährung und anderen Endometriose-spezifischen Ernährungsthemen zu beraten und eine diesbezügliche Ernährungsumstellung langfristig zu begleiten.

Was kann ich selbst tun?

Eine Ernährungsumstellung bei Endometriose geschieht nicht über Nacht, sondern ist ein langsamer und langwieriger Prozess. Es nützt meist nichts, den gesamten „unpassenden“ Lebensmittelvorrat zu entsorgen, um dann kurze Zeit später doch wieder ins alte Essverhalten zurückzufallen. Folgende Tipps helfen, die Ernährungsumstellung bei Endometriose zu schaffen:

Keine Verbote

Je strikter man die Ernährungsumstellung betreibt, desto größer das Risiko für einen Rückfall und Essstörungen. Es sollte keine komplett verbotenen Lebensmittel geben, denn „einmal in der Woche ist Sonntag“. Ein Tag, bzw. eine Mahlzeit, bei der alles erlaubt ist. Auch, wenn es der Dienstag ist, an dem man sich dann doch etwas gönnt, was mit der neuen Ernährung nicht wirklich in Einklang ist. Eine Mahlzeit pro Woche (es muss ja nicht am Sonntag sein) darf aus dem Rahmen fallen, nichts ist verboten. Das erhöht die Widerstandskraft an den anderen Tagen, der Versuchung der alten Gewohnheiten zu widerstehen.

lachende Köchin

Selbst kochen

Wer selbst kocht, hat die volle Kontrolle über alle Zutaten. Industriell verarbeitete Lebensmittel enthalten meist Dinge, die nicht nur bei Endometriose ungesund sind. Trans-Fettsäuren zum Beispiel. Natürlich ist ab und zu ein Fertiggericht okay, aber nur „sonntags “.
Und auch, wenn jetzt viele denken „so viel Zeit hab ich nicht“: es lohnt sich!

Kreative Zeitplanung

Viele haben das Gefühl, nicht genug Zeit zum Kochen zu haben. Manche finden noch nicht einmal Zeit zum Einkaufen. Doch häufig gibt es mit etwas Kreativität Abhilfe. Biohöfe und Bioläden liefern Kisten mit Lebensmitteln nach Hause und auch die konventionellen Supermärkte bieten Bringdienste und Onlinebestellung an. So spart man Zeit und bekommt durch die bunt gemixten Biohofkisten auch Inspiration durch neues Gemüse und Überraschungszugaben. Statt Essen zu gehen, kann man mit Freunden kochen oder am Wochenende gleich Gerichte für die halbe Woche kochen und einfrieren. Wo ein Wille ist, da ist meist  auch ein effizienter Weg.

Partner und Familie mit einbeziehen

Kocht man nur für sich allein, ist eine Ernährungsumstellung bei Endometriose einfacher als dann, wenn ein Partner oder die gesamte Familie mit am Tisch sitzen. Eine Ernährungsumstellung hin zu wenig oder keinen tierischen Produkten ist nicht nur bei Endometriose gesund, sondern nützt auch der gesamten Familie. Leider ist dies insbesondere für männliche Familienmitglieder nicht einfach, weswegen es sehr hilfreich ist, wenn der Partner die ersten Beratungstermine der Ernährungsberatung mit besucht. Hat er dasselbe Wissen, kann er auf dieser Grundlage die Ernährungsumstellung nachvollziehen, unterstützen und für sich selbst auch als positiv ansehen.

Darüber reden

Wenn das soziale Umfeld z.B. erfährt „ich werde jetzt Vegetarier“ kann es bei der Ernährungsumstellung nicht nur mit persönlichen Erfahrungen unterstützen und auf die neue Ernährung Rücksicht nehmen, sondern auch weiter motivieren, wenn man „vom Weg abkommt“ und beim gemeinsamen Essen dann doch die gemischte Grillplatte bestellt.

