01.02.2025

Endometriose: Fakten statt Mythen

6 Min. Lesezeit

Endometriose ist eine komplexe und oft missverstandene Erkrankung, die noch immer von zahlreichen Mythen umgeben ist. Vielleicht hast du dich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt und bist dabei auf einige dieser Irrtümer gestoßen. Leider können falsche Annahmen zu Fehldiagnosen, unnötiger Verunsicherung oder unzureichender Behandlung führen.

Deshalb wollen wir heute einige der häufigsten Mythen rund um Endometriose genauer unter die Lupe nehmen. Was steckt wirklich dahinter – und was entspricht eher einem weitverbreiteten Missverständnis? Denn gut informiert zu sein, ist der erste Schritt zu einer besseren Versorgung und einem besseren Verständnis dieser Erkrankung.

Inhalt:

Mythos 1: „Mit Endometriose kann ich den Kinderwunsch vergessen“

Mythos 2: „Ein unauffälliger Ultraschall bedeutet, dass ich keine Endometriose habe“

Mythos 3: „Werd doch einfach schwanger, dann geht das weg“

Mythos 4: „Nach der OP oder Gebärmutterentfernung ist die Endometriose weg“

Mythos 5: „Endometriose ist nur eine schmerzhafte Periode“

Inhalt:

Mythos 1: „Mit Endometriose kann ich den Kinderwunsch vergessen“

Es stimmt, dass Endometriose das Schwangerwerden erschweren kann. Entzündungsprozesse im Bauchraum, Verwachsungen oder Endometrioseherde an den Eierstöcken können die Fruchtbarkeit beeinflussen. Tatsächlich gehört ein unerfüllter Kinderwunsch zu den häufigen Begleiterscheinungen der Erkrankung [1], [2], [3].

Doch das bedeutet nicht, dass eine Schwangerschaft unmöglich ist. Viele Betroffene werden trotz Endometriose auf natürlichem Weg schwanger, andere mithilfe einer Kinderwunschbehandlung. Und ja, es gibt auch Fälle, in denen es nicht klappt. Aber pauschal zu sagen, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist, wäre falsch.

Falls du dir ein Kind wünschst und bisher nicht schwanger geworden bist, ist ein spezialisiertes Kinderwunschzentrum mit Erfahrung in der Endometriose-Behandlung die beste Anlaufstelle. Dort bekommst du eine individuelle Beratung und die bestmögliche Unterstützung auf deinem Weg [1].

Unser Tipp: Lass dich nicht entmutigen! Falls du dir ein Kind wünschst, gibt es viele Möglichkeiten, deinen Körper zu unterstützen.

Mythos 2: „Ein unauffälliger Ultraschall bedeutet, dass ich keine Endometriose habe“

Es stimmt, dass Endometriose manchmal im Ultraschall sichtbar ist – besonders, wenn größere Endometrioseherde oder Zysten (Endometriome) vorliegen. Doch viele Formen der Erkrankung, insbesondere kleine oder oberflächliche Herde, lassen sich mit einem herkömmlichen Ultraschall nicht erkennen. Außerdem gibt es Bereiche im Körper, die mit dem Ultraschallgerät nur schwer einsehbar sind. Die einzige Methode, um Endometriose zweifelsfrei festzustellen, ist die Bauchspiegelung. Sie ermöglicht die direkte Sicht auf Herde und die Entnahme von Gewebeproben zur histologischen Untersuchung. Dies gilt auch für sehr kleine oder versteckte Herde, die mit bildgebenden Verfahren nicht sichtbar sind [4], [5], [6].

Daher ist es problematisch, wenn Ärzt:innen Endometriose allein aufgrund eines unauffälligen Ultraschalls ausschließen. Aussagen wie „Ihre Symptome sind untypisch, der Ultraschall ist unauffällig – also halte ich Endometriose für unwahrscheinlich“ kommen leider häufig vor. Doch die Wahrheit ist: Ein unauffälliger Ultraschall beweist nicht, dass keine Endometriose vorhanden ist.

Wenn du Beschwerden hast, die auf Endometriose hindeuten, solltest du dich nicht von einer solchen Einschätzung verunsichern lassen. Eine spezialisierte Endometriose-Sprechstunde oder eine weiterführende Diagnostik (z. B. eine Bauchspiegelung) kann dir helfen, Klarheit zu bekommen.

Die Endo-App begleitet dich im Alltag mit Endometriose. Reduziere deine Symptome und Beschwerden mit zahlreichen Tipps und praktischen Übungen!

MEHR ERFAHREN

Mythos 3: „Werd doch einfach schwanger, dann geht das weg“

Dieses Gerücht hält sich hartnäckig – doch leider ist es falsch. Eine Schwangerschaft kann Endometriose nicht heilen. Zwar verändert sich während der Schwangerschaft die Hormonlage, insbesondere durch einen erhöhten Progesteronspiegel, was bei vielen Betroffenen vorübergehend zu einer Besserung der Beschwerden führt. Doch nach der Geburt pendelt sich der Hormonhaushalt wieder ein – und damit kehren oft auch die Symptome zurück– manchmal sogar stärker als zuvor. Die Endometrioseherde verschwinden nicht, sondern bleiben bestehen. Stillen kann die Beschwerden zwar vorübergehend lindern, solange die Periode ausbleibt, aber auch das ist keine dauerhafte Lösung [7], [8].

Hinzu kommt, dass eine Schwangerschaft keine „Behandlungsmethode“ ist. Erstens ist es mit Endometriose oft gar nicht so einfach, schwanger zu werden. Zweitens gibt es auch Betroffene, die während der Schwangerschaft stärkere Beschwerden haben. Und drittens bedeutet eine Schwangerschaft eben nicht nur eine mögliche Linderung der Symptome, sondern auch ein Kind – mit allen Herausforderungen, die das mit sich bringt.

Falls du dir ein Kind wünschst, kann es natürlich sein, dass du während der Schwangerschaft von der veränderten Hormonsituation profitierst. Aber wenn du eigentlich nicht schwanger werden möchtest, dann ist Endometriose definitiv kein Grund, es trotzdem zu tun. Denn so „einfach“ ist es leider nicht.

Mythos 4: „Nach der OP oder Gebärmutterentfernung ist die Endometriose weg“

Leider ist das nicht so einfach. Endometriose kann nach einer Operation wiederkommen. Um das Risiko zu minimieren, ist es wichtig, dass eine erfahrene Fachkraft die OP durchführt und alle Herde gründlich entfernt. Doch selbst dann gibt es keine Garantie, dass die Erkrankung nicht zurückkehrt.

Auch die Entfernung der Gebärmutter bedeutet nicht automatisch das Ende der Endometriose. Schließlich gibt es auch Fälle, in denen Betroffene nach einer Hysterektomie weiterhin Endometrioseherde haben.Einzig die Adenomyose, also Wucherungen von gebärmutterschleimhautartigem Gewebe in der Gebärmutterwand, verschwindet mit der Gebärmutterentfernung. Für einige Betroffene bringt dieser Eingriff eine deutliche Linderung, aber das ist individuell verschieden und sollte gut überlegt und besprochen werden [9], [10],[11].

Deshalb gilt: Sei skeptisch, wenn jemand von „Heilung“ spricht. Wissenschaftlich gibt es aktuell und auch in naher Zukunft keine Heilungsmöglichkeit für Endometriose – nur Behandlungsansätze, die die Beschwerden lindern können.