Ein Ernährungstagebuch führen

Dabei ist wichtig, wann welche Menge welcher Lebensmittel gegessen und getrunken wurden und wie der Tag diesbezüglich war. Wie waren die Schmerzen? Gab es sonstige Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Blähungen etc.? Je detailreicher das Ernährungstagebuch geführt wird, desto hilfreicher ist es. Dieses Ernährungstagebuch hilft auch dem Ernährungsberater und dem Arzt  und sollte auch alle spontan aufkommenden Fragen festhalten, um diese beim nächsten Beratungstermin klären zu können.

Schritt für Schritt

An eine neue Ernährungsform muss man sich langsam heranarbeiten und Misserfolge als Ermutigung sehen, es noch einmal zu versuchen. Von heute auf morgen Fleisch durch Tofu zu ersetzen, ist nicht der richtige Weg. Richtig wäre aber, Alternativen zu tierischen Produkten in aller Ruhe zu probieren. Und wenn es zunächst nicht schmeckt, diese nicht pauschal abzulehnen, sondern zu lernen, wie solche Lebensmittel richtig zubereitet werden und immer neue Variationen und Produkte ausprobieren. Nicht alles auf einmal, sondern Schritt für Schritt. „Hauruck“ überfordert nur und führt meist zu schnellem Aufgeben. Eine neue Sprache lernt man auch nicht über Nacht!

Keine Kochbücher kaufen

Klingt komisch, aber ist wahr: das Nachkochen von Rezepten aus Kochbüchern kann kein Alltag sein, denn es ist zeitaufwändig, erfordert oft Zutaten, die nicht im Haus sind (und danach im Schrank verstauben) und vermittelt oft Wissen, das wenig mit Medizin und Wissenschaft zu tun hat. Gelegentlich ein neues Rezept ausprobieren ist prima, nur nach Rezept zu kochen führt nicht zu langfristigem Erfolg. Sinnvoll ist hingegen, eine sehr ausführliche Nährwerttabelle zu kaufen, um die bei tierfreier oder vegetarischer Ernährung kritischen Nährstoffe im Blick haben zu können.

Eigene Rezepte umbauen

Die Gerichte, mit denen man aufgewachsen ist, Gerichte, die man seit Jahren gewohnt ist und aus den normalen Vorräten ohne lange Rezeptanleitungen zu realisieren sind, sind auch die Gerichte, die langfristig auf dem Teller landen werden – und das auch sollen. Nur in einer optimierten Form. Einzelne Zutaten werden ersetzt, um das Gericht der neuen Ernährung anzupassen, aber der Grundgeschmack bleibt. Schließlich hat jeder von uns sein persönliches „Soul Food“. Unsere Lebensmittelaustauschtabelle ist ein guter Einstieg, ein Ernährungsberater vermittelt das Wissen dazu, gibt Zubereitungstipps und kennt weitere Tricks .

Plan machen

Insbesondere dann, wenn der „Umbau“ eigener Gerichte Zutaten erfordert, die vor der Ernährungsumstellung nicht im Vorratsschrank standen ist es hilfreich, einen Wochenplan mit allen Gerichten aufzustellen. Dann kann man im Voraus jedes Gericht schon mit den neuen Lebensmitteln umbauen und entsprechend einkaufen. So klappt im Stress des Alltags die Umsetzung und man gerät nicht in „Gefahr“, doch wieder „wie gehabt“ zu kochen, weil die neue Zutat fehlt.

Eine Ernährungsumstellung bei Endometriose sollte mindestens in der Anfangszeit von einer zertifizierten Ernährungsberatung relativ engmaschig begleitet werden. Je größer das Verständnis und das Wissen um die wissenschaftlichen und medizinischen Hintergründe, desto größer die Chance, dass die Ernährungsumstellung langfristig ist und zum gewünschten zum Erfolg führt.

Je näher die neue Ernährung sich an den Gerichten der alten Ernährung orientiert desto besser klappt die Umstellung. Und wenn die gesamte Familie mit einbezogen sowie das soziale Umfeld darüber informiert ist, dann sorgt die Unterstützung ebenfalls für mehr Ausdauer und Erfolg. Eine Ernährungsumstellung ist keine kurzfristige Diät, sondern muss als „Lebensprojekt“ angegangen und dementsprechend behutsam umgesetzt werden.

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Silke Neumann (zertifizierte Ernährungsberaterin)
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