Der Endo-Newsletter

✓ Gewinne mit etwas Glück ein TENS-Gerät
✓ Erhalte Tipps & Erfahrungsberichte
✓ Bleib auf dem Laufenden rund um das Thema Endometriose

Anmelden

Der Endo-Newsletter

✓ Gewinne mit etwas Glück ein TENS-Gerät
✓ Erhalte Tipps & Erfahrungsberichte
✓ Bleib auf dem Laufenden rund um das Thema Endometriose

Anmelden

Möchtest du keinen Blogbeitrag mehr verpassen? Dann melde dich zu unserem Newsletter an und erhalte regelmäßig spannende Updates!

ZUM NEWSLETTER

Mythos 5: „Endometriose ist nur eine schmerzhafte Periode“

Das ist leider ein großer Irrtum. Ja, Endometriose kann starke Regelschmerzen verursachen, aber die Erkrankung umfasst weitaus mehr als das. Viele Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen, die nicht nur während der Periode auftreten. Auch außerhalb des Zyklus können Schmerzen auftreten, ebenso wie Verdauungsprobleme, extreme Müdigkeit und Erschöpfung oder Schwierigkeiten beim Schwangerwerden. Die Endometrioseherde können auch auf andere Organe wie den Darm oder die Blase übergreifen, was zu zusätzlichen Beschwerden führt. In vielen Fällen wird die Krankheit nicht ernst genommen, und manche Ärzt:innen reduzieren sie auf „starke Regelschmerzen“. Doch Endometriose ist eine systemische Erkrankung, die vielfältige und komplexe Symptome mit sich bringen kann [12].

Neben den bekannten Periodenschmerzen gibt es also auch chronische Schmerzen, die beim Sex auftreten können, Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, extreme Erschöpfung (Fatigue) und Unfruchtbarkeit. Endometriose ist viel mehr als nur Periodenschmerzen – sie kann den gesamten Körper betreffen und das Leben der Betroffenen erheblich einschränken.

Mythos 6: „Endometriose verschwindet nach den Wechseljahren“

Diese Annahme ist leider nicht immer zutreffend. Es stimmt, dass der natürliche Rückgang mancher Hormone wie Östrogen nach den Wechseljahren bei Vielen zu einer Linderung der Symptome führen kann. Doch das ist keine Garantie. Manche Betroffene haben auch nach der Menopause weiterhin Beschwerden, insbesondere wenn Endometrioseherde Narbengewebe oder Verwachsungen hinterlassen haben, die weiterhin schmerzhaft sein können [13].

Der Gedanke, dass Endometriose mit den Wechseljahren einfach von selbst verschwindet, ist also nicht richtig. Endometriose kann auch nach der Menopause noch Symptome verursachen – in manchen Fällen bleiben Beschwerden bestehen oder können sogar wieder auftreten.

Unser Tipp: Sei skeptisch bei Heilversprechen!

Es gibt viele Behandlungsansätze, die helfen können, aber eine echte Heilung gibt es derzeit nicht. Falls dir jemand eine “Wunderlösung” verspricht, sei vorsichtig. Setze stattdessen auf fundierte Informationen, ärztliche Beratung und einen individuellen Behandlungsplan.

Hast du selbst Erfahrungen mit Endometriose-Mythen gemacht?

Die Endo-App ist für dich ✓kostenfrei auf Rezept ✓wissenschaftlich fundiert ✓individuell auf dich zugeschnitten. Erfahre hier, wie du sie kostenfrei erhalten kannst!

MEHR ERFAHREN

Quellennachweise

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Louisa Zschenderlein

Medizinjournalistin

Louisa ist wissenschaftliche Redakteurin im Redaktionsteam der Endo Health GmbH. Als Medizinexpertin hat sie tiefe Einblicke in aktuelle Forschungsthemen. Diese wertvollen Informationen aufzubereiten und für Betroffene und Interessierte zugänglich zu machen, ist ihre Leidenschaft.

Fachlich geprüft

Dieser Text wurde fachlich, nach bestem Wissen und Gewissen, geprüft. Er wurde auf Grundlage der aktuellen Forschung erstellt. Trotzdem können und wollen wir kein ärztliches Gespräch oder ärztliche Aufklärung ersetzen.